Die Farbe Gelb | ||
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Symbolik | Altertum | Safran | Zwiespalt | Wirkung |
Die Farbe Gelb im Altertum | |||
Ein
gelbes Pigment aus Goethit und Ton wurde bereits
bei den Höhlenmalereien von Lascaux vor
17000 Jahren verwendet. Die alten Ägypter benutzten auf Wandgemälden
gelben Ocker zur Darstellung von
Haut. In den Hieroglyphen – als einziges Schriftsystem, das bisher die
Farbe als Bedeutungsträger einsetzte – wurde das Wort Frau mit gelber
Farbe geschrieben. Außerdem diente der gelbe Ocker zur Ausmalung
von Bildhintergründen.
Ein anderes Gelb, das
von den Ägyptern als Pigment verwendet wurde, ließ sich durch
Mahlen des Minerals Auripigment herstellen. Das giftige Pigment diente im alten Ägypten, aber auch
später in Assyrien oder in China zum Anstrich von Wänden oder
als Malfarbe für Bilder und Buchmalereien. Giftig sind auch viele
andere gelbe Pigmente wie Chromgelb oder Neapelgelb,
die in der Malerei immer wieder eingesetzt wurden.
Im alten China, dem Reich der Mitte, und in allen asiatischen Kulturen galt die Farbe Gelb als Farbe der Glückseligkeit, des Ruhms und der Weisheit. Ähnlich wie die Farbe Rot und der Purpur im Römischen Reich und im Mittelalter verkörperte die Farbe Gelb in China ab dem dritten Jahrtausend vor Christus auch Macht und Herrschaft. Safrangelbe Gewänder waren dem Volk verboten, nur der Kaiser und buddhistische Mönche durften sie tragen.Der Ursprung für die Bedeutung der Farbe Gelb in China kann vielleicht im Gelben Fluss Huang Ho gesehen werden: Der Name rührt von der Farbe des Wassers her, das einen hohen Anteil an gelbem Schlamm mitführt. Diese Lösserde ist außergewöhnlich fruchtbar und erreicht bei manchen Ablagerungen am Rande des Flusses eine Dicke von 200 Metern. [Lit Theroux: Gelb, S. 26] Viele Kulturen sagten der Farbe Gelb wie der Farbe Rot eine schützende Wirkung nach. In Indien trugen die Bräute vor der Hochzeit zerrissene, gelbe Kleider zur Vertreibung von bösen Geistern. In Ägypten, in Russland, im Orient und in manchen Ländern des Balkans ist sie Hochzeitsfarbe. In anderen Kreisen und Kulturen galt die Farbe Gelb als Unglücksbringer. Schausteller meiden die Farbe und im Theater dürfen Vorhänge nie gelb sein, da sie Unglück bringen sollen. |
Safran | |||
Rohstoff
für die gelben Gewänder der chinesischen Kaiser war der Safrankrokus.
Im Herbst sprießt innerhalb von einem Tag aus der Zwiebel eine zartviolett
blühende Pflanze. Aus der Blüte wächst ein zehn Zentimeter langer Griffel,
der sich in drei auffällig rot gefärbte Blütennarben aufspaltet.
8000 Blüten ergeben 100 Gramm braunrote, getrocknete Narben, aus denen
sich der Farbstoff Crocin mit Wasser extrahieren
lässt. Der Krokus des Altertums galt als König der Pflanzen,
da der gewonnene Farbstoff eine unglaubliche Färbekraft besaß.
Noch in einer Verdünnung von eins zu 200000 bleibt die Farbe sichtbar.
[Lit Bruns, S. 95]
Safran diente zum Färben von Kosmetika, von Wein und Speisen wie Reis
oder zum Würzen. Der römische Kaiser verwendete ihn als Badezusatz,
und im Theater wurden die Sitze für die obere Gesellschaft mit Safranwein
besprengt. Neben seiner desinfizierenden Wirkung sagte man ihm auch Heilwirkungen
nach. Bereits die Ägypter färbten Textilien mit dem kostbaren
Farbstoff, dies belegen heute die mit Safran gefärbte Mumienbinden
aus den Gräbern. [Lit Vogt]
Ein billigerer Ersatzfarbstoff für den Safran war das gelbe Luteolin,
das aus der Reseda gewonnen werden konnte.
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Die zwiespältige Verwendung der Farbe Gelb |
Während
in Europa das Gelb nie als Herrschaftssymbol wie das Rot
fungierte, trugen die Königstöchter oft gelbe, mit Safran gefärbte
Seidengewänder. Der Farbstoff benötigte reinweißes Textilmaterial,
da er mit Geweben wie Baumwolle Grauschleier ergab, daher kam nur die teure
Seide in Frage. Safrangelb galt als Farbe der Liebe und später auch
der Wollust. Die römische Liebesgöttin Venus trug ein gelbes
Gewand.
Aus diesem Grund
wurde die Farbe im Mittelalter vom Christentum zur Farbe der Dirnen umfunktioniert.
Sie wurden gezwungen, zur Erkennung ein gelbes Band, einen gelben Gürtel
oder einen gelben Umhang zu tragen. Da das Gelb sehr leicht durch andere
Farbstoffe verschmutzt wurde, belegte man das
grünliche-schmierige Gelb mit Ekel, als Farbe des Eiters und des Aussatzes.
Der Maler Giotto di Bondone (1267–1337) stellte Judas im Fresko Der Judaskuss als Verräter in einem gelben Mantel dar. Setzte man früher in
einer Stadt die gelbe Flagge, war dies ein Zeichen, dass die Pest ausgebrochen
war.
