Revier Annaberg-Buchholz
Portrait
Beschreibung ausgewählter Mineralfundstellen
Region
Landkreis
Städte u.a.
Geologie
Vererzung

Bergbau Ende

Standpunkt
GPS (Foto)

Minerale total ca.
Mineralvorkommen sehr vielfältig
Westerzgebirge
Erzgebirgskreis
Annaberg-Buchholz, Schlettau
Gneise, Greisen, u.a.
Blei-, Silber-, Zinn-, Uranerze, auch Bi, Co und Ni
1954

Annaberg vom Schreckenberg aus
50.58378° N, 12.98876° E

>320 (Typlokalität: 4)
Fluorit, Silber, Silberminerale, Uranminerale
AnnabergLupe
Lage
Geschichte
Frohnau
Grube Uranus
Weitere
Literatur
Beschreibung

Lage

Die Stadt Annaberg-Buchholz liegt am Fluss Sehma. Sie ist über die Zschopautalbahn an das Eisenbahnnetz von Chemnitz angeschlossen. Der Stadtteil Annaberg findet sich auf der rechten Seite des Flusses, während sich die Stadtteile Buchholz und Frohnau linksseitig erstrecken. Die drei Stadtteile sind terassenartig an die Berghänge gebaut. Zum Bergbaurevier Annaberg zählen auch die Gruben bei Schlettau und bei Scheibenberg im Westen. Im Süden reicht es bis zur Grube Straßburger Glück kurz vor Hammerunterweisenthal und im Norden bis nach Wiesenbad.


Geschichte

Als Schlüsseljahr für den Beginn des Bergbaus gilt das Jahr 1491 als Caspar Nietzel am Frohnauer Schreckenberg ein großes Silbervorkommen entdeckte. 1495 gilt als das Gründungsjahr für die Bergbausiedlung St. Katharinenberg im Buchholz (später wurde daraus Buchholz). Der albertinische Herzog Georg der Bärtige (1471–1539) aus dem Geschlecht der Wettiner gründete ein Jahr später die Stadt Annaberg, 1509 führte er eine Bergordnung gesetzlich ein. Die spätgotische Kirche St. Annen wurde 1525 fertiggestellt. Der 1521 geweihte Bergaltar wird dem Maler Hans Hesse zugeschrieben. Er stellt das bergmännische Leben und den Bergbau im Erzgebirge zu jener Zeit dar. Die Bergkirche St. Marien am Marktplatz ist die einzige bergmännische Sonderkirche in Sachsen, sie wurde von den Bergleuten erbaut, sie war für die Bergleute gedacht. Die ergiebigen Silberfunde zogen in der Folgezeit viele Bergleute in die Stadt, am Anfang des 16. Jahrhunderts war Annaberg nach Freiberg die zweitgrößte Stadt in Sachsen.



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Aussichtsturm auf dem Schreckenberg.

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Kirche St. Katharinen in Buchholz.

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Besucherbergwerk Dorothea Stollen in Cunersdorf.

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Stollenmundloch des Dorothea Stollens.
Die ergiebigste Silbergrube war die Himmlisch Herr Fundgrube mit dem Dorothea Stollen in Cunersdorf. Zwischen 1536 und 1537 sollen neun Tonnen Silber aus dem Stollen geholt worden sein. Später wurden auch Cobalterze aus der Grube gefördert, nach dem Zweiten Weltkrieg auch Uranerze. Heute ist der Dorotheastollen ein Besucherbergwerk. Im Erzgebirgsmuseum neben der Kirche St. Annen kann man noch heute über Treppen in den Gößnerstollen hinabsteigen. Der 1726 begonnene Markus Röhling Stollen am unteren Ortsausgang von Frohnau war ebenfalls sehr ergiebig, auf einer Tafel am oberen Huthaus steht, dass er 15420 Kilogramm Silber und 51326 Zentner Cobalt lieferte. Beim Besuch des Bergwerks beim unteren Huthaus fährt man mit einer Bahn in den Stollen hinein. Aufgrund seiner tiefen Lage diente er auch zur Entwässerung der anderen Stollen. Funde in alten Sammlungen stammen oft direkt aus den Stollen, die heute unter dem Stadtgebiet liegen, zum Beispiel aus dem St. Michaelisstolln oder aus dem Silbermühlenstolln.



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Erzgebirgsmuseum mit Silberbergwerk.

