Goethit ist ein schwarzbraunes Eisenerz, das manchmal bunt iridisierend anläuft. Der bergmännische Name Nadeleisenerz lehnt sich an die nadelige Form der langgestreckten Kristalle an. Der Goethit ist Bestandteil des Mineralgemischs Limonit. Dieses enthält neben dem Goethit auch Lepidokrokit und andere Eisenoxide oder -hydroxide. Die Zusammensetzung des Goethits entspricht in etwa der von Rost. „Turgit“ ist eine Mischung aus Hämatit und Goethit, die bei der Verwitterung des Goethits entsteht.
Der Goethit ist in Salzsäure langsam und in Salpetersäure schnell löslich. Beim Erhitzen im geschlossenen Reagenzglas lässt sich das Entweichen von Wasser gut beobachten. Beim Erhitzen vor dem Lötrohr wird der Goethit magnetisch. Dabei wird er zu rostrotem Eisen(III)-oxid oxidiert.
Varietäten und Pseudomorphosen
Die Varietät Samtblende bildet braune oder ockerfarbene Kugeln, die auf der Oberfläche samtartig schimmern. Das Mineral Lepidokrokit γ-Fe3+O(OH) weist eine sehr ähnliche chemische Zusammensetzung auf. Dieses bildet aber andere Kristallstrukturen, obwohl es auch zum orthorhombischen Kristallsystem zugeordnet wird. Das Mineral Feroxyhit Fe3+O(OH) stellt die dritte polymorphe Modifikation des Stoffes Eisen(III)-hydroxidoxid dar. Goethit tritt pseudomorph nach Cuprit, nach Gips, nach Magnetit, nach Pyrit oder nach Siderit auf.
Kristallformen und Wachstum
Die Kristalle sind von prismatischem oder tafeligem Habitus. Beim Nadeleisenerz sind sie oft radialstrahlig angeordnet und bilden Rosetten. Dünne Kristalle können an den Kanten durchscheinen. Aggregate sind faserig, nierig, körnig oder bilden krustige Überzüge. Es treten auch geschichtete Strukturen auf. Goethit ist häufig mit anderen Mineralien vergesellschaftet: Der Goethit wächst sekundär auf anderen Mineralien oder diese wachsen ihrerseits auf massivem Goethit.
Geschichte
Das Mineral Goethit ist nach dem deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) benannt. Der Siegerländer Bergmeister Johann Daniel Engels und der Pfarrer H.A. Achenbach schlugen dem Jenaer Mineralogen J.H. Lenz 1806 vor, einen Rubinglimmer aus dem Siegerland zu Ehren Goethes „Goethenit“ zu benennen. Lenz änderte den Namen zu „Goethit“. Nachdem sich später herausstellte, dass es mehrere Modifikationen des Eisen(III)-hydroxidoxids gibt, wurde der Name Goethit der Modifikation α-Fe3+O(OH) zugeordnet. [Lit. Schroeder 1988]
Vorkommen
Goethit entsteht entweder sekundär durch Bildung aus anderen Eisenmineralen oder hydrothermal. Am bekanntesten sind bei den Sammlern die stark iridisierenden Goethite aus San Valentin aus dem Bergbaugebiet La Union in Spanien. In Deutschland wurde Goethit zum Beispiel in der Grube Clara im Schwarzwald oder im Steinbruch Hellerberg bei Freisen im Saarland gefunden. Aus Laurion in Griechenland sind Gipsstufen bekannt, bei denen Calcit- oder Gipskristalle auf schwarzem Goethit sitzen. Auch der Vanadinit aus Mibladen in Marokko kann auf schwarzem Goethit aufgewachsen sein. An einigen Orten in Marokko findet man nadeligen Goethit auf Quarz, zum Beispiel in Bou Azzer.
Verwendung
Goethit ist ein Erz, das nur noch selten zur Gewinnung von Eisen benötigt wird. Bei Sammlern sind die bunt angelaufenen Stufen und die typischen Nadeleisenerze begehrt. Der Limonit wird als Pigment im gelben Ocker verwendet.