Hessen: Odenwald / Taunus / Vogelsberg / Waldgirmes / Altenmittlau / Richelsdorfer Gebirge / Andere
Bei
Reichenbach im Lautertal befindet sich ein fünf Kilometer langer Quarzgang. Dort wurde früher der Odenwald-Quarz abgebaut. Heute steht das Gebiet unter Naturschutz. Der
Quarz ist meistens von farbigen Mineralen durchsetzt. Westlich von Reichenbach liegt der
Borstein, östlich davon der
Hohenstein. Beide Fundstellen liefern in etwa die gleichen Minerale. Der Borstein gilt als Typlokalität für das Kupferhydroxidphosphat
Reichenbachit. Das Gebiet bei Reichenbach liefert viele schöne Mineralien, zum Beispiel
Azurit,
Bariopharmakosiderit,
Beudantit,
Bismutit,
Cornwallit,
Duftit,
Malachit,
Mimetesit,
Olivenit,
Pseudomalachit oder
Strashimirit Der
Pyromorphit kommt in vielen verschiedenen Farben vor, speziell ist die weiße, farblose
Varietät. Es werden auch sehr seltene Minerale gefunden wie Petitjeanit,
Pucherit oder Vauquelinit.
Weiter
nördlich in der Höhe von Pfungstadt liegt östlich davon
Nieder-Beerbach. Der
Steinbruch am Glasberg ist berühmt für seine einmaligen Stufen mit
Silber gediegen und für seine Silbererze wie
Akanthit,
Chlorargyrit,
Pearceit oder
Stromeyerit in blaugrau glänzenden Aggregaten. Proustit und Xanthokon sind chemisch gleich aufgebaut. Der rote
Proustit kristallisiert im trigonalen System, das eher orangefarbene
Xanthokon kristallisiert im monoklinen System.
Skutterudit und
Nickelskutterudit sind kaum voneinander zu unterscheiden. Die Fahlerze wie
Tennantit erkennt man am tetraedrischen Habitus. Der
Wurtzit stellt die Hochtemperaturmodifikation des
Sphalerits dar. Der
Safflorit und auch der
Klinosafflorit können pseudomorph nach Silber oder nach anderen Mineralen auftreten. Der
Löllingit kann ebenfalls eine Pseudomorphose oder sogar eine Perimorphose darstellen. Der
Bleiglanz bildet perfekte Würfel oder andere Kristallformen des kubischen Systems. Es kommen auch
Prehnit und
Pyrophyllit vor oder Zeolithe wie
Natrolith und
Stilbit.
Nur wenig nordöstlich vom Steinbruch am Glasberg liegt
Waschenbach mit dem Steinbruch Thomas und dem Steinbruch am Emmertsberg. Dort werden zum Beispiel schöner
Calcit mit
Baryt oder
Quarz gefunden, sowie
würfelförmiger Heulandit. Der Aoritbruch bei
Erlenbach ist vor allem für gut ausgeprägten
Arsenopyrit bekannt. Auch
Granat wird im Odenwald gefunden: Fundstellen für den Grossular sind zum Beispiel die
Hohe Waid bei Schriesheim oder die
Bangertshöhe in Hochstädten. Die blaue Beryllvarietät
Aquamarin kommt im Steinbruch am Gärtnerskopf bei
Ober-Mengelbach vor.
Aus den Barytgruben bei
Ober-Ostern wurden früher riesige Kristalle mit tafelförmigem
Baryt geborgen. Im heute geschlossenen Steinbruch am
Roßberg bei Roßdorf kommen verschiedene Zeolithe wie
Natrolith und die typischen Begleitminerale vor. Bekannte Fundstellen für
Hämatit im Odenwald sind die Steinbrüche am Knosberg bei
Groß-Umstadt. Im Steinbruch Dunkle Platte bei
Reinheim wird Fluorit in schönen Oktaedern gefunden. Aus der Ton- und Sandgrube der Alten Ziegelei bei
Groß-Zimmern im Kreis Darmstadt stammen Konkretionen mit „Sandcalcit“ in kugelförmigen Gebilden. Sie kommen dadurch zustande, dass beim Wachstum des
Calcits Sand eingeschlossen wird. Das
Hydrogencarbonat-Carbonat-Gleichgewicht im Wasser wird durch den lockeren Sand gestört. Dabei kristallisiert das entstehende Calciumcarbonat aus, und Kohlenstoffdioxid wird frei.
Taunus (Hessen)
Der Taunus ist ein Gebirgsstreifen, der von den Flüssen Rhein, Main und Lahn begrenzt wird. Ein Teil davon liegt im Bundesland Hessen, der nordwestliche Teil in
Rheinland-Pfalz. Im hessischen Teil sind vor allem zwei Fundstellen bei den Sammlern bekannt, bei denen hervorragender
Pyromorphit gefunden wird. Die Stufen aus der ehemaligen Grube Vereinigung aus
Eisenbach bei Selters sind oft mit
Cerussit kombiniert. Der Fundort ist Typlokalität für das gelbe Blei-Eisen-Phosphat Pattersonit. Der Ort
Kransberg ist ein Stadtteil von Usingen im Hochtaunuskreis. Bei Kransberg liegen die Grube Heinrich und die Grube Jeanette, die beide ebenfalls sehr schönen Pyromorphit liefern. Aus der Grube Heinrich stammt auch
Corkit in kleinen gelben oder gelbbraunen Kristallen. Berühmt ist auch der Quarzitgang bei
Usingen, in dem schöner
Rauchquarz gefunden wird. Im Steinbruch Birkenkopf am Mensfelder Kopf bei
Mensfelden im Landkreis Limburg-Weilburg kommt
Fluorit vor. Der Steinbruch ist auch für schönen
Bertrandit bekannt.
