Eigenschaften
Das Wulfenit ist ein relativ weiches und sprödes Blei-Molybdän-Mineral. Es bildet gerne viereckige, tafelige Kristalle aus, die häufig honiggelb oder orange gefärbt sind und auch transparent sein können. Wulfenit ist farblos, die Farben werden durch Fremd-Beimengungen erzeugt. Vanadium, Arsen, Chrom oder Titan verursachen die Farbenpracht beim Wulfenit. Wulfenit zersetzt sich in Säuren, mit Schwefelsäure und Ethanol bildet sich eine blaue Lösung. Es schmilzt vor dem Lötrohr unter Knistern und wird durch Kohle zu Blei reduziert. Die geschmolzene Phosphorsalzperle färbt sich in der Oxidationsflamme gelb oder gelbgrün, die Perle färbt sich beim Erkalten zuerst grünlich und wird dann farblos. Dies ist im chemischen Analysenlabor eine Vorprobe zum Nachweis von Molybdän.
Varietäten und Pseudomorphosen
Mit dem sehr ähnlichen Mineral Stolzit PbWO4 bildet das Wulfenit eine Mischkristall-Reihe. Der Stolzit kristallisiert ebenfalls im tetragonalen System und bildet fast identische Kristalle mit gleicher Farbe. Eine Unterscheidung ist ohne chemische Methoden kaum möglich. Der Chillagit stellt das Zwischenglied dar. Bei dieser Wulfenit-Varietät sind die Molybdat-Ionen nur teilweise durch Wolframat-Ionen ersetzt. Wulfenit kommt auch pseudomorph nach Anglesit, Bleiglanz, Calcit, Cerussit, Mimetesit oder Pyromorphit vor.
Kristallformen und Wachstum
Wulfenit kristallisiert nach dem tetragonalen System, die Kristalle werden aus Basispedien, Prismen und Pyramiden gebildet. Sie haben oft einen tafeligen Habitus oder bilden Bipyramiden. Selten sind sie pseudokubisch, pseudooktaedrisch oder kurzprismatisch. Sie wachsen gerne in Drusen. Manchmal treten Kontaktzwillinge auf. Es können zwei Generationen Wulfenit vorkommen, dann wächst eine neue Generation mit kleinen Kristallen auf einem älteren, größeren Kristall. Man findet auch derbe oder krustige Aggregate. Das Mineral ist häufig mit anderen Mineralien wie Bleiglanz, Cerussit oder Mimetesit vergesellschaftet.
Geschichte
Der österreichische Mineraloge Franz Xaver Freiherr von Wulfen (1728–1805) beschrieb 1785 einen „Kärthnerischen Bleispath“, der zu dieser Zeit am Bleiberg in Kärnten gefunden wurde. Die Erstbeschreibung erfolgte aber wahrscheinlich schon 1772 durch den Siebenbürgener Mineralogen Ignaz von Born (1742–1791), der einen Bleispat vom Annaberg in Niederösterreich untersuchte. Der deutsche Chemiker Martin Heinrich Klaproth (1743–1817) wies 1794 nach, dass der Bleispat aus einer Molybdänverbindung aufgebaut ist. Der österreichische Mineraloge Wilhelm Karl Ritter von Haidinger (1795–1871) benannte das Mineral 1845 zu Ehren des Freiherrn von Wulfen mit dem heute gültigen Namen.
Vorkommen
Wulfenit bildet sich sekundär aus Bleiglanz oder aus Bleisulfosalzen. In Deutschland findet man Wulfenit zum Beispiel bei Badenweiler in Südbaden oder in der Grube Clara, wo das Mineral mit dem ähnlichen Stolzit eine Mischkristallreihe bildet. Das Bergbaurevier bei Bad Bleiberg in Kärnten und die Schächte bei Annaberg in Niederösterreich sind zwei bekannte Fundstellen für Wulfenit in Österreich. In der Schweiz kommt Wulfenit vereinzelt in alpinen Zerrklüften oder in Bleierzlagerstätten vor, zum Beispiel am Mont Chemin im Kanton Wallis.
Weitere Lokalitäten für Sammlerstufen mit gut ausgeprägten Kristallen sind Pribram in Tschechien, Laurion in Griechenland, Tsumeb in Namibia, Los Lamentos oder die Ojuela Mine in Mexiko, sowie verschiedene Minen in Arizona, zum Beispiel die Rowley Mine oder die Red Cloud Mine. In diesen findet man orangerote Wulfenite oder schöne Kombinationen mit Mimetesit. Sehr schöne knallrote Wulfenite kommen aus der Chah Kharboze Mine im iranischen Anarak District. Diese Mine in der Provinz Isfahan wurde bereits im Altertum betrieben und war lange Zeit geschlossen. Sie ist wieder für Mineraliensammler geöffnet.
Verwendung
Wulfenit stellt ein bedeutendes Erz zur Gewinnung von Blei und Molybdän dar. Aufgrund der knalligen Farben wird es gerne von Mineraliensammlern gesammelt.