Rheinland-Pfalz: Eifel / Juchem / Hunsrück / Donnersberg / Rheinbreitbach / Bad Ems / Taunus / Dernbach / Siegerland
Steinbruch Juchem
Das reiche Achat- und Mineralvorkommen im Hunsrück und in der westlich angrenzenden Saar-Nahe-Senke begründete einst die Existenz der Edelsteinschleifereien in Idar-Oberstein. Der Steinbruch Juchem zählt zu den bedeutendsten Fundstellen in der Region. Er liegt im Fischbachtal nach Niederwörresbach im Landkreis Birkenfeld. Im Steinbruch wird das vulkanische Gestein Andesit für den Straßenbau abgebaut. Früher war der Steinbruch an bestimmten Tagen an zugewiesenen Stellen gegen Gebühr geöffnet, heute darf man ihn nicht mehr betreten, und auch der einst beliebte Mineralienmarkt auf dem Parkplatz davor gibt es nicht mehr. Die berühmten Amethystdrusen aus Juchem sind wohl den meisten Sammlerinnen und Sammlern bekannt. Sie zählen aufgrund ihres Aufbaus und ihrer Farbe zu den schönsten der Welt. In den Geoden finden sich neben dem Amethyst auch andere Mineralien wie Rauchquarz, Calcit, Goethit und selten Fluorit. Bei den Achatmandeln ist meistens die ganze Geode ausgefüllt. Sie können Bitumen-Einschlüsse oder schwarzen Hämatit enthalten oder aber auch von der grünen Klinochlor-Varietät Delessit durchwachsen sein. Manche Achatmandeln sind pseudomorph zu Calcit umgewandelt. Auch zahlreiche weitere Pseudomorphosen kommen vor, zum Beispiel von Chalcedon nach Aragonit oder von Hämatit nach Calcit.
Hunsrück und weitere Gebiete westlich des Rheins
Der
Steinbruch Setz liegt nicht weit vom Steinbruch Juchem bei Idar-Oberstein in Richtung Tiefenstein, auch er lieferte schönen
Achat und
Amethyst, sowie
Harmotom. Heute steht er unter Naturschutz. Die Gemeinden
Reichenbach,
Baumholder und
Reichweiler liegen an der westlichen Grenze von Rheinland-Pfalz zum Saarland, ganz in der Nähe von
Freisen. Aus der dortigen Umgebung stammen schöne Achate.
Auch aus dem Steinbruch Kuhn bei Waldhambach in der südlichen Weinstraße haben viele Achate den Weg in Sammlungen gefunden. Wunderschöne Gangachate kommen aus Steinhardt bei
Bad Sobernheim.
Im Hunsrück wurde früher an einigen Orten Schiefer für Dächer abgebaut. Der Hunsrückschiefer ist auch ein weltweit bedeutendes Vorkommen für Fossilien aus dem Erdzeitalter Devon. Er tritt an mehreren Orten zutage. Die bekannteste Fundstelle bei Sammlern war früher die Grube Eschenbach bei
Bundenbach. Die Grube ist aufgelassen. Im dunklen Tonschiefer befinden sich Quarzbänder, deren Hohlräume mit gut kristallisierten Mineralen
ausgefüllt sind. Der
Quarz bildet klare Kristalle, auch Fadenquarze kommen vor. Er ist häufig mit farblosem oder gelblichem
Dolomit vergesellschaftet, darauf sitzen vereinzelt goldene oder farbig angelaufene Kristalle aus
Chalkopyrit:
Der
Pyrit kommt in Bundenbach nur in winzigen Kristallen auf dem Dolomit vor. Begehrt und entsprechend selten ist stängelförmiger Pyrit. Der orangefarbene Dolomit kann auf der Oberfläche auch in
Ankerit übergehen, meistens handelt es sich aber bei den gelben Rhomboedern um Eisendolomit. Der
Calcit bildet kleine Skalenoeder oder flächenreiche Kristalle, er sitzt auf dem Dolomit und ist deutlich weniger häufig als dieser. Eher selten sind
Bleiglanz oder
Zinkblende. Der
Hämatit bildet auf dem Quarz oder auf dem Dolomit Überzüge. In den Hohlräumen des Schiefers können auch kleine Kristalle mit
Albit oder
Apatit wachsen.
