Palladium Kupfer  Gold Cadmium  
 Silber                                              47Ag
 engl. Silver; lat. argentum („Silber“)
 
SilberringLupe
Relat. Atommasse   
Ordnungszahl    
Schmelzpunkt    
Siedepunkt    
Oxidationszahlen     
Dichte    
Härte (Mohs)     
Elektronegativität    
Elektronenkonfig.   
Natürl. Häufigkeit  
 
107,8682    
47    
961,78 °C    
2162 °C    
3, 2, 1    
10,5 g/cm³    
2,7    
1,93 (Pauling)      
[Kr]4d105s1   
Ag-107  51,839%   
Ag-109  48,161%
 
   
     

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43 sek
Ein erhitztes Stück Silberblech reagiert in einem Reagenzglas mit Schwefelwasserstoff.

GHS-Piktogramme (Silber gepulvert)
Achtung
Gefahren (H-Sätze)  
H 410

Silber Blech oder Draht ist nicht kennzeichnungspflichtig.
CAS-Nummer  
7440-22-4  

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Physikalisch-chemische Eigenschaften
Silber besitzt ein sehr hohes Reflexionsvermögen für sichtbares Licht. Diese Eigenschaft erklärt den strahlend hellen Metallglanz, der oft auch als „silberweiß“ beschrieben wird. Silber ist fast so dehnbar wie Gold, es kann zu feinen, durchscheinenden Folien ausgewalzt werden. Es besitzt die beste elektrische und thermische Leitfähigkeit aller Metalle und ist wie Gold diamagnetisch. Silber wird mit den meisten anderen Metallen legiert.  
   

Darf man mit einem Silberlöffel Eier essen?

Silberlöffel frisch und angelaufen
 
Der untere Silberlöffel ist durch den Kontakt mit schwefelhaltigen Eiern schwarz angelaufen.
   

Silber ist an sauberer Luft beständig, es läuft jedoch bei Anwesenheit von Schwefelwasserstoff oder beim längeren Kontakt mit Schwefel-Verbindungen schwarz an. Dabei reagiert der Schwefel mit dem Silber zu Silbersulfid. Dies erklärt, warum Silberbesteck schwarz anläuft, wenn man damit Eier, die Schwefelverbindungen enthalten, isst. Auch der unangenehme Geruch des Silberbestecks ist auf die Anwesenheit von Schwefel-Atomen zurückzuführen.

Das Edelmetall wird von Salzsäure nicht angegriffen, dagegen wird es in heißer, konzentrierter Schwefelsäure und in warmer Salpetersäure leicht zersetzt. Mit Salpetersäure entsteht rotbraunes Stickstoffmonooxid NO.

3 Ag  +  4 HNO3 reagiert zu   3 AgNO3  +  NO  +  2 H2O   
2 Ag  +  2 H2SO4 reagiert zu  Ag2SO4  +  SO2  +  2 H2O   
   
Silber löst sich in Alkalicyanid-Lösungen, gegen Laugen ist es sehr beständig. Mit trockenem Chlor bildet sich eine Schutzschicht von Silberchlorid, feuchtes Chlor reagiert heftig mit dem erhitzten Metall. Silberverbindungen wie Silberchlorid oder Silbernitrat sind sehr lichtempfindlich und müssen in braunen Flaschen aufbewahrt werden.


Silberdraht in warmer, konzentrierter Salpetersäure

Silber und konzentrierte Salpetersäure
 
Warme, konzentrierte Salpetersäure löst einen Silberdraht auf, dabei entsteht ein rotbraunes Gas.


Silber in Verbindungen lässt sich durch verschiedene Methoden nachweisen. Relativ empfindlich ist die Ausfällung von unlöslichen Silberhalogeniden aus einer Silbersalz-Lösung. Man kann das an einer Silbernitrat-Lösung demonstrieren: Kaliumchlorid, Kaliumbromid und Kaliumiodid bilden mit Silbernitrat einen Niederschlag der entsprechenden Silberhalogenide. Das Silberchlorid erscheint anfangs weiß, während das Silberbromid eine leichte und das Silberiodid eine etwas stärkere Gelbfärbung zeigen. Die Silberhalogenide zerfallen unter Lichteinfluss zu schwarzem Silber und dem entsprechenden Halogen. Diese fotochemische Reaktion ist typisch für Silberverbindungen. Das Silberchlorid dunkelt unter Lichteinfluss am schnellsten nach, während sich das Silberiodid am schnellsten absetzt:


Niederschläge der Silberhalogenide

Silberhalogenide: Silberchlorid, Silberbromid, Silberiodid
 
Gibt man Kaliumiodid (links), Kaliumbromid (Mitte) und Kaliumiodid (rechts) in eine Silbernitrat-Lösung,
entstehen unlösliche Niederschläge der entsprechenden Silberhalogenide. Silberiodid erscheint gelblich.


