Silicium 14Si | ||||||
engl. Silicon; lat. silex („Kieselstein“) | ||||||
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Physikalisch-chemische Eigenschaften | ||||||
Reines
Silicium ist ein dunkelgrau oder leicht blaugrau glänzendes Halbmetall, das ähnlich spröde ist wie Germanium, so dass man es mit einem Hammer zerschlagen kann. Dabei entstehen
muschelige Bruchstücke mit Metallglanz. Silicium ist sehr hart,
allerdings erreicht es nicht die Härte von kristallinem Bor.
Kompaktes, kristallines Silicium bildet ähnlich wie beim Diamant
eine Gitterstruktur, was die hohe Härte und Sprödigkeit
erklärt. Dünne Siliciumplättchen sind
durchscheinend.
Das bei der Reduktion von Quarzsand erhaltene graue oder graubraune Silicium ist ein unreines Pulver, das im mikrokristallinen Bereich einen ähnlichen Aufbau wie die Kristalle aufweist. Silicium zeigt wie Bismut, Gallium, Germanium oder Wasser beim Schmelzen eine Dichteanomalie: Flüssiges Silicium besitzt eine höhere Dichte als festes. Die thermische Leitfähigkeit des Siliciums ist sehr hoch, dagegen ist die elektrische Leitfähigkeit bei reinem Silicium sehr gering. Sie steigt aber mit zunehmender Temperatur. Durch das Dotieren mit Aluminium- oder Antimon-Atomen kann die elektrische Leitfähigkeit ebenfalls erhöht werden. Man erhält dann einen Halbleiter.
Silicium ist nur sehr
wenig reaktionsfähig. Es ist unlöslich in Wasser und Säuren,
es wird aber von heißen Alkalilaugen zu den entsprechenden Silicaten
aufgelöst:
Si + 2 NaOH + H2O Na2SiO3 + 2H2 Mit den Halogenen und vor
allem mit Fluor reagiert Siliciumpulver bereits bei Zimmertemperatur. An der Luft verbrennt Siliciumpulver erst nach sehr starkem Erhitzen zu Silicium(IV)-oxid, das chemisch wie das Mineral Quarz aufgebaut ist:
Si + 2 F2 SiF4 ΔHR = −1620 kJ/mol Si + O2 SiO2 ΔHR = −912 kJ/mol Bei sehr hohen Temperaturen
reagiert Silicium auch mit Stickstoff zu Siliciumnitrid Si3N4,
mit Kohlenstoff zu Siliciumcarbid SiC und mit Schwefel zu Siliciumdisulfid SiS2. Silicium lässt sich mit Metallen zu Siliciden legieren.
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Vorkommen | |||
Häufigkeit sehr häufig
Silicium-Atome machen 25,8 Prozent Massenanteil in der Erdhülle aus, damit ist Silicium nach Sauerstoff das zweithäufigste Element auf der Erde. In der Natur kommt elementares Silicium nur sehr selten vor, es ist aber ein anerkanntes Mineral. Meist ist Silicium chemisch in anorganischen Mineralien gebunden, zum Beispiel im Quarz oder in den Silicaten wie Beryll, Olivin, Feldspat, Glimmer oder Turmalin. Etwa 90 Prozent der Erdkruste besteht aus Silicium-Mineralien.
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Geschichte | ||||||
Schon die Phönizier beherrschten die Kunst der Glasbearbeitung. Im Alten Testament wird Glas dem Gold gleichgesetzt (Hiob 28,17). Auch die alten Ägypter konnten Glas schmelzen und bearbeiten. Sie stellten daraus Perlen, Amulette, Vasen, Tierfiguren oder die Augen für Statuen her. Als ältestes bekanntes Glasgefäß gilt der Glaskelch des Pharaos Thutmosis III. Der Kelch war früher im Britischen Museum, er befindet sich heute im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst in München. Die wesentlichen Zutaten für die Glasherstellung waren damals schon die gleichen wie heute: Quarzsand und Kalk, bzw. Wüstensand mit einem hohen Kalkgehalt, sowie Pottasche oder Soda als Flussmittel zur Erleichterung des Schmelzvorgangs. Als färbende Bestandteile wurden beim Schmelzen der Masse in den Pfannen Metalloxide eingesetzt. Diese waren in Form von Verunreinigungen in den Rohstoffen teilweise schon enthalten, man setzte aber auch Kupfersalze zur Blaufärbung ein. Eine Technik der Ägypter bestand darin, eine Kernform aus Ton oder Sand herzustellen und darum herum die geschmolzenen Glasfäden zu wickeln. Nach dem Abkühlen wurde die Kernform weggekratzt. [Lit. 138, 140]
