engl. Erythrite
Eigenschaften
Der Erythrin ist ein weiches, stark toxisches, krebserzeugendes Cobalt-Arsen-Mineral, das manchmal einen scharfen, knoblauchartigen Geruch aufweist. Dieser stammt von toxischen Cobalt-Arsen-Verbindungen, die an der Luft unter Lichteinfluss freigesetzt werden. Bei den Bergleuten hieß der Erythrin früher Kobaltblüte oder „Kobold-Blüthe“. Typisch sind strahlige oder büschelige Aggregate von karminroter oder pfirsichroter Farbe. Beim Lösen in Salzsäure entsteht eine rote Lösung. Der Erythrin schmilzt beim Erhitzen vor dem Lötrohr zu einem grauen Kügelchen. Dabei werden ebenfalls toxische Arsen- oder Cobaltverbindungen frei. Beim Erhitzen im Reagenzglas färbt sich das Mineral unter Abgabe des Kristallwassers blau. Die Marshprobe auf Arsen verläuft positiv.
Verwechslungsgefahr mit dem Kobaltkoritnigit
Die Unterscheidung nach äußeren Kennzeichen zum sehr ähnlichen Kobaltkoritnigit
(Co,Zn)(As5+O4)(OH) • H2O ist sehr schwierig. Die beiden Minerale sind oft miteinander verwachsen. Der Kobaltkoritnigit kristallisiert im triklinen System, er erscheint tendenziell heller und bildet etwas trübere Kristalle als der Erythrin. Das ist aber kein sicheres Unterscheidungsmerkmal. Vor der Anerkennung des Kobalkoritnigits als eigenständiges Mineral im Jahr 1981 und auch noch längere Zeit danach waren alle entsprechenden Sammlerstufen mit „Erythrin““ angeschrieben.
Erythrin auf Skutterudit aus Bou Azzer in Marokko
Erythrin aus der Grube Adam Heber am Schneeberg
Erythrin aus dem Pichlerstollen vom Silberberg bei Brixlegg in Tirol
Kristallformen und Wachstum
Der Erythrin kristallisiert nach dem monoklinen System. Die Kristalle werden aus Pinakoiden und Prismen gebildet. Der bevorzugte Habitus ist abgeflacht-prismatisch, häufig sind die Kristalle gestreift. Meistens sind sie nur klein und treten büschelig oder radialstrahlig auf. Es kommen auch kugelige, nierige, faserige oder derbe Aggregate vor. Der Erythrin ist gerne mit dem Kobaltkoritnigit verwachsen. Häufige Begleitminerale sind auch Chloanthit und Skutterudit.
Geschichte
Die erste Erwähnung des Minerals unter der Bezeichnung „Coboltum rubrum“ findet sich in einer Schrift, die Johann Welpern 1683 herausgab. Die offizielle Benennung erfolgte 1832 durch den französischen Mineralogen François Sulpice Beudant (1787–1850) in seinem Werk „Traité élémentaire de Minéralogie". Er benannte es nach dem griechischen Wort
erythrós („rot“). Ab 1789 führten verschiedene Chemiker chemische Analysen durch, ohne die exakte Zusammensetzung bestimmen zu können. Erst Carl Kersten in Freiberg gelang es 1843, die heute noch gültige Formel zu bestimmen und zu berechnen.
Vorkommen
Der Erythrin bildet sich sekundär aus anderen Mineralien wie
Skutterudit und Chloanthit. Er findet sich in der Oxidationszone von Cobalt-Nickelerz-Lagerstätten. Als Typlokalität gilt die Grube Daniel im Revier Schneeberg im sächsischen
Erzgebirge. Viele alte Funde stammen aus
Wittichen im Schwarzwald oder aus
Brixlegg in Tirol. Auch aus dem Kamsdorfer Revier oder aus der Kupfergrube Stedtfeld in
Thüringen sind historische Funde bekannt. Hervorragende Kristalle kommen aus Bou Azzer im Atlasgebirge in Marokko. Dort wächst der Erythrin im Skutterudit. Diese Fundstelle liefert die größten Kristalle der Welt: Sie erreichen eine Länge von bis zu zehn Zentimeter!
Verwendung
Das Mineral dient als Erz zur Gewinnung von
Arsen und
Cobalt. Es ist auch ein Rohstoff zur Gewinnung der
Cobaltpigmente. Aufgrund der hohen Toxizität ist das Sammeln des Minerals problematisch. Der Erythrin muss in einer gut verschlossenen Dose unter Ausschluss von Licht aufbewahrt werden.