engl. Silver native
Eigenschaften
Silber gediegen ist ein silberweiß glänzendes oder dunkel angelaufenes Mineral, das zur Klasse der Elemente gezählt wird (Namensherkunft und Verwendung siehe
Element Silber). Silber besitzt die höchste thermische und elektrische Leitfähigkeit aller Metalle. Das Reflexionsvermögen ist sehr hoch, dies erklärt den hellen Metallglanz, der als „silberweiß“ bezeichnet wird. Das Mineral ist häufig mit anderen Metallen wie Kupfer oder Gold vermengt, daher liegt die Dichte des Minerals unter der hohen Dichte des Elements Silber. Im Gegensatz zu
Gold oder
Platin löst sich Silber in konzentrierter
Salpetersäure. Beim Versetzen der entstandenen Lösung mit Salzsäure erhält man einen weißen Silberchlorid-Niederschlag. Silber gediegen färbt sich durch Schwefelwasserstoff schwarz. Silberlocken kann man durch Erhitzen des Minerals
Akanthit heraustreiben.
Silber, New Nevada Mine, Batopilas, Mexiko
Silber-Locken (künstlich oder natürlich?) aus der Uchuchacqua Mine in Peru
Silber aus Kongsberg in Norwegen
Drahtsilber aus dem P
řibram-Revier in Tschechien
Silber mit Chrysokoll, Grube Clara, Schwarzwald
Silber, Glasberg, Nieder-Beerbach, Odenwald
Silber, Glasberg, Nieder-Beerbach, Odenwald
Einige der in Sammlungen befindlichen „Silberstufen“ sind wohl so hergestellt. Eine Unterscheidung ist für den Laien kaum möglich. Dendritisches Silber aus dem Erzgebirge ist oft aus dem Arsen herausgeätzt (siehe Titelfoto ganz oben).
Varietäten
Deutlich ausgeprägte Silberbleche und Drähte werden nach der berühmten Fundstelle Kongsberg in Norwegen auch als „Kongsbergit“ bezeichnet. Unter
Kongsbergit versteht man aber im eigentlichen Sinne eine Silbervarietät mit einem
Quecksilbergehalt von bis zu 5%. Der
Moschellandsbergit Ag
2Hg
3 hat noch einen wesentlich höheren Quecksilbergehalt. Das Silberamalgam ist ein eigenständiges und anerkanntes Mineral. Silber bildet mit
Kupfer gerne Legierungen, die nicht als eigenständige Minerale anerkannt sind. Auch Legierungen mit Gold treten auf:
Elektrum ist eine
Goldvarietät, die 15 bis 30% Silber enthält. Bildet das Silber mit Antimon ein Antimonid, entstehen je nach Zusammensetzung die Silberminerale
Allargentum oder
Dyskrasit. Silber kann pseudomorph nach
Dyskrasit und nach
Pyrargyrit auftreten.
Kristallformen und Wachstum
Gediegen Silber findet man meistens blech-, draht- oder lockenförmig. Auch Klumpen oder Nuggets, Flitter, Skelette, sowie moosartiges oder dendritisches Wachstum kommen vor. „Fischgrätensilber“ bezeichnet dendritisches Silber, das bäumchenartig auftritt. Sehr selten sind die typischen Kristalle nach dem kubischen System, beispielsweise Hexaeder (Würfel), Rhombendodekaeder, Oktaeder, Tetrakishexaeder, Hexakisoktaeder oder die Kombinationen daraus. Zwillinge treten auf, wenn zum Beispiel zwei Oktaeder miteinander verwachsen. Begleitminerale sind Silbererze wie Dyskrasit, Proustit, Pyrargyrit oder Stephanit, aber auch Calcit, silberhaltiger Galenit,
Quarz oder
Arsen gediegen.
Geschichte
Silber war nach
Kupfer und
Gold das dritte Gebrauchsmetall, das die Menschen benutzten. Die Assyrer kannten es als
sarpu, die Germanen verwandten das Wort
silabra, die Goten
silubr, die Römer nannten es
argentum, nach dem griechischen Wort
argyros, was so viel bedeutet wie „weiß-metallisch“. Die Ägypter schmückten die Spitzen ihrer Obelisken mit Elektrum. Im alten Griechenland wurden seit dem 7. Jahrhundert vor Christus Silbermünzen geprägt. Das Silber stammte aus den Minen in
Laurion, etwa 50 Kilometer südlich von Athen. Früher war Silber wertvoller als Gold. Der römische Kaiser Caligula führte im Circus einen Wagen vor, der aus 124000 Pfund Silber bestand.
In Mitteleuropa wurden im Mittelalter Silbererzvorkommen in Böhmen und in Sachsen entdeckt, was die Prägung von Silbermünzen ermöglichte. Die Entdeckung des Silbers im Jahr 1168 bei Christiansdorf, dem heutigen Freiberg, begründete den Erzabbau im sächsischen
Erzgebirge. 1471 entdeckte man am Schneeberg erneut das begehrte Metall, was wiederum ein Silberfieber in der Region auslöste. An vielen Orten baute man auch silberhaltigen Bleiglanz ab, zum Beispiel am Silberberg bei Fahl im Schwarzwald.
Die Tempel der Inka im heutigen Peru waren reichhaltig mit Gold und Silber verziert. Sie bezeichneten das Silber als „die Tränen des Mondes“, das Gold als „Schweißperlen der Sonne“. Nach den Eroberungen brachten die Spanier mit dem Beginn des 16. Jahrhunderts erhebliche Mengen des Edelmetalls aus Amerika nach Europa. Dies führte dazu, dass der Wert des begehrten Silbers sank.
Vorkommen
Berühmte, historische Fundstellen befinden sich bei Schlema und Pöhla im Erzgebirge oder bei Freiberg in Sachsen, im tschechischen P
řibram-Revier und auch in Kongsberg in Norwegen. Wunderschöne Silberstufen wurden auch im Steinbruch am Glasberg bei
Nieder-Beerbach im hessischen Teil des Odenwaldes gefunden. Es kommen dort Stufen mit moosartigem Silber oder auch mit rötlich angelaufenen Kristallen vor. Die Chrysokoll-Stufen aus der
Grube Clara im Kinzigtal sind manchmal mit Silber kombiniert. In der Schweiz findet man in der Rhoneschlucht bei Ernen im Wallis kleine Silberlocken. Der Silberberg bei Brixlegg ist eine bekannte Silberfundstelle im österreichischen Bundesland Tirol. Die Silberkristalle von dort sind gerne mit Rosasit oder Brochantit vergesellschaftet. Schöne Silberstufen in den Sammlungen stammen auch aus Broken Hill in Australien, aus der Uchuchacqua Mine in Peru oder aus Imiter in Marokko.
Verwendung
Silber gediegen dient wie die anderen Silbererze zum Herstellen von Feinsilber. Silber ist das am meisten gebrauchte Edelmetall. Silber und seine Legierungen werden für Besteck und Schmuck verwendet. Aufgrund seiner hohen elektrischen Leitfähigkeit wird es für Leitermaterial und Kontakte in elektronischen Schaltungen benötigt. Früher bestand die reflektierende Schicht der Spiegel aus reinem Silber. Heute verwendet man dafür hauptsächlich Aluminium. Silber in fein zerteilter Form wirkt bakterientötend.