Auch die Römer beherrschten die Techniken der Glasherstellung. Plinius der Ältere nennt in seinem Werk Naturalis historia als geeignete Quelle für den Sand den Fluss Belus, der aus dem Karmel-Gebirge im heutigen Israel entspringt. Der an anderer Stelle im Werk erwähnte Lapis specularis für Fensterscheiben bestand nicht aus einer Siliciumverbindung, sondern aus „Fraueneis“, das später Marienglas genannt wurde. Dabei handelt es sich um Gips in durchsichtiger Form. Venedig galt schon im Mittelalter und vor allem dann in der Renaissance als Hochburg für die Glasherstellung. Ab 1291 wurde die Glasherstellung zum Schutz der Altstadt vor Bränden auf die Inselgruppe Murano ausgelagert. Angelo Barovier war der bekannteste Glasmacher während der Renaissance in Venedig. Um 1450 gelang ihm die Produktion des cristallo, ein Kristallglas, das bis dahin das klarste je hergestellte Glas war. Die Herstellung war aufgrund eines Dekrets nur ihm vorbehalten. Das Besondere lag unter anderem darin begründet, dass er bei der Herstellung die verunreinigenden Bestandteile aus den Rohstoffen entfernen konnte. Auch die Erfindung des lattimo, ein porzellanähnliches Milchglas, geht auf das Umfeld von Barovier zurück. Die Techniken zur Färbung des Muranoglases sollen auf die Arbeiten des 1493 gestorbenen Gelehrten und Pfarrers Paolo dalla Pergola zurückgehen. Nach einem alten Bericht wurde das Geheimnis durch den Glasmacher Giorgio Ballarin gestohlen und den Muranoglasherstellern in Venedig zugetragen. [Lit. 141] Ein erster Hinweis auf ein neues Element im Quarz oder in der der Kieselsäure findet sich bei Lavoisier 1789: In seiner berühmten Tabelle aus dem Traité élémentaire de chimie ist die Substanz Silice („Kieselsäure“) unter den „salzbildenden und erdigen Substanzen“ aufgeführt. Um 1808 versuchte Humphry Davy in London mit Hilfe seiner riesigen Voltasäule die Kieselsäure mit elektrischem Strom durch eine Elektrolyse zu zerlegen, was ihm aber nicht gelang. Auch eine Reaktion mit Kalium war nicht möglich, daher bezweifelte Davy, dass in der Kieselerde ein neues Element versteckt war. Gay-Lussac und Thénard beobachteten zur gleichen Zeit etwa in Paris, dass gasförmiges Siliciumtetrafluorid mit Kalium heftig reagierte. Das Siliciumtetrafluorid konnte aus Flussspat (Calciumfluorid) und Sand mit konzentrierter Schwefelsäure hergestellt werden. Sie stellten damit wahrscheinlich als erste unreines, amorphes Silicium her, ohne den Elementcharakter zu erkennen. [Lit. 138] Der schwedische Chemiker Jöns Jakob Berzelius (1779–1848) erhitzte ein Gemisch aus Kieselerde, Eisenpulver und Kohlestaub. Dabei erhielt er Eisensilicid. In Salzsäure löste sich dieses unter Wasserstoffentwicklung auf. Die Menge des Wasserstoffs war größer, als aufgrund des ursprünglich eingesetzten Eisenanteils zu erwarten war. Daraus schloss Berzelius, dass in der Kieselerde ein neues Element enthalten war. Er wiederholte die Experimente von Gay-Lussac und Thénard mit Siliciumtetrafluorid und Kalium und konnte dabei durch ein nachfolgendes, sehr aufwändiges Reinigungsverfahren ein bräunliches, unlösliches Pulver gewinnen, das aus amorphem Silicium bestand. Diesen letzten, entscheidenden Schritt zur Abtrennung der nur schwach wasserlöslichen Nebenprodukte mit Wasser hatten die Franzosen nicht durchgeführt. [Lit. 138] 1823 gelang Berzelius die Herstellung von Tetrachlorsilan durch Überleiten von Chlorgas auf heißes Siliciumpulver oder auf ein erhitztes Gemisch aus Kieselsäure und Kohlenstoff.
