Magnesium 12Mg | ||||||
engl. Magnesium; nach der Halbinsel Magnisia im antiken Griechenland | ||||||
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Physikalisch-chemische Eigenschaften | |||||||||||||||
Reines
Magnesium ist ein silbrig glänzendes Leichtmetall, das man aufgrund
seiner geringen Härte leicht verformen kann. An der Luft läuft
es infolge Oxidation grau an. Die entstehende Oxidschicht schützt
das Metall vor weiterer Korrosion. Das kompakte Magnesium ist relativ stabil,
während es als Grieß oder in Pulverform sehr viel reaktionsfähiger ist. Bei ganz feinem, unstabilisiertem Magnesiumpulver oder in verflüssigter Form besteht sogar die Gefahr einer Selbstzündung an der Luft.
Beim Erhitzen an der
Luft verbrennt Magnesium oberhalb von 500 °C mit blendend weißer
Flamme zu Magnesiumoxid und teilweise
auch zu Magnesiumnitrid, da es bei diesen Temperaturen mit dem Stickstoff
der Luft reagiert:
2 Mg + O2 2 MgO ΔHR = −1202 kJ/mol 3 Mg + N2 Mg3N2 ΔHR = −461 kJ/mol
Brennendes Magnesium
erreicht Temperaturen über 2500 °C. Magnesiumbrände dürfen
nicht mit Wasser gelöscht werden. Das Wasser wird dabei teilweise
zersetzt, und es erfolgt eine fast explosionsartige Reaktion, da Wasserstoff
entsteht. Zum Löschen verwendet man am besten Sand.
Hält man ein brennendes
Magnesiumband in Wasserdampf oder in Alkoholdampf, dann brennt es weiter,
da es mit dem chemisch gebundenen Sauerstoff reagiert. Aufgrund dieser
Eigenschaft brennen Magnesiumfackeln unter Wasser und können als Unterwasserlicht
bei Tauchgängen eingesetzt werden. Magnesium brennt auch in Schwefeldioxid oder in Kohlenstoffdioxid:
2 Mg + CO2 2 MgO + C
Mit Säuren bilden sich die entsprechenden Salze unter Wasserstoffbildung, beispielsweise bei der Reaktion mit Salzsäure. In siedendem Wasser löst
sich Magnesiumpulver unter Bildung von Magnesiumhydroxid und Wasserstoff auf:
Mg + 2 HCl MgCl2 + H2 Mg + 2 H2O Mg(OH)2 + H2 Laugen greifen Magnesium
nicht an. Mit den Halogenen reagiert Magnesium heftig. Verbrennt man beispielsweise
ein Magnesiumband in Bromdämpfen, erhält
man Magnesiumbromid:
Mg + Br2 MgBr2
Mit organischen Verbindungen
bildet Magnesium die Grignard-Verbindungen, die im Labor zur Synthese zahlreicher
organischer Stoffe wie Alkohole, Carbonsäuren oder Ketone benötigt
werden. |
Physiologie | |||
Magnesium
als Bioelement ist für alle Lebewesen essenziell.
Im Chlorophyll-Molekül der Pflanzen ist ein Magnesium-Atom in zentraler
Stellung enthalten, bei Magnesiummangel gehen die grünen Pflanzen
ein. Im menschlichen Körper sind Magnesium-Ionen für den Energiestoffwechsel
von Bedeutung, sie sind wie die Calcium-Ionen
am Aufbau der Knochen und der Zähne beteiligt. Beim Herzmuskel sind
sie Gegenspieler zu den Calcium-Ionen. Beim Transport von Natrium-
und Kalium-Ionen aus und in die Zelle fungieren
sie als Regelelement. Außerdem regulieren sie das Zusammenziehen
und Erschlaffen der Muskeln. Bei Mangel treten Symptome wie Muskelkrämpfe,
Migräne, Konzentrationsstörungen, Müdigkeit bis hin zu Herz-Rhythmus-Störungen
auf. Als besonders magnesiumreich gelten Vollkornbrot und Körner aller
Art, bestimmte Mineralwässer, Fisch und Geflügel, Milch, Spinat,
Kohlrabi, Kartoffeln, Beerenfrüchte, sowie Orangen und Bananen.
