Calcit, Kalkspat
engl. Calcite
Nach dem lateinischen Wort calx für Kalk (Haidinger 1845)
Formel
Stoffgruppe
Farbe
Strich
Glanz
Transparenz
Härte (Mohs)
Dichte
Spaltbarkeit
Bruch

Kristallsystem
Kristallklasse
CaCO3
Carbonate
farblos, weiß, gelb, rötlich, andere Farben
weiß
Glasglanz
durchsichtig bis undurchsichtig
3
2,7 g/cm³
vollkommen (Rhomboeder)
muschelig

trigonal
ditrigonal-skalenoedrisch
Calcit aus EgremontLupe
Eigenschaften
Varietäten
Kristallformen
Geschichte
Vorkommen
Verwendung
Beschreibung

Spaltrhomboeder
Lupe
Doppelbrechung beim Spaltrhomboeder
Calcit mit Spaltrhomboeder
Lupe
Salzsäure wird auf einen Calcit getropft
Calcit im Tageslicht
Lupe
Calcit aus Dalnegorsk im Tageslicht
Calcit aus Dalnegorsk im UV-Licht
Lupe
Calcit aus Dalnegorsk im UV-Licht

Eigenschaften

Calcit ist die chemisch stabilste Form des Calciumcarbonats. Das Mineral ist relativ weich, die Kristalle lassen sich mit einer Kupfermünze ritzen. Es ist das Referenzmineral für den Härtegrad mit der Mohshärte 3. Ein Calcit ist spröde, er hat eine sehr gute Spaltbarkeit und spaltet sich nach dem Rhomboeder. Klare Spaltrhomboeder zeigen das Phänomen der Doppelbrechnung. Einige Calcite zeigen im UV-Licht deutliche Fluoreszenz. Bei 365 Nanometer Wellenlänge fluoreszieren sie zum Beispiel rosa oder rotorange. Calcit und auch Kalk reagieren mit Salzsäure unter Aufbrausen, wobei Kohlenstoffdioxid frei wird. So kann man einen Calcit leicht von einem Quarz unterscheiden. Ein Calcit weist die gleiche chemische Zusammensetzung wie der Aragonit und der Vaterit auf. Der Aragonit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und besitzt eine geringere Härte und Dichte. Der Vaterit kristallisiert nach dem hexagonalen System.


Cobaltcalcit
Lupe
Kobaltcalcit aus der Kamoya Mine, DR Kongo
Glendonit
Lupe
Glendonit vom Olenitsa-River, Kola-Halbinsel, Russland
Calcit aus Dalnegorsk
Lupe
Skalenoedrischer Calcit aus Dalnegorsk
Calcitzwilling Guiyang
Lupe
Calcitzwilling aus Leiping, Provinz Hunan, China
Calcit - Kanonenspat
Lupe
Kanonenspat aus der Sweewater-Mine in den USA<
Calcit - Papierspat aus Mexiko
Lupe
Papierspat aus der Mine Guanajuato in Mexiko
Calcit aus dem Gasterntal
Lupe
Calcit aus dem Gasterntal bei Kandersteg
Varietäten

Wird ein Calcit durch Kohlenstoff schwarz gefärbt, erhält man den Anthrakonit. Die Schwarzfärbung kann aber auch durch Bleierze wie Jamesonit oder Boulangerit erzeugt werden. Der pink- oder lachsfarbene Kobaltcalcit oder Cobalto-Calcit erhält seine Färbung durch Fremdbeimengungen mit Cobalt-Ionen. Wenn Eisen-Ionen einen transparenten Calcit honiggelb färben, dann erhält man den Honigcalcit. Wenn aus dem Mineral Ikait oder Hydrocalcit CaCO• 6 H2O durch Wasserabspaltung Calcit entsteht, dann handelt es sich um die Pseudomorphose Glendonit. Der Calcit kann auch durch andere Minerale umgewandelt werden, zum Beispiel durch Hämatit. Eine braune Pseudomorphose von Hämatit nach Calcit mit spitzen Skalenoedern nennt man „Hundezahn-Calcit“. Manche Varietäten werden nach der Form oder dem Habitus der Kristalle benannt. Ein Kanonenspat besitzt langprismatische, pseudohexagonale Kristalle, ein Papierspat dünne, blätterartige Kristalle. Als Lublinit bezeichnet man eine haarförmige Varietät.


