Eigenschaften
Reiner Hämatit ist ein blauschwarz glänzendes, undurchsichtiges Mineral, das nur in allerfeinsten Blättchen rötlich durchscheinend ist. Das Mineral kann an der Luft bunt anlaufen. Der schwarze Hämatit verwittert an der Luftfeuchtigkeit zu rotem Hämatit. Von anderen schwarzen Erzen kann er durch die blutrote Strichfarbe unterschieden werden. In Salzsäure löst sich das Mineral in gepulverter Form nur ganz langsam auf. Vor dem Lötrohr kann Hämatit nicht geschmolzen werden. Natürlicher Hämatit ist selbst nicht ferromagnetisch, er ist aber magnetisierbar: Stücke, die im Handel als „Magneteisenerz“ angeboten werden, enthalten meistens keinen Magnetit, sondern sie bestehen aus nachträglich magnetisiertem Hämatit.
Varietäten und Pseudomorphosen
Gelegentlich nennt man den Hämatit in Anlehnung an den hohen Metallglanz auch Specularit, was sich auf das lateinische Wort speculum („Spiegel“) bezieht. Quarz, der von Hämatit durchzogen ist, wird als Tigereisen bezeichnet. Hämatit ist Bestandteil des roten Ockers, der als Farbpigment benötigt wird. Als Turgit wird eine Mischung aus Hämatit und Goethit bezeichnet. Sie entsteht bei der Verwitterung des Goethits. Der Maghemit ist dagegen ein eigenständiges Mineral, das aus der γ-Modifikation des Eisen(III)-oxids besteht und im kubischen Kristallsystem kristallisiert. Glaskopf ist ein kugeliger-nieriger Hämatit.
Der Hämatit färbt zahlreiche andere Minerale wie Calcit oder Quarz rot. Pseudomorphosen sind durch die Umwandlung von Calcit, Dolomit oder Magnetit in Hämatit bekannt.
Kristallformen und Wachstum
Hämatit kristallisiert nach dem trigonalen System: Basispinakoide, Prismen, Rhomboeder, Dipyramiden und Skalenoeder bauen die Kristallformen in vielen Kombinationen auf. Der Habitus ist oft pseudohexagonal. Auch Durchdringungszwillinge kommen vor. Die glänzenden Hämatitkristalle bezeichneten die Bergleute früher als Eisenglanz. Blättrige oder schuppige Aggregate nennt man Eisenglimmer. Hämatit tritt auch drahtartig bis nadelig, derb, massig oder körnig auf. Erdige oder lockere Aggregate werden für die Malerei als „Rötel“ oder als „roter Eisenocker“ abgebaut.
Tafelige Kristalle, die als Rosette angeordnet sind, werden als Eisenrose bezeichnet. Die ersten wurden im Jahr 1810 am Passo di Lucendro im Schweizer Kanton Tessin gefunden. Die Eisenrosen aus den alpinen Klüften enthalten häufig auch Titandioxid oder sind von Rutilnadeln durchdrungen. Fremdbeimengungen mit Titan führen zu einer schwarzen Strichfarbe. Die dicktafeligen, flächenreichen Hämatite aus der Schweizer Cavradischlucht oder aus dem Chollergraben im Binntal sind keine Eisenrosen. Auf diesen Aggregaten wachsen häufig rotbraune Rutilkristalle.
Geschichte
Das Eisen als Metall war bereits in der Antike bekannt. Die Eisenzeit begann nach der Bronzezeit etwa um 1400 vor Christus. Als Erfinder der Eisengewinnung aus Eisenerz gelten die Hethiter, ein Volksstamm im Vorderen Orient. Farbige Erden, die durch Hämatit rot gefärbt sind, sind die ältesten Farbmittel der Menschheit. Mit diesen fertigten schon die Höhlenmaler ihre Kunstwerke. Der Name des Hämatits bezieht sich auf die Farbe und ist nach dem griechischen Wort haima („Blut“) benannt. Der Begriff haimatites lithos bedeutet so viel wie „Blutstein“. Erwähnt wurde der Begriff von dem griechischen Naturforscher und Philosoph Theophrast um 300 vor Christus. Auch der römische Gelehrte Plinius der Ältere verwendete den Begriff.
Der Eisenerzabbau auf der Insel Elba lässt sich bis auf die Etrusker im 7. Jahrhundert vor Christus zurückverfolgen. Auch die Römer bauten den Hämatit auf Elba ab. Die ergiebigste Fundstelle liegt bei Rio Marina. Der Hämatit kommt dort in sehr hoher Reinheit vor. Schon Plinius wies auf die Umweltfolgen eines intensiven Abbaus des Erzes auf Elba hin und fürchtete um die Wälder und die Holzressourcen auf der Insel. Holz war der Rohstoff für Holzkohle, die für die Eisengewinnung notwendig war. Nachdem die Ressourcen auf Elba für das Römische Reich nicht mehr ausreichten, suchten die Römer nach anderen Quellen. Sie holten das Erz aus ihren Provinzen und aus Afrika. Irgendwann war auch das Brennmaterial auf Elba versiegt. Die Eisenwerke zur Verarbeitung des Erzes lagen im 19. Jahrhundert auf Korsika oder an Europas Küstenregionen, wo es noch Wälder gab. Im 20. Jahrhundert baute man auf Elba Pyrit ab. Die Eisenerz-Förderung wurde 1980 eingestellt.
Vorkommen
In der Frühgeschichte der Erde gelangte das Eisen durch unzählige Meteoriteneinschläge auf die Erde. In den Urmeeren oxidierte das Eisen zu Eisenoxiden, die sich im Sediment ablagerten. So entstanden die Eisenerz-Lagerstätten. Auf der Insel Elba in Italien liegt ein historisches Vorkommen. In Deutschland gewann man das begehrte Erz zum Beispiel in den Eisenerzbergwerken der Lahn- und Dillmulde in Hessen oder im Erzgebirge. Abbauwürdige Erzvorkommen finden sich heute in China, Australien, Brasilien, Indien, Russland oder in der Ukraine. Hämatit wurde auch auf dem Mars nachgewiesen. Dies ist ein Beleg dafür, dass es auf dem Mars einmal große Wasservorräte gab.
Bei Sammlern begehrt sind zum Beispiel die Schweizer Hämatit-Aggregate aus der Cavradischlucht, wenn sie mit Rutilkristallen besetzt sind oder die Eisenrosen aus dem Schweizer Aarmassiv wie man sie bei Obergoms im Wallis findet. Die größten Eisenrosen kommen jedoch nicht aus der Schweiz, sondern aus Ouro Preto in Brasilien.
Verwendung
Roteisenerz ist ein bedeutendes Erz zur Gewinnung von Eisen im Hochofenprozess. Eisenoxidrot wird als beständiges Pigment für Rostschutzanstriche, Anstrichfarben und zum Färben von Keramik verwendet. Allerdings wird dabei synthetisch hergestelltes und reines Eisen(III)-oxid bevorzugt. Aufgrund seiner Magnetisierbarkeit eignet sich Eisen(III)-oxid als Trägermaterial auf Tonbändern, die heute noch bei professionellen Musikproduktionen eingesetzt werden. Hämatit ist auch ein beliebtes Material zum Herstellen von Schmucksteinen.