engl. Stibnite
Eigenschaften
Der Stibnit oder Antimonit war den Bergleuten früher unter dem Namen Grauspießglanz bekannt, weil er gerne stahlgraue, langgezogene Kristalle ausbildet. Durch den Luftsauerstoff kann das Mineral farbig anlaufen. Es ist mit einer
Mohshärte von 2 sehr weich, man kann es mit dem Fingernagel ritzen. Auf der Strichtafel hinterlässt der Stibnit einen dunkelgrauen Strich. Stibnit reagiert nicht mit verdünnter
Salzsäure, während
Bleiglanz schon mit warmer, 10%iger Salzsäure langsam
Schwefelwasserstoff entwickelt.
Antimonit: Testen der Strichfarbe
Antimonit: Schmelzen über der Kerzenflamme
Lötrohrprobe mit weißem Beschlag auf der Kohle
Antimonit in verdünnter Salzsäure: keine Reaktion
In reiner Form besteht der Antimonit aus
Antimon(III)-sulfid. Er schmilzt vor dem Lötrohr zu einer schwarz glänzenden Masse und hinterlässt auf der Kohle einen weißen Belag, der aus
Antimon(III)-oxid besteht. Bei Antimon-Blei-Sulfiden wie
Boulangerit oder
Semseyit entsteht bei der Lötrohrprobe noch ein metallisch glänzendes Bleikorn. Aufgrund des niedrigen Schmelzpunktes von 550 °C kann man einen Antimonitkristall mit einer Kerzenflamme schmelzen. Dadurch unterscheidet sich der Antimonit ebenfalls vom
Bleiglanz. Dieser lässt sich nicht mit einer Kerzenflamme schmelzen, sein Schmelzpunkt liegt bei 1114 °C.
Calcit auf Antimonit aus der Lu Shi Mine in China
Antimonit aus der Herja Mine in Rumänien
Antimonit aus der Herja Mine in Rumänien
Stibnit mit Valentinit aus Bräunsdorf, Sachsen
Stibnit mit Valentinit aus Aranno im Tessin
Stibnit mit braungelbem Stibiconit aus der Pereta Mine in der Toscana
Modifikationen
Neben dem orthorhombisch kristallisierenden Stibnit, kommt noch die rote, amorphe Modifikation des
Antimon(III)-sulfids vor: Der
Metastibnit ist als eigenständiges Mineral anerkannt.
Kristallformen und Wachstum
Der Stibnit kristallisiert nach dem
orthorhombischen System. Der Habitus der flächenreichen Kristalle ist häufig langgezogen säulig bis nadelig. Sie treten gerne in Kristallbüscheln auf, die auch radialstrahlig angeordnet sein können. Manche zeigen Längsstreifungen. Es wurden schon Spieße mit mehr als einem Meter Länge gefunden. Die Kristalle können auch gedreht, geknickt oder wellenartig gebogen erscheinen. Eher selten sind Zwillinge, sowie derbe oder körnige Aggregate.
Der Stibnit kann mit vielen anderen Mineralen vergesellschaftet sein, zum Beispiel mit Arsenopyrit, Baryt, Bleiglanz, Calcit, Gold, Silber, Markasit, Pyrit, Realgar oder Zinnober, sowie mit Antimonmineralen wie Cervantit, Metastibnit, Semseyit, Sénarmontit, Stibiconit oder Valentinit.
Geschichte
Der Stibnit war schon in der Antike bekannt. Die ägyptischen, die griechischen und die römischen Frauen färbten sich mit dem gepuderten Mineral die Augenlider und die Augenbrauen dunkel. Auch von medizinischen Anwendungen wird berichtet. Heute sind diese Anwendungen nicht mehr erlaubt, da
Antimon(III)-sulfid im Verdacht steht, krebserzeugend zu sein. Der Name Stibnit leitet sich vom lateinischen Namen
stibium ab. Damit benannte man im alten Rom den Puder, der aus dem Mineral gewonnen wurde. Bei den Alchemisten nannte man das Mineral
Lupus metallorum („Wolf der Metalle“), da es bei einer geschmolzenen Metall-Legierung Gold abtrennt und „frisst“.
Stibium nannte man auch das Element
Antimon, das zu den zehn Elementen gehört, die bereits im Altertum bekannt waren.
Der französische Mineraloge Beudant führte 1832 den französischen Namen
Stibine für das Antimonerz ein. James Dwight Dana änderte den Namen 1854 zum englischen Wort
Stibnite. Der Name Antimonit geht auf Wilhelm Haidinger zurück, der diesen 1845 verwendete.
Vorkommen
Antimonit entsteht hydrothermal in Erzlagerstätten, das Erz ist weltweit verbreitet. In Deutschland findet man Antimonit am Wolfsberg im Harz oder in der Grube Neue Hoffnung Gottes bei Bräunsdorf im Revier
Freiberg in Sachsen. In den Alpen tritt er zum Beispiel in der Erzlagerstätte am
Mont Chemin im Kanton Wallis auf. Auch in
Aranno und Miglieglia über dem Luganersee im Kanton Tessin kommt er zusammen mit anderen Antimonmineralen wie
Valentinit oder dem seltenen
Sénarmontit vor. Eine Fundstelle in Österreich ist die Quecksilbergrube
Glatschach bei Dellach in Kärnten.
Prächtige Aggregate mit nadeligem bis säuligem Antimonit kommen aus der
Mina Herja bei der Stadt Baia Mare in Rumänien. Auch beim benachbarten Baia Sprie wird schöner Antimonit gefunden. Aus der Lu Shi Mine in der chinesischen Provinz Henan stammen einmalige Paragenesen von Calcit mit Antimonit. Eine Fundstelle in der Provinz Hunan ist Xikuangshan. Die stabförmigen Kristalle aus China können mehr als einen Meter lang werden. Kristalle mit einer Länge von mehr als einem halben Meter gibt es auch in der Ichinokawa Mine auf der japanischen Insel Shikoku. Eine bekannte Fundstelle in Peru ist das Bergbaurevier Huaron.
Der Stibnit kommt an manchen Fundorten wie bei der Pereta Mine in der Toscana zusammen mit dem braungelben
Stibiconit vor, der meistens pseudomorph aus Antimonit entsteht. Der Status dieses Minerals ist nach der IMA aber fragwürdig.
Verwendung
Der Antimonit ist das bedeutendste Erz zur Gewinnung von
Antimon. Er wird aufgrund der spektakulären Kristall-Spieße gerne von Mineraliensammlern gesammelt.