engl. Calcite
Doppelbrechung beim Spaltrhomboeder
Salzsäure wird auf einen Calcit getropft
Calcit aus Dalnegorsk im Tageslicht
Calcit aus Dalnegorsk im UV-Licht
Eigenschaften
Calcit ist die chemisch stabilste Form des
Calciumcarbonats. Das Mineral ist relativ weich, die Kristalle lassen sich mit einer Kupfermünze ritzen. Es ist das Referenzmineral für den
Härtegrad mit der Mohshärte 3. Ein Calcit ist spröde, er hat eine sehr gute
Spaltbarkeit und spaltet sich nach dem Rhomboeder. Klare Spaltrhomboeder zeigen das Phänomen der
Doppelbrechnung. Einige Calcite zeigen im UV-Licht deutliche
Fluoreszenz. Bei 365 Nanometer Wellenlänge fluoreszieren sie zum Beispiel rosa oder rotorange. Calcit und auch Kalk reagieren mit Salzsäure unter Aufbrausen, wobei Kohlenstoffdioxid frei wird. So kann man einen Calcit leicht von einem
Quarz unterscheiden. Ein Calcit weist die gleiche chemische Zusammensetzung wie der
Aragonit und der
Vaterit auf. Der Aragonit kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem und besitzt eine geringere Härte und Dichte. Der Vaterit kristallisiert nach dem hexagonalen System.
Kobaltcalcit aus der Kamoya Mine, DR Kongo
Glendonit vom Olenitsa-River, Kola-Halbinsel, Russland
Skalenoedrischer Calcit aus Dalnegorsk
Calcitzwilling aus Leiping, Provinz Hunan, China
Kanonenspat aus der Sweewater-Mine in den USA<
Papierspat aus der Mine Guanajuato in Mexiko
Calcit aus dem Gasterntal bei Kandersteg
Varietäten
Wird ein Calcit durch Kohlenstoff schwarz gefärbt, erhält man den
Anthrakonit. Die Schwarzfärbung kann aber auch durch Bleierze wie Jamesonit oder Boulangerit erzeugt werden. Der pink- oder lachsfarbene
Kobaltcalcit oder
Cobalto-Calcit erhält seine Färbung durch Fremdbeimengungen mit Cobalt-Ionen. Wenn Eisen-Ionen einen transparenten Calcit honiggelb färben, dann erhält man den
Honigcalcit. Wenn aus dem Mineral Ikait oder Hydrocalcit CaCO
3 • 6 H
2O durch Wasserabspaltung Calcit entsteht, dann handelt es sich um die Pseudomorphose
Glendonit. Der Calcit kann auch durch andere Minerale umgewandelt werden, zum Beispiel durch Hämatit. Eine braune Pseudomorphose von Hämatit nach Calcit mit spitzen Skalenoedern nennt man „Hundezahn-Calcit“. Manche Varietäten werden nach der Form oder dem Habitus der Kristalle benannt. Ein
Kanonenspat besitzt langprismatische, pseudohexagonale Kristalle, ein
Papierspat dünne, blätterartige Kristalle. Als
Lublinit bezeichnet man eine haarförmige Varietät.
Kristallformen und Wachstum
Calcit bildet farblose oder durch Fremdeinschlüsse gefärbte Kristalle, die nach dem
trigonalen System kristallisieren. Es kommen skalenoedrische, rhomboedrische und prismatische Kristalle vor, die untereinander viele Kombinationen bilden. Je nach Habitus bilden sich Varietäten (siehe oben).
Calcit-Zwillinge sind weit verbreitet. Es kommen auch derbe, körnige, faserige oder stalaktitische Aggregate vor. Der Calcit sucht die Gesellschaft vieler anderer Minerale. Antimonit, Aragonit, Baryt, Bleiglanz, Dolomit, Fluorit, Hämatit, Malachit, Natrolith, Pyrit, Quarz, Realgar oder Zinkblende sind nur ein paar Beispiele.
Geschichte
Der Calcit ist in der Erdgeschichte von zentraler Bedeutung für den
Kalk- und Kohlenstoff-Kreislauf. Bei den Lebensformen ist Kalk, Calcit und Aragonit am Aufbau vieler Organe beteiligt, zum Beispiel beim Aufbau von
Knochen, Zähnen und Schalen vieler Tierarten. Die
Kalknutzung erfolgte bereits in der Antike. Die Griechen bezeichneten mit
chálix („kleiner Stein“) den Kalkstein,
calx war das lateinische Wort der Römer für den Kalkstein. Der heute gültige Name wurde 1845 durch den österreichischen Mineralogen Wilhelm von Haidiner (1795–1871) eingeführt. Der französische Mineraloge René-Just Haüy (1743–1822) untersuchte die rhomboedrischen Spaltstücke des Calcits und entwickelte daraus eine Kristallkunde, die als Vorgänger der modernen Kristallographie gilt.
Vorkommen
Im Sediment, in metamorphen Gesteinen wie Marmor und auch in magmatischen Karbonatiten ist der Calcit gesteinsbildend. Die meisten Kalksteine oder Marmore enthalten kleinste Calcitkristalle. Sie bilden sich in Hohlräumen, Spalten, Klüften und Höhlen. An heißen, kalkhaltigen Quellen entsteht gerne Kalksinter. Calcitkristalle kommen auch in Drusen von hydrothermalen Erzgängen oder in Blasen von vulkanischen Gesteinen vor. Auch in alpinen Klüften wird Calcit gefunden. Dort tritt er gerne zusammen mit Titanit oder verschiedenen Feldspat-Mineralen auf. Das formenreichste Mineral der Welt kommt an vielen
Calcit-Fundstellen auf der ganzen Welt vor.
Verwendung
Kalk wird zum
Kalkbrennen und Kalklöschen und damit zur Herstellung von Mörteln und Zement benötigt. Kalk ist nicht nur ein bedeutender Baustoff, sondern auch ein wertvoller Rohstoff für die chemische Industrie zur Herstellung von Glas und Düngemitteln. Bei der Metallgewinnung wird Kalk als Zuschlag vielfach benötigt. Schöne Calcitkristalle
werden von Sammlern gerne gesammelt. Manche Sammler haben sich sogar nur auf dieses eine Mineral konzentriert.
Die Vielfalt des Calcits ist im
Mineralienportrait Calcit ausführlich beschrieben:
Tenazität und Spaltbarkeit
Lichtbrechung und
Doppelbrechung beim Calcit
Die
Fluoreszenz beim Calcit und anderen Mineralen
Aragonit und Calcit im Vergleich
Kristallformen beim Calcit, dem formenreichsten Mineral
Zwillinge beim Calcit und bei anderen Mineralen
Calciumcarbonat, ein vielseitiger Stoff
Der
Kalk- und Kohlenstoff-Kreislauf
Calcit und Aragonit in
Lebewesen
Fotogalerie der verschiedenen
Calcit-Fundstellen
Verwendung und Geschichte der
Kalknutzung