Wolfram 74W | ||||||
engl. Tungsten (nach dem schwedischen tung sten „schwerer Stein“) | ||||||
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Physikalisch-chemische Eigenschaften | |||
Wolfram hält von allen metallischen Elementen den Rekord, die höchste Schmelztemperatur zu besitzen. Daher eignet sich Wolfram zur Herstellung von Glühwendeln in Metallfadenlampen. Die Dichte ist identisch mit dem Gold. Während Gold diamagnetisch ist und von einem Neodym-Super-Magneten leicht abgestoßen wird, weist Wolfram paramagnetische Eigenschaften auf und wird vom Super-Magneten angezogen. Markant ist auch die hohe Härte,
die durch Verunreinigungen mit Kohlenstoff oder Sauerstoff sogar noch
gesteigert wird. Diese Eigenschaft überträgt das Wolfram auf
seine Legierungen. Reines Wolfram glänzt silbrig und ist gut
verformbar. Wolfram ist auch ein sehr guter Leiter für Wärme und Strom.
Im chemischen Verhalten
zeigt das relativ unedle Wolfram große Ähnlichkeiten zum Molybdän. Von Luft, Wasser und nicht oxidierenden Säuren wird
kompaktes Wolfram nicht angegriffen. Heißes Wolfram reagiert
aber mit Wasserdampf zu Wolframsäure WO3 • H2O. Es entsteht dabei ein gelbes, in Wasser und Säuren unlösliches
Pulver. Oxidierende Säuren wie konzentrierte Salpetersäure bilden auf der Oberfläche
eine Oxidschicht, die das Metall durch Passivierung vor einem weiteren Angriff schützt. Gemische aus Flusssäure und Salpetersäure greifen Wolfram
jedoch an. Fein verteiltes Wolfram-Pulver ist pyrophor, es kann sich von
selbst entzünden. Mit reinem Sauerstoff reagiert stark erhitztes Wolfram zu Wolfram(VI)-oxid:
2 W + 3 O2 2 WO3 ΔHR = −1686 kJ/mol Mit Fluor erfolgt eine Reaktion bereits bei Raumtemperatur. Mit den anderen Halogenen findet eine Reaktion erst bei höheren Temperaturen statt. Beim Schmelzen mit Natriumhydroxid entsteht Natriumwolframat, ein Salz der Wolframsäure. Wie beim Molybdän stellt die Oxidationsstufe +6 die stabilste Form der Wolfram-Verbindungen dar. Die löslichen Wolfram(VI)-verbindungen reagieren in ähnlicher Weise wie die Molybdän(VI)-Verbindungen mit Reduktionsmitteln zu Wolframblau. |
Toxikologie |
Das
elementare Wolfram und auch einige der bekannten Verbindungen wie Wolfram(IV)-oxid
oder Wolframsäure haben nur ein geringes toxisches Potenzial. |
Vorkommen | |||||
Häufigkeit weniger häufig
In der Natur tritt elementares Wolfram nur ganz selten auf. Wichtige Wolframerze sind die Mineralien der Wolframit-Gruppe und der Scheelit. Bedeutende Vorkommen liegen in China, Peru, den USA, Russland, Südkorea, Bolivien, Kasachstan und Portugal. In Deutschland finden sich nur im Erzgebirge geringe Vorkommen.
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Geschichte | |||
Bereits
im Mittelalter wussten die sächsischen Bergleute im Erzgebirge, dass
Wolframerze bei der Reduktion des Zinnsteins (Zinnoxid) durch Kohle das Zinn verschlacken und die Ausbeute vermindern.
„Sie reißen das Zinn fort und fressen es auf wie der Wolf das Schaf“.
Daher bezeichneten sie das zinnfressende Erz als „Geifer von
Wölfen„ („Wolf-Rahm“). Im Jahr 1752 entdeckte der schwedische
Chemiker und Mineraloge
Axel Fredrik Cronstedt (1722–1765) ein schweres Mineral, das
er mit der
schwedischen Bezeichnung tung sten („schwerer Stein“) benannte. Obwohl Cronstedt
ein neues Element in diesem Mineral vermutete, gelang es erst dem Schweden Carl Wilhelm Scheele 1781 in Köping daraus Wolframsäure zu isolieren. Zwei
Jahre später reduzierten die Brüder Fausto de Elhúyar
(1755–1833) und Juan Jose de Elhúyar (1754–1796) die Wolframsäure
mit Tierkohle und erhielten als erste das Metall. Den Namen Wolframium mit dem Symbol W schlug J.J. Berzelius vor.
