Gips, Gipsspat
engl. Gypsum
Nach dem griechischen Wort gypsos („gebrannter Gips, Kreide“)
Formel
Stoffgruppe
Farbe
Strich
Glanz

Transparenz
Härte (Mohs)
Dichte
Spaltbarkeit
Bruch

Kristallsystem
Kristallklasse
CaSO4 • 2H2O
Sulfate
farblos, weiß, gelb, rot, grau, u.a.
weiß
Glasglanz, Perlmutterglanz auf Spaltflächen
durchsichtig bis undurchsichtig
1,5 – 2
2,3 – 2,4 g/cm³
sehr gut
uneben, faserig

monoklin
monoklin-prismatisch
Gips aus WieslochLupe
Eigenschaften
Varietäten
Kristallformen
Geschichte
Vorkommen
Verwendung
Beschreibung

Eigenschaften

Das Mineral Gips ist sehr weich und sehr spröde, es lässt sich mit einem Fingernagel gut ritzen. Es ist das Referenzmineral für den Härtegrad mit der Mohshärte 2. Gips ist härter als Talk, aber weicher als Calcit und Aragonit. Das reine Mineral ist farblos, durch Beimengungen anderer Erze kann sich Gips gelblich, rötlich oder grünlich färben. Gipskristalle lassen sich sehr gut spalten, allerdings kann der Bruch sehr uneben oder faserig ausgefranst sein. Manche Gipskristalle zeigen eine hellblaue, weiße, gelbliche oder grünliche Fluoreszenz. Gips ist in Wasser und Säuren kaum löslich. Beim Erhitzen im Reagenzglas gibt Gips sein Kristallwasser ab, das an der kalten Reagenzglaswand kondensiert. Ist der Gips gebrannt, findet diese Reaktion nicht mehr statt. Der ähnliche Anhydrit unterscheidet sich vom Gips durch den fehlenden Kristallwasseranteil.


Gips: Härtetest
Lupe
Härtetest mit Fingernagel am kristallinen Gips
Gips im Reagenzglas erhitzen
Lupe
Gipspulver im Reagenzglas erhitzen
Marienglas Spaltstück
Lupe
Marienglas: typisches, klares Spaltstück
Gips aus Bou Beker in Marokko
Lupe
Gipslocken aus Bou Beker, Touissit, Marokko

Gipskristalle können in der Natur unter Druck verbogen werden, sie sind aber nicht elastisch und lassen sich nach dem Verbiegen nicht in ihre ursprüngliche Form zurückbiegen. Daher finden sich in der Natur immer wieder Kristalle, die verbogen oder verzerrt sind. Durch besondere Wachstumsbedingungen können Gipslocken entstehen. Die schönsten Gipslocken der Welt kommen aus dem Bergbaugebiet bei Bou Beker in Marokko. Sie können sogar um mehr als 360° gedreht sein.


Gips Sandrose aus Marokko
Lupe
Sandrose aus der Sahara in Marokko
Anhydrit pseudomorph nach Gips aus PöttschingLupeAnhydrid pseudomorph nach Gips aus Pöttsching
Fasergips aus Schleitheim, Kanton Schaffhausen, Schweiz
Lupe
Fasergips aus Schleitheim, Kanton Schaffhausen, Schweiz
"Fischschwanz"-Gips aus Chihuahua
Lupe
Fischschwanz-Zwillinge Naica, Chihuahua, Mexiko
Gips, Schwalbenschwanz, Montmartre, Paris
Lupe
Riesiger Montmartre-Zwilling aus Carresse in den französischen Pyrenäen
Gips aus Seeben
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Gips aus Seeben bei Halle, Sachsen-Anhalt
Gips aus Bex im Kanton Wallis
Lupe
Gips aus Bex im Kanton Wallis, Schweiz
Gips aus Manitoba, KanadaLupeGips-Zwilling, Red River Floodway, Winnipeg
Alabastergips aus Zaragoza
Lupe
Alabaster aus Zaragoza, Spanien
Varietäten

