Schalenblende mit gelbem Sphalerit, braunem Wurtzit und grauem Bleiglanz aus der Olkusz Mine in Polen
Bei den Sammlern ist der Sphalerit häufiger unter dem Namen Zinkblende bekannt. Begehrt sind transparente und honiggelbe Kristalle, meistens sind die Kristalle bräunlich und wenig durchscheinend. Sphalerit kommt auch derb in bräunlichen oder grauschwarzen Massen vor. Er ist härter als Galenit und ist mit einem Messer leicht ritzbar. Von der äußerlichen Erscheinungsform ähnelt der Sphalerit dem Magnetit oder dem Rutil, die beide deutlich härter sind und sich nicht mehr mit einem Messer ritzen lassen.
Reines Zinksulfid hätte die chemische Formel ZnS. Im Sphalerit ist jedoch fast immer ein Teil der Zink-Ionen durch Eisen-Ionen ersetzt. Es können auch andere Elemente wie Mangan oder Cadmium enthalten sein. Das Mineral zeigt Pyroelektrizität und leuchtet schwach beim starken Reiben. Manche Varietäten zeigen unter kurzwelligem UV-Licht eine orange Fluoreszenz.
Das Mineral löst sich in Salpetersäure unter Abscheidung von Schwefel. Es schmilzt vor dem Lötrohr kaum, es knistert, wird rissig und bildet mit der Oxidationsflamme auf Kohle einen gelben Belag aus Zinkoxid, der sich nach dem Abkühlen weiß verfärbt. Beim Rösten am Luftsauerstoff bildet sich Schwefeldioxid und Zinkoxid.
Varietäten und Pseudomorphosen
Als Honigblende bezeichnet man klare, gelbe Kristalle. Sind die Kristalle rot und transparent, nennt man sie Rubinblende oder Ruby Jack. Berühmt geworden sind die Honig- und Rubinblenden aus der Grube Lengenbach im Binntal, die früher ein Eldorado für Mineraliensammler war. Diese Fundstelle im Schweizer Wallis ist heute aber weitgehend erschöpft. Cleiophan ist eine zitronengelbe, gelbgrüne oder farblose Varietät der Zinkblende. Die Farbe und die Transparenz des Cleiophans wird durch einen verringerten Eisen- und Mangananteil erzeugt. Eine Zinkblende mit hohem Eisenanteil erscheint schwarz, diese Varietät ist als Christophit bekannt. Der Pribramit ist ein Sphalerit mit hohem Cadmiumanteil.
Eine Schalenblende ist eine schichtartig angeordnete Vergesellschaftung der Zinkblende mit Wurtzit und manchmal auch mit Bleiglanz oder Markasit. Im geschliffenen Querschnitt auf dem Foto rechts ist die schalenartige Schichtung dieser Mineralien deutlich zu sehen. Wurtzit stellt die Hochtemperaturmodifikation des Sphalerits dar. Der Sphalerit ist aus α-Zinksulfid aufgebaut, das nach dem kubischen System kristallisiert, während der Wurtzit aus β-Zinksulfid besteht, das bei hohen Temperaturen hexagonal kristallisiert. Sphalerit kann pseudomorph nach Magnetit oder auch nach Wurtzit auftreten.
Kristallformen und Wachstum
Die Zinkblende kristallisiert nach dem kubischen System, es kommen Hexaeder (Würfel), Rhombendodekaeder, Tetraeder, Tetrakishexaeder, Deltoiddodekaeder und Hexakistetraeder vor. Am meisten verbreitet ist jedoch der tetraedrische Habitus. Relativ häufig sind Kontakt-Zwillinge des Tetraeders. Auf den Kristallen kommen häufig Streifungen vor, typisch sind dreieckige Strukturen. Das Erz kommt in dichten, derben, spätigen oder körnigen Aggregaten vor, oft auch eingesprengt, krustig, schalig, nierig oder gebändert.
Geschichte
Das Wort Zinkblende ist nach dem Element Zink benannt, Sphalerit nach dem griechischen Wort sphaleros („trügerisch“). Dies hängt damit zusammen, dass das Erz zwar metallisch glänzt, aber die Bergleute bis zum 18. Jahrhundert daraus kein Metall gewinnen konnten. Erst ab 1735 wurde die Zinkblende offiziell als Mineral anerkannt. Den heute gültigen Namen Sphalerit prägte 1847 der deutsche Mineraloge Ernst Friedrich Glocker (1793–1858), der ihn auch als erster wissenschaftlich beschrieb.
Vorkommen
Sehr schöne Honigblenden lieferte die Grube Lengenbach im Binntal im Schweizerischen Kanton Wallis. Im Bergbaugebiet Obernberg im österreichischen Tirol kommt die Honigblende ebenfalls in sehr guter Qualität vor. Die schönsten Honigblenden aus Deutschland stammen aus dem Steinbruch Schretzmair bei Nümbrecht in Nordrhein-Westfalen. Die Kristalle aus diesem Steinbruch zeigen sehr ungewöhnliche Wachstumformen. Etwa 20 Kilometer westlich davon liegt die Grube Lüderich bei Untereschbach, aus der ebenfalls Honigblenden bekannt sind. Außergewöhnliche Rubinblenden werden in Shuikoushan im Ore field in der chinesischen Provinz Hunan gefunden.
Die Sammlerstufen aus Elmwood, Tennessee (USA) enthalten eine dunkelbraune Zinkblende, sie sind manchmal mit Calcit und Fluorit kombiniert. Bekannte Fundorte gibt es auch in Trepca (Serbien), in Herja (Rumänien), in Naica (Mexiko) oder in Dalnegorsk (Russland). In den Picos de Europa in Spanien wurden bis 1981 Zinkerze abgebaut. Von dort stammen einige Sammlerstufen mit orangefarbenen Kristallen, die an Karamellzucker erinnern, man nannte sie aus diesem Grund „Blenda Acaramelada". Auch Peru und China bringt schöne Stufen auf den Markt.
Ein historisches Zinkblende-Vorkommen liegt im Bergbaurevier bei Bad Bleiberg in Kärnten. Dieses Vorkommen hat aber schon seit langem für die Erzgewinnung keine Bedeutung mehr, die Sammlerminerale von dort stammen aus alten Sammlungen. China produziert im weltweiten Vergleich am meisten Zink, gefolgt von Peru und Australien. Eine der größten Zinkerz- und Bleierz-Minen der Welt ist die Red Dog Mine in Alaska.
Verwendung
Die Zinkblende stellt wie der Smithsonit ein bedeutendes Zinkerz dar und wird aufgrund der Beimengungen auch zur Gewinnung von Cadmium, Indium und Gallium benötigt. Bei Sammlern sind die gelben und roten Varietäten begehrt, wenn sie duchscheinend sind oder wenn sie bizarre Wachstumsformen aufweisen.