Bei der Zugabe von Natronlauge in eine Silbernitrat-Lösung bildet sich ein brauner Niederschlag. Dieser besteht aus unlöslichem Silberoxid Ag2O, das man in Salzsäure auflösen kann. Mit Ammoniak oder mit Kaliumthiocyanat im Überschuss entsteht ein löslicher Komplex. Gibt man ein paar Tropfen Kaliumchromat-Lösung zur Silbernitrat-Lösung, entsteht unlösliches, braunrotes Silberchromat. Auch dieses kann mit Salzsäure wieder gelöst werden.


Natronlauge / Kaliumchromat + Silbernitrat-Lösung

Silberhalogenide: Silberchlorid, Silberbromid, Silberiodid
 
Gibt man Natronlauge in eine Silbernitrat-Lösung entsteht ein brauner Niederschlag (links).
Mit Kaliumchromat-Lösung erhält man eine braunrote Ausfällung (rechts).


Hält man einen Kupferstab oder ein Kupferblech in eine Silbernitrat-Lösung, färbt sich das Kupfer zunächst schwarz, nach einiger Zeit bilden sich ein silbernes Bäumchen und silberne Metallflitter, die hinabfallen. Das Kupfer wirkt als Reduktionsmittel und reagiert mit dem gelösten Silbernitrat zu Silber und Kupfer(II)-nitrat. Metalle, die unedler als Silber sind, vermögen eine Silbersalz-Lösung zu reduzieren.


Kupferstab in Silbernitrat-Lösung

Silberhalogenide: Silberchlorid, Silberbromid, Silberiodid
 
Hängt man einen Kupferstab in eine Silbernitrat-Lösung bildet sich zuerst ein schwarzer Belag,
dann wächst langsam ein silbernes Bäumchen und silberne Metallflitter fallen herab.


Auch andere reduzierend wirkende Stoffe sind geeignet, um Silber durch Reduktion einer Silberverbindung herzustellen: Bei der Tollens-Probe werden die Silber-Ionen in einer ammoniakalischen Silbernitrat-Lösung zu elementarem Silber reduziert. Führt man die Probe in einem Reagenzglas durch, wird dieses verspiegelt. Die Reaktion gelingt zum Beispiel mit Aldehyden, mit Glucose oder mit Fructose.
   
Toxikologie 
Beim Silber ist eine allergieauslösende Wirkung vermutlich nicht vorhanden. Beim Einatmen von feinen Silberstäuben gelangt das Element in den Blutkreislauf. Es wandelt sich langsam zu Silbersulfid um. Dieses kann in der Haut, auf den Schleimhäuten und in gravierenderen Fällen auch in den Augen zu blaugrauen Verfärbungen führen. Die so auftretende Argyrose ist nicht mehr reversibel, allerdings führt sie wohl nicht zu ernsthaften Gesundheitsschäden. Silber ist kein essenzielles Spurenelement, es beeinträchtigt aber die Wirkung von Kupfer und Selen. Lit [33]  Bei der Aufnahme von wasserlöslichen Silbersalzen wie Silbernitrat ist die Gefahr einer auftretenden Argyrose erheblich größer.
  
Vorkommen 
Häufigkeit   selten

Silber ist ein seltenes Element, es kommt allerdings auf der Erde etwa zwanzigmal häufiger als Gold vor. Am Aufbau der 16 Kilometer dicken Erdkruste ist es mit 0,08 Gramm pro Tonne Gestein beteiligt, im Meerwasser finden sich 1,2 Mikrogramm Silber pro Kubikmeter. In der Natur kommt es als Silber gediegen in Form von Körnern, Blättchen, Drähten oder Locken vor. Es kristallisiert wie Gold und Platin in der kubischen Kristallform. Silber gediegen aus dem Erzgebirge und aus Kongsberg in Norwegen ist vor allem durch Mineraliensammler berühmt geworden.


 Silber gediegen auf Arsen

Silber gediegen aus SchlemaLupe
 
 Das drahtförmige Silber wurde herausgeätzt, es stammt aus dem Revier Schlema im Erzgebirge.
 