Klarer, farbloser Gips wird als Marienglas bezeichnet. Der als Synonym verwendete Name „Selenit“ für das Mineral Gips ist nicht mehr offiziell. Selenit ist die durchsichtige Varietät des Gipses, wobei die Stücke auch farbig durchscheinend sein können. Alabaster ist Gips in feinkörniger Forn, er kommt farblos oder in weißen, grauen, rötlichen oder gelblichen Farben vor. Fasergips ist feinfaseriger Gips. Sandrosen oder „Wüstenrosen“ finden sich im Wüstensand, sie sind rosettenartig verwachsen. Sie bilden sich aus sulfatreichem, aufsteigendem Grundwasser in den Hohlräumen des Sandes. Durch Umwandlungsprozesse kann in der Natur aus Gips auch das Mineral Anhydrit entstehen. Das Stück aus Pöttsching in Österreich ist ein Anhydrit, das pseudomorph nach Gips auftritt.


Kristallformen und Wachstum

Gips bildet seine Kristallformen aus Pinakoiden und Prismen des monoklinen Kristallsystems. Zwillinge kommen sehr häufig vor: Die beim Gips häufig auftretenden Berührungszwillinge bezeichnet man je nach Form als „Schwalbenschwanz“ oder „Fischschwanz“. Die Fischschwanz-Zwillinge können sich übereinander wiederholen, so bilden sich meterlange „Fischschwänze“. Die speziellen Zwillinge, die längs nach der Fläche (001) mit einem Winkel von 123° wachsen, werden nach dem historischen Fundort in Paris „Montmartre-Zwillinge“ genannt. Typisch für den Gips sind auch Durchdringungszwillinge, bei denen sich die Kristalle V-förmig oder kreuzförmig durchdringen. Das Mineral Gips ist sehr vielfältig: Die Kristallaggregate kommen auch strahlig oder rosettenartig vor. Man findet Gips auch derb, körnig oder faserig. Typische Begleitminerale sind Aragonit, Anydrid, Calcit, Coelestin, Dolomit, Halit, Markasit, Polyhalit, Pyrit oder Schwefel.


Geschichte

Der Name Gips stammt vom griechischen Wort gypsos ab, das so viel bedeutet wie „gebrannter Gips“ oder auch „Kreide“. Die Bezeichnung Selenit für klaren Gips ist nach der griechischen Mondgöttin Selene benannt: Die Griechen verwendeten Fenster aus durchscheinendem Gips, und das durchscheinende Licht erschien wie Mondlicht. Im römischen Reich waren Fenster aus klarem Selenit ein Luxusartikel. Der Begriff Marienglas geht auf die Verwendung von klarem Gips zum Schutz von Marienbildern zurück. Damals gab es noch kein Fensterglas oder das Glas hatte nicht genügend Reinheit. Gips diente schon im Altertum in allen Formen als Rohmaterial für Statuen oder Kunstgegenstände und auch zur Herstellung von Baustoffen.


Vorkommen

Gips kommt weltweit fast überall vor. Es ist ein sehr häufiges, gesteinsbildendes Mineral. In den Salzlagerstätten entsteht Gips sekundär aus Anhydrid unter Aufnahme von Wasser. Im Ton und im Mergel kristallisiert Gips aus, wenn die Schwefelsäure, die bei der Verwitterung des Pyrits entsteht, neutralisiert wird. Schwefelsäure und Gips entstehen auch in der Oxidationszone bei der Verwitterung von sulfidischen Erzen. In sulfat- und carbonatreichen Salzlösungen können sehr große Kristalle wachsen. Die größten Gipskristalle der Welt fand man in der Naica Mine bei Santa Domingo im mexikanischen Bundesstaat Chihuahua. Diese Kristalle sind bis zu einem Meter dick und erreichen eine Länge von bis zu 14 Metern. Gips kann auch in vulkanischen Schloten bei der Reaktion von Schwefelsäure mit Kalk entstehen. Daher findet man Gips auch am erloschenen Hegauvulkan Höwenegg oder am basaltischen Zeilberg bei Maroldsweisach in Bayern. Gips bildet sich auch in Salzwüsten und in Sandwüsten, wenn sulfathaltige Lösungen auskristallisieren. In diesen „Sandrosen“ sind meistens Sandkörner mit eingeschlossen.

