Eigenschaften
Der Cerussit ist ein Bleimineral, das aus Blei(II)-carbonat aufgebaut ist. Das Mineral erscheint im reinen Zustand weiß und wird durch Fremdbeimengungen bräunlich oder gelblich gefärbt. Im Vergleich zum Aragonit und zum Strontianit weist der Cerussit eine wesentlich höhere Dichte auf. Die Kristall-Aggregate fühlen sich relativ schwer an, wenn man sie in der Hand hält. Klare Cerussit-Kristalle zeigen einen starken Diamantglanz. Manche Cerussite zeigen unter UV-Licht eine gelbe Fluoreszenz. Das Mineral reagiert nicht mit verdünnter Salzsäure, im Gegensatz zu anderen Carbonaten wie Calcit. Beim starken Erhitzen wird Cerussit rissig. Vor dem Lötrohr bildet sich in der Oxidationsflamme ein gelber und ein weißer Beschlag auf der Kohle. Dies weist auf die Bildung verschiedener Bleioxide hin. In der Reduktionsflamme entstehen auf der Kohle metallisch glänzende Bleikügelchen.
Varietäten und Pseudomorphosen
Durch Fremdbeimengungen entstehen farbige Varietäten. Der Cadmiumcerussit und der Chromcerussit sind gelb gefärbt. Der Zinkcerussit wird auch Iglesiasit genannt, weil er in der sardinischen Provinz Carbonia-Iglesia gefunden wurde. Er kann bis zu sieben Prozent Zinkcarbonat enthalten. Der hydroxidhaltige Hydrocerussit ist ein eigenständiges Mineral.
Der Cerussit kann pseudomorph in verschiedene andere Mineralien umgewandelt werden. Es existieren zum Beispiel Pseudomorphosen von Mimetesit, Mottramit oder Pyromorphit nach Cerussit.
Kristallformen und Wachstum
Die Kristalle des Cerussits kristallisieren im orthorhombischen System: Die Kristalle werden aus Pinakoiden, Prismen und Dipyramiden gebildet. Der Habitus ist tafelig oder spießig. Die Kristalle sind in allen möglichen Varianten verzwillingt, es gibt Herz-Zwillinge, V-Zwillinge, Kontakt-Zwillinge oder Durchdringungs-Drillinge, die auch als „Sechslinge“ vorkommen. Dadurch können pseudohexagonale Formen oder gitterartige Strukturen entstehen. Es kommen auch derbe, körnige, stalaktitische, erdige oder stängelige Aggregate vor. Typische Begleitminerale sind Anglesit, Bleiglanz, Hemimorphit, Malachit oder Smithsonit.
Geschichte
Schon die Römer bauten Bleierze in Sardinien und im griechischen Laurion ab und gewannen daraus Blei. Sie verwendeten das Blei zum Bau von Wasserleitungen und stellten daraus das toxische Pigment Bleiweiß her. Heute sind diese Anwendungen nicht mehr erlaubt.
Die Erstbeschreibung des Minerals erfolgte 1565 im Lehrbuch De Omni Rerum Fossilium Genere des Schweizer Naturforschers Conrad Gesner (1516–1565), der das Mineral nach dem lateinischen Wort cerussa („Bleiweiß“) benannte. Die Benennung mit dem heute gültigen Namen Cerussit erfolgte 1845 durch den österreichischen Mineralogen Wilhelm Karl Ritter von Haidinger (1795–1871) in seinem Handbuch der Bestimmenden Mineralogie.
Vorkommen
Cerussit kommt in der Verwitterungszone von Bleilagerstätten vor. Er kann sekundär aus Bleiglanz gebildet werden. Beispiele dafür sind das Bergbaurevier bei Bad Bleiberg in Kärnten oder die Tsumeb Mine in Namibia. Von Tsumeb stammen hervorragend ausgebildete Kristalle, die verzwillingt oder verdrillingt sind. Am begehrtesten sind Drillinge mit gitterartigen Strukturen. Diese Stücke können sehr hohe Preise erzielen. Auch in der Nakhlak Mine in der Provinz Isfahan im Iran findet man solche Aggregate.
Schöne Cerussite aus Deutschland kommen aus der Grube Friedrichssegen bei Braubach im Rhein-Lahn-Kreis, aus Ramsbeck im Sauerland oder aus Mechernich in der Eifel. Im Schwarzwald findet man das Bleimineral in der Grube Clara, am Schauinsland, in der Grube Gottesehre bei Urberg oder auf den alten Halden bei Badenweiler. International bekannte Fundstellen für Cerussit sind Laurion in Griechenland, Broken Hill in New South Wales in Australien, Mibladen, Bou Azzer und Touissit in Marokko, die La Veneziana Mine im italienischen Venetien, Bunker Hill in Idaho oder verschiedene Minen in Arizona.
Verwendung
Der Cerussit wird als Erz zur Gewinnung von Blei schon seit der Römerzeit abgebaut. Cerussit ist ein ungewöhnlich vielfältiges Mineral, aufgrund der bizarren Kristallaggregate ist es bei Sammlern begehrt. Die kompakten Kristalle sind nicht so toxisch wie das gepulverte Material, da sich aus ihnen im Normalfall keine Stäube freisetzen. Aus Sicherheitsgründen wird jedoch empfohlen, die Mineralienstufen in geschlossenen Dosen aufzubewahren.