engl. Quartz
Eigenschaften
Quarz ist ein Mineral, das im chemischen Grundaufbau aus Siliciumdioxid aufgebaut ist. Im Quarzkristall sind SiO
4-Tetraeder über die Tetraeder-Ecken wendeltreppenartig miteinander verknüpft. Je nach Drehrichtung entstehen Rechts- oder Linksquarze. Quarz ist mit der Mohshärte 7 sehr hart, das Mineral ritzt sogar Fensterglas. Nur härtere Minerale wie
Topas,
Korund oder
Diamant können einen Quarz ritzen. Quarz ist gegen fast alle Säuren beständig und löst sich nur in
Flusssäure.
Das gewöhnliche Mineral Quarz bildet sich während den Kristallisationsprozessen bei Temperaturen unter 573 °C, es ist ein Tieftemperaturquarz. Man nennt es auch
Tiefquarz oder
α-Quarz. Ein Hochtemperaturquarz wird auch
Hochquarz oder
β-Quarz genannt, es bildet sich bei Temperaturen über 573 °C und kristallisiert nach einem anderen Kristallsystem. Die Minerale
Tridymit und
Cristobalit sind Hochquarze, die sich über 867 °C oder über 1470 °C bilden. Sie stellen Modifikationen mit gleichem chemischen Aufbau dar. Die Minerale Coesit und Stishovit sind Hochdruckmodifikationen, die im Erdmantel oder bei Meteoriteneinschlägen unter hohem Druck entstehen. Über 20 Kilobar Druck bildet sich der Coesit, über 75 Kilobar der Stishovit.
Kaktus-Amethyst aus Boekenhouthoek, Südafrika
Rauchquarz aus dem Val Cavrein, Schweiz
Morion aus Cairouan, Tunesien
Achat von der Baker Ranch, New Mexiko USA
Varietäten
Der farblose und klare
Bergkristall stellt die reinste Quarzvarietät dar. Die
Färbungen
der Quarze werden durch Fremdbeimengungen im Gitterbau der Kristalle und einer Aktivierung von Farbzentren durch radioaktive Strahlung oder aber
auch durch
Einschlüsse von anderen Mineralien
erzeugt. Beim braun getönten
Rauchquarz ist im Kristallgitter der SiO
4-Tetraeder das Silicium in Spuren durch Aluminium ersetzt. Die bräunliche Färbung
wird durch die natürliche Gammastrahlung, die von anderen
Gesteinen ausgeht, verursacht. Sie verursacht eine Aktivierung von Farbzentren bei den beteiligten Aluminium-Ionen. Der Effekt kann durch künstliches Bestrahlen verstärkt
werden, daher ist beim Kauf von „dunklen“ Rauchquarzen, besonders aus Brasilien
und der Schweiz Vorsicht geboten. Ein
Morion ist ein fast schwarzer Quarz, der in der Natur an einigen Orten vorkommen kann.
Durch ähnliche Effekte
wie beim Rauchquarz entsteht der gelb gefärbte
Citrin.
Eisenhaltige Verbindungen als nanoskalige Einschlüsse spielen dabei eine Rolle. Auch hier ist beim Kauf Vorsicht geboten, denn die meisten angebotenen
Citrine sind durch das Brennen von Amethyst
hergestellt worden. Die Färbung
beim violetten
Amethyst wird auf das Vorhandensein von Fe
4+-Ionen im Kristallgitter
zurückgeführt. Diese entstehen durch Ionisierung mit Gammastrahlung aus Fe
3+-Ionen, die als Fremdbeimengung enthalten sind. Wenn an einem Quarz gelbe und violette Färbungen
gleichzeitig vorkommen, nennt man diesen
Ametrin. Der
Amethyst zeigt wie der Bergkristall eine sehr hohe
Wachstumsvielfalt.
Beim
Rosaquarz wird die rosa Färbung durch strahlungsaktivierte Farbzentren bei Phosphor- oder Aluminium-Ionen im Kristallgitter verursacht. Beim
Rosenquarz liegt die Ursache für die Färbung in mikroskopisch kleinen, faserigen Einschlüssen eines rosafarbenen Borosilicates. Der Rosenquarz bildet nur sehr selten Kristalle aus.
