Eigenschaften
Die Amphibol-Supergruppe umfasst eine Vielzahl an Mineralen, die aus Silicat-Doppelketten aufgebaut sind. Diese werden auch als Amphibolband bezeichnet. Die meisten Amphibole haben noch eine Hydroxylgruppe OH im Amphibolband eingebaut. In der allgemeinen Amphibolformel AB2C5[(OH,F)2/T8O22] stehen die Buchstaben für diese Kationen:
A: Na+, K+, und weitere oder Leerplatz
B: Na+, Ca2+, Mg2+, Fe2+, Mn2+, Li+, und weitere
C: Mg2+, Fe2+, Mn2+, Al3+, Fe3+, Ti4+, und weitere
T: Si4+, Al3+, Ti4+
Vergleich Amphibole und Pyroxene
Die Amphibole und Pyroxene ähneln sich teilweise im Aussehen. Auch die Härte und die Dichte unterscheiden sich kaum. Im Gegensatz zu den Amphibolen sind die Minerale der Pyroxen-Gruppe nicht aus Silicat-Doppelketten, sondern aus Silicat-Einfachketten aufgebaut. Der Spaltwinkel bei den Amphibolen liegt bei etwa 120°, während er bei den Pyroxenen bei 90° liegt. Zu den Pyroxenen zählen zum Beispiel die Minerale Ägirin, Augit, Ägirin-Augit und dessen nadelige Varietät Porricin, Diopsid, Jadeit, Hedenbergit oder Spodumen.
Hornblende
Die Minerale der Hornblende-Gruppe stellen eine Untergruppe der Amphibole dar. Zu den Hornblenden zählt ein Großteil der Ca-Amphibole, zum Beispiel Ferro-Hornblende, Ferro-Edenit oder Kaersutit.
Varietäten
Es ist unmöglich, hier alle Minerale und Varietäten der Amphibole aufzuzählen, daher sollen nur einige genannt werden. Amianth oder Byssolith ist eine haarförmige Varietät des Aktinoliths. Diese Varietät zählt aufgrund ihrer Faserstruktur zu den Asbesten. Dazu gehört auch die faserige Riebeckit-Varietät Krokydolith. Wenn dieser verkieselt und sich zu Quarz umwandelt, entsteht das Mischmineral Tigerauge. Ein Glaukophan ist ein blaugraues Amphibol, das aus einem Silicat mit Natrium-, Magnesium- und Aluminium-Ionen aufgebaut ist. Ein Crossit ist eine Glaukophan-Varietät, bei der die Magnesium-Ionen teilweise durch Eisen-Ionen ersetzt sind.
Kristallformen und Wachstum
Die Amphibole kristallisieren je nach Mineral nach dem orthorhombischen oder monoklinen System. Die Kristalle sind aus Pinakoiden und Prismen aufgebaut, auch pseudohexagonale Formen sind zu finden. Es treten strahlige, faserige oder haarförmige Aggregate wie beim Amianth auf. Die Minerale kommen auch derb, eingewachsen oder eingesprengt vor.
Geschichte
Der Name Amphibol ist nach dem griechischen Wort amphibolos („zweideutig“) abgeleitet. Damit wird auf das Mineral Schörl, einem schwarzen Turmalin, Bezug genommen, da die Amphibole mit diesem verwechselt werden können. Der Mineralname Aktinolith geht auf die griechischen Wörter aktis („Strahl“) und lithos („Stein“) zurück. Hier bezieht sich der Name auf die typische Form des Minerals. Der Richterit ist nach dem deutschen Mineralogen Theodor Richter (1824–1898) benannt. Der Name Enstatit wurde nach dem griechischen Wort entstates („Widersacher“) gebildet, da er als nicht schmelzbar gilt.
Vorkommen
Es existieren hunderte Minerale aus der Amphibol-Supergruppe. Viele sind gesteinsbildend und weltweit verbreitet. Amphibole findet man in Deutschland zum Beispiel in der Vulkaneifel. Schöne schwarze Kristalle der Ferro-Hornblende stammen auch vom Monte-Somma-Vesuv-Komplex in Italien. Edenit in Sammlungen kommt oft aus Bancroft im kanadischen Ontario. Der Fluoro-Richterit im kanadischen Wilberforce zeigt gut ausgeprägte Kristalle. Eingesprenkelte Hornblende mit Granat findet man im Zillertal in Österreich. Bekannte Fundorte für Aktinolith liegen bei Pöhla im Erzgebirge oder im Thüringer Wald. Auch im Schweizer Binntal im Wallis und an zahlreichen anderen alpinen Fundstellen kommt der grüne Aktinolith vor.
Verwendung
Zahlreiche Amphibole dienen als Baumaterial oder für feuerfeste Isolierungen. Manche Amphibole wie der Aktinolith oder Tremolit werden aufgrund ihrer Faserstruktur zu den Asbesten gezählt. Diese sind heute nicht mehr für Bauzwecke erlaubt. Die einzelnen Fasern können Asbestose oder Lungenkrebs auslösen, wenn sie eingeatmet werden. Diese Minerale sind auch in Mineraliensammlungen problematisch. Die Stücke müssen auf jeden Fall in geschlossenen Dosen aufbewahrt werden.