 
Mindestens 129 verschiedene Silberminerale sind bekannt, darunter die Silbererze Akanthit, Argyrodit, Chlorargyrit, Dyskrasit, Proustit, Pyrargyrit, Stephanit oder Sylvanit. Eine Besonderheit stellt Allargentum dar, es ist das Silbermineral mit dem höchsten Silbergehalt nach Silber gediegen. Die wichtigsten Silberproduzenten sind Mexiko, Peru, China, Chile, Australien, Polen, Russland, Bolivien und die USA. 


Typische Silbererze
 Silbererze
 
 
 
Geschichte 
Silber war nach Kupfer und Gold das dritte Gebrauchsmetall, das die Menschen benutzten. Die Assyrer kannten es als sarpu, die Germanen verwandten das Wort silabra, die Goten silubr, die Römer nannten es argentum (nach dem griechischen Wort argyros, was so viel bedeutet wie „weiß-metallisch“. Das chemische Symbol Ag für Silber wurde von J.J. Berzelius im Jahre 1814 eingeführt.

Die Alchemisten verwandten das Symbol des Halbmondes für das Metall Silber. Im Gegensatz zum männlichen, sonnenhaften Gold verkörperte die Mondgöttin Luna das weibliche Prinzip, sie stand für Klarheit und Reinheit:


Die alten Ägypter schmückten die Spitzen ihrer Obelisken mit Elektrum, einer Legierung aus Silber und Gold. Im alten Griechenland wurden seit dem 7. Jahrhundert vor Christus Silbermünzen geprägt. Das Silber stammte aus den Minen in Laurion, etwa 50 Kilometer südlich von Athen. Zunächst galt Silber wertvoller als Gold. Der römische Kaiser Caligula führte im Circus einen Wagen vor, der aus 124000 Pfund Silber bestand. Die Römer gewannen einen erheblichen Anteil ihres Silbers in Sardinien. Es wurde auch für Münzen benötigt.

In Mitteleuropa wurden im Mittelalter Silbererzvorkommen im Schwarzwald, im sächsischen Erzgebirge, in Böhmen oder bei Schwaz in Tirol entdeckt, was die Prägung von Silbermünzen ermöglichte. Die Entdeckung der Silbererze im Jahr 1168 bei Christiansdorf, dem heutigen Freiberg, begründete den Erzabbau im sächsischen Erzgebirge. 1471 entdeckte man am Schneeberg erneut das begehrte Metall, was wiederum ein Silberfieber in der Region auslöste. An vielen Orten baute man auch silberhaltigen Bleiglanz ab, zum Beispiel am Silberberg bei Fahl im Schwarzwald.

Die Tempel der Inka im heutigen Peru waren reichhaltig mit Gold und Silber verziert. Sie bezeichneten das Silber als „die Tränen des Mondes“, das Gold als „Schweißperlen der Sonne“. Seit Anfang des 16. Jahrhunderts brachten die Spanier erhebliche Mengen des Edelmetalls aus Amerika nach Europa. Dadurch sank der Wert des begehrten Metalls erheblich.

1623 wurde die Silbermine im norwegischen Kongsberg entdeckt. Im 16. und 17. Jahrhundert kam das Silber auch aus Japan und Indonesien. Ab 1704 erfolgte der Gold- und Silberabbau in Russland im heutigen Chitinskaya Oblast. Der Silbererzbergbau im Ural begann erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Kurz darauf wurden auch in den USA reiche Vorkommen in Nevada, Utah, Colorado, Kalifornien und weiteren US-Bundesstaaten entdeckt. 1885 erfolgte die Gründung der Bergbaugesellschaft im australischen Broken Hill. Von dort stammen – mit über einer Tonne Gewicht – die größten Silbernuggets der Welt.
  
Herstellung
Etwa die Hälfte des genutzten Silbers fällt bei der Rohstoffgewinnung von Kupfer, Zink und vor allem bei der Herstellung von Blei aus silberhaltigem Bleiglanz an. Ein Viertel der Gewinnung stammt aus Silbererzen, ein weiteres Viertel aus dem Recycling von Altmetallen. Die Herstellung aus den Silbererzen erfolgt wie beim Gold mit Hilfe der Cyanidlaugerei. Die fein gemahlenen Erze werden dabei mit einer 0,1 bis 0,2%igen Natriumcyanid-Lösung ausgelaugt, wobei die Silber-Ionen der Erze komplex in Lösung gehen. Mit Hilfe von Zink- oder Aluminiumstaub kann dann das Silber aus der Lösung ausgefällt werden:  
  
2 Na[Ag(CN)2]  +  Zn reagiert zu  Na2[Zn(CN)4]  +  2 Ag   
  
Das Produkt wird durch Filterpressen abgetrennt und geschmolzen, so dass man etwa 95%iges Rohsilber erhält. Die Anreicherung erfolgt durch eine elektrolytische Reinigung mit Silbernitrat-Lösung als Elektrolyt. Die Anoden bestehen aus zentimeterdicken Rohsilber-Platten, die Kathoden aus dünnem Feinsilber-Blech. Das reine Silber kommt vor allem in Form von Barren, Blechen oder Drähten in den Handel.