Der bekannte Steinbruch am Ortsrand bei
Rammelsbach im Landkreis Kusel lieferte für die Sammler unzählige
Calcite. Typisch für diesen Fundort sind langgezogene Skalenoeder, die durch Hämatit rot gefärbt sind, oder auch Kugelcalcite. Die Calcite aus
Grünstadt bei Bad Dürkheim sind aufgrund ihrer hohen Reinheit sehr klar und von honiggelber Farbe, sie werden als „Honigcalcit“ bezeichnet. Die Grube
Kautenbach liegt bei Traben-Trarbach an der Mosel. Dort kommt das sehr seltene Blaubleierz vor, bei dem sich der
Pyromorphit zu
Bleiglanz umgewandelt hat. An der gleichen Fundstelle findet man auch den
Linarit, ein Blei-Kupfer-Sulfat.
Im ehemaligen Quecksilberbergwerk Schmittenstollen am
Lemberg im Landkreis Bad Kreuznach wurde früher
Zinnober abgebaut.
Donnersberg
Der Donnersberg ist ein Bergmassiv in Rheinland-Pfalz, der Königsstuhl ist mit 686 Meter über dem Meeresspiegel der höchste Gipfel des Nordpfälzer Berglandes. Der Bergbau bei
Imsbach im Donnersbergkreis lässt sich bis in die Römerzeit zurückverfolgen. Es wurden zunächst Eisenerze und später auch Buntmetallerze abgebaut. Die
Weiße Grube ist heute ein Besucherbergwerk, Mineralien sind nur noch aus alten Sammlungen zugänglich. Typisch von dort sind
Stufen mit
Chalkosin,
Covellin,
Erythrin,
Silber oder
Tirolit. Ähnliche Paragenesen gab es in der Grube
Grüner Löwe. Die Funde aus den Gruben
Katharina 1 und
Katharina 2 lieferten sehr reichhaltig verschiedene Kupferminerale wie
Azurit,
Bayldonit,
Brochantit,
Chrysokoll,
Cuprit,
Duftit,
Konichalcit oder
Malachit. Bleiminerale wie
Cerussit,
Linarit oder
Mimetesit und sogar
Parauranophan (früher „Uranophan-Beta“) kamen ebenfalls ans Tageslicht. Gut auskristallisierter, tafeliger
Pyrolusit stammt aus der
Grube Maria.
Die alten Quecksilbergruben wie die Grube Carolina am
Moschellandsberg bei Obermoschel sind Typlokalität für seltene Quecksilberminerale wie Belendorffit,
Kalomel,
Moschellandsbergit oder Schachnerit. Der
Stahlberg mit den drei Gruben Frischer Mut, Roßwald und St. Peter liegt bei
Rockenhausen im Alsenztal. Es kommen
Fahlerze und Quecksilbererze wie
Zinnober vor. Ebenfalls bei Rockenhausen liegt der
Steinbruch Lenz, der heute unter Naturschutz steht.
Calcit,
Chalkopyrit und
Dolomit, sowie schöner
Amethyst und Rauchquarz sind nur noch aus alten Sammlungen zugänglich.
Der stillgelegte Steinbruch
Rauschermühle bei Niederkirchen im Landkreis Kaiserslautern lieferte den vielleicht schönsten
Prehnit von Deutschland in grünen Kugeln. Der Prehnit kann mit
Apophyllit oder mit Zeolithen wie
Natrolith vergesellschaftet sein. Der Steinbruch neben der
Wolfsmühle an der L379 bei Waldgrehweiler ist bei den Sammlern aufgrund des
Pektolith-Vorkommens bekannt. Auf dem Pektolith sitzen manchmal schwarze Kristalle mit
Julgoldit-(Fe2+). Auch
Analcim,
Chalkopyrit,
Datolith,
Laumontit oder
Prehnit werden im
Steinbruch gefunden.
Der seit 2016 geschlossene
Steinbruch Giro am Mannbühl bei Dannenfels fünf Kilometer westlich von Kirchheimbolanden war für die Sammler viele Jahre lang eine ergiebige Fundquelle für schönen
Calcit,
Baryt oder
Chabasit. Der tafelige Baryt kann knallgelb sein und ähnelt dadurch einem Wulfenit, der aber im Steinbruch nicht vorkommt. Der Calcit ist extrem variationsreich: Die Skalenoeder können sehr langgezogen und spitz sein. Häufig zeigen die Spitzen im Wachstum eine Zepterbildung, manchmal sogar einen Doppelzepter. Bei der unten abgebildeten Spitze zeigt der oberste Zepter rhomboedrische Formen. Auch Zwillinge kommen vor. Nach ihrem Aussehen mit gebogenen Kanten werden manche davon als „Walfischflossenzwillinge“ bezeichnet. Der Steinbruch lieferte auch
Harmotom in hervorragend ausgebildeten Kristallen.
