engl. Feldspar
Sanidin, Pseudobrookit, Emmelberg, Eifel
Hyalophan aus der Grube Lengenbach im Binntal
Amazonit aus Park County, Colorado USA
Labradorit, geschliffen aus Madagaskar
Albit als Varietät Cleavelandit aus Minas Gerais
Orthoklas: Karlsbader Zwilling aus Colorado, USA
Orthoklas: Einzelkristall aus Bustarviejo, Comunidad de Madrid, Spanien
Orthoklas aus Baveno, Piemont, Italien
Orthoklas aus Grootberg, Namibia
Periklin aus Rauris, Österreich
Bergkristall mit Periklin vom Muttenhorn, Schweiz
Adular vom Mörchnerkar im Zillertal, Salzburg, Österreich
Mondstein, geschliffen als Tropfenschliff
Eigenschaften
Unter den Feldspaten (oder Feldspäten) ist eine ganze Reihe Minerale zusammengefasst, die einen Grundaufbau nach dem Schema
X(Z4O8)
aufweisen. Für X kann Ba, Ca, K, Na oder NH4 eingesetzt werden, für Z kann man Al, B oder Si in wechselnder Zusammensetzung einsetzen. Die Untergruppe der Kalifeldspate enthalten Kalium-Ionen während bei der Plagioklas-Gruppe Natrium- oder Calcium-Ionen dominieren.
Alle Feldspate sind gut spaltbar und mit der relativ hohen
Mohshärte 6 härter als
Apatit. Sie sind beständig gegen die meisten Säuren und zersetzen sich nur in konzentrierter Salpetersäure. Vor dem Lötrohr schmelzen nur dünne Splitter. Kalifeldspate lassen sich durch einen chemischen Nachweis von den anderen Feldspaten unterscheiden: Ein plano geschliffenes Stück wird in eine konzentrierte Natriumhexanitrocobaltat(III)-Lösung gehalten. Beim Vorliegen von Kalium-Ionen färbt sich die Schnittfläche gelborange. Die Natrium-Ionen in einem Albit kann man in der Flammprobe durch eine gelbe Färbung der Flamme erkennen.
Minerale, Varietäten und Pseudomorphosen
Zu den Kalifeldspaten zählen zum Beispiel die Minerale
Orthoklas und
Mikroklin, sowie
Sanidin. Alle drei haben chemisch die gleiche Zusammensetzung (KAlSi
3O
8). Sie sind trimorph. Orthoklas bildet Kristalle nach dem monoklinen System und Mikroklin nach dem triklinen System. Der Sanidin stellt eine Hochtemperaturmodifikation des Kalifeldspates dar. Der weiße
Adular ist eine Varietät von Orthoklas, die pseudo-orthorhombisch oder pseudo-trigonal kristallisiert. Der
Amazonit existiert als Varietät von Orthoklas und auch von Mikroklin. Die grüne Farbe wird durch Blei-Ionen verursacht. Auch der weiße bis bläulich schimmernde
Mondstein existiert als Varietät von beiden Kalifeldspaten.
Ein
Hyalophan (auch „Bariumfeldspat“) wird heute nicht mehr als eigenständiges Mineral gesehen, sondern als Orthoklas-Varietät, die Barium-Ionen als Fremdbeimengung enthält. Er stellt das Zwischenglied zwischen Orthoklas und dem Feldspat-Mineral
Celsian Ba(Al
2Si
2O
8) dar.
Der
Anorthit (CaAl
2Si
2O
8) zählt wie der Albit zu den Mineralen der Plagioklas-Gruppe. Diese enthalten neben der typischen Feldspat-Grundstruktur einen hohen Anteil an Natrium- oder Calcium-Ionen. Der weiße
Albit enthält Natrium-Ionen (NaAlSi
3O
8), er wird deshalb auch als Natronfeldspat bezeichnet. Der im triklinen System kristallisierende Albit lässt sich vom ähnlichen Adular dadurch unterscheiden, dass er mehr Kristallebenen aufweist. Ein tafelig stark abgeflachter Albit wird als
Cleavelandit bezeichnet. Liegt eine Mischung der Minerale Albit und Anorthit vor, handelt es sich um einen
Labradorit. Diese Steine zeigen aufgrund von Interferenz und Spiegelung des Lichts in winzig kleinen Kristallstrukturen des Mischkristall ein blaues bis gelbes Schillern. Ein Labradorit mit dem vollen Farbspektrum wird Spektrolith genannt.
Periklin ist wiederum eine milchig-weiße Varietät des Albits mit plattig-gedrungenen Kristallen.
Insgesamt gibt es mindestens 24 Minerale aus der Feldspat-Gruppe. Als
Perthit bezeichnet man Mischminerale, in denen Feldspate miteinander verwachsen sind. Es kommen auch einige Pseudomorphosen vor, zum Beispiel Orthoklas nach Leucit oder Quarz nach Orthoklas.
Kristallformen und Wachstum
Orthoklas kristallisiert in der monoklin-prismatischen Kristallklasse. Pinakoide und Prismen bauen die Kristalle auf. Orthoklas findet man auch als blättrige, körnige oder derbe Aggregate. Der Adular ist häufig mit grünem
Klinochlor („Chlorit“) überzogen. Häufig kommen bei den Feldspaten Zwillinge vor. Am berühmtesten sind die
Karlsbader Zwillinge, die Johann Wolfgang von Goethe während eines Kuraufenthalts in Karlsbad so benannte. Bei diesen Durchdringungszwillingen existieren je nach Durchdringungsebene verschiedene Varianten. Die
Manebacher Zwillinge sind typische Kontaktzwillinge, sie sind nach dem Ort Manebach im Thüringer Wald benannt. Der Adular auf dem Titelfoto ganz oben ist ein solcher Zwilling. Die
Bavenoer Zwillinge – benannt nach den Granitsteinbrüchen in Baveno am Lago Maggiore – sind gestreckte Kontaktzwillinge, die an einer breiten Fläche verwachsen sind.
