Eigenschaften
Die Granat-Supergruppe umfasst bestimmte Inselsilicat-Mineralien, die relativ hart sind und zahlreiche Farben annehmen können. Es sind etwa 40 Minerale bekannt. Sie sind alle nach der Grundstruktur {X3}[Y2](Z3)φ12 aufgebaut. Diese Ionen können in den Gitterplätzen eines Granatkristalls einen Platz einnehmen:
X: Kationen Ca2+, Fe2+, Mg2+,Mn2+,Na+ oder Y3+
Y: Kationen Al3+, Fe3+, Cr3+, V3+, Ti4+ oder andere
Z: Kationen Si4+ oder andere
φ: Anionen O2−, OH− oder F−
Bei vielen Mineralen der Granat-Supergruppe ist die „Reinform“ oft durch Fremd-Ionen beeinflusst, so dass farbige Varietäten entstehen. Granate schmelzen in der Regel vor dem Lötrohr gut, manchmal auch unter Abscheidung von Kieselgallerte. Davon gibt es auch Ausnahmen wie beim Uwaworit. In Säuren sind sie nur schwer löslich. Die Unterscheidung der einzelnen Minerale ist schwierig, sie erfolgt hauptsächlich nach der Farbe, der Form, dem Wachstum und dem Fundort.
Minerale und Varietäten
Die Granat-Minerale treten in vielen Farben auf. Für den rotbraunen bis rotvioletten Almandin wird in Reinform die chemische Formel Fe3Al2(SiO4)3 angegeben. Meistens sind aber auch noch andere Ionen im Kristallgitter enthalten. Er ist das verbreiteste Granat-Mineral.
Der orangegelbe bis braune Spessartin Mn3Al2(SiO4)3 enthält Mangan-Ionen, während beim rosafarbenen Pyrop Mg3Al2(SiO4)3 auch Magnesium-Ionen beteiligt sind.
Beim gelben, grünen oder rotbraunen Grossular Ca3Al2(SiO4)3 sind es Calcium-Ionen. Der Hessonit ist kein eigenständiges Mineral, sondern eine orangerote Varietät des Grossulars mit teilweise Fe3+-Ionen im Kristallgitter. Ein Tsavorit ist eine smaragdgrüne Grossularvarietät mit Cr3+-Ionen.
Auch der Andradit Ca3Fe3+2(SiO4)3 kann verschiedene Farben annehmen, er ist ein Calcium-Eisen-Granat. Der Demantoid ist eine durch Cr3+-Ionen verursachte, hellgrüne Varietät des Andradits. Klare, geschliffene Steine des Demantoids zählen zu den wertvollsten Granaten. Ein gelbgrüner bis cognacfarbener Andradit wird als Topazolith bezeichnet. Der schwarze Melanit ist ebenfalls eine Andradit-Varietät, die Titan-Ionen enthält. Der Melanit kommt kristallin und derb vor, die Kristalle können auch bunt anlaufen.
Beim Uwarowit Ca3Cr2(SiO4)3 wird die smaragdgrüne Farbe ebenfalls durch Chrom-Ionen bestimmt, er ist immer grün, seine Kristalle können wie beim Demantoid sehr transparent sein.
Kristallformen und Wachstum
Der Almandin zum Beispiel bildet häufig Rhombendodekaeder und Ikositetraeder. Bei den Mineralen der Granat-Supergruppe kommen praktisch alle Kristallformen des kubischen Systems vor, oft in perfekter Form: Hexaeder (Würfel), Rhombendodekaeder, Oktaeder, Tetrakishexaeder, Trisoktaeder, Ikositetraeder oder Hexakisoktaeder. Die Vielfalt kann man vor allem auch beim Grossular beobachten. Es kommen Kombinationen der Formen vor und Durchdringungszwillinge. Granate bilden neben den Kristallen auch dichte, derbe und körnige Aggregate oder runde Körner als Kristallsande aus.
Die Granate werden von zahlreichen anderen Mineralen begleitet. Ein Granat-Mineral ist oft mit typischen Mineralen vergesellschaftet. Der Almandin sucht zum Beispiel oft die Gesellschaft von Biotit, Muskovit, Orthoklas oder Quarz, während der Grossular Calcit, Diopsid, Klinochlor oder Vesuvianit bevorzugt.