Die Steine werden seit dem Altertum als Steine der Liebe und des Herzens
verehrt.
Man bezeichnet alle Tiefquarze als
Chalcedon,
die nicht körnig, sondern senkrecht zur kristallographischen
C-Achse entlang bestimmter Prismenflächen faserig wachsen. Als
Chrysopras wird ein grün gefärbter Chalcedon bezeichnet. Die grüne
Färbung ist durch Einschlüsse von Nickelsilicat verursacht. Der Begriff Chalcedon umfasst alle mikro- und kryptokristallinen Quarzaggregate wie Jaspis und Achat. Der
feinkörnig-mikrokristalline
Jaspis zeigt die Kristalle erst im Dünnschliff unter dem Mikroskop. Der kryptokristalline
Achat offenbart seine Kristallstruktur sogar erst im
Rasterelektronenmikroskop. Der
Achat bildet sich als Sekundärmineral in Gesteins-Hohlräumen aus. Dabei füllt eine gelartige Substanz aus Kieselsäuregel die Hohlräume und kristallisiert allmählich aus. Die kryptokristallinen Quarznädelchen bilden ein Band, das nach seinem Abschluss die Wachstumsebene für die nächste Schicht vorbereitet. Im Idealfall bildet sich eine kugelig ausgebildete Struktur, die man als Sphärolith bezeichnet. Da sich aber auf einer Wachstumsebene viele Sphärolithe bilden, die sich gegenseitig behindern, entsteht meist eine parallele Bänderung.
Kristallformen und Wachstum
Quarz kristallisiert im
trigonalen Kristallsystem. Die Tracht eines Quarzkristalls setzt sich aus einer Kombination mehrerer Grundformen zusammen. Die Flächen der Kristallbasis entsprechen dem hexagonalen Prisma, die größeren schrägen Flächen der Kristallspitze sind verschiedenen Rhomboedern zuzuordnen. Normalerweise ist das positive Rhomboeder etwas größer ausgebildet als das negative Rhomboeder. Zwischen Rhomboedern und Prisma erscheinen manchmal an den Ecken auch das trigonale Trapezoeder oder die trigonale Dipyramide.
Sind die Rhomboederflächen besonders steil, spricht man von einem
Tessiner Habitus oder von einem
Binntaler Habitus. Solche Kristalle sind meistens horizontal gestreift. Tritt eine Rhomboederfläche besonders dominant
auf, liegt der
Dauphiné-Habitus vor. Ein langprismatischer Habitus führt zu einem
Nadelquarz, die Grundform des Prismas ist hier
sehr langgezogen. Durch Baufehler während der Wachstumsphase entstehen viele einzelne Tochterkristalle. Man bezeichnet derartige Quarze auch als
Artischockenquarz oder als
Sprossenquarz. Wächst auf einer ersten Generation der Kristalle in Richtung längs der Hauptachse eine zweite, junge Generation, erhält man einen
Zepterquarz. Das Tochterkristall ist meistens klarer als das Mutterkristall. Die Ursachen liegen in einer plötzlichen Veränderung in der übersättigten Lösung, zum Beispiel durch einen Druckabfall.
Tessiner Quarz vom Ofenhorn im Binntal
Nadelquarz aus dem Val Bedretto, Tessin
Artischockenquarz aus Dalnegorsk, Russland
Zepterquarz aus dem Val Cavrein in Graubünden
Wird die kristallbildende
Lösung zu stark übersättigt, führt dies
zu einem übermäßigen Wachstum der Kanten und Rahmen an
einem Kristall. Solche Quarze werden
Skelettquarz genannt. In Zeiten,
in der die Übersättigung in der Lösung nicht so stark ist,
werden die tieferen Stellen mit Anwachslamellen überdeckt und es entsteht
der typische
Fensterquarz. Wenn während des Kristallwachstums ein Kluftriss
auftritt, bildet sich ein
Fadenquarz.
Durch das Auseinandertriften der Kluft entsteht im Kristall ein Riss,
der
immer wieder ausheilt. Der Faden wächst in der Richtung wie die
Kluft
auseinandertriftet. Kann die Öffnung nicht
schnell
genug durch die Kristallbildung gefüllt werden, entsteht ein
stängeliger Fadenquarz.