Im nördlichen Taunus – acht Kilometer östlich von Weilburg – liegt
Philippstein, ein Stadtteil der Stadt Braunsfeld. Früher wurden dort Eisenerze abgebaut. In den Diabas-Steinbrüchen zwischen Philippstein und Altenkirchen findet man
Quarz und
Calcit in schönen Paragenesen mit rötlichem
Lepidokrokit, der wahrscheinlich durch Verwitterung aus dem
Hämatit oder anderen Eisenerzen entstanden ist.
Chalkopyrit und
Pyrit bilden meistens nur kleine Kristalle. Das gleichzeitige Auftreten dieser Minerale führt zu höchst interessanten und faszinierenden Paragenesen für den Micromounter.
Vogelsberg
Der Vogelsberg ist ein Gebirge mit einer alten Vulkanregion in Hessen. Im vulkanischen Basalt kommen in zahlreichen Steinbrüchen typische Minerale wie
Natrolith,
Phillipsit oder
Thomsonit vor. Die bekannten Mineralfundstellen liegen überwiegend am westlichen Rand des Gebirges. Im
Steinbruch Maykranz bei Langd im Landkreis Gießen findet man zum Beispiel auch
Aragonit in Perlen oder in nadeliger Form, dann auch
Chabasit,
Erionit,
Faujasit,
Hämatit,
Montmorillonit und sogar
Hyalith. Dieser transparente Opal füllt die Blasen im Basalt. Ähnliche Minerale treten im Steinbruch am
Gaulsberg bei Ortenberg oder am
Attenberg bei Buseck auf. Eine alte Fundstelle für den
Phillipsit ist der
Steinbruch Bonacker bei Gedern. Er kommt dort in kugeligen Aggregaten vor, die mit rhomboedrischem
Chabasit vergesellschaftet sind.
Grube Rotläufchen bei Waldgirmes
Die Halden des früheren Tagebaubergwerks Grube Rotläufchen sind heute weitgehend mit Wald bewachsen. Die Spezialität der Grube sind Phosphate, zu denen auch der rosarote bis violette
Strengit zählt. Das bekannteste Mineral aus
Waldgirmes ist
Kakoxen, das in gelben Nadeln kristallisert und auch bizarre Formen wie bräunliche Kugeln oder gelbe Sonnen zeigt. Das Mineral tritt in Kombination mit allen anderen Mineralen der Grube auf. Der früher genannte „Oxiberaunit“ oder „Eleonorit“ wird heute dem Mineral
Beraunit zugeordnet. Die mit „Laubmannit“ bezeichneten, radialstrahligen Aggregate stellen nach Frondel (1949) ein Mischmineral dar, bestehend aus
Dufrénit,
Kidwellit und
Beraunit. Der grüne
Kidwellit kommt in verschiedenen Formen vor, zum Beispiel kugelig, blockig oder nadelig. Bei den früher mit „Coeruleolactin“ bezeichneten olivgrünen, kugeligen Aggregaten handelt es sich um eine Mischreihe zwischen Planerit und
Türkis. Der
Rockbridgeit bildet dunkelbraune Kristalle. Der
Goethit zeigt manchmal bunt angelaufene Schichten über der braunschwarzen Matrix aus
Limonit. Der
Variscit bildet weiße, kugelige Aggregate, oder er überzieht andere Minerale, zum Beispiel den
Kidwellit. Einen
Wavellit erkennt man an den langgezogenen bis nadeligen Kristallen, die oft radialstrahlig angeordnet sind. Der sehr ähnliche und äußerlich kaum unterscheidbare Fluorwavellit kommt in Waldgirmes ebenfalls vor.
Altenmittlau
Etwa 30 Kilometer östlich von Frankfurt im Spessart liegt der Steinbruch Schmitt bei
Altenmittlau, in dem hervorragend auskristallisierter
Azurit gefunden wird. Manche der tiefblauen Kristalle sind transparent oder sie bilden in blockiger Form kugelige Gebilde. Die früher als „Pseudomalachit“ bezeichneten Stücke sind wohl eher Pseudomorphosen von
Malachit nach Azurit. Der Azurit tritt gerne zusammen mit
Malachit auf, manchmal auch mit weiteren Mineralen: Der grüne
Konichalcit kann dem Malachit sehr ähnlich sein, die kugeligen Aggregate des Konichalcits zeigen gerne Glasglanz. Die Bestimmung der häufig vorkommenden, apfelgrünen Krusten ist schwierig, in Frage kommen
Cuproadamin,
Olivenit oder
Zinkolivenit. Ähnliche krustige Überzüge und Kristalle kommen auch beim
Bayldonit, beim
Beudantit, beim
Gartrellit oder beim
Duftit vor. Typische Bleiminerale sind
Anglesit (auch nadelig!),
Cerussit,
Galenit,
Pyromorphit und
Wulfenit, sowie
Mimetesit in gelben Kugeln oder Igeln. Dieser kann mit
Hedyphan vergesellschaftet sein.