Kristallformen und Wachstum

Calcit bildet farblose oder durch Fremdeinschlüsse gefärbte Kristalle, die nach dem trigonalen System kristallisieren. Es kommen skalenoedrische, rhomboedrische und prismatische Kristalle vor, die untereinander viele Kombinationen bilden. Je nach Habitus bilden sich Varietäten (siehe oben). Calcit-Zwillinge sind weit verbreitet. Es kommen auch derbe, körnige, faserige oder stalaktitische Aggregate vor. Der Calcit sucht die Gesellschaft vieler anderer Minerale. Antimonit, Aragonit, Baryt, Bleiglanz, Dolomit, Fluorit, Hämatit, Malachit, Natrolith, Pyrit, Quarz, Realgar oder Zinkblende sind nur ein paar Beispiele.


Geschichte

Der Calcit ist in der Erdgeschichte von zentraler Bedeutung für den Kalk- und Kohlenstoff-Kreislauf. Bei den Lebensformen ist Kalk, Calcit und Aragonit am Aufbau vieler Organe beteiligt, zum Beispiel beim Aufbau von Knochen, Zähnen und Schalen vieler Tierarten. Die Kalknutzung erfolgte bereits in der Antike. Die Griechen bezeichneten mit chálix („kleiner Stein“) den Kalkstein, calx war das lateinische Wort der Römer für den Kalkstein. Der heute gültige Name wurde 1845 durch den österreichischen Mineralogen Wilhelm von Haidiner (1795–1871) eingeführt. Der französische Mineraloge René-Just Haüy (1743–1822) untersuchte die rhomboedrischen Spaltstücke des Calcits und entwickelte daraus eine Kristallkunde, die als Vorgänger der modernen Kristallographie gilt.


Vorkommen

Im Sediment, in metamorphen Gesteinen wie Marmor und auch in magmatischen Karbonatiten ist der Calcit gesteinsbildend. Die meisten Kalksteine oder Marmore enthalten kleinste Calcitkristalle. Sie bilden sich in Hohlräumen, Spalten, Klüften und Höhlen. An heißen, kalkhaltigen Quellen entsteht gerne Kalksinter. Calcitkristalle kommen auch in Drusen von hydrothermalen Erzgängen oder in Blasen von vulkanischen Gesteinen vor. Auch in alpinen Klüften wird Calcit gefunden. Dort tritt er gerne zusammen mit Titanit oder verschiedenen Feldspat-Mineralen auf. Das formenreichste Mineral der Welt kommt an vielen Calcit-Fundstellen auf der ganzen Welt vor.


Verwendung

Kalk wird zum Kalkbrennen und Kalklöschen und damit zur Herstellung von Mörteln und Zement benötigt. Kalk ist nicht nur ein bedeutender Baustoff, sondern auch ein wertvoller Rohstoff für die chemische Industrie zur Herstellung von Glas und Düngemitteln. Bei der Metallgewinnung wird Kalk als Zuschlag vielfach benötigt. Schöne Calcitkristalle werden von Sammlern gerne gesammelt. Manche Sammler haben sich sogar nur auf dieses eine Mineral konzentriert.


Die Vielfalt des Calcits ist im Mineralienportrait Calcit ausführlich beschrieben:

Tenazität und Spaltbarkeit
Lichtbrechung und Doppelbrechung beim Calcit
Die Fluoreszenz beim Calcit und anderen Mineralen
Aragonit und Calcit im Vergleich
Kristallformen beim Calcit, dem formenreichsten Mineral
Zwillinge beim Calcit und bei anderen Mineralen
Calciumcarbonat, ein vielseitiger Stoff
Der Kalk- und Kohlenstoff-Kreislauf
Calcit und Aragonit in Lebewesen
Fotogalerie der verschiedenen Calcit-Fundstellen
Verwendung und Geschichte der Kalknutzung

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