Berzelius benannte das neue Element anfangs mit dem lateinischen Wort silex für Kieselstein, da Silicium beim Verbrennen in Kieselerde SiO2 übergeht. Die 1831 von Thomas Thompson (1773–1852) vorgeschlagene
englische Bezeichnung silicon sollte auf die Ähnlichkeit des Elements
mit Kohlenstoff (carbon) und Bor (boron) hinweisen. Reines, kristallines Silicium stellte der Franzose Henry Sainte-Claire
Deville (1818–1881) im Jahr 1854 her. Bei seinen Arbeiten zur Darstellung von reinem Aluminium führte er auch eine Schmelzflusselektrolyse von Natriumaluminiumchlorid durch. Dabei stellte er fest, dass im gewonnenen Metall Silicium als Nebenprodukt enthalten war, das wohl aus Verunreinigungen stammte. Durch Schmelzen und Auskristallisieren konnte er die Metalle in der Legierung voneinander trennen, da Silicium einen wesentlich höheren Schmelzpunkt besitzt als Aluminium. 1839 entdeckte der französische Physiker Alexandre Edmond Becquerel (1820–1891) den photoelektrischen Effekt, bei dem Ladungsträger auf einer Metallplatte durch Licht freigesetzt werden. Die Erforschung des Effekts dauerte sehr lange, auch Albert Einstein forschte daran. Es dauerte bis 1954, bis die erste Solarzelle aus Silicium produziert werden konnte. Diese hatte anfangs einen Wirkungsgrad von nur 6%. 1958 startete eine Rakete mit dem Satellit Vanguard 1, der mit Solarzellen bestückt war. Der Siegeszug der Photovoltaik begann in den 1980er-Jahren, als sich die Erkenntnis durchsetzte, dass der damit produzierte Strom relativ umweltfreundlich ist und die Ressourcen der Erde nicht unbegrenzt sind. |
Herstellung | ||||||
Im
Labor kann Silicium aus Quarzsand durch Reduktion hergestellt werden: Man
mischt zwei Spatel Quarzsand und drei Spatel Magnesiumpulver
in einem Reagenzglas und erhitzt kräftig mit einer Brennerflamme.
Unter Aufglühen oder Feuererscheinungen reduziert das Magnesium den
Quarzsand (SiO2) zu Silicium (Si). Das entstehende Silicium
reagiert mit noch vorhandenem Magnesium teilweise weiter zu Magnesiumsilicid:
SiO2 + 2 Mg 2 MgO + Si Si + 2 Mg Mg2Si
Durch Zugabe von 10%iger Salzsäure reagieren das gebildete
Magnesiumoxid und das Magnesiumsilicid weiter zu Magnesiumchlorid und zu
Siliciumwasserstoff:
MgO + 2 HCl MgCl2 + H2O Mg2Si + 4 HCl SiH4 + 2 MgCl2 Siliciumwasserstoffe
werden auch als Silane bezeichnet. Sie sind pyrophor und verbrennen an der Luft explosionsartig zu Siliciumdioxid und Wasser. Anschließend dampft man die verbleibende Flüssigkeit ab und zerreibt das getrocknete Roh-Silicium in einer Porzellanschale.
In der Industrie wird
der Quarz mit Kohlenstoff reduziert. Das dabei entstandene
Rohsilicium enthält noch zahlreiche Verunreinigungen. Daher setzt
man das Rohsilicium mit Salzsäure zunächst zu Trichlorsilan um:
SiO2 + 2 C Si + 2 CO Si + 3 HCl SiHCl3 + H2 Durch eine Destillation
bei etwa 35 °C wird das Trichlorsilan von den Verunreinigungen abgetrennt
und an dünnen, glühenden Stäben mit zwei Meter Länge
aus Reinstsilicium zersetzt. Dabei scheidet sich reines, polykristallines
Silicium ab. Zur Herstellung von Silicium-Einkristallen schmilzt man das
polykristalline Silicium in Quarztiegeln. An einem dünnen Impfkristall,
der in die Schmelze getaucht wird, wächst beim langsamen Herausziehen
unter Rotation ein großer Silicium-Einkristall. Präsentation: Quarz – Rohstoff für die Elektronik |
Verwendung | ||||||
Die
gewonnenen Silicium-Einkristalle werden in dünne Scheiben zersägt. Diese werden auch als „Wafer“ bezeichnet. Sie stellen das wichtigste Rohmaterial zur Herstellung von Mikrochips und Halbleitern dar. In der Photovoltaik wird Silicium zur Solarzellen-Herstellung benötigt. Blau leuchtende Leuchtdioden benötigen Silicium als Halbleitermaterial.
Technisches unreines Silicium wird vor allem als Desoxidationsmittel bei der Stahlherstellung
verwendet. Das zugegebene Silicium entfernt in der Metallschmelze die als
Metalloxide vorliegenden Verunreinigungen und bindet sie, so dass die Produkte
in der Schlacke abgeschöpft werden können. Außerdem dient
Silicium zur Legierung verschiedener Metalle wie Aluminium, Eisen oder
Kupfer.
Siliciumcarbid ist aufgrund seiner großen Härte und des hohen Schmelzpunktes ein bedeutendes Schleifmittel. Es eignet sich zur Herstellung feuerfester Materialien. In Kernkraftwerken wird es als Isolator zwischen den Brennelementen eingesetzt. Siliciumcarbid dient neben anderen keramischen Materialien auch zur Feinstaubfilterung in Diesel-Kraftfahrzeugen. Die Abgase strömen durch eine poröse Wand aus Siliciumcarbid, die Rußpartikel bleiben dann darin hängen. Der Filter wird durch das Verbrennen der Partikel regeneriert.
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Experimente – Medien | |
Quarz – Rohstoff für die Elektronik Photovoltaik Experiment zur Siliciumherstellung |
Ausgewählte Siliciumminerale | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
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