Fundstellen östlich des Rheins: Rheinbreitbach, Braubach
Auf der Ostseite des Rheins liegt an der Landesgrenze zu Nordrhein-Westfalen
Rheinbreitbach mit den alten Gruben und der Schlackenhalde
Virneberg. Dieser Ort ist die erste bekannte Fundstelle und Typlokalität für den
Pseudomalachit, der nicht mit dem Malachit verwechselt werden darf. Es kommen typische
Schlacken- oder Sekundärminerale wie
Brochantit,
Cuprit,
Jarosit oder
Posnjakit vor. Die Minerale sind nicht immer eindeutig bestimmbar, da es viele Durchmischungen gibt. Etwa zehn Kilometer südlich von Koblenz bei
Braubach gibt es Zeugnisse für sehr alten Bergbau. Schlackenminerale wurden früher bei der ehemaligen
Blei- und Silberhütte (auch „Hütte“) gefunden, bekannt sind auch die Gruben
Königstiel und
Rosenberg. Von dort kommt sehr schöner
Aragonit, auch in der Varietät „Eisenblüte“. Gefunden werden in Braubach unter anderem auch
Malachit,
Markasit oder hellbrauner
Pyromorphit. Letzterer kann von Schlacke oder von sekundär gebildeten Bleimineralen überzogen sein.
Bad Ems
Die
Grube Friedrichssegen liegt östlich des Rheins in einem Seitental der Lahn zwischen Lahnstein und Bad Ems. Schon die Römer bauten im Gebiet Erze ab. Bergbau ist seit 1220 dokumentiert. Hauptsächlich wurden Bleierze gefördert, aber auch Eisen-, Kupfer-, Silber- oder Zinkerze. Die Grube war in der Vergangenheit sehr ergiebig. Um 1867 entdeckte man eine riesige Druse, die reich mit Braunbleierz, dem braunen
Pyromorphit, ausgefüllt war. Diese Stücke wurden wegen ihrer Kristallformen als „Emser Tönnchen“ bekannt. Der Pyromorphit kommt in braunen oder grünen hexagonalen Prismen, sowie in hellgelbgrünen Nadeln vor. Auch andere Bleiminerale wie
Anglesit,
Bleiglanz,
Cerussit,
Corkit,
Dundasit,
Hinsdalit oder der blaue
Linarit finden sich teilweise in sehr gut ausgebildeten Kristallen. An Kupfer- und Zinkerzen findet man zum Beispiel
Azurit,
Brochantit,
Chalkopyrit,
Chalkosin,
Covellin,
Cuprit,
Devillin,
Hydrozinkit,
Kupfer gediegen,
Langit,
Malachit,
Posnjakit,
Ramsbeckit,
Rosasit,
Schulenbergit,
Serpierit, reiskornartiger
Smithsonit oder
Zinkblende. Der Cuprit kann von Chrysokoll oder Malachit überkrustet sein, oder er ist in einer Pseudomorphose vollständig in Malachit umgewandelt. Manganminerale sind
Coronadit,
Rhodochrosit oder
Pyrolusit. Auch Eisenerze wie
Goethit,
Hämatit und skalenoedrischer
Siderit kommen vor, sowie
Calcit,
Gips,
Quarz und
Schwefel.
Silber gediegen ist häufig mit Quecksilber legiert, so dass entweder die Silbervarietät Kongsbergit oder sogar der
Moschellandsbergit vorliegt, in dem der Quecksilbergehalt überwiegt. Auch
Quecksilber gediegen kommt in kleinen, silbrig glänzenden Tropfen vor.
Chlorargyrit findet man in der Varietät Embolit. Die abgebildeten Stücke hat der 2020 verstorbene Sammler Max Kern selbst gesucht:
Die
Silberau ist eine Insel auf der Lahn mitten in der Stadt Bad Ems. Früher war dort eine Aufbereitungsanlage für Erze aus den umliegenden Gruben. Auch Material aus
Braubach kam in die Anlage. In den 1960er-Jahren konnte man in den damals noch vorhandenen Abraumhalden und in den Schlacken sehr schöne Micromounts finden. Gefunden wurden zum Beispiel
Anglesit,
Azurit,
Bleiglanz,
Brochantit,
Caledonit,
Cerussit,
Chalkopyrit,
Chalkosin,
Covellin,
Cuprit,
Devillin,
Gips,
Linarit,
Malachit,
Markasit,
Namuwit,
Quarz,
Pyromorphit,
Ramsbeckit,
Serpierit oder
Smithsonit.