Im Jahr 1890 meldete der österreichische Chemiker und Unternehmer Carl Auer von Welsbach (1858–1929) ein Patent für die Herstellung eines Metallfadens aus Osmium
oder aus Wolfram für Glühlampen an. Dies ermöglichte
eine besonders lange Brenndauer. Die von ihm gegründete Firma Osram
ist ein Wortspiel aus diesen beiden Metallen. Das Osmium konnte sich
aufgrund seines hohen Preises und seiner Sprödigkeit nicht
durchsetzen. Industriell gefertigte Lampen mit einem Wolframdraht kamen
um 1905 auf den Markt. 1906 wurden sie patentiert. 1909 stellte William David Coolidge der General Electric Compnay in den USA das Wolframziehverfahren vor. Durch Hämmern und eine thermische Behandlung konnte er hochreine gesinterte Wolframstäbe herstellen, die man durch Diamantdüsen zu feinsten Drähten ziehen konnte. Dies war ein Durchbruch in der Glühlampenherstellung. Durch den Einsatz von Gettern, konnte man die beim Erhitzen in der Glühlampe entstehenden Verunreinigungen binden. So erhielten die Glühlampen eine lange Lebensdauer ohne einen nenneswerten Verlust der Lichtausbeute. [Lit 151] Ein erheblicher Anteil der eingesetzten Energie wird in den Metallfadenlampen als Wärme abgegeben. Aus diesem Grund wurde mit Beginn des 21. Jahrhundert die Metallfadenlampe weitgehend durch LED-Lampen abgelöst. |
Herstellung |
Die Wolframerze werden durch Flotation angereichert. Danach erfolgt
der Aufschluss der Erze durch Schmelzen mit Soda bei etwa 800 °C oder mit Natronlauge unter Druck, wobei zunächst lösliches Natriumwolframat entsteht.
Nach dem Ausfällen und Abfiltrieren der Verunreinigungen wird das
Natriumwolframat Na2WO4 • 2H2O mit Calciumchlorid zu Calciumwolframat umgewandelt, das mit Salzsäure zu Wolframsäure WO3 • H2O reagiert. Durch Glühen erhält man Wolfram(VI)-oxid WO3,
das mit Wasserstoff zu Wolfram reduziert wird:
WO3 + 3 H2 W + 3 H2O Dabei entsteht graues
Wolframpulver, das sich durch Pressen in Barren fassen lässt. Durch
ein nachfolgendes Zonenschmelzverfahren erhält man langgezogene, sehr
reine Einkristalle. |
Verwendung | |||
Aufgrund der hohen Dichte setzt man Wolfram in Schwungmassen von
Armbanduhren ein. Auch in Sportgeräten kommt Wolfram zum Einsatz:
Die Spitzen der Pfeile beim modernen Bogenschießen enthalten
Wolfram. Das Schwermetall wird auch zur Herstellung der Hammerköpfe
zum Hammerwerfen benötigt. Beim Dartspiel besteht der Barrel des
Dartpfeiles aus einer Wolframlegierung. Als Barrel bezeichnet man den vorderen Teils des Pfeils hinter der Spitze, der die Hauptmasse des Wurfpfeils ausmacht. Die
Wuchtgeschosse für Panzer der Deutschen Bundeswehr enthalten
Wolframcarbid, während in der US-Armee dafür abgereichertes
Uran benützt wird. Die
Chobham-Panzerung von modernen Panzern enthält Verbundstoffe aus Stahl
und keramischem Material, wofür sich neben Silicium- und Borcarbid auch
Wolframcarbid eignet. Wolframcarbide sind Wolfram-Kohlenstoff-Verbindungen.
Ferrowolfram ist eine Legierung mit 60 bis 80 Prozent Wolframanteil und Eisen. Sie dient zur Herstellung des Wolframstahls, der sich durch sehr hohe Härte und Hitzebeständigkeit auszeichnet. Wolframstahl wird zum Beispiel für Schneidwerkzeuge und Gewindebohrer verwendet. Schraubendreher aus Wolframstahl sind fast unzerstörbar. Wolframcarbide eignen sich als härtender Zusatz in Schneidwerkzeugen und anderen Hartmetallen. Die hohe Hitzebeständigkeit des Wolframs ermöglicht einen Einsatz als Glühdraht in Glühlampen und Elektronenröhren, in Heizleitern von Hochtemperaturöfen und in Raketenspitzen, Raketendüsen und Hitzeschilden für die Raumfahrt. Beim Wolfram-Inertgas-Schweißen (WIG-Schweißen) wird ein Lichtbogen an einer dünnen Wolfram-Elektrode erzeugt, die trotz der hohen Temperaturen nicht abschmilzt. Es sind im Handel auch dicke Schweißelektroden aus fast reinem Wolfram für andere Schweißtechniken erhältlich.
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Wolframminerale | |||||
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