Phenol C6H5OH
Teflonverschluss
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Farblose bis rötliche Kristalle
Vorkommen
Kiefer (Holz und Nadeln),
Harn von Pflanzenfressern,
Steinkohleteer |
Molmasse 94,111 g/mol
AGW 8 mg/m3 (TRGS 900)
Dichte 1,0545
g/cm3
Schmelzpunkt +40,89
°C
Siedepunkt +181,8
°C
Wasserlöslichkeit
Konz. bei 20 °C 82 g/l
Explosionsgrz. 1,8 bis 8,6 Vol.-% (Luft)
Flammpunkt +79 °C
Zündpunkt
+715 °C |
Piktogramme
GHS 05
GHS 06
GHS 08
GHS 09
Gefahr
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Gefahrenklassen
+ Kategorie
Akute Toxizität oral
3
Akute Toxizität dermal
3
Akute Toxizität inhalativ
3
Ätz-/Reizwirkung auf
die Haut 1B
Keimzellenmutagenität
2
Spez. Zielorgantoxizität
w. 2
Gewässergefährdend chron. 2
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HP-Sätze (siehe auch Hinweis)
H 301, 311, 314, 331, 341, 373, 411
P 260, 280.1-3,7, 301+330+331+310, 303+361+353, 305+351+338, 304+340+310
Entsorgung G 3
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Etikett
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Dt. Bezeichnung
Synonyme (deutsch) |
Engl. Bezeichnung
Synonyme (engl.) |
CAS 108-95-2 |
Phenol
Hydroxybenzol
Carbolsäure |
Phenol
Hydroxybenzene
Carbolic acid |
Bemerkung
für Schulen: Es wird empfohlen, auf Schülerversuche mit Phenol
zu verzichten. Der Stoff verdampft bereits bei Zimmertemperatur. Für
das Arbeiten mit Phenol ist ein Abzug notwendig. Die Flaschen sollten eine Teflondichtung besitzen.
Wirkung auf den menschlichen Körper
Auf der Haut wirkt Phenol
stark ätzend. Durch die bloße Berührung kann es absorbiert
und über die Haut ins Blut aufgenommen werden. Die Aufnahme in den
Körper über die Haut, durch das Einatmen der Dämpfe oder
über den Verdauungstrakt führt zur Atemlähmung und zum Herzstillstand.
Chronische Langzeitvergiftungen in Form von Nierenschäden sind ebenfalls
bekannt. Phenol wirkt auch stark keimtötend und desinfizierend. Es
ist stärker toxisch als die Diphenole wie beispielsweise Resorcin.
Als tödliche Dosis gelten 10 bis 30 Gramm Phenol.
Eigenschaften
Phenol bildet farblose,
durchsichtig erscheinende Nadeln oder kristalline Formen, die durchdringend
riechen und scharf brennend schmecken. Durch Wasseraufnahme zerfließen
die Nadeln allmählich an der Luft, durch Licht und Luft verfärben
sie sich rötlich.
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Dieses Phenolkristall
hat sich unter Licht- und Lufteinfluss rötlich verfärbt.
Phenol ist in Wasser
und Benzol nur mäßig löslich,
dafür umso besser in Ethanol, Ether,
Chloroform, Fetten und etherischen Ölen, in
wässrigen Laugen
und in unverzweigten Kohlenwasserstoffen. Phenol
verhält sich im Wasser als schwache Säure und gibt Protonen
ab. Die Siedetemperatur ist rund
100 °C höher als die von Benzol, was
auf die Hydroxy-Gruppe zurückzuführen ist. Phenol ist sehr reaktionsfähig.
Mit Natronlauge bildet sich das Salz Natriumphenolat C6H5O−Na+:
C6H5OH + NaOH C6H5O−Na+ + H2O
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Die
Wasserstoff-Atome
im aromatischen Ring des Phenols lassen sich leicht
substituieren. Bei der Bromierung von Phenol in Schwefelkohlenstoff
erhält man unter Bromwasserstoffabgabe ein
Gemisch verschiedener Bromphenole, bei denen das Brom-Atom an
verschiedenen Stellen sitzt.
C6H5OH + Br2 C6H4BrOH + HBr
Mit konzentrierter Schwefelsäure findet eine Sulfonierung statt, man erhält dabei vor allem 4-Phenolsulfonsäure. Diese dient
zur Herstellung von Farbstoffen oder Waschmitteln. Eine energische
Sulfonierung des Phenols führt zu 2,4-Phenoldisulfonsäure.
C6H5OH + H2SO4 C6H4OH(SO3H) + H2O
2-Phenol-
sulfonsäure | 3-Phenol-sulfonsäure | 4-Phenol-sulfonsäure | 2,4-Phenol-disulfonsäure |
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Die
halogenierten oder
sulfonierten Produkte eignen sich zur
Weiterverarbeitung und zur Herstellung
der anderen Phenole, beispielsweise für
Brenzcatechin, Resorcin, Hydrochinon oder Pyrogallol. Je nach Stellung
und Anzahl der Hydroxy-Gruppen erhält man verschiedene Stoffe mit
unterschiedlichen Eigenschaften:
Mit verdünnter Salpetersäure
erhält man ein Gemisch verschiedener Nitrophenole, die alle gelbe
bis hellgelbe oder fast weiße nadelförmige Kristalle bilden.
Die Eigenschaften der Nitrophenole
hängen von der Stellung der NO2-Gruppe ab.
C6H5OH + HNO3 C6H4OH(NO2) + H2O
2-Nitrophenol | 3-Nitrophenol | 4-Nitrophenol | 2,4,6-Trinitrophenol |
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o-Nitrophenol | m-Nitrophenol | p-Nitrophenol | Pikrinsäure |
2-Nitrophenol
wird zur Herstellung
von Arzneimitteln, Insektiziden oder Riechstoffen
verwendet. 3-Nitrophenol und 4-Nitrophenol werden beide als Indikator
eingesetzt. Das energische Nitrieren
mit konzentrierter Salpetersäure führt nur
zu
Dinitrophenol. 2,4,6-Trinitrophenol lässt sich nur durch Nitrierung
aus Phenol-2,4-disulfonsäure
darstellen. Der Explosivstoff ist unter dem Namen
Pikrinsäure bekannt.
2-Nitrophenol (links)
und 4-Nitrophenol (rechts)
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Herstellung
Früher gewann man
das Phenol aus dem Mitteldestillat bei der Destillation von Steinkohleteer.
Durch Zugabe von Natronlauge zum Destillat erhielt
man Natriumphenolat, das durch eine Zugabe von Salzsäure
in Phenol zersetzt werden konnte. Heute existieren zahlreiche
Herstellungsverfahren. Das bedeutendste ist die Synthese aus Cumol.
Dieses wird aus Benzol und Propen hergestellt.
Bei der Oxidation mit Sauerstoff entsteht aus Cumol zunächst Cumolhydroperoxid, das dann unter
dem Einfluss von starken Säuren in Phenol und Aceton zerfällt:
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Verwendung
Phenol dient zur Herstellung
zahlreicher anderer organischer Verbindungen, wie Brenzcatechin, Resorcin, Anilin, Salicylsäure, Pikrinsäure, Phenolphthalein, Chlorpenole, Phenolharze,
Caprolactam, Weichmacher oder Adipinsäure. Phenol wird auch als Lösungsmittel
eingesetzt und in der Mikroskopie als Färbemittel verwendet. Gelegentlich
findet man es in Desinfektionsmitteln oder in minimalen Konzentrationen
in Seifen und Shampoos. |
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