Niedersachsen: Harz / Bad Harzburg / Schulenberg / Herzog-Juliushütte / Weitere
Harz
Die ehemalige freie Bergstadt
St. Andreasberg war früher zusammen mit Clausthal-Zellerfeld ein Zentrum des Bergbaus im Harz, heute ist St. Andreasberg ein Ortsteil der Stadt Braunlage im Landkreis Goslar. Der Bergbau im Harz begann wahrscheinlich schon in der Bronzezeit, er ist seit dem 3. Jahrhundert nach Christus dokumentiert. Im Harz wurde 1632 zum ersten Mal Schwarzpulver als Sprengmittel für den Bergbau getestet und eingesetzt. Das Mittelgebirge ist etwa 90 Kilometer lang und 30 Kilometer breit. Der Oberharzer Gangbezirk liefert Buntmetallerze wie
Bleiglanz,
Chalkopyrit oder
Zinkblende. Einige der ehemaligen Gruben befinden sich heute direkt im Stadtgebiet oder am Stadtrand von St. Andreasberg, zum Beispiel die Gruben
Bergmannstrost,
Abendröthe,
Roter Bär oder die
Grube Alter Theuerdank am Beerberg, sowie die
Grube Samson, aus der die Mehrzahl der bei Sammlern begehrten Stufen mit prismatischem
Calcit stammen. Ähnliche Calcitkristalle wurden auch in der
Grube Prinz Maximilian und der dazugehörenden Halde am Galgenberg gefunden. Für das Bariummineral
Harmotom ist St. Andreasberg Typlokalität, ebenso für Arsenolith, Gysinit-(Ce), Roterbärit, Samsonit und Theuerdankit. In St. Andreasberg wurden sehr viele weitere Minerale gefunden, zum Beispiel Andradit und Grossular, Chalkopyrit, Chlorargyrit, Erythrin, Mimetesit, Pikropharmakolith, Pyrit, Pyrrhotin oder Rosasit, dann auch verschiedene Silbererze wie Miargyrit, Proustit, Pyrargyrit oder Stephanit. Am
Sonnenberg nördlich von St. Andreasberg gibt es eine Fundstelle für das schwarze Turmalinmineral
Schörl.
Bei
Bad Lauterberg im südlichen Harz sind bergbauliche Tätigkeiten seit dem Mittelalter bekannt. Die
Knollengrube ist für ihren
Hämatit in der knollig-nierigen Varietät „Glaskopf“ bekannt. Aus der Grube
Charlotte-Magdalena nördlich von Bad Lauterberg stammt sehr schön auskristallisierte
Zinkblende, auch in der orangen Varietät „Honigblende". Nördlich von
Bad Grund an der Westgrenze des Harzes befindet sich der riesige
Steinbruch Winterberg. Der
Calcit von dort zeigt viele Formen, manchmal von exzentrischer Art in Form eines Bäumchens. Das Erzbergwerk Grund kennt man auch unter der Bezeichnung
Grube Hilfe Gottes. Der
Chalkopyrit von dort zeichnet sich durch seinen ungewöhnlich hohen Glanz aus.
Der
Gabbrosteinbruch im Oberharz liegt südlich von Bad Harzburg im Radautal. Er ist auch unter dem Namen „Bärensteinbruch“ bekannt. Er ist Teil des Gabbromassivs, in dem zahlreiche Erze wie
Chalkopyrit,
Löllingit,
Pyrit,
Pyrrhotin,
Zinkblende und viele weitere in massiven Erzgängen vorkommen. Quarzgänge mit den entsprechenden Begleitmineralen treten auf.
Epidot ist häufig zu finden. Der
Calcit tritt als „Papierspat“ oder in verschiedenen Kristallformen auf. Der Steinbruch ist auch eine Fundstelle für das Magnesiumoxid
Periklas. Die Zeolithe bildeten sich hydrothermal, der
Stilbit ist ein Beispiel dafür. Das Calciumsilicat
Wollastonit kommt ebenfalls vor.
