engl. Kyanite
Eigenschaften
Das Mineral Kyanit ist auch unter der Bezeichnung Disthen bekannt. Es zählt wie die
Granate oder der
Staurolith zu den Inselsilicaten, die aus isolierten SiO
4-Tetraedern aufgebaut sind. Der Kyanit weist das Phänomen der Anisotropie auf: Die Härte ist richtungsabhängig. Die Kristalle zeigen auf der Oberfläche Glasglanz, während die Bruchflächen perlmutterartig glänzen. Das Mineral ist gegen Hitze und gegen fast alle Säuren beständig, selbst durch Flusssäure wird es nur langsam aufgelöst.
Schwarzer Disthen, Riberao da folha, Minas Novas, Brasilien
Disthen mit Staurolith epitaktisch verwachsen, Pizzo Forno, Tessin, Schweiz
Disthen vom Schleigeisgrund im Zillertal
Varietäten und Modifikationen
Der
Chromkyanit ist eine seltene grüne Varietät, die Chrom-Ionen enthält. Der Kyanit stellt eine der drei in der Natur vorkommenden Modifikationen dar, die aus Al
2OSiO
4 aufgebaut sind. Die beiden anderen,
Andalusit und
Sillimanit, kristallisieren im orthorhombischen Kristallsystem.
Schwarzer Disthen ist eine Varietät, deren dunkle Färbung durch Einschlüsse mit
Graphit entsteht.
Kristallformen und Wachstum
Der Kyanit kristallisiert nach dem triklinen System. Er bildet stahlblaue oder grünblaue, breitstängelige Kristalle, die durchscheinend sein können. Sie haben häufig Querstreifungen und Spaltrisse. Relativ selten und damit auch teuer sind klare, blaue Kristalle ohne Rissbildung. Es kommen auch Zwillinge vor, sowie faserige, nadelige, blättrige oder derbe Aggregate.
Als Begleitminerale des Kyanits treten zum Beispiel Andalusit, Biotit, Granat, Graphit, Korund, Muskovit, Quarz, Rutil oder Zoisit auf. Die häufige Vergesellschaftung mit dem Mineral
Staurolith zeigt manchmal Epitaxie: Der Kyanit kann parallel mit diesem Mineral verwachsen sein. Die Stücke aus der klassischen Fundstelle am Pizzo Forno im Schweizer Kanton Tessin zeigen gelegentlich dieses typische Phänomen.
Geschichte
Der heute offiziell gültige Mineralname Kyanit wurde 1789 von dem deutschen Mineralogen Abraham Gottlieb Werner (1749–1817) vergeben. Der Name orientiert sich an dem griechischen Wort
kyanos („stahlbau“). René-Just Haüy (1743–1822) verwendete 1801 in Anlehnung an die griechischen Wörter
dis („zweifach“) und
sthenos („Kraft“) den Begriff Disthen. Dies nimmt Bezug auf die Richtungsabhängigkeit der Härte. Bei den deutschsprachigen Sammlern ist das Mineral unter dieser Bezeichnung besser bekannt.
Vorkommen
Am Ende des 18. Jahrhunderts entdeckte man das Mineral in der Leventina im Schweizer Kanton
Tessin. Im Paragonitschiefer bei der Alpe Sponda und am Pizzo Forno wurden bis zu 20 Zentimeter lange Kristalle gefunden. Der Kyanit entsteht durch Metamorphose aus aluminiumhaltigen Trümmergesteinen. Das Mineral kommt auch an anderen Fundstellen in Gebirgen vor, zum Beispiel am Schlegeisgrund im österreichischen
Zillertal, am Flatschjoch in Südtirol oder im norwegischen Kongsvold. Die Kyanithe aus São Rosé da Safira im Doce Valley im brasilianischen Minas Gerais zählen zu den schönsten der Welt.
Schwarzer Disthen findet man in den Minas Novas am Fluss Jequitinhonha.
Verwendung
Farbstarke Kristalle werden zu Schmucksteinen verschliffen. Aufgrund der Hitzbeständigkeit eignet sich der Kyanit zur Herstellung von feuerfesten Auskleidungen in Schmelzöfen.