Fensterquarz aus dem Val d'Illiez im Wallis
Fadenquarz vom Triftgletscher im Kanton Bern
Gwindel aus dem Val Russein in Graubünden
Die gewöhnlichen Quarze der Alpen zeigen oft einen Mosaikaufbau im Kristallgitter, der an den Streifungen der größeren Kristallflächen gut erkennbar ist. Es handelt sich dabei um geringfügige Störungen im Kristallwachstum. Diese Quarze der Alpen nennt man
Friedländerquarz. Wachsen
die Kristalle längs einer Nebenachse senkrecht zur Kluftwand und werden sie während dem Wachstum
etwas gedreht oder gestreckt, erhält man ein
Gwindel. Offene Gwindel zeigen am Rand deutliche Einzelspitzen. Geschlossene Gwindel sind am Rand vollständig verschmolzen und haben eine durchgehende Kante, sie zeigen immer eine Drehung auf der Hauptfläche. Ein Gwindel kann auch nur teilweise oder einseitig geschlossen sein. Die Ursachen für die wendeltreppenartigen Drehungen im Gwindel sind
bis heute nicht schlüssig erklärt worden.
Japaner Zwilling aus Pasto Bueno in Peru
Es gibt beim Quarz zwei Formen von Durchdringungszwillingen: Beim
Brasilianer Zwilling treten die Trapezoeder oder auch die Dipyramiden spiegelbildlich zum Prisma auf, die spiegelbildlichen Flächen zeigen gegensätzliche Drehrichtungen. Beim
Dauphiné-Zwilling sind diese gleichdrehend: Die Flächen sind (in etwa) deckungsgleich. Als Berührungszwillinge mit einer typischen Nahtlinie kommen beim Quarz
Japaner Zwillinge vor. Die beiden Zwillingshälften treten nach der c-Achse in einem Winkel von 84°33' auf. Die Zwillinge erhalten dadurch die Form eines Herzes. Wenn die vorderen Prismenflächen nicht parallel liegen, dann ist es kein Japaner Zwilling, sondern nur ein verwachsener Quarz.
Geschichte
Woher das Wort Quarz stammt, ist nicht eindeutig belegt. Die bergmännische Bezeichnung
quarzen bezeichnet das Geräusch, das beim Zerreiben eines Quarzes entsteht. Eine Theorie sieht eine Ableitung vom mittelhochdeutschen Wort
querch („Zwerg“). Die Bergleute beschuldigten böse Berggeister, dass sie das Erz mit dem unbrauchbaren Quarz vermischt hätten. Eine andere Ableitung bezieht sich auf das polnisch-mundartliche Wort
kwardy, das später zum polnischen
twardy („hart“) wurde.
Die alten Griechen bezeichneten den Bergkristall als
krystalos, was soviel bedeutet wie „Eis“. Bis zum 17. Jahrhundert glaubte man, dass es sich beim Bergkristall um versteinertes Eis handelt. Die Römer sahen im Bergkristall den Sitz der Götter und glaubten, er verleihe Weisheit, Mut und Treue in der Liebe. Die Indianer legten zu den Neugeborenen einen Bergkristall als Schutz vor dem Bösen. Auch der Amethyst war schon im Altertum bekannt.
Die Griechen trugen ihn als Amulett, weil sie glaubten, ein Amethyst schütze gegen die berauschende Wirkung des Weines. Der Name ist nach dem altgriechischen Begriff
amethystos abgeleitet, was so viel bedeutet wie „der Trunkenheit entgegenwirkend".
Im 20. Jahrhundert erlangte Quarz als technischer Rohstoff eine völlig neue Dimension: Er wird seither zur Herstellung von Silicium in großem Umfang benötigt. Die daraus hergestellten Solarzellen stellen einen wichtigen Beitrag für die Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien dar.