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Oberes Huthaus des Markus Röhling Stollens.

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Unteres Huthaus des Markus Röhling Stollens.
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Stollenmundloch des Markus Röhling Stollens.

1949 wurden Annaberg und Buchholz zu einer Doppelstadt offiziell vereinigt, Frohnau kam erst 1996 hinzu, Cunersdorf und Geyersdorf wurden 1998 und 1999 eingemeindet. Die letzte Phase des Bergbaus im Revier fand zwischen 1947 und 1954 statt, als die SDAG Wismut nach Uranerzen suchte, zum Beispiel in der Grube Uranus. Heute kann man noch zahlreiche Spuren oder Sehenswürdigkeiten des Bergbaus auf den gut beschilderten Bergbaupfaden erkunden. Die bekannteste Touristenattraktion ist wohl der Frohnauer Hammer. Diese mit Wasserkraft betriebene Schmiede ist heute noch voll funktionsfähig. Im angeschlossenen Museum lassen sich Exponate der regionalen Schmiedekunst besichtigen. Oberhalb von Buchholz existieren noch alte Halden, die nur noch erahnen lassen, wie stark das Stadtbild einmal vom Bergbau geprägt war.



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Gebäudekomplex des Frohnauer Hammers.

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Das Hammerwerk zum Schmieden ist funktionsfähig.

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Wasserrad zum Betrieb des Hammerwerks.

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Alte Halden über dem Stadtteil Buchholz.


Frohnau

Die Gruben bei Frohnau sind für besonders schönen Fluorit bekannt. Er kommt in allen Farben vor, die Kristalle zeigen Phantome oder der Fluorit ist kombiniert mit anderen Mineralien, zum Beispiel mit Chalkopyrit. Das leuchtend grüne Nickelarsenat Annabergit wurde 1852 nach der Fundortlokalität bei Annaberg-Frohnau benannt. Die Fluoritkristalle aus der Grube Eisernes Schaf sind oft leuchtend gelb. Die Haldenreste befinden sich oberhalb der Siedlung am Schreckenberg. Aus dem Grubengang Bergmännisch Glück oder auch aus der Grube Bäuerin stammt zonarer gelb-violetter Fluorit. Nach der Grube Bäuerin ist eine Straße benannt. Die Grube 10000 Ritter ist durch den ganz schwarzen Fluorit berühmt geworden. Die Schwärzung erfolgte durch die radioaktive Strahlung der Uranerze im Berg. Der Fluorit kann auch zonar gelb-schwarz gefärbt sein. Das vergitterte Stollenmundloch befindet sich am Bergwerkspfad vom Frohnauer Hammer zum Markus Röhling Besucherbergwerk.



Haldenreste

Eisernes Schaf

Straßenschild

zur Grube Bäuerin

Haldenreste

Grube Bäuerin

Vergitterter Stollen

10000 Ritter

Fluorit

Bergmännisch Glück

Fluorit

Eisernes Schaf

Fluorit

10000 Ritter


Kleinrückerswalde

Das Gebiet um die Stadt Annaberg-Buchholz war früher ein Zentrum zur Gewinnung von Silbererzen wie Akanthit, Argentopyrit, Proustit, Pyrargyrit, Pyrostilpnit oder Stephanit. Besonders schöne und seltene Mineralien für den Micromounter stammen aus der Grube Uranus im Stadtteil Kleinrückerswalde. Nur noch ein Straßenschild mit dem entsprechenden Namen weist darauf hin, dass hier einmal ein bedeutender Grubenkomplex war. Gefunden wurden zum Beispiel Chalkanthit, Chalkophyllit, Chloanthit, Devillin, Erythrin, Hörnesit, Kaňkit, Kobaltkoritnigit, Ktenasit, Lavendulan, Melanterit, Pharmakolith und Pikropharmakolith, Rammelsbergit, Safflorit, Woodruffit oder Todorokit auf Fluorit. Der Köttigit tritt in weißen Nadeln auf, die durch Cobalt-Ionen leicht rosa gefärbt sein können. Auch zahlreiche seltene Uranminerale wie Johannit, Rabbittit, Schröckingerit, Seelit, Uranophan oder Znucalit fanden den Weg in Sammlungen. Der gelbe Sklodowskit und der grünliche Cuprosklodowskit bilden kugelig-traubige Aggregate. Letzterer tritt wie auch Rutherfordin gerne zusammen mit Gips auf.