Dolomit ist das führende Gestein im Steinbruch, der dunklere
Ankerit bildet manchmal Mischkristalle mit diesem. Auf dem Dolomit finden sich häufig erdige Überzüge mit nicht näher bestimmten Manganerzen.
Aragonit,
Calcit,
Baryt und
Quarz sind weniger häufig. In Drusen bildet sich gerne
Kaolinit. Das Arsenfahlerz
Tennantit mit seinen grauen, krustigen Überzügen ist nur schwer zu erkennen. Weitere vorkommende Minerale und Erze sind
Chalkopyrit,
Chrysokoll,
Cuprit,
Goethit,
Libethenit,
Molybdänit,
Pyrit,
Tangdanit und selten auch
Sphalerit.
Richelsdorfer Gebirge
Die bekannteste Fundstelle im Richelsdorfer Gebirge ist der
Wechselschacht, in dem Cobaltminerale wie Cobaltkoritnigit oder
Erythrin gefunden werden. Als Spezialität kommen sehr seltene Calciumarsenate vor: Der
Sainfeldit ist durch Fremdbeimengungen mit Cobalt-Ionen rosa gefärbt. Der
Guérinit bildet blättrige bis nadelige, radialstrahlige Aggregate, die weiß sind und einen typischen Seidenglanz aufweisen. Der
Pharmakolit ist in reinem Zustand farblos und transparent. Werden die radialstrahlig angeordneten Nadeln an der Luft entwässert, erscheint das Mineral milchig weiß. Die radialstrahligen Aggregate des ähnlichen
Phaunouxits sind etwas dichter gepackt. Das Nickelmineral
Annabergit bildet hellgrüne
Ausblühungen. Nach dem Richelsdorfer Gebirge ist der
Richelsdorfit benannt, der in der
Grube Wilhelm zwischen Nentershausen und Richelsdorf in der Typlokalität vorkommt.
Weitere Fundstellen in Hessen
Die Sandgrube
Rockenberg im Wetteraukreis ist eine Fundstelle für schöne
Barytrosen mit eingeschlossenen Sandkörnern. Der Eisenerz-Bergbau im
Lahn-Dill-Gebiet ist seit dem 12. Jahrhundert dokumentiert. Später wurden auch Blei-, Kupfer-, Nickel-, Silber- und Zinkerze abgebaut.
Hämatit förderte man zum Beispiel auch in der Region Solms-Oberbiel bei Wetzlar. Am
Dünsberg bei Biebertal nördlich von Wetzlar wird das seltene Aluminiumphosphat
Variscit gefunden. Wieder etwas weiter nördlich liegt die
Hagen Grube bei Dillenburg, aus der besonders lange, nadelförmige Kristalle des seltenen Nickelminerals
Millerit geborgen wurden.
Die Grube Königszug beim Dillenburger Ortsteil Oberscheld war bis 1968 in Betrieb. Sie förderte Roteisenerz (Hämatit). Schöner Calcit von
dieser Lokalität ist eine Rarität. Typisch ist die Matrix, die durch das Eisenerz rötlich gefärbt ist. Der alte Steinbruch bei Herborn (früher:
Herbornseelbach) führt lachsfarbene, radialstrahlige Aggregate, bei denen das Zeolith-Mineral
Laumontit teilweise oder vollständig zu Orthoklas umgewandelt ist. Der Kalksteinbruch
Steeden bei Limburg an der Lahn liefert schönen
Calcit, der auch komplett in Hämatit umgewandelt sein kann. Solche Pseudomorphosen werden als „Eisenrahm“ bezeichnet.
Im
Steinbruch Trautvetter bei Steinperf findet man schönen
Prehnit oder das Calcium-Bor-Silicat
Datolith. In Nordhessen an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen liegt der Kalksteinbruch Rohde bei
Adorf im Landkreis Waldeck-Frankenberg. Neben
Baryt,
Calcit,
Dolomit,
Gips oder
Pyrit ist von dort den Sammlern vor allem der
Markasit bekannt, der einen tafeligen, flach gewölbten Habitus zeigt. Im gleichen Landkreis liegt der Steinbruch Hunold bei
Dainrode. Auf dem
Dolomit sitzen oft kleine Kristalle mit
Pyrit oder
Chalkopyrit. Das Kaliwerk
Neuhof-Ellers südlich von Fulda liefert den wohl schönsten
Halit aus Deutschland. Aus dem Braunkohletagebau Zimmersrode bei
Borken südlich von Kassel stammt
Gips in gut ausgebildeten Kristallen.
Hinweis: Es werden nicht alle Minerale einer Fundstelle oder einer Region aufgezählt, sondern nur eine Auswahl.