engl. Aragonite
Nadeliger Aragonit aus Pantoja, Toledo, Spanien
Aragonit aus Pantoja im langwelligen UV-Licht
Aragonit-Eisenblüte vom Erzberg in der Steiermark
Aragonit „Vogelnest“ vom Erzberg in der Steiermark
Eigenschaften
Aragonit ist ein Mineral, das wie der
Calcit aus
Calciumcarbonat aufgebaut ist. Es kristallisiert allerdings in einem anderen Kristallsystem und besitzt eine höhere Härte und Dichte. Die Spaltbarkeit ist viel weniger ausgeprägt als beim Calcit. Es sind Magnesium-Ionen, die in der Kristallisationslösung das Wachstum eines Calcits verhindern und die orthorhombische Ausprägung begünstigen. Aragonit reagiert mit Salzsäure, er löst sich in kohlensäurehaltigem Wasser besser als Calcit. Dies lässt sich beim
chemischen Nachweis zur Unterscheidung ausnutzen. Viele Aragonite zeigen im UV-Licht
Fluoreszenz. Aragonite fluoreszieren im langwelligen UV-Licht häufig gelb, aber auch weiße, orange, rote oder sogar blaue Fluoreszenz lässt sich beobachten.
Aragonit-Varietät Tarnowitzit aus Tsumeb
Aragonit-Varietät Nicholsonit aus Tsumeb
Kristalltracht aus Pinakoid und Prismen aus Horenec in Tschechien
Aragonit-Drillinge aus Tazouta in Marokko
Varietäten
Ein
Tarnowitzit oder ein Blei-Aragonit ist eine Aragonit-Varietät, die Blei-Ionen oder Cerussit-Einschlüsse enthält. Solche Aragonite findet man zum Beispiel in Tsumeb. Die Zinkvariante nennt man
Nicholsonit, die Strontiumvarietät
Mossotit. Bei der Varietät
Zeiringit färbt fein eingesprengter Aurichalcit den Aragonit türkis. Als
Eisenblüte bezeichnet man ein korallen- oder lockenartiges Wachstum. Versinterter Aragonit aus dem steirischen Erzberg in Österreich bildet sogenannte „Vogelnester“, in denen meist „Höhlenperlen“ liegen. Diese entstehen, wenn sich um ein Sandkorn herum schalenförmig Aragonit als Kalksinter aufbaut.
Kristallformen und Wachstum
Aragonit kristallisiert nach dem
orthorhombischen System. Die Kristalle sind nadelig spitz, während sie beim Calcit eher dick oder rund sind. Aragonit bildet gerne säulig-prismatische Kristalle aus, wobei häufig Drillinge (Titelfoto oben) vorkommen. Auch ästige oder korallenartige Aggregate sind typisch für den Aragonit. Eher selten ist stalaktitischer Aragonit. Begleitminerale sind unter anderem Calcit, Heulandit, Quarz, Schwefel, Siderit oder Stilbit.
Geschichte
Der deutsche Mineraloge Abraham Gottlieb Werner (1749–1817) beschrieb das Mineral im Jahr 1796 als erster und benannte es nach der Typlokalität, dem ersten bekannten Fundort in der spanischen Provinz Aragonien. Der Tarnowitzit wurde von August Breithaupt im Jahr 1841 beschrieben und nach der Typlokalität bei Tarnowitz in Polen benannt. Der Nicholsonit ist nach dem US-Senator und Minenpräsident Samuel Danford Nicholson (1859–1923) benannt. Er war der Entdecker des zinkhaltigen Aragonits.
Vorkommen
Aragonit entsteht in Hohlräumen vulkanischer Gesteine, in der Oxidationszone von Erzlagerstätten (Aragonit-Eisenblüte), als Ausfällung im Meerwasser (Rotes Meer), in Schwefel-Lagerstätten (Ätna) oder als Ausfällung bei heißen Quellen. Die
Schalen vieler Muscheln und Schnecken bestehen aus Aragonit. Weltweit gibt es unzählige
Fundstellen für Aragonit.
Verwendung
Aragonit wird hauptsächlich als Sammlermineral und für Schmucksteine verwendet. Aragonithaltiger Sand dient zur Herstellung von Zement.
Weitere Informationen
Eigenschaften, Kristallformen und Wachstum im Vergleich:
Calcit – Aragonit
Aragonit-Fundstellen:
Deutschland / Alpin / Westeuropa / Laurion / Afrika / USA
Calcit und Aragonit in
Lebewesen