Chalcedon, Jaspis und Achat
Man bezeichnet alle Tiefquarze als Chalcedon,
die nicht körnig, sondern senkrecht zur kristallographischen
C-Achse entlang bestimmter Prismenflächen faserig wachsen. Als Chrysopras
wird ein grün gefärbter Chalcedon bezeichnet, er erhält
seine Färbung durch Nickelsilicat-Einschlüsse. Der Begriff
Chalcedon umfasst alle mikro- und kryptokristallinen Quarzaggregate wie
Jaspis und Achat. Der
mikrokristalline Jaspis zeigt die Kristalle erst im
Dünnschliff unter dem Mikroskop. Ein Jaspis ist durch Eisenoxide
oft rötlich oder gelblich gefärbt. Solche Stücke werden
gerne zu Schmucksteinen verschliffen. Der Bruneau Jaspis weist braune
Schichtmuster auf.
Der Achat kann als Chalcedon-Varietät gesehen werden, die Bänderungen aufweist. Er ist kryptokristallin aufgebaut und offenbart seine Kristallstruktur erst im Rasterelektronenmikroskop. Es existieren auch Strukturen, bei denen sich Jaspis und Achat teilweise durchmischen. Solche Stücke nennt man Jaspachat oder Achatjaspis. Das Jaspis- und Achatsammeln besitzt in mehrfacher Hinsicht eine Faszination: Die Vielfältigkeit der Farben, die vielen möglichen Variationen der typischen Bänderungen beim Achat und die möglichen Einschlüsse, die den Betrachter an ein Motiv erinnern lassen, machen den Reiz des Sammelns aus. Die Achate
auf
Bild 1 und 2 gehören zu den Achat-Typen mit einer normalen
Adhäsionsbänderung.
Man bezeichnet sie umgangsprachlich auch als Festungs-Achat.
Die Achate bilden sich
als
Sekundärmineral in Gesteins-Hohlräumen aus. Dabei
füllt
eine gelartige Substanz aus Kieselsäuregel die Hohlräume
und
kristallisiert allmählich aus. Die kryptokristallinen
Quarznädelchen bilden ein Band, das nach seinem Abschluss die
Wachstumsebene für die nächste Schicht vorbereitet. Im
Idealfall bildet sich eine kugelig ausgebildete Struktur, die man als Sphärolith
bezeichnet. Da sich aber auf einer Wachstumsebene viele
Sphärolithe bilden, die sich gegenseitig behindern, entsteht meist
eine parallele Bänderung. Der Achat auf Bild 1 aus Baker Ranch in
Mexiko hat
im unteren
Teil einen nicht ganz auskristallisierten Hohlraum gebildet. Risse
ermöglichen
das Eindringen von Pigmenten wie Eisenoxid, die die kräftigen
Rot-
und Gelbfärbungen bei Achaten erzeugen, so auch bei dem Achat
auf
Bild 2 aus San Rafael in Argentinien. Der Achat mit der orangen
„Quarzsonne“ auf Bild
3 stammt aus dem Conejeros Claim im mexikanischen Bundesstaat
Chihuahua. Ein
Botswana-Achat
(Bild 4) fällt durch
wunderschöne Kontrastspiele auf. Er zeigt den Wegeler-Effekt: Beim Bewegen ändert sich der Lichteinfall, so dass hell und dunkel bei den feinen Bänderungen getauscht werden.
Bei den Achaten
lassen sich einige besondere Strukturen mit chemischen oder physikalischen Vorgängen erklären. Beugungs- und
Streueffekte
des Lichts erzeugen eine typische Blaufärbung
(Bild 5, Achat aus Freisen, Windmühle). Beim Moos-Achat entsteht im Kieselsäuregel eine mit Silicat-Sol gefüllte
Blase.
An der Kontaktstelle zwischen Sol und Lösung bildet sich eine
Membran.
Durch den osmotischen Druck zerreißt die Membran, und kurz darauf
bildet sich sofort wieder eine neue. Dadurch wachsen
bäumchenartige
Strukturen, die manchmal auch an Moos erinnern (Bild 6). Im Jahr 1896 beschrieb
Raphael Eduard Liesegang (1869–1947) das rhythmische Auftreten
von Strukturen bei chemischen Reaktionen. Periodische Fällungsreaktionen
erzeugen Liesegangsche Ringe. Achate mit Querbänderungen sind sehr selten und bei Sammlern begehrt (siehe Pfeil auf Bild 7,
Achat aus Baumholder, Sammlung Hoffmann-Rothe). Bild 8 zeigt Liesegangsche
Ringe aus Silberchromat, die im chemischen Labor durch eine periodische Fällungsreaktion
entstanden sind (>Versuchsanleitung). Ob die Entstehung der Querbänderungen
dadurch erklärt werden kann, ist allerdings umstritten.
