Start  >>  Mineralogie
Mineralien und Erze   A-Z / Alpine / Deutschland / Welt / Stoffgruppen

Schweiz / Österreich / Frankreich / Italien


Schweiz: Wallis / Graubünden / Tessin / Uri / Glarus / St. Gallen / Bern / Juramineralien

Kanton Tessin: Fibbia und Sella / Linescio / Aranno und Miglieglia / Andere


Gotthardmassiv: Fibbia, Sella, Ovi di Scimfuss


Die Fibbia ist ein 2739 Meter hoher Berg über dem Gotthardpass. Im Gipfelgebiet werden Hämatit-Eisenrosen oder auch Apatit gefunden. Der flächenreiche Apatit kann auch rosa gefärbt sein. Ein Quarzkristall mit besonders steilen Rhomboederflächen wird als „Tessinerquarz“ bezeichnet. Weitere vorkommende Minerale sind zum Beispiel Adular, Albit, Anatas, Klinochlor, Magnetit, Monazit, Muskovit, Periklin, Phenakit, Pyrit, Rutil, Stilbit, Titanit oder Xenotim. Eine Rarität von dort ist der hellblaue Bazzit, der als eigenständiges Mineral den Mineralen der Beryll-Gruppe zugeordnet ist. Die hexagonalen Kristalle sind winzig klein, sie ähneln der blauen Beryll-Varietät Aquamarin. Auch an anderen Stellen in der weiteren Umgebung des Gotthardmassivs sind gute Funde möglich, zum Beispiel bei den Senken Alpe della Sella an der Südseite des Monte Prosa. Von dort stammen schön ausgebildete Apatitkristalle in flachen, hexagonalen Prismen. Ovi di Scimfuss ist eine Fundstelle für bräunlichen bis leicht bläulichen Titanit.


Anatas, Fibbia
Fibbia
(2. von links)
Gotthardpasshöhe
Anatas, Fibbia
Anatas

Fibbia
Adular, Apatit, Fibbia
Adular, Apatit

Fibbia
Apatit, Fibbia
Rosa Apatit

Fibbia
Bazzit, Fibbia
Bazzit

Fibbia
Eisenrose, Fibbia
Hämatit „Eisenrosen“

Fibbia
Phenakit, Fibbia
Phenakit, Klinochlor

Fibbia
Stilbit, Fibbia
Stilbit, Pyrit

Fibbia
Stilbit, Fibbia
Stilbit

Fibbia
Xenotim
Xenotim-(Y)

Fibbia
Anatas, Fibbia
Monte Prosa

Alpe della Sella
Apatit, Stella
Apatit

Sella
Monazit, Stella
Monazit-(Ce)

Sella
Muskovit, Stella
Muskovit

Sella
Periklin, Stella
Periklin

Sella
Quarz, Stella
Tessinerquarz

Sella
Tessinerquarz, Stella
Tessinerquarz, Albit

Sella
Rutil, Stella
Rutil, Adular

Sella
Titanit, Scimfuss
Titanit

Ovi di Scimfuss



Linescio


Oberhalb von Cevio im Maggiatal liegt Linescio. Dort gibt es in den beiden Steinbrüchen zahlreiche Klüfte, in denen der seltene Piemontit gefunden wird. Eine Spezialität sind die mehrfarbigen Mischkristalle, die in Sammlungen häufig mit der Bezeichnung „Thulit“ versehen sind. Der grüne Anteil an der Basis enthält Epidot, der farblose Teil in der Mitte Klinozoisit, der orange bis lachsfarbene Teil Zoisit und die violettrote Spitze Piemontit. Die vier Minerale können epitaktisch der Reihe nach verwachsen sein. Die Durchmischungen und Anteile variieren von Kristall zu Kristall. Genaugenommen handelt es sich nur bei dem Zoisit um die Varietät Thulit. Die orange bis lachsrote Farbe wird durch Mangan-Ionen verursacht. Auch zahlreiche andere Minerale wie Adular, Apatit, Calcit, Laumontit, Prehnit, Skolezit, Stilbit oder Titanit werden bei Linescio gefunden.


Piemontit
Calcit + Mischkristall

Linescio
Epidot
Epidot

Linescio
Piemontit
Piemontit

Linescio
Piemontit
Piemontit, Epidot

Linescio
Piemontit
Piemontit-
Epidot
Linescio
Thulit
Thulit-Piemontit, Prehnit

Linescio
Skolezit
Skolezit

Linescio



Aranno und Miglieglia


Hoch über dem Luganersee findet man bei Aranno und Miglieglia aufgelassene Gold- und Silberbergwerke mit alten Halden. Auf dem „Weg der Wunder“ zwischen den beiden Orten gelangt man zur Hammerschmiede, die mit Wasser betrieben wird und heute noch erhalten ist. Die Erzgänge enhalten Antimon und Antimonerze, aber auch Arsenopyrit, Chalkopyrit, Jamesonit, Pyrit, Sphalerit, Tetraedrit und einige andere Erze. Da sie nur sehr geringe Spuren von Gold und Silber führen, war der Abbau nie wirtschaftlich lohnenswert. Die Antimonminerale haben sich teilweise zu Sekundärprodukten umgewandelt. Der Cervantit bildet gelbe Nadeln. Der Valentinit ist ein helles Oxidationsprodukt der Antimonerze. Er kommt in hellgelben bis hellgrauen, radialstrahligen Aggregaten vor, manchmal auch zusammen mit dem nadeligen Berthierit oder dem Stibnit. Zwischen den radialstrahligen Aggregaten können winzige, graue Oktaeder des Minerals Senarmontit sitzen. Metastibnit ist ein möglicher Kandidat für die gelben Sekundärbildungen in den krustigen Überzügen.