Eine historische Fundstelle für Gipskristalle befindet sich im alten Bergwerk direkt unter dem Montmartre in Paris. In den ehemaligen Steinbrüchen wurde Gips seit der Römerzeit abgebaut. Von dort existieren noch einige wenige Stücke in Sammlungen mit Montmartre-Zwillingen. In Frankreich nennt man solche Zwillinge Fer-de-Lance, was soviel wie „Speerspitze“ bedeutet. Bei Carresse in den französischen Pyrenäen gibt es eine Fundstelle, in der vergleichbare Montmartre-Zwillinge gefunden wurden. Eine alte Fundstelle in Deutschland ist die Tongrube im Dämmelwald bei Wiesloch in der Nähe von Heidelberg. Diese Lokalität lieferte die typischen monoklinen Gipskristalle aus seitlichem Pinakoid und Prismen, oft auch mit Durchdringungszwillingen. Aus dem Braunkohletagebau Zimmersrode bei Borken südlich von Kassel stammt Gips in gut ausgebildeten Kristallen. Die Sandgrube Seeben bei Halle in Sachsen-Anhalt beherbergt in der Tonschicht Gipsaggregate mit bis zu 30 Zentimeter Durchmesser. Dieser Gips zeigt im langwelligen UV-Licht gelbe Fluoreszenz. Gips kann sich auch sekundär als Schlackenmineral entwickeln, man findet diese Form zum Beispiel bei der Krughütte im Mansfelder Revier in Sachsen-Anhalt oder bei der Herzog-Julius-Hütte in Niedersachsen. Auch der Gips aus Laurion ist meistens im Rahmen der jahrtausendlangen Bergbautätigkeiten entstanden.

In der Schweiz hatte der Gipsabbau in der Gipsgrube Zeglingen im Baselbieter Jura lange Zeit Tradition. In Zeglingen kamen glasklare Gipskristalle vor. Heute ist dort ein Naturschutzgebiet. Noch in Betrieb ist der Gipsbruch Leissigen-Krattigen am Thunersee im Kanton Bern. Die im Steinbruch Vermes gefundenen Gipsrosen stammen aus Aushubmaterial aus der Stadt Delémont im Schweizer Jura. Relativ selten sind schöne Gipsstufen aus dem Salzbergwerk bei Bex im Kanton Wallis. Bei Granges an der Rhone befindet sich ein weiterer Gipsbruch. Fasergips kommt im Gipsbergwerk Schleitheim im Wutachtal im Kanton Schaffhausen vor. Im Salzbergwerk bei Hall im österreichischen Inntal förderte man früher nicht nur Halit, sondern es wurde dort auch Gips in Schwalbenschwanz-Zwillingen gefunden. Schöne Stufen mit Gips oder auch mit Polyhalit stammen aus dem Salzbergwerk Altaussee in der Steiermark.

Ein Fundparadies für schöne Gipse sind einige Gegenden in Kanada. Faszinierend sind die berühmten, gelben Berührungszwillinge aus der Provinz Manitoba in Kanada. Die manchmal völlig klaren Kristalle kommen dort als „Floater“ in den tieferen Tonschichten vor, die beim Bau des künstlich angelegten Kanals Red River Floodway am östlichen Stadtrand von Winnipeg angegraben wurden. Aus der Umgebung der kleinen Ortschaft Hines Creek im nördlichen Alberta stammen perfekte Einkristalle nach dem monoklinen System. Sie ähneln den Gipskristallen aus Willow Creek, das etwa 100 Kilometer südlich von Calgary liegt.

