Eigenschaften
Der Hemimorphit besteht aus einem Zinksilicat, das noch einen Kristallwasseranteil eingebaut hat. In ganz reiner Form ist er durchsichtig. Durch Gitterbaufehler wird er milchig trüb und durch geringe Fremdbeimengungen mit Eisen-, Kupfer-, Blei- oder Cadmium-Ionen kann er auch Farben annehmen. Der ebenfalls transparente Cerussit ist nicht so gut spaltbar wie der Hemimorphit. Die Dichten der Bleierze Cerussit und Anglesit sind auch viel höher. Hemimorphitkristalle zeigen – zum Beispiel im Vergleich zu einem Calcit – fast immer eine Längsstreifung. Beim Erhitzen des Hemimorphits im Reagenzglas wird ein Teil des Kristallwassers freigesetzt. Er löst sich in Salzsäure unter Abscheidung von Kieselsäure. Vor dem Lötrohr ist er nicht schmelzbar.
Pseudomorphosen
Der Hemimorphit kann pseudomorph nach Calcit, nach Fluorit, nach Bleiglanz oder nach Pyromorphit auftreten.
Kristallformen und Wachstum
Das Mineral kristallisiert im orthorhombischen System. Die Kristalle werden aus Pinakoiden, Pedien, Domen, Prismen und Pyramiden gebildet. Der Habitus ist tafelig-langgestreckt, die Kristalle sind in Längsrichtung gestreift. Sie bilden häufig Kristallrasen und sind gerne garbenartig oder radialstrahlig angeordnet. Es kommen auch nierige, körnige, faserige oder derbe Aggregate vor. Der Hemimorphit ist mit Anglesit, Calcit, Cerussit, Goethit, Hämatit, Hydrozinkit, Smithsonit, Wulfenit und weiteren Mineralien vergesellschaftet
Geschichte
Die Bergleute kannten das Zinkmineral unter den Bezeichnungen „Zinkgalmei“ oder Kieselzinkerz. Der deutsche Mineraloge Gustav Adolf Kenngott (1818–1897) führte 1853 den heute gültigen Namen ein. Er benannte das Mineral nach der hemimorphen Kristallform: Bei diesem Phänomen ist ein Kristall an den beiden Enden verschieden ausgebildet. Zusammengesetzt ist der Begriff aus den griechischen Wörtern hemi („halb“) und morphe („Gestalt“).
Vorkommen
Das Mineral findet sich gerne in der Oxidationszone von Zinkerz-Lagerstätten, wo es durch Verwitterung anderer Zinkerze entsteht. In Deutschland kommt es zum Beispiel bei Ramsbeck im Bundesland Nordrhein-Westfalen oder im Schwarzwald bei Wieden, am Schauinsland und in der Grube Gottesehre bei Urberg vor. Zwei bekannte Fundlokalitäten in Österreich sind die Gruben bei Bad Bleiberg in Kärnten oder die alten Bergwerke bei Obernberg in Tirol. In der Schweiz findet man den Hemimorphit in schönen Kristallbüscheln in der Grube Lengenbach im Binntal. Eine weitere Fundstelle ist der Mont Chemin im Kanton Wallis. Er tritt dort in Paragenese mit dem Hydrozinkit auf. Der Hemimorphit aus dem aufgelassenen Bergwerk Tieftobel bei Schmitten im Albulatal erscheint entweder farblos oder blau. Er bildet bei dieser Lokalität in Graubünden schöne Kristallaggregate. Auch die Minen bei Laurion in Griechenland führen den Hemimorphit, zum Beispiel die Minen Barbara oder Sounion. Weltberühmt sind die beiden Minen in Mexiko: Die Ojuela Mine liegt in der Region Mapimí und die Potosi Mine findet man bei Santa Eulalia in Chihuahua. Aus diesen beiden Minen kommt der schönste Hemimorphit der Welt.
Verwendung
Der Name „Kieselzinkerz“ deutet darauf hin, dass der Hemimorphit als Erz zur Gewinnung von Zink geeignet ist. Schöne Kristalle werden vor allem für den Sammlermarkt abgebaut.