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Joseph Priestley
 
Priestley
 
geboren am 13. März 1733 in Birstall bei Leeds
gestorben am 6. Februar 1804 in Northumberland, Pennsylvania/USA

 
Lebenslauf

Der Sohn eines armen Tuchmachers wuchs in einer calvinistischen Familie auf und verlor bereits im 6. Lebensjahr seine Mutter. Von 1752-1755 studierte er an der Akademie zu Daventry Theologie, ab 1755 war er Hilfsprediger in Needham. Als Theologe lehnte er religiöse Dogmen ab und setzte sich für politische und religiöse Freiheit ein: Er gehörte zur Bewegung des Unitarismus. Sechs Jahre später gab er den Predigerberuf ganz auf und arbeitete als Sprachlehrer an der Warrington Academy in Lancashire. Schon in der Dorfschule hatte sich das sprachliche Talent des jungen Priestley gezeigt, in Lancashire unterrichete er Französisch, Italienisch, Griechisch und Hebräisch. Sein Interesse an der Chemie wurde durch die regelmäßige Teilnahme an Chemievorlesungen bei Dr. Turner und durch Besuche in London geweckt, wo er mit führenden Forschern der damaligen Zeit zusammentraf. Im Jahre 1766 nahm ihn die Royal Society of London auf. Ein Jahr später kehrte er zum Beruf des Predigers zurück und wurde an der Mill Hill Chapel in Leeds Priester. Doch die wissenschaftliche Arbeit gab er niemals auf, er widmete sich zunehmend der Erforschung von Gasen.  
  
1772 erhielt er eine Anstellung als Bibliothekar und Privatlehrer beim Earl of Shelburne im Bowood House, dem Familienbesitz des Adligen. Während dieser Zeit begann Priestley mit der Veröffentlichung der Ergebnisse seiner experimentellen Untersuchungen ("Experiments and Different Kinds of Air", (1774-1786). Ab 1780 zog er wieder als Prediger nach Birmingham, wo er mit zahlreichen anderen Forschern wie James Watt (1736-1819) zusammentraf und sich rege austauschte. Da er sich ab 1790 für die Sache der Französischen Revolution politisch engagierte und entsprechende Veröffentlichungen publizierte, wandte sich die öffentliche Meinung in England gegen Priestley. Am 14. Juli 1791 steckte ein wütender Mob sein Pfarrhaus in Brand, die gesamte Bibliothek und sein Labor wurde verwüstet. Priestley floh unter falschem Namen nach London, wo er bei Freunden Unterkunft fand.  
  
Auch wenn Frankreich die Leistungen des Chemikers offen würdigte und ihm politisches Asyl gewähren wollte, beschloss Preistley mit seiner Familie nach Amerika auszuwandern. Die letzten zehn Jahre seines Lebens verbrachte er als Farmer und Prediger in Pennsylvania. Aus dieser Zeit stammen hautpsächlich philosophische und theologische Schriften.
 

Theorien und Werk

Die ersten Veröffentlichungen von Joseph Priestley befassten sich mit englischer Sprache und Grammatik oder mit pädagogischen Inhalten. Obwohl Priestley sich überwiegend theologisch, philosophisch und politisch betätigte, waren letztendlich seine naturwissenschaftlichen Arbeiten bahnbrechend. Doch vielleicht hat ihm gerade seine liberale Gesinnung die Offenheit für die Gesetze der Natur ermöglicht. In der Brauerei in Leeds beobachtete er im Jahre 1767 den Gärprozess und untersuchte die dabei entstehenden Gase. Stephen Hales (1677-1761) hatte 1727 die pneumatische Wanne zum Auffangen von Gasen erfunden. Priestley benutzte erstmals Quecksilber als Absperrflüssigkeit. Diese Methode war das Geheimnis seines Erfolgs, denn im Gegensatz zum Wasser lösen sich die Gase in Quecksilber nicht. So konnte er mehrere neue Gase erstmals gewinnen und beschreiben. 

Er fand heraus, dass beim Mischen von "salpetriger Luft" (heute: Stickstoffmonooxid) mit Luft und dem nachträglichen Schütteln in Kalkwasser ein Viertel bis ein Fünftel der Luft verschwand und das Restgas die Verbrennung nicht unterhielt. Im Sinne der Phlogistontheorie glaubte er, dass die Restluft ganz mit Phlogiston gesättigt war und durch das Schütteln mit Kalkwasser die Luft ihren Gehalt an "fixer Luft" ausgeschieden habe. Der Engländer Henry Cavendish (1731-1810) benannte 1771 dieses Restgas "mephistische Luft". Der Schotte Daniel Rutherford (1749-1819) war der erste, der dann den Unterschied zwischen dem Kohlenstoffdioxid ("fixe Luft") und dem Stickstoff ("mephistische Luft") erkannte. Dem Schotten wird daher die Entdeckung des Elements zugeschrieben und nicht Priestley. 1773 gelang Priestley die erstmalige Darstellung von Stickoxydul (heute: Lachgas) beim Einwirken von "salpetriger Luft" auf Eisenfeilspäne. In diesem Gas brannte ein Flamme lebhafter, obwohl die Atmung nicht möglich war.  
  
Die bedeutendste Entdeckung gelang Joseph Priestley 1774 bei seinen Versuchen mit rotem Quecksilberoxid (früher: rotes Präzipitat). In einem Glasgefäß, das durch eine Quecksilbersperrschicht von der Luft abgesperrt war, erhitzte er das Quecksilberoxid mit einem großen Brennglas. Dabei erhielt er ein Gas, in dem eine Flamme viel heller brannte als in Luft. Priestley nannte das Gas "dephlogistierte Luft". Erst Lavoisier benannte dieses Gas mit dem lateinischen Namen "Oxygenium" (deutscher Name: Sauerstoff). Lavoisier erkannte auch den Elementcharakter des Sauerstoffs und erklärte die Vorgänge mit Hilfe der Oxidationstheorie korrekt. Das gleiche Gas erhielt Priestley beim Erhitzen des Farbpigments Bleimennige, wenn er das entstehende Gas in Wasser wusch. Das betreffende Gas hatte Scheele in Upsala schon zuvor durch die Reaktion von Braunstein mit konzentrierter Schwefelsäure erhalten. Scheele nannte dieses Gas "Feuerluft". Allerdings erschien Scheeles Veröffentlichung mit Verspätung im Jahr 1777.  
  
Neben den schon erwähnten Gasen Lachgas und Sauerstoff erforschte Priestley weitere Gase, die er mit seiner mit Quecksilber gefüllten pneumatischen Wanne nachweisen konnte: Durch die Umsetzung von Schwefelsäure mit Kochsalz erhielt er 1774 Chlorwasserstoff ("salzsaure Luft") und durch die Reaktion von Salmiak mit Kalk Ammoniak ("alkalisches Gas"). 1775 stellte er Schwefeldioxid dar und 1799 in den Vereinigten Staaten Kohlenstoffmonooxid 
  
Joseph Priestley Untersuchungen zur Atmung der Pflanzen sind ebenfalls von Bedeutung: Er fand heraus, dass Licht und "dephlogistierte Luft" für das Pflanzenwachstum notwendig sind und dass Pflanzen die dephlogistierte Luft auch wieder abgeben können. Wie Scheele hielt er im Gegensatz zu Lavoisier aber an der Phlogistontheorie fest. 
    
  
Empfehlenswerte Literaturquellen

  • Lockemann, Georg: Priestley; in Günther Bugge: Das Buch der großen Chemiker, Weinheim 1929

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