In der Umgebung von Fuentes de Ebro in der spanischen Provinz Zaragoza gibt es mehrere Steinbrüche, in denen Alabaster abgebaut wird. In den Hohlräumen wachsen Gipskristalle, die sehr klar sein können. Viele Sammlerstufen vom internationalen Markt stammen aus der Lubin Mine in Polen, aus Cavnic in Rumänien, aus dem Bundesstaat Chihuahua in Mexiko oder aus Queensland in Australien.

Die typischen Sandrosen findet man zum Beispiel in den Sandwüsten von Tunesien, Marokko, Ägypten oder Saudi Arabien. Bei vielen Sammlern wohlbekannt sind auch die kugeligen Gipsrosen-Aggregate aus der Municipio Saltillo im mexikanischen Bundesstaat Coahuila.


Verwendung

Gips kennt man als Baustoff zur Herstellung von Mörtel, Estrichen und Gussformen. Gipsbinden werden ebenfalls als Baustoff oder als Verbandmaterial bei Knochenbrüchen eingesetzt. Marienglas wird zu Schmucksteinen verschliffen. Calciumsulfat ist ein Füllstoff für Papier und dient zur Herstellung von Schwefelsäure.




Lupe
Marienglas aus Zeglingen, Kantion Jura, Schweiz

Lupe
Marienglas aus Zeglingen, Kanton Jura, Schweiz
Gips aus Gipsbruch Leissigen-Krattigen ma Thunersee
Lupe
Gips vom Gipsbruch Leissigen-Krattigen, Kanton Bern
Gipsrose aus Vermes im Kanton Jura
Lupe
Gipsrose aus Delémont im Kanton Jura, Schweiz
Gips aus Altaussee
Lupe
Gips aus Altaussee in der Steiermark, Österreich
Gips aus dem Salzbergwerk bei Hall im Inntal
Lupe
Gips aus dem Salzbergwerk bei Hall im Inntal
Gips
Lupe
Gips aus dem Bergbau Zimmersrode, Borken, Hessen
Gips
Lupe
Gips aus dem Bergbau Zimmersrode, Borken
Gips
Lupe
Gips aus dem Bergbau Zimmersrode, Borken
Gips
Lupe
Gips mit „Sanduhr“, ICE-Baustelle bei Wolfsburg
Gips
Lupe
Gips vom Höwenegg im Hegau, Baden-Württemberg
Gips
Lupe
Gips aus dem Steinbruch Zeilberg in Bayern
Gips Schwalbenschwanz aus Lubin, PolenLupeSchwalbenschwanz-Zwillinge, Lubin Mine, Polen
Gips aus Cavnic in Rumänien
Lupe
Gips aus Cavnic in Rumänien
Gips FischschwanzLupeFischschwanz-Zwilling aus Eure et Loire, Frankreich
Gips Schwalbenschwanz aus Malaga
Lupe
Montmartre-Zwilling aus Malaga, Spanien
Gips aus Laurion
Lupe
Nadeliger Gips aus den Villia Gruben in Laurion
Gips aus Laurion
Lupe
Gips aus der Jean Baptiste Mine in Laurion
Gips und Goethit aus Laurion
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Gips auf Goethit aus der Elafos Mine in Laurion
Gips aus Hines CreekLupeGips aus Hines Creek, Alberta, Kanada
Selenit aus Peru
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Gips aus Salinas de Otumba, Peru
Gips aus Velho
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Gips aus der Mino de Morro, Velho in Brasilien
Gips Durchdringungdzwilling
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Durchdringungs-Zwilling aus Eyces in Australien
Gips Queensland
Lupe
Strahliges Aggregat aus Queensland, Australien
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