Photovoltaische Nutzung der Sonnenenergie
Der französische Physiker Alexandre Edmond Becquerel (1820–1891) entdeckte im Jahr 1839 den photoelektrischen Effekt: In einem Topf trennte er zwei elektrisch leitende Lösungen durch eine Membran. Die Oberseite des Topfes versah er mit Klappen, so dass man die beiden Seiten abdunkeln konnte. Becquerel stellt in jede Flüssigkeit Platten aus Platin und öffnete den Deckel einer Seite. Mit einem Galvanometer konnte er einen Unterschied des elektrischen Potenzials zwischen den beiden Flüssigkeiten messen, sobald Licht nur auf einer Seite der Membran in die Lösung auftraf. Im Vergleich zu Becquerels Experiment verwenden moderne Solarzellen keine chemischen Lösungen, sondern sie nutzen den Sperrschicht-Effekt, der sich beim Aneinanderlegen von verschieden dotierten Halbleitermaterialien aufbaut. Als Phänomen tritt beim Auftreffen von Licht auf die Halbleiterschichten der photovoltaische Effekt auf, hierbei wird Lichtenergie in elektrische Energie umgewandelt. Zur Herstellung von Solarzellen
wird hochreines, kristallines Silicium benötigt
(>Vom Quarz zum Mikrochip). Zum Dotieren
des Siliciums mit Fremdatomen werden die Phosphor-
oder Bor-Atome mit Trägergasen wie Sauerstoff
oder Stickstoff versetzt. Das Gemisch lässt man über die Waferscheiben
aus Silicium strömen. Licht wird auf reinem Silicium relativ gut reflektiert;
um diesen negativen Effekt zu vermeiden, wird eine dünne Siliciumnitrid-Schicht
(Si3N4) aufgedampft. Diese setzt das Reflexionsvermögen
des Siliciums stark herab, sie erzeugt auch die für Solarzellen typische,
blaue Farbe. Werden mehrere Solarzellen miteinander verbunden, erhält
man ein Solarmodul. So lassen sich Module mit verschiedener Spannung und
Leistung herstellen. Durch Reihenschaltungen addieren sich die Spannungen,
durch Parallelschaltungen erhält man eine höhere Stromstärke.
Eine elektrisch leitfähige TCO-Glasplatte ist mit einer Titandioxidschicht beschichtet, die mit einem Farbstoff eingefärbt ist. Die gegenüberliegende TCO-Platte ist mit Graphit beschichtet. Dazwischen befindet sich eine Elektrolyt-Lösung. Eine für die Schule geeignete Grätzelzelle kann so aufgebaut werden: Die obere Glasplatte, auf die das Licht trifft, ist auf der Unterseite mit einer hauchdünnen, transparenten, elektrisch leitfähigen Schicht versehen. Hierfür eignet sich fluor-dotiertes Zinnoxid. Die so vorbehandelten Glasplatten sind im Handel unter dem Namen TCO-Glas erhältlich (transparent conducting oxide). Auf diese Schicht wird eine weitere, etwa 10 Mikrometer dünne Schicht nanokristallines Titandioxid (TiO2) aufgetragen. Dieses färbt man nach dem Brennen in einem Ofen oder auf einer Keramikheizplatte mit einem organischen Farbstoff ein. Für das Schullabor eignen sich Farbstoffe von Fruchtsäften (Brombeeren, Kirschen, Heidelbeeren), Tee (Hibiskustee) oder sogar Rotwein. Die untere Glasplatte besteht ebenfalls aus TCO-Glas. Sie wird mit einem weichen Bleistift bemalt, so dass man eine hauchdünne, leitfähige Graphitschicht erhält (in der Industrie wird auch Platin eingesetzt). Dann werden die TCO-Platten gegeneinander gelegt, nachdem ein paar Tropfen eines Elektrolyten darauf gegeben worden sind. Diese didaktisch vereinfachte Darstellung ist ein Vorschlag des Autors. Die Abläufe In einer Farbstoffsolarzelle werden die Elektronen von Farbstoffmolekülen Fa durch Licht in einen angeregten Zustand versetzt (I). Die so angeregten Farbstoffmoleküle Fa* geben beim Kontakt mit Titandioxid Elektronen in die leitfähige Schicht ab und gehen in einen oxidierten Zustand Fa+ über (II). An der Anode (Minuspol) tritt ein Überschuss an Elektronen auf. Über den Verbraucher werden die Elektronen an der Kathode (Pluspol) wieder in das System eingeführt. Die Triiodid-Ionen im Elektrolyt nehmen die Elektronen auf und werden zu Iodid-Ionen reduziert (IV). Da der Elektrolyt Kontakt zu oxidierten Farbstoffmolekülen hat, kann er an diese Elektronen abgegeben (V), dabei werden die Iodid-Ionen wieder zu Triiodid-Ionen oxidiert. Die oxidierten Farbstoffmoleküle werden bei der Elektronenaufnahme reduziert, so dass der Farbstoff in seine ursprüngliche Form geht (III). Der „Motor“ für das Ablaufen der Reaktionen in den Regelkreisen sind die Lichtquanten, die auf das System kontinuierlich einwirken. Solartasche der ehemaligen Firma Neuber aus dem Jahr 2011 mit Power Plastic® Farbstoffsolarzellen von Konarka. Weitere Informationen Experiment: Farbstoffsolarzellen selbst bauen Experiment: Grundversuche zur Photovoltaik Einführung: Die Nutzung erneuerbarer Energien Silicium im Periodensystem Diashow: Vom Quarz zum Mikrochip Literaturquellen Literaturverzeichnis Weitere Infos im Internet Desertec (Solarprojekt europäischer Konzerne in Afrika) Der Solarserver – Forum für Solarenergie Intersolar – die bedeutendste Solarmesse in Europa Internetseite von Volker Quaschnig |