Iod 53I | |||
engl. Iodine; griech. ioeides („violett“) | |||
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Physikalisch-chemische Eigenschaften | ||||||||||||
Reines
Iod bildet schwarzgraue, metallisch gänzende Blättchen, die schon bei Raumtemperatur zu gasförmigem Iod sublimieren. Der elementare Stoff ist aus zweiatomigen I2-Molekülen aufgebaut. Vom festen Iod sind drei Modifikationen bekannt, eine amorphe, eine orthorhombische und eine monokline. Schon bei Raumtemperatur und vor allem beim Erhitzen an der Luft bilden sich violette Iod-Dämpfe, die augen- und schleimhautreizend wirken und die Schilddrüse schädigen können. Iod-Dampf ist schwerer als Luft, beim Erwärmen intensiviert sich die Farbe.
Beim kräftigen Erhitzen in einem geschlossenen Behälter schmilzt Iod zu einer dunkelbraunen Flüssigkeit, die den elektrischen Strom leitet. Iod sublimiert, wenn es vorsichtig erhitzt wird. Nach dem Phasendiagramm könnte Iod nur unterhalb seines Tripelpunkts von 114 °C und 0,126 Bar Druck sublimieren. Der Dampfdruck des Iods reicht aber aus, dass die Sublimation schon bei Zimmertemperatur unter Normaldruck stattfindet. Beim Erwärmen wird der Prozess beschleunigt.
Im Wasser löst sich
Iod nur in einer Konzentration von 0,3 Gramm pro Liter. Die hellbraune, wässrige Lösung wird als Iodwasser bezeichnet. Unter Lichteinfluss zerfällt eine Iod-Lösung in Iodwasserstoff und Sauerstoff. Eine solche Lösung reagiert sauer. Iod-lösungen müssen in braunen Flaschen aufbewahrt werden. In wässrigen Iodid-Lösungen
löst sich Iod viel besser, dabei bildet sich eine tiefbraune Lösung. Iod-Kaliumiodid-Lösung bildet mit Stärke eine typische
Blaufärbung. In organischen Lösungsmitteln
mit Sauerstoff-Atomen im Molekül wie Ethanol oder Aceton löst sich Iod mit brauner Farbe,
in Benzol oder Toluol mit roter Farbe, in Schwefelkohlenstoff oder Chloroform
mit violetter Farbe. Alkoholische Iod-Lösungen sind unter der Bezeichnung Iodtinktur bekannt, sie werden zum Desinfizieren von Wunden verwendet. Iod wirkt stark keimtötend.
Im Gegensatz zu Fluor, Chlor oder Brom ist Iod etwas weniger reaktionsfähig. Mit Magnesium, Zink und und anderen Metallen reagiert es bei erhöhter Temperatur lebhaft unter Bildung der entsprechenden Iodide. Mischungen mit Metallpulvern können bereits bei einer Zugabe von wenigen Tropfen Wasser explosionsartig reagieren. Eine Iod-Lösung wird bei der Zugabe von Metallpulvern wie Zink, Eisen oder Magnesium entfärbt, weil die Metalle mit dem Iod zu dem entsprechenden Iodid reagieren.
Mit atomarem Wasserstoff wird Iod zu gasförmigem Iodwasserstoff
reduziert. Die Reaktion gelingt nur, wenn man Wasserstoff beim Zeitpunkt
des Entstehens aus Zink-Granalien und Salzsäure einsetzt. Dann
liegt der Wasserstoff teilweise auch atomar vor. Bei Raumtemperatur gelingt es nur durch den Einsatz feinverteilter Metallpulver wie Platin- oder Palladium-Pulver. [Lit 99] 2 H + I2 2 HI In der Industrie wird Iodwasserstoff durch die Reaktion von Schwefelwasserstoff mit Iod erhalten. Iodwasserstoff bildet mit Wasser Iodwasserstoffsäure, die eine noch stärkere Säure als Salzsäure ist. Der Iodwasserstoff steht im Gleichgewicht zum Iod und zum Wasserstoff. Beim Erhitzen verschiebt sich das Gleichgewicht auf die linke Seite der Gleichung, so dass der Iodwasserstoff wieder in seine Elemente zerfällt: H2 + I2 2 HI Neben der Iodwasserstoffsäure existieren noch Iodsauerstoffsäuren wie die Hypoiodige Säure HIO, die Iodsäure HIO3 und die Periodsäure H5IO6. Iodsäure erhält man durch die Oxidation von Iod mit einem starken Oxidationsmittel wie Salpetersäure, Chlor oder Wasserstoffperoxid. Es handelt sich um einen Feststoff, der farblose, orthorhombische Kristalle bildet, die im kristallinen Pulver weiß erscheinen. Durch das Entwässern der Iodsäure erhält man Diiodpentaoxid, das beim Erhitzen wieder in Iod und Sauerstoff zerfällt. 2 HIO3 I2O5 + H2O Mit gasförmigem Ammoniak reagiert Iod explosionsartig unter Bildung von Iodwasserstoff und Stickstoff. Dabei findet eine hohe Volumenzunahme statt: 2 I2 + 2 NH3 6 HI + N2 Beim Einleiten von Iod-Dämpfen oder durch die Zugabe von Iod-Kristallen in eine konzentrierte Ammoniaklösung bildet sich Iodstickstoff oder Iodnitrid I3N. Der Versuch ist für die Schule weniger geeignet, da die getrockneten, schwarzbraunen Kristalle extrem explosiv sind. Sie detonieren bereits bei Berührung mit einer Vogelfeder mit einem lauten Knall, wobei neben der violetten Wolke aus elementarem Iod auch Stickstoff entsteht: 2 I3N 3 I2 + N2