Der Albit kristallisiert in der triklin-pinakoidalen Kristallklasse, die Kristalle werden aus verschiedenen Pinakoiden gebildet. Auch bei diesem Mineral trifft man häufig Zwillinge an, die meistens eine typische Streifung auf den Kristallflächen aufweisen. Der Habitus der Kristalle ist tafelig, säulig oder nadelig. Auch derbe und körnige Aggregate kommen vor.
Geschichte
Orthoklas ist nach den griechischen Wörtern
orthos („rechtwinklig“) und
klasis („Spaltung“) benannt. Dies bezieht sich auf den Spaltwinkel, der 90° beträgt. Der Mikroklin weicht nur ein wenig bei seinen Spaltstücken von diesem Winkel ab. Die griechischen Wörter
mikros („gering“) und
klino („ich neige“) standen für ihn Pate. Plagioklas ist nach den griechischen Wörtern
plagios (
„schief“) und
klao („Ich halte fest“) benannt, hier weicht der Spaltwinkel deutlich vom rechten Winkel ab. Albit erhielt seinen Namen nach dem lateinischen Wort
albus („weiß“) in Anlehnung an die weiße Farbe des Minerals. Der Labradorit ist nach dem ersten Fundort, der kanadischen Halbinsel Labrador benannt.
Die Chinesen verwendeten schon in der Chou-Dynastie von 1122 bis 255 vor Christus Feldspat für Glasuren über Porzellan. Die Chinesen waren auch die ersten, die Feldspat beim Brennen von Porzellan einsetzten. Die Minerale der Feldspat-Gruppe wurden aber erst ab dem 18. Jahrhundert nach und nach von den Mineralogen als eigenständige Minerale erkannt.
Vorkommen
Feldspate zählen zu den häufigsten und bedeutendsten gesteinsbildenden Mineralen der Erdkruste, sie kommen in fast allen alpinen Klüften vor. Schöne Adulare findet man in der Schweiz zum Beispiel im
Binntal im Kanton Wallis, im Val Cristallina oder in der Lukmanierschlucht im Kanton
Graubünden. Riesige Adulare wurden in einer 20 Meter langen Riesenkluft am Piz Starlera im Bezirk Hinterrhein im Kanton Graubünden gefunden. Einzelne Kristalle erreichten dort 30 Zentimeter. Periklin kommt zusammen mit Bergkristall im Gotthardmassiv beim Muttenhorn am Furka vor. Der tafelige und flächenreiche Hämatit aus der
Cavradischlucht sitzt gerne auf Orthoklas. In Österreich findet man gut ausgebildeten Periklin in den alpinen Klüften oberhalb von
Rauris im österreichischen Bundesland Salzburg. Das Obersulzbachtal, das Habachtal oder das Zillertal im Bundesland
Tirol haben reiche Adular-Vorkommen.
In Deutschland findet man Albit und Orthoklas bei Epprechtstein im bayerischen Fichtelgebirge. Die Orthoklas-Zwillinge von dort bilden gerne auch Kombinationen mit Rauchquarz. Kalifeldspate sind weltweit verbreitet. Berühmt sind die Funde aus dem italienischen Ort Baveno an der Westseite des Lago Maggiore. An diesen wurden die Bavenoer Zwillinge erstmals beschrieben. In der spanischen Comunidad Madrid gibt es bei Bustarviejo oder auch bei Zarzalejo Fundstellen, an denen man perfekt ausgebildete Orthoklaskristalle findet. Gut ausgebildeten Orthoklas mit allen Zwillingsformen findet man auch im Erongo-Gebirge in Namibia. Sanidin kommt in kleinen, aber klaren Kristallen in der
Vulkaneifel vor. Dort tritt er häufig mit dem
Pseudobrookit auf. Die bariumhaltige Orthoklas-Varietät Hyalophan findet man in scharfkantigen, klaren Kristallen zum Beispiel in der
Grube Lengenbach im Schweizer Binntal. Manchmal sitzt auf diesen das gelbe und seltene Strontiummineral
Goyazit. Fundstellen für hervorragende Amazonit-Stufen gibt es im US-Bundesstaat Colorado. Der zum Verschleifen für Schmucksteine verwendete Labradorit stammt meistens aus Madagaskar.
Verwendung
Einige Feldspate werden nicht nur wegen ihrer Farbe, sondern auch wegen ihrer Härte und ihrer hohen chemischen Beständigkeit zu Schmucksteinen verschliffen. Dazu zählen der Amazonit, der Labradorit, der Mondstein oder Orthoklas, von dem es sogar glasklare, gelbe Steine gibt. Feldspat wird beim Brennen von Porzellan zum Herabsetzen der Schmelztemperatur als Flussmittel eingesetzt. Auch zur Herstellung von Glas, Keramikplatten und Isolatoren für Hochspannungsleitungen wird der Feldspat benötigt. Der Hyalophan und der Celsian sind selten, daher haben sie als Bariumerz kaum eine Bedeutung.