Lebenslauf
Johann Rudolph Glauber wurde als Sohn eines Barbiers in Karlstadt (25 km nördlich von Würzburg) geboren. Wahrscheinlich machte er in seiner Geburtsstadt eine Apothekerlehre. Nach dem frühen Tod seiner Eltern begab er sich auf Wanderschaft und verdiente sein Geld als Spiegelmacher. Im Alter von 21 Jahren erkrankte er in Wien an Flecktyphus. Nachdem er in der Nähe von Neustadt an einem Weinberg ein bestimmtes Wasser getrunken hatte, wurde er nach eigenen Angaben wieder gesund. Bei seinen Reisen eignete er sich autodidaktisch
das Wissen seiner Zeit an. In Salzburg besuchte er das Grab des von ihm
verehrten Paracelsus, seine Reisen führten
ihn auch nach Basel, Paris, Marburg und Frankfurt. 1641 heiratete er seine
zweite Ehefrau, mit der er acht Kinder hatte. Von seiner ersten Ehefrau
hatte er sich getrennt, da sie ihm untreu war. Ab 1644 wurde Glauber Leiter
der "Fürstlichen Hoff-Apotheken" in Gießen. Aufgrund des Hessenkrieges
gab er diese Anstellung ein Jahr später wieder auf und ging 1646 nach
Amsterdam. In seinem Haus richtete er sich dort ein eigenes Laboratorium
ein.
Werk Glaubers Werk ist sehr umfangreich, so
hinterließ er 40 gedruckte Schriften, die vorwiegend in deutscher
Sprache verfasst waren und lateinische Titel hatten. Ein Teil davon erschien
ab 1661 in Amsterdam, vorgelegt in 7 Bänden unter dem Titel "Opera
omnia". Ab 1651 wurde in Leipzig und Breslau der "Glauberus Concentratus"
verlegt, der die wichtigsten Schriften von Glauber enthält. Schon
in der Amsterdamer Ausgabe befand sich eine Schrift mit dem Titel "Furni
Novi Philosophici". Darin beschrieb Glauber das Erhitzen und Destillieren
von Eisenvitriol (Eisensulfat), das
er vorher durch mehrfache Kristallisation gereinigt hatte. Dabei entstand
das Oleum (Rauchende Schwefelsäure).
Bei der vorsichtigen, fraktionierten Destillation erhielt er in der Destillationsvorlage
"Spiritus volatilis vitrioli" (heute: Schweflige
Säure). Das in der Retorte zurückbleibende Oleum wurde dabei
konzentriert. Ähnliche Produkte erhielt Glauber auch beim Destillieren
von Alaun oder Zinkvitriol (Zinksulfat).
Erstaunlicherweise wurden die (heute als giftig geltenden) Produkte von
Glauber aufgrund ihrer "wunderbarlichen Wirckungen" als Arzneimittel empfohlen.
"Spiritus volatilis vitrioli" erhielt Glauber auch beim Verbrennen von
Schwefel. Erst Priestley
identifizierte über hundert Jahre später das dabei entstehende
Schwefeldioxid als neue Gasart.
Beim Lösen von Metallen in Salzsäure stellte er auch erstmals die Metallchloride dar ("solvirte Metalle") und empfahl diese wiederum für die Zubereitung von Medikamenten. Die Reaktion von Metallen mit Säuren kannte Glauber, daher konnte er eine ganze Reihe an weiteren Salzen herstellen, beispielsweise Zinkchlorid, Kupferchlorid, Silberchlorid, Antimonchlorid, Arsenchlorid (alle aus Salzsäure), aber auch Kupfernitrat oder Silbernitrat (aus Salpetersäure) und einige Vitriole (Sulfate aus Schwefelsäure). Erst den Alchemisten nach Glauber war es möglich, die relativ reinen Säuren wie Salz-, Schwefel- oder Salpetersäure darzustellen. Dass die Säuren unterschiedlich stark sind, erkannte Glauber dadurch, dass er beispielsweise zur Salpetersäure solange Pottasche zufügte (wir würden heute sagen: mit Pottasche neutralisierte), bis kein Aufbrausen mehr zu hören war. Bei anderen Säuren erhielt er diesen (Neutralisations-)Punkt beim Zufügen mit weniger oder mit mehr Pottasche. So erkannte er, dass die Schwefelsäure die stärkste aller Säuren war. Bei der fraktionierten Destillation von Steinkohle erhielt er einen "scharpen Spiritus" und ein "hitziges und bluthrothes Oleum", das "alle feuchten Ulcera (heute: Geschwüre oder Entzündungen) gewaltig trocknet und heilet". Vermutlich erhielt Glauber dabei u.a. die Aromaten Benzol (ein "liebliches" Öl) und Phenol. Heute ist es schwer vorstellbar, dass diese stark giftigen Substanzen einst als Heilmittel empfohlen wurden. Allerdings wirken diese Stoffe stark keimtötend und so lässt sich die Wirkung vielleicht einigermaßen nachvollziehen. Glauber extrahierte auch Alkaloide aus Pflanzen und stellte psychoaktive Substanzen beispielsweise aus Mohn her ("Opium pulverisatum"). Im Streit zwischen der Viersäftelehre des Arztes Galenus und der Dreiprinzipienlehre des Paracelsus legte sich Glauber jedoch nicht fest. Er sah sich eher als praktizierender Alchimist als ein Theoretiker. Die von Glauber entwickelten Öfen
und Destillationsanlagen waren für die zukünftigen Labors von
großer Bedeutung. Heute unersetzliche Verfahren der chemischen Industrie
wie die fraktionierte Destillation
und das Verfahren der Rektifikation
gehen teilweise auf Glauber zurück. Er setzte eine ganze Reihe an
Glasgefäßen ein, so beschrieb er gläserne Retorten und
Trichter oder Flaschen mit eingeschliffenen Glasstopfen. Darin bewahrte
er die konzentrierten Säuren auf. Von der Vielzahl an weiteren Substanzen,
deren Herstellung auf Glauber zurückgehen, sollen noch die Explosivstoffe
erwähnt werden. So entwickelte er ein Verfahren, um Knallgold gegen
Hitze unempfindlich zu machen oder er arbeitete an der Herstellung von
Salpeter und anderen Nitraten,
beispielsweise von Ammoniumnitrat.
Die explosive Wirkung dieses Stoffes kannte Glauber allerdings noch nicht,
da die Initialzündung zu jener Zeit noch nicht bekannt war.
Empfehlenswerte Literaturquellen
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