Iod lässt sich mit Natriumthiosulfat zum Iodid reduzieren. Nach diesem Prinzip werden Iod-Reste im Labor zum Iodid umgewandelt und zur Entsorgung im Behälter für Schwermetallsalz-Lösungen vorbereitet. Die Reaktion dient im Analysenlabor auch zur maßanalytischen Bestimmung von Iod. I2 + 2 [S2O3] 2− 2 I− + [S4O6] 2− Es existieren auch zahlreiche organische Iodverbindungen. Iodoform (Triiodmethan) war früher ein wichtiges Desinfektionsmittel. Bei der Iodierung von Benzol erhält man Iodbenzol, das als Reagenz zur Bestimmung des Brechungsindexes bei Mineralien verwendet wird. |
Physiologie – Toxikologie | |||
Im
menschlichen Körper speichern die Schilddrüsen Iodverbindungen,
die zur Produktion der Schilddrüsenhormone lebensnotwendig sind. Bei
Iodmangel vergrößert sich die Schilddrüse, wobei ein Kropf
entsteht. Als Symptome treten gleichzeitig Antrieblosigkeit, Gewichtszunahme
oder trockene Haut auf. Der Mangel wird vor allem auf iodarme Nahrung bei
der Bevölkerung zurückgeführt, die in Mitteleuropa nicht
am Meer lebt. Das Bioelement Iod findet sich nämlich vor allem im
Fisch und in den Krustentieren des Meeres. Durch die Zufuhr von iodiertem
Speisesalz kann dieser Mangel ausgeglichen werden. Diesem Salz sind chemische
Verbindungen wie Natriumiodat oder Kaliumiodat beigesetzt.
Im Badewasser wirkt gelöstes
Iod nicht so aggressiv wie Brom oder Chlor.
Iod wirkt reizend oder ätzend auf Schleimhäute, Augen und Haut.
Beim Einatmen von Ioddämpfen treten Husten, Kopfschmerzen, Engegefühl
in der Brust, Schwindel oder Ohnmacht auf. Bei höheren Konzentrationen
sind auch Lungenschädigungen möglich. Das Essen von Iod führt
zu Vergiftungserscheinungen, die sich in einer schweren Entzündung
der Magen- und Darmschleimhaut, in Herzfunktionsstörungen, stark erhöhtem
Speichelfluss und in Krampfanfällen äußern. Der Tod tritt
durch akutes Nierenversagen auf. Bei einer chronischen Vergiftung zeigen
sich Symptome wie Schlaflosigkeit, Zittern, Durchfall, Gewichtsabnahme
und Bronchitis. Auch Asthma und Hauterkrankungen wie Akne sind möglich.
Bei radioaktiven Unfällen
und Verseuchungen ist die Einnahme von Kaliumiodid-Tabletten
vorgesehen, die die Aufnahme der radioaktiven Iod-Isotope I-131 (Halbwertszeit
8 Tage), I-123 (13 Stunden) und I-128 (25 Minuten) verhindern sollen. Diese Isotope bereiten seit
der Katastrophe von Tschernobyl noch heute vielen Menschen Probleme. Sie
waren für zahlreiche Todesfälle mit verantwortlich. Werden sie
im Knochenmark abgelagert, entsteht die gefürchtete Strahlenkrankheit,
bei der die betroffene Person von der radioaktiven Strahlung langsam getötet
wird. In Weißrussland, Russland und der Ukraine ist seit Tschernobyl
ein deutlicher Anstieg von Schilddrüsenkrebs zu beobachten. |
Vorkommen | |||
Häufigkeit sehr selten
Das Element Iod kommt auf der Erde etwa hundertmal seltener vor als Brom. Es tritt nie elementar auf. Iodverbindungen finden sich in geringen Konzentrationen in allen Gesteinen, Böden, Seen, Mineralquellen, Meeren und sogar in der Luft. Die industrielle Gewinnung von Iod erfolgt in Südamerika aus den riesigen Chilesalpeter-Lagerstätten und in Frankreich, Schottland, USA und Russland aus Seetang, der an den Meeresküsten geerntet wird. Der Iodargyrit ist ein sehr seltenes Mineral, das aus Silberiodid aufgebaut ist. Für die technische Gewinnung von Iod hat es aufgrund seiner Seltenheit keine Bedeutung.
