engl. Wavellite
Eigenschaften
Wavellit ist ein relativ seltenes, sprödes Mineral, das in reinem Zustand farblos oder weiß ist. Durch Fremdbeimengungen erscheint das Mineral auch grünlich, gelblich oder bräunlich, selten auch bläulich. Die durchscheinenden bis klaren Kristalle zeigen oft Glasglanz, manchmal auch Harz- oder Perlmutterglanz. Mit einer Mohshärte von 3 bis 4 ist das Mineral nur wenig härter als ein Calcit, es lässt sich mit einem Messer leicht ritzen. Manche Stücke fluoreszieren im UV-Licht je nach Wellenlänge weiß, gelb oder grün. Es kann auch ein Pleochroismus von grün bis gelb auftreten. Solche Stücke erscheinen bei Tageslicht grünlich und bei Kunstlicht gelblich. Ein Wavellit ist vor dem Lötrohr nicht schmelzbar, von Salzsäure wird er aufgelöst.


Prismatischer Wavellit, Grube Rotläufchen, Waldgirmes, Hessen


Faseriger Wavellit, radialstrahlig angeordnet, Grube Leonie, Bayern


Wavellit: Kugelig angeordnete Kristallgruppe, Grube David, NRW


Wavellit, Steinbruch Glockenpöhl, Bösenbrunn, Vogtland


Wavellit, Carrière de Beauvoir, Échassières, Allier, Frankreich
Farbvarietäten, Fluorwavellit
Begehrt sind Farb-Varietäten – die ähnlich wie beim Turmalin – Farbzonen ausbilden. Solche Stücke werden zu Edelsteinen verschliffen. Im chemischen Aufbau kann ein Hydroxid-Ion durch ein Fluorid-Ion ersetzt sein: Der so zusammengesetzte
Fluorwavellit wird von der IMA seit 2017 als eigenständiges Mineral angesehen.
Kristallformen und Wachstum
Ein Wavellit kristallisiert nach dem orthorhombischen System. Gut ausgebildete Kristalle zeigen einen kurz- bis langprismatischen, nadeligen Habitus, manchmal erscheinen sie auch dicktafelig. Die Kristalle sind gerne in kugeligen Kristallgruppen angeordnet. Häufig bilden sich faserige, radialstrahlige Aggregate, so können rosettenartige „Sonnen“ mit mehreren Zentimetern Durchmesser entstehen. Wavellit tritt auch in krustigen Überzügen, stalaktitisch oder in Form nierig, chalcedonähnlicher Massen auf. Begleitminerale sind zum Beispiel Hämatit, Limonit oder Pyrolusit, sowie verschiedene Phosphatminerale.
Geschichte
Der britische Naturforscher und Arzt William Wavell (1750–1829) gilt als Erstfinder des Minerals. Der Mineraloge und Mediziner William Babington (1756–1833) benannte das Mineral im Jahr 1805 nach dem Entdecker. Als Typlokalität gilt der Steinbruch High Down Quarry östlich von Barnstaple in North Devon in England.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts entdeckte man im Ural ein scheinbar neues Mineral, das zunächst den Namen Fischerit erhielt. Später stellt sich jedoch heraus, dass dieser mit dem bereits entdeckten Wavellit identisch ist. Seither gilt der Name Fischerit als Synonym für den Wavellit. Aufgrund von Untersuchungen durch das Mineralogenteam Kampf, Adams, Barwood und Nash gilt der sehr ähnliche und äußerlich kaum unterscheidbare Fluorwavellit seit 2017 als eigenständiges Mineral.
Vorkommen
Ein Wavellit bildet sich meist sekundär in phosphatreichen Erzlagerstätten. Weniger häufig entsteht er metamorph oder hydrothermal. Drei Beispiele für Fundstellen in Deutschland sind die
Grube David im Hochsauerlandkreis, die
Grube Leonie bei Auerbach in der Oberpfalz und die
Grube Rotläufchen bei Waldgirmes in Hessen, wo auch Fluorwavellit vorkommt. Bei Sammlern besonders begehrt sind die radialstrahligen Aggregate aus den heute renaturierten Kieferschieferbrüchen beim Weiler Altmannsgrün westlich von Tirpersdorf im Vogtland. Wavellit wurde auch im Steinbruch
Glockenpöhl bei Bösenbrunn gefunden.
Zwei bekannte Fundstellen in Frankreich sind die Halden des Ganges Filon Ste. Barbe – die bei Sammlern unter der Bezeichnung
Les Montmins bekannt sind – und der Tagebausteinbruch Carrière de Beauvoir. Beide liegen bei der Gemeinde Échassières im Département Allier. Besonders farbintensive, grüne Kugelaggregate stammen aus dem National Limestone Quarry No. 2 im Snyder County im US-Bundesstaat Pennsylvania.
Verwendung
Der Wavellit hat aufgrund seiner Seltenheit nur eine geringe Bedeutung als Erz zur Gewinnung von Phosphaten, er wird aber zusammen mit den anderen Phosphaten in den Lagerstätten abgebaut. Radialstrahlige Sonnen oder Kugelaggregate sind bei den Sammlern begehrt. Verschliffene Edelsteine gelten als selten und wertvoll, wenn sie mehrfarbige Zonen enthalten.