Lebenslauf
Der Sohn eines armen Tuchmachers wuchs in einer calvinistischen Familie auf und verlor bereits im 6. Lebensjahr seine Mutter. Von 1752-1755 studierte er an der Akademie zu Daventry Theologie, ab 1755 war er Hilfsprediger in Needham. Als Theologe lehnte er religiöse Dogmen ab und setzte sich für politische und religiöse Freiheit ein: Er gehörte zur Bewegung des Unitarismus. Sechs Jahre später gab er den Predigerberuf ganz auf und arbeitete als Sprachlehrer an der Warrington Academy in Lancashire. Schon in der Dorfschule hatte sich das sprachliche Talent des jungen Priestley gezeigt, in Lancashire unterrichete er Französisch, Italienisch, Griechisch und Hebräisch. Sein Interesse an der Chemie wurde durch die regelmäßige Teilnahme an Chemievorlesungen bei Dr. Turner und durch Besuche in London geweckt, wo er mit führenden Forschern der damaligen Zeit zusammentraf. Im Jahre 1766 nahm ihn die Royal Society of London auf. Ein Jahr später kehrte er zum Beruf des Predigers zurück und wurde an der Mill Hill Chapel in Leeds Priester. Doch die wissenschaftliche Arbeit gab er niemals auf, er widmete sich zunehmend der Erforschung von Gasen. 1772 erhielt er eine Anstellung als Bibliothekar und Privatlehrer beim Earl of Shelburne im Bowood House, dem Familienbesitz des Adligen. Während dieser Zeit begann Priestley mit der Veröffentlichung der Ergebnisse seiner experimentellen Untersuchungen ("Experiments and Different Kinds of Air", (1774-1786). Ab 1780 zog er wieder als Prediger nach Birmingham, wo er mit zahlreichen anderen Forschern wie James Watt (1736-1819) zusammentraf und sich rege austauschte. Da er sich ab 1790 für die Sache der Französischen Revolution politisch engagierte und entsprechende Veröffentlichungen publizierte, wandte sich die öffentliche Meinung in England gegen Priestley. Am 14. Juli 1791 steckte ein wütender Mob sein Pfarrhaus in Brand, die gesamte Bibliothek und sein Labor wurde verwüstet. Priestley floh unter falschem Namen nach London, wo er bei Freunden Unterkunft fand. Auch wenn Frankreich die Leistungen des Chemikers offen würdigte und ihm politisches Asyl gewähren wollte, beschloss Preistley mit seiner Familie nach Amerika auszuwandern. Die letzten zehn Jahre seines Lebens verbrachte er als Farmer und Prediger in Pennsylvania. Aus dieser Zeit stammen hautpsächlich philosophische und theologische Schriften. Theorien und Werk Er fand heraus, dass beim Mischen von "salpetriger
Luft" (heute: Stickstoffmonooxid) mit Luft und dem nachträglichen
Schütteln in Kalkwasser ein Viertel bis ein Fünftel der Luft
verschwand und das Restgas die Verbrennung nicht unterhielt. Im Sinne der
Phlogistontheorie glaubte er,
dass die Restluft ganz mit Phlogiston gesättigt war und durch das
Schütteln mit Kalkwasser die Luft ihren Gehalt an "fixer Luft" ausgeschieden
habe. Der Engländer Henry Cavendish (1731-1810) benannte 1771 dieses
Restgas "mephistische Luft". Der Schotte Daniel Rutherford (1749-1819)
war der erste, der dann den Unterschied zwischen dem Kohlenstoffdioxid
("fixe Luft") und dem Stickstoff
("mephistische Luft") erkannte. Dem Schotten wird daher die Entdeckung
des Elements zugeschrieben und nicht Priestley. 1773 gelang Priestley die
erstmalige Darstellung von Stickoxydul (heute: Lachgas)
beim Einwirken von "salpetriger Luft" auf Eisenfeilspäne. In diesem
Gas brannte ein Flamme lebhafter, obwohl die Atmung nicht möglich
war.
|