Geschichte
Die Namensgebung erfolgte nach der roten Frucht des Granatapfelbaums oder nach dem lateinischen Wort granum („Korn“) in Anlehnung an das körnige Auftreten mancher Stücke. Der Pyrop wurde schon in der Bronzezeit verwendet. Im alten Ägypten trugen der Pharao und die Priester ein Pektoral als Amulett auf der Brust, das oft einen Granat enthielt. Der römische Gelehrte Plinius nannte die roten Edelsteine allgemein Carbunculus, was so viel wie „kleine Kohle“ bedeutet. Mit Alabandicus bezeichnete er den Almandin, der seinen Namen vom Fundort in Alabanda in der Türkei erhielt.
Im Mittelalter wurde aus dem römischen Carbunculus der Begriff Karfunkel, eine Bezeichnung für die roten Edelsteine Granat, Rubin und Spinell. Geschliffene Granate waren in fast allen Epochen begehrte Edelsteine, die vor allem in Gold- und Silberschmuck eingefasst wurden.
Vorkommen
Granate kommen magmatisch in den Gesteinen aus dem Erdmantel oder metamorph, zum Beispiel im Kalkstein vor. Berühmt sind die Granatvorkommen zwischen den Ötztaler und den Zillertaler Alpen im österreichischen Bundesland Tirol. Dort findet man zum Beispiel auf dem Timmelsjoch rote Almandinkristalle, die in den silbrig glänzenden Glimmerschiefer eingewachsen sind. Der bekannteste Granat aus Österreich kommt vom Granatenkogl im Ötztal. Die Kristalle von dort können acht Zentimeter erreichen.
Die bekannteste deutsche Fundstelle für die Andradit-Varietät Topazolith sind die Steinbrüche im Oberfranken bei Wurlitz in Bayern. Die grüne Andradit-Varietät Demantoid ist selten. In der Schweiz findet man ihn zum Beispiel am Geisspfad im Binntal. Dort ist er in den Serpentin-Asbest eingewachsen. In Italien ist das Val Malenco in der Lombardei eine bekannte Fundstelle für Demantoid. Bei Sammlern bekannt sind auch die perfekt gewachsenen Demantoidkristalle vom Perovskite Hill bei Santa Rita Peak im US-Bundesstaat Kalifornien. In vielen Sammlungen ist der rotbraune Andradit von der griechischen Insel Serifos vertreten.
Im Schweizer Wallis findet man in den Gebieten um Saas Fee und Zermatt – zum Beispiel bei den Lichenbrettern – immer wieder ein leuchtend grünes, kristallines Mineral, das in den Schiefer eingewachsen ist. Dabei handelt es sich entweder um Tsavorit, einen chromhaltigen Grossular, oder – sofern der Chromgehalt überwiegt – um Uwarowit. Der Uwarowit aus der Saranovskii Mine im russischen Ural zeichnet sich durch seine intensive, smaragdgrüne Farbe aus.
Hervorragende Grossular- oder Andradit-Stufen stammen aus den Minen am Mount Garnet im australischen Bundesstaat Queensland in Australien. Die perfektesten Tsavoritkristalle der Welt kommen wahrscheinlich aus den Merelani Hills in Tansania. Die grünen Tsavorite aus der Lualenyi Mine in der Provinz Taita in Kenia sind in der Regel krakeliert. Solche Formen entstehen, wenn die Lösung beim Auskristalliseren nochmals erhitzt wird. Schöne Hessonite gibt es in Italien bei der Alpe della Mussa im Piemont oder bei Bellecombe in der Region Aostatal. Dort bildet der orangerote Hessonit einen schönen Kontrast zum grünen Diopsid. Aus der Wushan Spessartin Mine am Berg Tongbei im Kreis Yunxiao in der chinesischen Provinz Fujian sind Stufen bekannt, bei denen kleine, rotbraune Spessartinkristalle zusammen mit Rauchquarzkristallen faszinierende Kompositionen bilden.
Verwendung
Die harten Granate werden zum Schleifen von Edelsteinen und zur Herstellung von Schleif- und Poliermitteln verwendet. Granatsand wird gerne auch als Ersatz für Quarzsand beim Sandstrahlen eingesetzt. Synthetische Granate werden nicht nur für Schmucksteine hergestellt, sondern auch für Laserkristalle.