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Vorkommen | |||||
Häufigkeit sehr häufig
Magnesium ist mit 1,9 Prozent Massenanteil ein sehr häufiges Element in der Erdhülle. In elementarer Form kommt es in der Natur nicht vor. Die häufigsten Magnesiumverbindungen finden sich in den Silicaten, so auch im Olivin oder im Serpentin. Zu den bedeutenden Magnesiumerzen gehören Carnallit, Magnesit und Dolomit. Bedeutende Förderländer für Magnesit sind China, die Türkei, Russland, Brasilien, Österreich, Australien und die Slowakei. Die weltweit größten Reserven besitzen Russland, Nordkorea und China. Weitere Magnesiummineralien sind zum Beispiel Periklas, Spinell und Talk.
In den Meeren machen
die Magnesiumsalze wie Magnesiumchlorid etwa 15 Prozent des Salzgehalts aus. Manche
Mineralquellen führen gelöstes Magnesiumsulfat, das früher als „Bittersalz“ bekannt war.
Magnesiumsalze spielen vor allem bei den Pflanzen im Stoffwechsel eine bedeutende
Rolle. Sie dienen zum Aufbau des Chlorophylls und ermöglichen so die
Fotosynthese. |
Geschichte | |||
Magnesiumverbindungen
sind schon lange bekannt und werden seit dem Altertum verwendet.
Bittersalz ist zum Beispiel ein altbekanntes Abführmittel,
Magnesium alba wurde schon im Altertum in Pudern eingesetzt. Der Name Magnesia geht auf die Halbinsel Magnisia im antiken Griechenland zurück. Ursprünglicher Namensgeber – unter anderem auch für das Wort Magnet – war Magnes, eine Gestalt der griechischen Mythologie.
Der schottische Chemiker Joseph Black (1728–1799) experimentierte in Edinburgh mit Magnesia alba (heute: basisches Magnesiumcarbonat) und beschrieb diese Arbeiten in seiner 1754 erschienen Doktorarbeit De humore acido a cibis orto, et magnesia alba. 1755 übergab er der Philosophical Society of Edinburgh die Schrift Experiments upon Magnesia alba, Quicklime, and Some Other Alcaline Substances. Darin wurden die Ergebnisse weiterer Experimente beschrieben: Die Magnesia alba verhielt sich wie Kalk, wenn man eine Säure zugab, es entstand ein Gas. Übrig blieb die Magnesia usta (heute: Magnesiumoxid), die wie Branntkalk mit Säuren nicht sprudelte, aber im Gegensatz dazu nicht ätzend und auch nicht wasserlöslich war. Black leistete eine wichtige Vorarbeit zur Entdeckung des Magnesiums. [Lit. 137, 138] Sir Humphry Davy führte 1808 eine Schmelzfluss-Elektrolyse an einem Gemisch aus Magnesiumoxid und Magnesiumhydroxid durch. Da er dabei Quecksilberelektroden einsetzte, erhielt er nur ein Magnesiumamalgam. Mit seinen Experimenten zeigte er auf, dass Magnesia (Magnesiumoxid), das Oxid des neuen Elements ist, das er zunächst Magnium benannte. Später entwickelte sich daraus der heutige Namen für Magnesium.
Der französische Chemiker Antoine Bussy (1794–1882) war der erste, der 1828 reines Magnesium aus Magnesiumchlorid und Kalium darstellen konnte. Michael Faraday führte 1833 eine Schmelzflusselektrolyse von trockenem Magnesiumchlorid durch. Dieses Verfahren wurde durch Robert Wilhelm Bunsen (1811–1899) verfeinert und legte die Grundlage für die großtechnische Herstellung des Leichtmetalls. Erst ab 1886 erfolgte die industrielle Produktion von Magnesium durch Schmelzflusselektrolyse aus dem Mineral Carnallit. Victor Grignard (1871–1935) erhielt 1912 den Nobelpreis für Chemie. Der französische Chemiker hatte die Herstellung einer metallorganischen Verbindung mit Magnesium und die möglichen Anwendungen bereits 1901 in seiner Doktorarbeit beschrieben. Die Grignard-Verbindungen spielen heute in der chemischen Industrie eine bedeutende Rolle bei organischen Synthesen. |
Herstellung | |||
Zur
Herstellung von reinem Magnesium existieren mehrere Verfahren.