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Geschichte |
Der
französische Chemiker Bernard Courtois (1777–1838) entdeckte das Element
im Jahre 1811 bei der Herstellung einer Lauge, die er aus der Asche von
Seetang gewann. Versetzte er die Lauge mit Schwefelsäure, stiegen
beim Erwärmen violette Ioddämpfe auf, die an gekühlten Wänden
zu grauschwarz glänzenden Kristallen sublimierten. Sir H.
Davy und Joseph Louis Gay-Lussac erkannten etwas später den Elementcharakter des Iods. Sie gaben dem
Element seinen Namen nach dem griechischen Wort ioeidés („violett“,
„veilchenartig“). Das chemische Symbol I schlug J.J.Berzelius im Jahre 1814 vor. |
Herstellung | |||
Im
Labor kann man Iod durch eine Elektrolyse von Zinkiodid herstellen. An der Elektrode, die mit dem Pluspol verbunden ist, werden
die Iodid-Ionen zu Iod-Atomen oxidiert. Diese
vereinigen sich paarweise zu Iod-Molekülen. An der
Elektrode, die mit dem Minuspol verbunden ist, werden die Zink-Ionen
zu Zink-Atomen reduziert. Die Gesamtreaktion lautet:
Zn2+ + 2 I− Zn + I2
Eine andere
Herstellungsmöglichkeit für das Labor wäre das Einleiten
von Chlorgas oder von Brom-Dämpfen in eine Kaliumiodid- oder
Natriumiodid-Lösung. Iod wird von den reaktionsfähigeren
Halogenen Fluor, Chlor und Brom aus dem Iodid verdrängt:
Br 2 + 2 NaI I2 + 2 NaBr Cl2 + 2 NaI I2 + 2 NaCl Bei der industriellen Herstellung von Iod aus Chilesalpeter werden die Verunreinigungen zunächst mit heißem Wasser ausgelaugt und das Natriumnitrat auskristallisiert. Die dabei entstehende Lauge enthält bis zu vier Gramm pro Liter Natriumiodat. Man lässt sie in hohen Türmen herabrieseln und bringt sie dabei in Kontakt mit Schwefeldioxid. Dabei fällt elementares Iod aus. Das noch verunreinigte Iod sammelt sich am Boden und wird anschließend durch Sublimation gereinigt. 2 NaIO3 + 4 H2O + SO2 Na2SO4 + 4 H2SO4 + I2 Nach einer älteren
Methode gewinnt man das Iod durch eine Extraktion aus der Asche von Meerespflanzen.
Die Tange werden gesammelt und verbrannt, so dass man eine Asche mit Iodsalzen
erhält. Nach einem neueren Verfahren gewinnt man das Iod aus Salzsolen,
die bei der Erdöl- und Erdgasverarbeitung anfallen. Die darin enthaltenen
Iodide werden durch Zugabe von Chlor zum Iod umgewandelt. |
Verwendung | ||||||
Elementares
Iod dient in alkoholischen Iod-Tinkturen als
Desinfektionsmittel. Iod und seine Verbindungen benötigt man auch
für Schilddrüsen-Medikamente, als Röntgenkontrastmittel
oder zur Entkeimung von Wasser in Schwimmbädern. Im
iodierten Speisesalz
werden Iodsalze zugesetzt, die bei Iod-Mangel der Bildung
eines Kropfs entgegenwirken. In bestimmten Gegenden, die
weit vom Meer entfernt liegen, nimmt die Bevölkerung über die
Nahrung tendenziell weniger Iod zu sich. Bei Iod-Mangel sollte
iodiertes Speisesalz verwendet werden.
Iod ist als Bestandteil
im Innenraum von Halogenlampen enthalten. Beim Erhitzen der Glühwendel
aus Wolfram verdampft ein Teil des Wolframs und
bildet zusammen mit dem gasförmigen Iod eine Verbindung. Diese verhindert,
dass sich das teilweise verdampfte Wolfram am Glaskolben oder anderen kälteren
Teilen niederschlägt. Der Innenraum einer Halogenlampe ist sehr klein
gehalten. Dafür kann mit hohem Betriebsdruck gearbeitet werden und
es wird nur wenig an teuren und hochwertigen Edelgasen wie Krypton oder Xenon benötigt. So besitzen Halogenlampen
eine Lebensdauer von bis zu 4000 Stunden und das bei einer Betriebstemperatur
von etwa 3000 °C.
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Experimente – Medien | |
Demonstrationen
mit Halogenen Digitale Folien zu den Halogenen |
Iodverbindungen | ||||||||||||
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Iodminerale | |||||
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