Cervandonit
Cervantit

Aranno
Epidot
Valentinit, Berthierit

Aranno
Stibnit
Valentinit, Stibnit

Aranno
Valentinit
Valentinit, Senarmontit

Aranno
Valentinit
Valentinit

Aranno
Jamesonit
Jamesonit

Miglieglia
Tetraedrit
Tetraedrit

Miglieglia



Weitere Fundstellen im Tessin


Im Val Bedretto bei Paltano am Nufenenpass gab es einige Zeit lang eine Schürfstelle, wo man gut ausgebildeten Nadelquarz selbst suchen konnte. Die Nadelquarze sind teilweise durch eisenhaltige Verbindungen dicht unter der Kristall-Oberfläche gelb gefärbt. Besonders der milchartige Quarz kann Artischockenwachstum aufweisen, dieser ist häufig mit skalenoedrischem Calcit vergesellschaftet. Sehr schöner Anatas kommt aus dem Val Valleggia. Der rosettenartige Muskovit von dort ist oft mit Calcit oder mit Rutil vergesellschaftet. Beim Lago Tremorgio wird das Mischmineral Skapolith gefunden, das man aufgrund seiner Härte zu Edelsteinen schleifen kann. Am Ende des 18. Jahrhunderts entdeckte man das Mineral Disthen in der Leventina. Im Paragonitschiefer bei der Alpe Sponda und am Pizzo Forno wurden bis zu 20 Zentimeter lange Kristalle gefunden. Staurolith ist häufig epitaktisch mit Disthen verwachsen. Berühmt geworden sind auch die Funde mit rotem Rubin und dem grünen Turmalinmineral Dravit (mit Uvit-Anteil) im hellen Dolomit am Pizzo Campolungo, der nicht weit davon liegt. Dort befindet sich die Typlokalität für den Tremolit, den man auch unter dem Namen Grammatit kennt.


Nadelquarz
Nadelquarz

Val Bedretto
Nadelquarz
Nadelquarz

Val Bedretto

Artischockenquarz,
Calcit
 Val Bedretto
NCalcit, Val Bedretto
Calcit

Val Bedretto
Disthen
Anatas

Val Valleggia
Disthen
Rutil

Val Valleggia
Disthen
Calcit, Muskovit

Val Valleggia
Skapolith
Skapolith

Lago Tremorgio
Disthen
Disthen, Staurolith

Pizzo Forno
Disthen
Tremolit
TL
Pizzo Campolungo
Dravit, Campolungo
Turmalin, Dolomit

Pizzo Campolungo


Das Val Canaria liegt bei Airolo auf der gegenüberliegenden Seite zum Val Bedretto. Die abgebildete Hornblende ist nicht näher bestimmt, die Hornblenden stellen eine Untergruppe der Amphibole dar. Am Lukmanierpass gibt es sehr schönen Rutilquarz, bei dem goldene Rutilnadeln in den Bergkristall eingewachsen sind. Die abgebildete Klinochlorvarietät Rhipidolith stammt aus dem Val Blenio. Oberhalb von Lodrino am Ticino gibt es einen natürlichen Aufschluss mit der Bezeichnung „In Perdalta“. Dort fand man neben weiteren Titanmineralen schönen Rutil in dicken, glänzenden Kristallen. Oberhalb von Bellinzona liegt die Alpe Arami. Die Spezialität von dort ist der rote Pyrop, der im Peridotit eingewachsen ist. Schleift man daraus dünne Platten, leuchtet der darin enthaltene Granat im Durchlicht rot. Am Monte Gridone im Centovalli wird im Nephelinpegmatit rosafarbener bis braunroter Zirkon gefunden. Die Kristalle können mehrere Zentimeter lang sein. Im Wald bei Carona findet man hoch über dem Luganersee bei der Madonna d'Ongero in Aufschlüssen des Granophyrs winzige, farblose oder blassgelbe Kristalle des Berylliumminerals Bertrandit.


Hornblende
Hornblende

Val Canaria
Hornblende
Rutilquarz

Lukmanierpass
Hornblende
Rhipidolith

Val Blenio
Hornblende
Rutil

Lodrino
Pyrop, Alpe Arami
Pyrop im Peridotit

Alpe Arami
Zirkon, Monte Gridone
Zirkon

Monte Gridone
Betrandit
Bertrandit

Madonna d'Ongero



Hinweis: Es werden nicht alle Minerale einer Fundstelle aufgezählt, sondern nur die bekanntesten.



© Thomas Seilnacht / Benutzerhandbuch / Lizenzbestimmungen / Impressum / Datenschutz