Eine Möglichkeit ist die Schmelzflusselektrolyse von wasserfreiem
Magnesiumchlorid, das nach dem DOW-Verfahren aus Meerwasser
gewonnen wird. Durch Zugabe von Kalkmilch fällt aus dem
Meerwasser
unlösliches Magnesiumhydroxid aus. Dieses wird dann mit Salzsäure zu Magnesiumchlorid umgewandelt:
MgCl2 + Ca(OH)2 Mg(OH)2 + CaCl2 Mg(OH)2 + 2 HCl MgCl2 + 2 H2O Die nachfolgende Schmelzflusselektrolyse
des getrockneten Magnesiumchlorids erfolgt in Downs-Zellen bei etwa 750 °C unter Zusatz von Kaliumchlorid und
Calciumchlorid zur Schmelzpunkterniedrigung. Die Spannung
beträgt etwa sieben Volt, dabei können Ströme von bis zu
200000 Ampere fließen. Die Herstellung ist energieaufwändig,
für ein Kilogramm Magnesium werden 18 Kilowattstunden Energie
benötigt. An den Graphit-Anoden entsteht Chlor. An den Eisen-Kathoden sammelt sich flüssiges
Magnesium,
das abgesaugt wird. Die Gesamtreaktion der Elektrolyse stellt
sich so dar:
MgCl2 Mg + Cl2 Nach dem Pidgeon-Prozess wird gebrannter Dolomit mit Ferrosilicium im Vakuum auf 1150 °C erhitzt. Dabei entsteht gasförmiges Magnesium, das außerhalb des Ofens kondensiert und Kristalle bildet. Dieses ursprünglich in Kanada entwickelte Verfahren ist heute das bedeutendste, es wird vor allem in China eingesetzt. Ein Teil des wirtschaftlich benötigten Magnesiums wird auch durch Recycling aus Altmetallschrott gewonnen.
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Verwendung | ||||||
Reines
Magnesium findet in der Technik aufgrund der geringen Härte und der
hohen Korrosionsanfälligkeit kaum Verwendung. Magnesiumlegierungen,
beispielsweise mit Aluminium, zeichnen sich durch ihre geringe Dichte, ihre hohe Festigkeit und ihre Korrosionsbeständigkeit
aus. Sie werden zum Bau von Kraftfahrzeugen, Flugzeugen, Schiffen
und Maschinenbauteilen häufig eingesetzt. Die NASA verwendete für
die Saturn-V-Rakete eine Magnesiumlegierung mit 84,75% Magnesium, 14% Lithium
und 1,25% Aluminium. Das Leichtmetall findet sich auch in den Legierungen von hochwertigen Kameras, Fotostativen, Smartphones oder Laptopgehäusen. Einige Bleistiftspitzer bestehen aus reinem Magnesium.
Früher diente Magnesiumpulver
in einem Gemisch mit Kaliumpermanganat zur Herstellung von Blitzlichtpulver. Heute wird es noch in Feuerwerkskörpern, in Leuchtmunition und in Warnfackeln zur Erzeugung von sehr hellem, weißem Licht eingesetzt. Magnesium eignet sich auch in besonderem Maße als Reduktionsmittel zur Herstellung von Metallen aus ihren Oxiden oder Halogeniden, so auch bei der Herstellung von Titan oder Uran.
In der organischen Chemie benötigt man Magnesium zur Herstellung der metallorganischen Grignard-Verbindungen.
Im Campingbedarf sind Feuerstarter-Sets erhältlich, die einen Magnesiumblock und einen Stab aus Feuerstahl enthalten. Mit einem Messer schabt man Magnesiumspäne ab, die durch schnelles Schaben des gerillten Plättchens am Feuerstahl entzündet werden. Feuerstarter ohne Magnesium enthalten nur einen Stab mit Feuerstahl und Zundermaterial. Feuerstahl ist eine Legierung aus Eisen, Kohlenstoff, Cer oder anderen Lanthaniden. In den 1950er-Jahren wurde Magnesium in Unterwasser-Fackeln eingesetzt. |
Experimente – Medien | |
Experiment:
Merkwürdiges Band Trockeneis reagiert mit Magnesium Folien: Flammenfarben, Linienspektren Folien: Chemische Reaktionen |
Magnesiumverbindungen | |||||
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