engl. Apophyllite
Eigenschaften
Die Minerale der Apophyllit-Gruppe zählen zu den Schichtsilicaten, die auch Blatt- oder Phyllosilicate genannt werden. Der Zusatz „Schicht“ bezieht sich auf die schichtartige Anordnung innerhalb der Kristallstruktur. Die Apophyllite unterscheiden sich in ihrem chemischen Aufbau:
a) Fluorapophyllit-(Cs):
CsCa4Si8O20F • 8 H2O
b) Fluorapophyllit-(K):
KCa4Si8O20F • 8 H2O
c) Fluorapophyllit-(Na):
NaCa4Si8O20F • 8 H2O
d) Hydroxyapophyllit-(K):
KCa4Si8O20(OH,F) • 8 H2O
Die Apophyllite a), b) und d) kristallisieren im tetragonalen System, der Fluorapophyllit-(Na) c) im orthorhombischen. Bei dem bekannten „Apophyllit“ aus Indien handelt es sich um den Fluorapophyllit-(K). Die Apophyllit-Kristalle zeigen Glasglanz, auf den Spaltflächen dagegen Permutterglanz. Reine Apophyllite sind farblos und klar, durch Fremdbeimengungen können sie verschiedene Färbungen erhalten. Die grüne Farbe wird zum Beispiel durch Vanadium erzeugt. Ein Apophyllit blättert beim Erhitzen vor dem Lötrohr auf und gibt sein Kristallwasser ab. Er wird auch durch Säuren und durch das Ultraschallbad angegriffen.
Fluorapophyllit-(K) mit dipyramidalem Habitus aus Maharashtra in Indien
Fluorapophyllit-(K) mit prismatisch-würfeligem Habitus aus Maharashtra
Fluorapophyllit-(K) aus Poona in Indien
Hydroxyapophyllit-(K) aus der N'Chwaning Mine II
Apophyllit-Schwimmer aus Dalnegorsk
Pseudomorphosen
Ein Apophyllit kann durch Pseudomorphose in andere Minerale umgewandelt werden. Bekannt sind zum Beispiel Quarz und Seladonit pseudomorph nach Apophyllit. Der Apophyllit selbst kann pseudomorph nach Chalcedon oder nach Stilbit auftreten.
Kristallformen und Wachstum
Der Habitus der Kristalle ist dipyramidal, prismatisch, tafelig oder würfelig. Die Kristalle zeigen oft Streifungen. Man findet auch blättrige, körnige oder nierige Aggregate. Begleitminerale sind zum Beispiel Calcit, Quarz, Prehnit, sowie Zeolithe wie Stilbit oder Heulandit.
Geschichte
Der Schwede Carl Rinman (1762–1826) erwähnte 1784 ein Mineral, das er als „Zeolith von Hellesta“ bezeichnete. Der brasilianische Mineraloge und Politiker José Bonifácio de Andrada e Silva (1763–1838) beschrieb um 1800 ein entsprechendes Mineral von der schwedischen Schäreninsel Utö vor Stockholm und nannte es „Ichtyophtalme“. 1805 nannte René-Just Haüy (1743–1822) das Mineral erstmals Apophyllit in Anlehnung an das griechische Wort
apophylliso („abblättern“). Dies bezieht sich auf das Verhalten des Minerals vor dem Lötrohr.
Heute steht der Name Apophyllit für eine Gruppe mehrerer Minerale mit ähnlichem chemischem Aufbau. Der Hyxdroxyapophyllit-(K) ist seit 1978 von der IMA als eigenständiges Mineral anerkannt, nachdem ein US-amerikanisches Forscherteam den Aufbau der Apophyllite chemisch untersucht hatte. Die Apophyllite kommen zwar häufig zusammen mit Zeolithen wie den Mineralien der
Stilbit-Serie vor, sie selbst zählen aber nicht zu den Zeolithen.
Vorkommen
Apophyllit kommt in alpinen Klüften, in Hohlräumen vulkanischer Gesteine oder in hydrothermaler Erzgängen vor. Maharashtra ist ein Bundesstaat im westlichen Indien. In den Distrikten Poona und Ahmadnagar findet man dort die Apophyllite zusammen mit Zeolithen und anderen Mineralien im vulkanischen Basalt. In
Dalnegorsk findet man schönen, klaren Apophyllit in kleineren Kristallaggregaten, die auch als Schwimmer vorkommen. Aus der N'Chwaning Mine II in Südafrika stammt schöner Hydroxyapophyllit-(K) im würfeligen Habitus.
In
St. Andreasberg im Harz kommt Apophyllit hydrothermal in den Erzgängen vor. Weitere bekannte Fundstellen für Apophyllit in Deutschland sind der
Steinbruch Zeilberg bei Maroldsweisach in Unterfranken oder verschiedene Steinbrüche am Vogelsberg in Hessen. Alpiner Apophyllit tritt ebenfalls zusammen mit Zeolithen auf. Er wurde zum Beispiel in einem Stollen bei Guttannen im Schweizer Kanton Bern oder beim Bau des Gotthardtunnels gefunden.
Verwendung
Klarer Apophyllit aus Indien wird zu Schmucksteinen verschliffen. Das Mineral ist aufgrund der Farben und Formen der Kristalle und ihrer Kombinationen mit anderen Mineralien für Sammler interessant. Kaliumhaltige Apophyllite eignen sich zur Altersbestimmung, da das radioaktive Kalium-Isotop K-40 typische Zerfallsprodukte bildet.