Taunus (Rheinland-Pfalz)
Der nordwestliche Zipfel
des Taunus befindet sich in Rheinland-Pfalz.
Bad Ems liegt am nördlichen Rand, exakt auf der Grenze zwischen Taunus und Westerwald. Der restliche Teil des Taunus zählt zum
Bundesland Hessen. Alte Funde aus dem
Diabassteinbruch Steinsberg im
Rupbachtal sind oft nur mit „Rupbach“ bezeichnet. Neben zahlreichen Fossilien wurden im Steinbruch verschiedene Minerale gefunden. Das Feldspatmineral
Albit bildet klare bis weiße Kristalle. Der
Pyrit ist oft mit
Calcit kombiniert. Auch der milchig schimmernde, leicht bläuliche
Hyalith als Varietät des Opals ist anzutreffen. Als Spezialität kommt der
Stilpnomelan in dunkelbraunen bis schwarzen, blättrigen Kristallen vor. Aus dem heute nicht mehr betriebenen Steinbruck Beck bei
Miehlen kam früher schöner
Quarz in verschiedenen Wachstumsformen.
Südlich von Limburg an der Lahn liegt
Hahnstätten. Der aktive und bewachte
Steinbruch Schaefer der Firma Schaefer Kalk führt
Calcit und
Dolomit, die beide in kristallisierter Form vorkommen. Der Dolomit kann recht brüchig sein, so dass sich die darauf sitzenden Calcitkristalle loslösen. Typisch sind verzerrte, rhomboedrische Formen mit Verwachsungen oder gelbliche Skalenoeder, die meistens trüb sind, und selten auch ganz klar sein können.
Dernbach im Westerwald
Der Westerwald grenzt an den nördlichen Taunus, die Lahn unterteilt die beiden Mittelgebirge. Die heute überwachsende Grube Schöne Aussicht bei
Dernbach ist bekannt für seltene Silberhalogenide. Dernbach liegt ein paar Kilometer nordwestlich von Montabaur. Die farblosen Kristalle des Silberiodids
Iodargyrit AgI verfärben sich aufgrund der Bildung von Iod am Licht oder an der Luft gelblich. Die hexagonalen Kristalle können fast klar sein, während der kubisch kristallisierende
Bromargyrit AgBr weniger transparent erscheint und eher krustige Aggregate bildet, selten sind gut ausgebildete Kristalle. Auch der
Chlorargyrit AgCl kristallisiert nach dem kubischen System, er zeigt Würfel und Oktaeder oder die Kombination beider Formen. „Iodobromit“ ist eine Varietät des Chlorargyrits, die neben den Chlorid- auch Iodid- und Bromid-Ionen enthält. Der
Perroudit kommt in roten Nadeln vor. Die Grube ist Typlokalität für den extrem seltenen Hanauerit AgHgSI. Die Kristalle der Bleiminerale
Corkit oder
Hinsdalit sind in Dernsbach hervorragend ausgebildet. Der Corkit kommt skalenoedrisch und pseudokubisch vor. Der
Pyromorphit erscheint braun, hellbgelb oder weiß. Er kann durch Pseudomorphose zu Corkit oder zu Hinsdalit umgewandelt sein. Der
Hämatit tritt als kugelig-nieriger „Glaskopf“ auf, der oft mit iridisierendem
Goethit vergesellschaftet ist. Der „Braune Glaskopf“ ist eine Varietät des
Limonits. Weitere Minerale sind zum Beispiel
Anglesit,
Beudantit,
Cerussit,
Karminit,
Mimetesit,
Pharmakosiderit,
Plumbogummit,
Pyrit,
Pyrolusit,
Silber und
Skorodit.
Siegerland
Ganz im Norden von Rheinland-Pfalz liegt das Siegerland. Aus der
Grube Wolf bei Herdorf stammt Deutschlands schönster
Rhodochrosit. Die Grube ist nur eine von vielen der ehemaligen Bergwerke im Hellertal. Früher wurden Silber- und Blei- und Eisenerze gefördert. Der Rhodochrosit findet sich auf Limonit oder Quarz. Auch verschiedene Kupferminerale wie Cuprit, Chalkanthit oder Malachit kommen vor. Ganz in der Nähe – etwas weiter südlich – liegt der Basaltsteinbruch
Mahlscheid. Die gelben, kugeligen
Calcite wurden früher für Aragonite gehalten.
Hinweis: Es werden nicht alle Minerale einer Fundstelle oder einer Region aufgezählt, sondern nur die bekanntesten.