Ein Lagen-Achat
hat parallele Bänder, die die horizontale Position der Achatmandel
im Gestein während der Wachstumsphase anzeigt. Diese
Bänderung wird als gravitationale Bänderung
bezeichnet, weil sich verdichtetes Füllmaterial durch die
Schwerkraft absetzte. Ein solcher Typ wird umgangssprachlich auch Uruguay-Achat
genannt, da die ersten beschriebenen Stücke mit diesem
Phänomen aus Uruguay stammten. Die Bänderung kann die gesamte
Mandel ausfüllen, oder sie ist kombiniert mit einem Festungs-Achat,
der vorher entstanden ist. Die Bilder 9 und 10 zeigen zwei solcher
Achate aus Estérel im Département Var in Frankreich. Beim
Wachstum eines Achats muss die Mandel nicht unbedingt vollständig
ausgefüllt werden. Bei dem auf Bild 11 abgebildeten Stück aus
dem Steinbruch Juchem bildete sich außen zunächst Achat,
später grobkristalliner Quarz, dann vermutlich weißer Jaspis,
und zum Schluss kristallisierte im verbleibenden Hohlraum Amethyst.
Eine Kombination verschiedener Umstände und Einschlüsse mit
Eisenverbindungen führten zu dem auf Bild 12 abgebildeten
„Harlekin“. Dieses Stück stammt aus St. Egidien im
Erzgebirgsbecken. Die Achate von dort wachsen in Ryolithknollen.
Ein Wolken-Achat (oder auch Flammen-Achat) ist nach seiner Zeichnung benannt. Die Bänderung verläuft hier nicht
parallel, sondern divergierend, räumlich in auseinandergesetzter
Richtung. Auf den Bildern 13 und 14 ist ein schöner Wolkenachat aus dem Edelsteindorado
in Freisen zu sehen. Typisch ist auch die Kombination mit grobkristallinem Quarz
im oberen Teil der Mandel. Ein Porzellan-Achat erhält
durch Verwitterungserscheinungen und Entfärbungsprozesse eine helle,
pastellartige Farbtönung. Porzellan-Achate kommen in Freisen im Saarland
in vielen Variationen vor (Bilder 15 und 16 vom Autobahnbau in Freisen).
Der Porzellan-Achat auf Bild 16 zeigt noch reizvolle Moos-Achat-Strukturen.
Ein paar Kilometer südöstlich von Freisen liegt Reichweiler, wo im Steinbruch Karrenberg oder beim Neubaugebiet östlich des Würrebaches ebenfalls schöne Achate gefunden werden. Beim Achat auf Bild 17 wurde das rötliche Eisensalz durch Risse ausgebleicht. Auch nordöstlich von Freisen in Baumholder gibt es zahlreiche Fundorte für schöne Achate: Der Achat auf Bild 18 zeigt Querbänderungen. Unverkennbar ist der Stern-Achat von der Teufelskanzlei am Leistberg bei der saarländischen Gemeinde Oberthal. Beim Stück auf Bild 19 ist der Achat in einem Hohlraum einer lachsfarbenen Ryolithknolle gewachsen. Der Hohlraum wurde nicht vollständig ausgefüllt. Irgendwann haben sich die Wachstumbedingungen geändert, so dass in der verbleibenden Druse Quarzkristalle gewachsen sind. Der schwarze „Drache“ auf Bild 20 ist durch das Einsickern von schwarzen Eisen- oder Manganoxiden entstanden. Ein Ryolith-Achat wird auch als Thunderegg-Achat bezeichnet. Ein Achat mit kreisförmigen Strukturen nennt man auch Augen-Achat. Aus dem Steinbruch Kuhn bei Waldhambach in der südlichen Weinstraße stammt der Achat, der auf Bild 21 abgebildet ist. Bei diesem Achat haben sich die kreisrunden Sphärolithe teilweise zu „Augen“ ausgebildet. Nach dem anfänglichen Achat-Wachstum wurde die Mandel ganz durch Quarz oder Chalcedon ausgefüllt. Bei einem Explosions-Achat bildet eine Pseudomorphose – zum Beispiel nach Aragonit – eine explosionsartige Figur. Solche Achate aus dem Steinbruch Juchem – wie auf Bild 22 abgebildet – sind selten und begehrt. Der Achat auf Bild 23 stammt ebenfalls aus dem Steinbruch Juchem. Schwarze Hämatit-Einschlüsse bilden das Punktmuster. Bei manchen Achaten aus dem Steinbruch Juchem sind die Außenbereiche mit grünem Delessit ausgefüllt (Bild 24). Ein Delessit gilt als grüne Varietät der Minerale Chamosit oder Klinochlor. Bei einem Gang-Achat wachsen die Achatmandeln innerhalb eines Ganggesteines. Solche Achate sind typisch für die Umgebung von Bad Sobernheim in Rheinland-Pfalz. Bei dem Stück auf Bild 25 aus Steinhardt haben sich die Achatstrukturen im Quarzgang gebildet. Ein Trümmer-Achat bildet sich, wenn die Achatbänderung durch tektonische Einflüsse zerbricht und das Ganggestein wieder neu mit Quarz gefüllt wird. Am berühmtesten sind die Trümmerachate aus Schlottwitz im östlichen Erzgebirge (Bild 26). Der Quarzgang von dort kann auch mit violettem Amethyst ausgefüllt sein. Die Achate aus Las Choyas in Mexiko sind eigentlich wegen ihrer blauen Farbe bekannt. Manchmal stoppte das Achat-Wachstum, und es bildeten sich Quarzkristalle in der Geode. Als „3. Generation" können dann Calcitkristalle in der Geode wachsen (Bild 27). Je nach Wachstumsbedingungen kann sich auch „Papierspat“ bilden (Bild 28). |