Die alte Bergbausiedlung
Schulenberg im Oberharz liegt am Okerstausee. Am bekanntesten ist die
Grube Glücksrad bei Oberschulenberg. Auf ihr darf heute nicht mehr geschürft werden. Die Grube gilt als Typlokalität für den
Schulenbergit. In den Sammlungen befinden sich auch schöne Paragenesen von
Azurit mit stängeligem
Cerussit oder rosettenartig aufgebauter
Linarit. Der
Hemimorphit ist gerne mit Quarz kombiniert, der
Sphalerit ist in gut ausgeprägten Kristallen als „Honigblende“ zu finden. Von den alten Schlackenhalden am
Silberbach stammen zahlreiche Schlackenminerale, zum Beispiel schöner
Caledonit. Dies sind nur ein paar Beispiele für die Vielfalt der Mineralien, die in Schulenberg einst gefunden wurden.
Die Fundstelle
Herzog-Juliushütte bei Astfeld im Landkreis Goslar ist eine ehemalige Schlackenhalde, die heute für den Sammler nicht mehr zugänglich ist. Sie liegt unterhalb des Granestausees am Nordrand des Harzes. Minerale wie
Anglesit,
Boleit,
Cumengeit,
Diaboleit,
Erythrin,
Kapellasit,
Massicotit,
Langit,
Laurionit,
Lithargit,
Posnjakit oder
Serpierit sind für den Micromounter interessant. Die in den Sammlungen vertretenen Stücke mit den Bezeichnungen „Namuwit“ oder „Gordait“ stellen wohl unbekannte Minerale dar, die zwar
Namuwit und Gordait ähneln, aber keinem der beiden zugeordnet werden können. Die
Ochsenhütte ist eine ehemalige Halde direkt am Granestausee. Gediegen
Kupfer,
Cerussit,
Langit oder
Serpierit sind neben zahlreichen anderen typische Minerale von der Ochsenhütte. Auf den mittelalterlichen Schlacken der Bergwerke bei
Lautenthal finden sich ähnliche Mineralien, zum Beispiel aber auch
Hydrozinkit,
Langit oder
Linarit. Eine Spezialität von dort ist das sehr seltene Bleimineral
Leadhillit, das pseudophexagonale Prismen im dick- oder dünntafeligen Habitus bildet.
Weitere Fundstellen in Niedersachsen
Im Kalksteinbruch
Wöltjebuche in der Nähe von Springe bei Hannover wurde blauer
Coelestin gefunden, der fast wie ein Saphir aussieht. Eine weitere Fundstelle für
Coelestin in Niedersachsen erschloss sich 1984 beim Bau des Annegret-Tunnels der Deutschen Bundesbahn bei
Jühnde im Landkreis Göttingen. Die Coelestinkristalle sind farblos oder blau, oft sind sie mit kristallisiertem
Calcit vergesellschaftet. In den Hohlräumen des Kalks hat sich aus Fasergips durch Pseudomorphose Fasercoelestin gebildet. Der
Steinbruch Bramburg bei Adelebsen im Landkreis Göttingen ist bekannt für
Apophyllit,
Chabasit,
Natrolith,
Tacharanit,
Thomsonit und weitere Zeolithe, die in den Hohlräumen des Basalts auskristallisiert sind.
Der unten abgebildete
Gips mit Sanduhr-Struktur stammt von der ICE-Baustelle bei Wolfsburg. Das Dreieck zwischen Hannover, Hildesheim und Braunschweig ist vom Salzbergbau geprägt. Der würfelförmige
Halit aus dem Salzbergwerk Asse im Landkreis
Wolfenbüttel wird an vielen Mineralienbörsen angeboten. Sehr selten ist der
Sylvin in oktaedrischen Kristallen aus
Wathlingen. Bei
Salzgitter gab es früher bedeutende Eisenerz-Minen im Tagebau. Das Eisenerz war nicht so ergiebig, es wurde daher als Zuschlag in Hochöfen eingesetzt. Im hellen Mergel von
Misburg bei Hannover wächst der wohl schönste
Markasit der Welt. Im Gipssteinbruch Thüste bei
Weenzen kommt
Schwefel im
Gips vor. Als „Schaumburger Diamant“ wird ein klarer
Quarz aus dem Landkreis Schaumburg oder der weiteren Umgebung bezeichnet, der als Doppelender oder im Zepterwachstum auftritt. Eine Fundstelle ist zum Beispiel der Rumbecker Berg bei
Hohenrode.
Hinweis: Es werden nicht alle Minerale einer Fundstelle aufgezählt, sondern nur die bekanntesten.