Sachsen-Anhalt: Mansfelder Revier / Bernburg und andere
Mansfelder Revier
Der südöstliche Harz mit dem Mansfelder Revier
gehört zum Landkreis Mansfeld-Südharz. Geologisch besteht das
Gebiet aus Kupferschiefer. Der Bergbau im Gebiet begann etwa um 1200 im
Mittelalter. Die Minerale haben sich im Kupferschiefer sekundär
oder als Schlackenminerale gebildet. Kupfer und Messing sind häufig
auch ein Produkt der Erzverhüttung. Typisch sind Kupferminerale
wie türkisfarbener
Brochantit und grüner
Malachit oder auch Zinkminerale wie
Serpierit und
Zinkit. Der
Posnjakit bildet gerne Mischkristalle mit dem
Langit. Bekannte Fundstellen im Revier sind zum Beispiel die
Krughütte, die
Oberhütte und die
Mittelhütte bei Eisleben, die
Eckhardthütte bei Mansfeld oder die
Grube Luise bei Rottleberode. Vor allem bei der Krughütte wurden Spezialitäten wie
Atacamit,
Brianyoungit oder
Schulenbergit gefunden. Das Eisenerz
Jarosit findet man als gelbe, kugelige Aggregate. In den Hohlräumen findet man zum Beispiel kleine Kristalle von
Aragonit,
Augit oder
Gips.
In Hettstedt liegen die
Kupferkammerhütte
und auch die Kupfer-Silber-Hütte, die bereits 1692 als
„Wiesenhütte“ gegründet wurde. Die Erze des Mansfelder Reviers
sind vielfältig und meist mit Bitumen vermischt. Das in einem
aufwändigen Prozess gewonnene
Kupfer enthält einen Silbergehalt von bis zu 0,5 %. Die Herstellung des Kupfers und die Abtrennung des
Silbers war schwierig. Beim „Saigern“ wurde das durch die Verhüttung gewonnene Kupfer zusammen mit
Blei
geschmolzen. Nach dem Abkühlen wurden die „Saigerscheiben“ erneut
erhitzt, wobei das Blei herausschmolz und das Silber dabei mitnahm. Das
silberhaltige Blei wurde danach in einem Ofen unter Luftzufuhr auf
über 1000 °C erhitzt. Das Blei oxidierte zu
Bleiglätte (Bleioxid), während das Silber zurückblieb. Ab
1825 erfolgte die Silberabscheidung mit
Quecksilber.
Die Amalgation löste die Saigerung ab. Beide Verfahren sind
problematisch für die Umwelt, in den Schlacken können
Bleisalze und Amalgame enthalten sein. Ab 1926 erfolgte die
Kupferherstellung analog zum Bessemerverfahren (der Stahlherstellung).
Dabei wurde Luft oder Sauerstoff in einen Konverter geblasen, der das
enthaltene Eisenerz oxidierte. Das Eisenoxid konnte mit einem
Quarzzuschlag verschlackt werden, zurück blieb Kupfersulfid. Dieses
reduzierte man in einem weiteren Verblaseprozess zu Kupfer. Das Silber
wurde ab 1937 durch eine elektrolytische
Kupferraffination vom Kupfer abgetrennt. [
Lit Rost 2016]
Seit 1695 ist die Hütte unter der Bezeichnung
Gottesbelohnungshütte
bekannt, bei den Fundortetiketten steht häufig auch nur
„Gottesbelohnung“. Zu DDR-Zeiten erhielt sie den Namen
„Kupfer-Silber-Hütte“ und produzierte Silberbarren. Auf den Halden
wurden neben den typischen Metallschlacken auch Schlackenminerale
gefunden. Von dort stammen zum Beispiel
Cuprit in reichhaltigen Aggregaten, kugeliger
Dypingit, nickelhaltiger
Forsterit, hexagonal-dünntafeliger Gordait, nadeliger
Kassiterit,
Kupfer mit
Cuprit, säuliger oder balkenförmiger
Linarit und sogar schwarzer, pyramidaler
Spinell. Außerdem kommen die meisten Minerale des Mansfelder Reviers – wie weiter oben beschrieben – ebenfalls vor.
Schlackenminerale entstehen durch chemische
Prozesse aus Schlacken, die von der Metallverarbeitung stammen.
Dafür benötigt es unter anderem salzhaltiges Wasser. Der
Mineralstatus gilt als fragwürdig, die IMA erkennt neu gefundene
Schlackenminerale nicht mehr als eigenständige Minerale an. Eine
Ausnahme bilden die Minerale aus
Laurion, die
sich auf antiken Schlacken gebildet haben. Bereits anerkannte Minerale
kommen auch auf den Schlacken aus dem Mansfelder Revier vor. Von einigen
gefundenen Verbindungen liegen Analysen vor, die auf kein bekanntes
Mineral passen. Solche Stücke sind mit „UM“ („unbekanntes Mineral“)
gekennzeichnet. Die Analysen dazu hat der Mansfeld-Spezialist Horst
Knoll vornehmen lassen. Bei den unten abgebildeten weißen Nadeln
(Bild 1 und 2) handelt es sich nicht um Lanarkit, sondern um eine nicht
näher definierte Magnesium-Schwefel-Verbindung. Die sechseckigen,
orangefarbenen Kristalle (Bild 3) laufen unter der Bezeichnung „Green
Rust“: Direkt nach dem Aufschlagen der Schlacke sind die Kristalle
grün, sie oxidieren an der Luft schnell zu einer orangefarbenen
Eisenverbindung, so dass eine Bestimmung mit der
Röntgenspektroskopie kaum mehr möglich ist. Die Bezeichnung
„Goethit“ – wie manchmal angegeben – ist daher nicht korrekt.
Weitere Fundstellen in Sachsen-Anhalt
Das bei Sammlern bekannteste und speziellste Mineral aus Sachsen-Anhalt ist wohl der
Boracit. Das Bormineral wird in gut ausgebildeten Kristallen in der Grube Gröna bei
Bernburg
an der Saale gefunden. Es kommen dort zahlreiche Formen des kubischen
Systems wie Würfel, Rhombendodekaeder oder Tetraeder vor. Die
Farben der Kristalle reichen von farblos, über Grau bis Schwarz
oder sogar Grün. Die
Ziegelei Vehlitz bei Gommern lieferte früher Gipsrosen und schönen, oktaedrischen
Pyrit in Tonseptarien. Heute herrscht dort Sammelverbot. Die Sandgrube
Seeben
bei Halle
beherbergt in der Tonschicht Gipsrosen mit bis zu 30 Zentimeter
Durchmesser. Der Gips zeigt im langwelligen UV-Licht eine starke gelbe
Fluoreszenz.