Straßenschild

„Uranus“

Akanthit

Grube Uranus

Argentopyrit

Grube Uranus

Chalkanthit

Grube Uranus

Chalkophyllit
Grube Uranus

Chloanthit
Grube Uranus

Cuprosklodowskit
Gips
 Grube Uranus

Devillin

Grube Uranus

Erythrin

Grube Uranus

Hörnesit

Grube Uranus

Johannit

Grube Uranus

Kaňkit

Grube Uranus

Kobaltkoritnigit

Grube Uranus

Köttigit

Grube Uranus

Ktenasit

Grube Uranus

Lavendulan

Grube Uranus

Melanterit

Grube Uranus

Pharmakolith

Grube Uranus

Proustit

Grube Uranus

Pyrargyrit

Grube Uranus

Pyrostilpnit

Grube Uranus

Rabbittit

Grube Uranus

Rammelsbergit

Grube Uranus

Rutherfordin, Gips

Grube Uranus

Safflorit

Grube Uranus

Schröckingerit

Grube Uranus

Seelit

Grube Uranus

Sklodowskit

Grube Uranus

Stephanit

Grube Uranus

Woodruffit

Grube Uranus

Znucalit

Grube Uranus


Fundstellen außerhalb der Stadt Annaberg-Buchholz (Beispiele)

Besonders Erwähnenswert sind auch die Gruben und Halden bei Schlettau und dem Stadtteil Dörfel westlich von Annaberg-Buchholz. Bekannt sind zum Beispiel die Gruben Alter St. Johannes und Junger St. Johannes, aus denen sehr schön kristallisiertes Uranophan in Büscheln stammt. Der riesige Steinbruch Bögl bei Dörfel ist eine bedeutende Fundstelle für Fluorit in allen Farben und Ausprägungsformen. Er ist häufig mit Chalkopyrit, Dolomit oder mit Quarzkristallen kombiniert.



Uranophan

Alter St. Johannes

Fluorit

Steinbruch Bögl

Fluorit, Dolomit

Steinbruch Bögl

Chalkopyrit

Steinbruch Bögl


Das Sehmatal liegt ein paar Kilometer südlich von Annaberg-Buchholz. Aus dem Schurf 566 bei Sehma stammen besonders interessante Nickel-Paragenesen: Der rötlich glänzende Nickelin ist von silbrig glänzenden Massen begleitet, diese Stufen sind oft von grünem Annabergit durchsetzt, der gerne auch in den Hohlräumen sitzt. Bei den blockigen, schwarzen Kristallen handelt es sich nicht um Skutterudit oder Akanthit – wie manchmal angegeben – sondern wahrscheinlich um sekundäre Umwandlungen mit weichen Nickelhydroxiden, die bei der Oxidation von Skutterudit entstehen können. Bei den silbrig glänzenden Massen und den darin enthaltenen schwarzen, lattenartigen Bereichen handelt es sich wahrscheinlich ebenfalls um undefinierte Sekundärminerale.




Die aufgelassene Grube Straßburger Glück bei Bärenstein-Niederschlag liegt ganz im Süden des Reviers kurz vor Hammerunterwiesenthal neben der Straße. Die ehemaligen Stollen und Halden waren zeitweise eine ergiebige Fundstelle für den Micromounter. Gefunden wurden neben dem Fluorit zum Beispiel auch Bleiglanz, Cerussit, Covellin, Hämatit, Malachit oder Mimetesit. Das neue Stollenmundloch der EFS (Erzgebirgische Fluss- und Schwerspatwerke GmbH) ist durch die „Neu Straßburger Glück-Rampe" seit 2010 mit LKW's und Baggern befahrbar. Die neueren Funde aus diesem Zugang werden in Sammlungen mit EFS Grube Niederschlag gekennzeichnet.



Bleiglanz

Gr. Straßburger Glück

Cerussit, Covellin

Gr. Straßburger Glück

Covellin

Gr. Straßburger Glück

Hämatit

Gr. Straßburger Glück

Malachit

Gr. Straßburger Glück

Malachit, Fluorit

Gr. Straßburger Glück

Mimetesit

Gr. Straßburger Glück

Mimetesit

Gr. Straßburger Glück

Stollenmundloch

EFS Gr. Niederschlag

Alte Lore

EFS Gr. Niederschlag

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