Amethyst aus dem Steinbruch Juchem
Prasemquarz aus Dalnegorsk, Russland
Eisenkiesel-Amethyst aus der Diamond Willow Mine, Kanada
Orangeroter Quarz aus Dalnegorsk, Russland
Rutilquarz-Herz aus Diamantina, Brasilien
Vorkommen
Das Mineral Quarz kommt in der Natur sehr vielfältig vor, es ist nach den
Feldspaten das häufigste Mineral in der Erdkruste: In magmatischen Gestein ist es gesteinsbildend, in alpinen Klüften kommt es als Bergkristall vor und man findet es in Hohlräumen vulkanischer Gesteine, zum Beispiel in Achatmandeln oder Amethystdrusen. Aber auch in Sedimenten ist Quarz gesteinsbildend, zum Beispiel im Sandstein, ebenso in metamorphen Gesteinen wie in Gneisen oder Quarzglimmerschiefern.
Es gibt unzählige Fundstellen für die verschiedenen
Varietäten,
Wachstumsformen oder
Paragenesen. Quarz hat sehr häufig
Einschlüsse mit anderen Mineralen. Alpiner Quarz wie
Bergkristall oder
Rauchquarz findet man an zahlreichen Fundstellen in der
Schweiz oder in
Österreich. Auch im
Erzgebirge ist Quarz reichlich vertreten. Bekannte Fundstellen wie
Dalnegorsk in Russland, der brasilianische Bundesstaat Minas Gerais oder das Brandberg-Gebiet in
Namibia sind nur ein paar wenige Beispiele für die unzähligen Quarzvorkommen weltweit.
Die grüne Farbe beim
Prasemquarz, wie er auf der Insel Serifos in Griechenland oder in Dalnegorsk vorkommt, wird durch Fremd-Einschlüsse mit anderen Mineralen wie
Hedenbergit oder
Aktinolith verursacht. Eisenoxid-Einschlüsse oder auch andere Eisenverbindungen färben einen Quarz rötlich. Solche Quarze werden
Eisenkiesel genannt. Man findet sie zum Beispiel im bayerischen
Wölsendorf. Die Amethyste aus der kanadischen Willow Mine können durch Eisenverbindungen violettrot gefärbt sein. Die Ursache für die orangerot gefärbten Quarze aus
Dalnegorsk sind Eisen- oder Mangan-Ionen im Kristallgitter. Beim
Rutilquarz ist nadeliger
Rutil eingeschlossen. Am bekanntesten sind die verschliffenen Schmucksteine, die aus der Umgebung der Stadt Diamantina im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais kommen.
Der
Achat zeigt ebenfalls eine sehr hohe Vielfalt. In Deutschland ist das reiche Achat- und Mineralvorkommen im Hunsrück von
Rheinland-Pfalz und in der westlich angrenzenden
Saar-Nahe-Senke von Bedeutung. Es begründete einst die Existenz der Edelsteinschleifereien in Idar-Oberstein. Der
Steinbruch Juchem zählt zu den bedeutendsten Fundstellen in der Region. Dort wird neben dem Achat vor allem auch Amethyst gefunden.
Verwendung
Quarz ist ein wichtiger Rohstoff zur Herstellung von Glas und
Silicium. Das harte Mineral wird als Baustoff, als Schleifmittel in Putzmitteln und als Streusand benötigt. Labor- und Küchengeräte aus Quarzglas sind besonders hitzebeständig. Quarz dient in der Elektronik auch zur Herstellung von Schwingquarzen. Die verschiedenen Varietäten wie Bergkristall, Amethyst, Citrin, Rosenquarz, Jaspis oder Chrysopras werden zu Schmucksteinen verschliffen. Studien der MAK-Kommission haben ergeben, dass Feinstaub mit Quarz, Cristobalit oder Tridymit beim Einatmen Krebs erzeugen kann [
Lit]. Das Bearbeiten von Quarz erfordert entsprechende Schutzmaßnahmen wie Absaugeinrichtungen und Staubschutzmasken.
Weitere Infos und didaktisches Material
Farbvarietäten: Rauchquarz, Amethyst, Rosenquarz
Bergkristall, die reinste Form des Quarzes
Chalcedon, Japsis und Achat als mikro- und kryptokristalline Wachstumsformen
Wachstumsformen der Quarze: Tessiner Quarz, Fensterquarz, Fadenquarz, Gwindel und andere
Varietäten durch
Einschlüsse: Prasemquarz, Eisenkiesel und andere
Paragenesen des Quarzes mit anderen Mineralen
Präsentation:
Quarz – Rohstoff für die Elektronik
Experimentieranleitung:
Silicium aus Quarzsand herstellen