Silber elektrolytisch gereinigt
Silber elektrolytisch gereinigt
Bei der elektrolytischen Raffination entsteht bäumchenartiges Silber.

  
Verwendung 
Silber ist heute das meist gebrauchte Edelmetall. Es spielte von alters her eine wichtige Rolle zur Herstellung von Münzen. Sein Preis liegt heute jedoch deutlich unterhalb von Gold, Platin oder Palladium. Es dient aufgrund seiner hohen elektrischen Leitfähigkeit zur Herstellung von elektrischen Kontakten, von Elektroden oder elektronischen Bauteilen. Sein Aussehen und seine thermische Leitfähigkeit führten zu einer weit verbreiteten Anwendung bei Geschirr und Bestecken im Haushalt. Für die Herstellung von Schmuck wird es aufgrund seiner Weichheit zur Erhöhung der Härte meist mit anderen Metallen legiert. „Sterlingsilber“ besitzt einen Feingehalt von 92,5 Prozent Silber. Zahnärzte verwenden eine Amalgam-Legierung aus Quecksilber und Silber für Zahnfüllungen. Aufgrund der Giftigkeit des Quecksilbers ist diese Anwendungsmöglichkeit jedoch sehr umstritten. Silberverbindungen wie Silberchlorid werden aufgrund ihrer Lichtempfindlichkeit für hochwertige Fotopapiere verwendet. Aufgrund seiner bakterientötenden Wirkung findet Silberpulver auch in Salben eine Anwendung. Ein eingewobener Silberfaden in Kleidung oder in Matratzen soll sich für Allergiker günstig auswirken.  


Schweizer 1-Franken-Münze von 1907
 
Alter Schweizerfranken
 
Von 1875 bis 1967 bestanden die 1-Franken-Münzen aus 83,5% Silber und 16,5% Kupfer.
 
 
Ein weiteres wichtiges Anwendungsgebiet ist die Herstellung von Spiegeln: Dabei werden Glasscheiben zuerst sorgfältig gereinigt und danach in eine Silbersalz-Lösung wie Silbernitrat getaucht. Die Zugabe eines Reduktionsmittels wie Glucose oder Fructose führt zu einer gleichmäßigen Ausscheidung des Silbers, das sich auf der Glasoberfläche festsetzt. Dieses Verfahren ist heute jedoch weitgehend durch das sogenannte Silberspitzverfahren verdrängt, bei dem das Silber direkt auf die Glasplatten aufgedampft wird. Viele Spiegel sind heute aber nicht mehr mit Silber, sondern mit Aluminium bedampft. Das Aluminium hat ebenfalls ein hohes Reflexionsvermögen für Licht, und es ist weniger korrosionsanfällig.


Becherglas mit Silbernitrat verspiegeln
 
Verspiegeln eines Becherglases mit Silbernitrat
 
Beim Erwärmen einer Silbernitrat-Lösung mit Glucose wird das Becherglas innen verspiegelt.

 
Silberverbindungen
 
 Silberchlorid   Silbernitrat   Silberoxid    
 
 
Silberminerale
Akanthit

Akanthit
Allargentum

Allargentum
Argyrodit

Argyrodit
Boleit

Boleit
Chlorargyrit

Chlorargyrit





Dyskrasit

Dyskrasit
Freibergit

Freibergit
Iodargyrit

Iodargyrit
Lengenbachit

Lengenbachit
Miargyrit

Miargyrit





Moschellandsbergit

Moschellandsbergit
Naumannit

Naumannit
Polybasit

Polybasit
Pearceit

Pearceit
Proustit

Proustit





Pyrargyrit

Pyrargyrit
Schapbachit

Schapbachit
Silber gediegen

Silber gediegen
Stephanit

Stephanit
Stromeyerit

Stromeyerit





Sylvanit

Sylvanit
Xanthokon

Xanthokon
     


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