Es gab einmal eine Zeit,
in der man die Ursache für jeglichen Ärger in der Galle sah.
Eine Gelbfärbung der Haut symbolisierte damals Ärger und ewigen
Neid („gelb vor Neid“) und Eifersucht, aber auch Geiz. Nach der christlichen
Vorstellung waren Neid und Geiz zwei der sieben Todsünden, was einen
weiteren Grund darstellte, um die Farbe Gelb zu diskriminieren. Einen Höhepunkt erlitt die Farbe der
Geächteten, als die Nationalsozialisten die Juden zwangen, einen gelben
Davidsstern als Erkennungszeichen zu tragen. Die Geschichte der Judenverfolgungen
durch die Christen ist jedoch wesentlich älter. Im 12. Jahrhundert
mussten die Juden einen gelben Hut tragen.
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Die Wirkung der Farbe Gelb | |||
Die
Farbe Gelb, als Farbe des Lichts und der Wärme wirkt auf das Gemüt
anregend, aufheiternd und erwärmend. In seiner Farbenlehre schreibt
Goethe:
„Sie führt in ihrer höchsten Reinheit immer die Natur des Hellen mit sich und besitzt eine heitere, muntere, sanft reizende Eigenschaft (...) So ist es der Erfahrung gemäß, dass das Gelbe einen durchaus warmen und behaglichen Eindruck mache. Daher es auch in der Malerei der beleuchteten und wirksamen Seite zukommt. (...) Diesen wärmenden Effekt kann man am lebhaftesten bemerken, wenn man durch ein gelbes Glas, besonders in grauen Wintertagen, eine Landschaft ansieht. Das Auge wird erfreut, das Herz ausgedehnt, das Gemüt erheitert; eine unmittelbare Wärme scheint uns anzuwehen.“[Lit Goethe Farbenlehre, 765, 768, 769] In seinem Buch Über das Geistige in der Kunst beschreibt Kandinsky eine andere Wirkung des grellen Gelbs: „Andererseits das Gelb, wenn es direkt betrachtet wird (...) beunruhigt den Menschen, sticht, regt ihn auf und zeigt den Charakter der in der Farbe ausgedrückten Gewalt, die schließlich frech und aufdringlich auf das Gemüt wirkt. Diese Eigenschaft des Gelbs (...) kann zu einer dem Auge und dem Gemüt unerträglichen Kraft und Höhe gebracht werden. Bei dieser Erhöhung klingt es wie eine immer lauter geblasene scharfe Trompete.“ [Lit Kandinsky] Die beiden Zitate verdeutlichen die zwiespältige Wirkung der Farbe Gelb. Warmes, rötliches Goldgelb unterscheidet sich in seiner Wirkung deutlich vom grellen, grünlichen Zitronengelb. Dabei ist allerdings auch zu beachten, dass die Wirkung eines Gelbs bei einem Gemälde auch davon abhängt, mit welchen anderen Farben das Gelb kombiniert wird. Gelb war neben Orange die Lieblingsfarbe von Vincent van Gogh. Anfangs verwendete er in seinen berühmten Sonnenblumenbildern gelben Ocker, später auch Cadmiumgelb oder Chromgelb. Das Licht der Landschaften wurde bei van Gogh zur Farbe. Licht symbolisierte für ihn die Sonne des Südens, Heiterkeit, aber auch Freundschaft und Liebe. Gelb und Orange trat bei van Gogh immer in Verbindung mit seiner Komplementärfarbe Blau auf. Die Farbkombination Gelb-Blau versinnbildlichte für ihn die Kraft und die Totalität des Lebens. Das Gelb drückt die Sehnsucht des Künstlers nach einem heiteren und unbeschwerten Leben aus. Gleichzeitig verkörpert es die schöpferische Energie, die in diesem Künstler innewohnte.
Das Gefahrensymbol für
radioaktive Stoffe stellt einen strahlenden Behälter dar, mit Schwarz
auf gelbem Grund. Im Straßenverkehr hat die Farbe Gelb eine gute
Fernwirkung. Aus diesem Grund sind das Vorfahrtsschild, die umschaltende
Ampel, Postautos aber auch Rettungswesten und Tennisbälle gelb. International
wird die Farbe Gelb als Warnfarbe verwendet. Gelb-schwarze
Streifen müssen beim Blindenabzeichen unbedingt beachtet werden.
Im Fussball verwarnt der Schiedsrichter die Spieler bei einem Foul mit
einer gelben Karte. Das Signalisieren einer gelben Flagge auf einem Schiff
bedeutet den Ausbruch einer Seuche. Im Tierreich gilt Gelb wie Rot
als Warnfarbe und signalisiert Gift, so auch beim Feuersalamander oder
bei Wespen und Hornissen.
Warme Gelbfarben werden in der Werbung eingesetzt, um eine heitere und friedliche Stimmung zu suggerieren. Eine Familie sitzt am Frühstückstisch, während sie die goldgelbe „Rama“ auf ihre Brote streicht. Das Gelb der kosmetischen Sonnenschutzprodukte wie „Delial“ vermitteln Fun, Aktivität und suggerieren tiefe Bräune der Haut, die sich kontrastreich vom knappen, gelben Bikini einer Strandschönheit abhebt. |
Weitere Infos |
Farbcodes
und Farbbezeichnungen zur Farbe Gelb
Geschichte und Verwendung von Safran Färben mit Kurkuma und Reseda Die Farbe Orange
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Pigmente | ||||||||||
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