Eisenoxidpigmente | ||
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Geschichte | Gewinnung | Toxikologie | Portraits |
Geschichte und Verwendung | |||||||||
Eisenoxidrot synthetisch oder Marsrot ist ein rostrotes Pigment, das künstlich hergestellt wird. Es besteht aus Eisen(III)-oxid Fe2O3.
Im Handel ist auch ein natürliches Eisenoxidrot erhältlich, das
aus dem Eisenerz Hämatit gewonnen
wird. Roter Ocker enthält Roteisenerz
als färbende Komponente.
Eisenoxidgelb oder Marsgelb ist ein künstlich hergestelltes, gelbes Pigment, das aus Eisen(III)-oxidhydrat Fe2O3 • H2O (oder FeOOH) aufgebaut ist. In der Natur kommt diese Verbindung im Mineral Goethit und im goethithaltigen Gestein Limonit vor. Sie ist mit einem Anteil von bis zu 60% Bestandteil des Gelben Ockers. Das warme Gelb ist eher ein gedämpftes Gelb. Eisenoxidgelb ist säure- und alkalibeständig. Eisenoxidschwarz oder Marsschwarz ist ein künstlich hergestelltes, tiefschwarzes Eisenoxidpigment. Es enthält überwiegend Eisen(II,III)-oxid Fe3O4, das auch im natürlichen Magnetit vorkommt. Je nach Herstellungsverfahren können auch andere Eisenverbindungen enthalten sein. Das ferromagnetische Pigment wird von einem Magneten angezogen.
In der Natur kommt das
Element Eisen, abgesehen von den seltenen Eisenmeteoriten, nur extrem selten vor. In der Frühgeschichte der Erde wurden die
Urmeere durch zahlreiche Meteoriteneinschläge mit Eisensalzen angereichert.
Die Eisenmeteoriten oxidierten zu Eisenoxiden, die sich im Boden ablagerten.
So entstanden die Eisenerz-Lagerstätten.
Die natürlichen
Eisenoxide und -hydroxide sind aus vorgeschichtlicher Zeit bekannt und
wurden in den Höhlenmalereien schon vor
über 35000 Jahren als Pigmente verwendet.
In der Eisenzeit ab 1500 vor Christus erlangten die Eisenerze große
Bedeutung, da aus ihnen das Metall Eisen durch eine Reduktion mit Holzkohle
gewonnen werden konnte. In der Antike wurden die roten
Erden vor allem für die Herstellung von Keramik verwendet. Noch
heute zeugen die typischen Rot- und Gelbtöne bei Häuseranstrichen
in Dörfern und Städten des Mittelmeerraumes von der Verwendung
als Wandfarbe. Die Frauen Afrikas bemalten mit
diesen Pigmenten ihre Häuser, viele Kulturen verwendeten sie zur Körperbemalung.
In der Kirchen- und Kunstmalerei, vom Mittelalter bis in die heutige Zeit,
waren sie aufgrund ihrer Beständigkeit die wichtigsten Rot- und Gelbpigmente.
Mit dem Beginn des Industriezeitalters wurden die natürlichen Erze und Erden durch künstlich hergestellte Eisenoxidpigmente verdrängt. Dabei spielten vor allem die hohen Transport- und Aufbereitungskosten bei der Verwendung von natürlichen Rohstoffen eine entscheidende Rolle. Eisenerzlagerstätten finden sich in Minnesota/USA, in Brasilien, in Russland, in Norwegen, auf der Insel Elba und in Deutschland im Harz und im Erzgebirge. In erster Linie werden die Eisenerze im Hochofen zur Herstellung von Roheisen verwendet. Alle Eisenoxide, -hydroxide und sämtliche farbige Erden finden als fein gemahlene Pigmente Anwendung zur Herstellung von Anstrichen, Malfarben und Keramiken. Eisenoxidrot entspricht der chemischen Zusammensetzung von Rost und ist daher für Rostschutzanstriche in Stahlkonstruktionen und im Schiffsbau von Bedeutung. Die künstlichen Eisenoxide sind auch als Lebensmittelfarbe zugelassen. Wursthüllen sind oft mit rotem Eisenoxid eingefärbt. Das synthetische Eisenoxidschwarz besitzt eine sehr hohe Deckkraft, daher schätzen es die Maler für tiefschwarze Linien, Strukturen oder Flächen. Aber auch zum Abdunkeln eignet sich das Schwarz bestens.
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Gewinnung |
Früher
erfolgte
die Gewinnung durch das Mahlen der Erze (oder Erden) und einem
anschließenden Reinigungsprozess. Diese Pigmente zeigten jedoch
erhebliche Nachteile, da sie nur in verunreinigter Form oder mit stark
variierender Teilchengröße zur Verfügung standen. Die
heutigen, künstlich hergestellten Eisenoxidpigmente werden durch
chemische Fällungsverfahren hergestellt. Die Patente dazu wurden
erst nach dem Zweiten Weltkrieg eingereicht. Zur Herstellung eines
gelben Eisenoxidpigments wird Eisen(II)-sulfat-Heptahydrat mit einer alkalischen Lösung wie Natriumhydroxidlösung
umgesetzt (a). Das dabei entstehende Eisenoxid-Monohydrat (FeO • H2O)
setzt sich mit dem Luftsauerstoff schon bei Raumtemperatur zu einem
gelben Eisenoxidpigment um (b). [Lit US-Patent Nr. 2631085 vom 10. März 1953]
(a) FeSO4 • 7 H2O + 2 NaOH FeO • H2O + Na2SO4 + 7 H2O (b) 4 FeO • H2O + O2 2 Fe2O3 • H2O + 2 H2O
Durch Glühen des Produktes bei (b) erhält man ein rotes
Eisenoxidpigment. Komplizierter ist die Herstellung des
Eisenoxidschwarzes. [Lit Deutsche Patente EP0350625 B1 und DE-A 900257 sowie US-Patent US-A 2631085]
Ein bestimmtes Mischungsverhältnis mit
Eisen(II)-sulfat-Heptahydrat und Eisen(III)-hydroxid α-FeOOH wird mit Natronlauge oder mit einer Natriumcarbonatlösung
versetzt und bei einem bestimmten pH-Wert auf 80 bis 90° Celsius erhitzt und
längere Zeit gerührt. Dabei entsteht ein ferromagnetisches
Reaktionsprodukt, das dem natürlichen Mineral Magnetit
ähnelt. Je nach Reaktionsbedingungen liegen Kristalle vor, die
nach dem Hexaeder (Würfel) oder nach dem Rhombendodekaeder
ausgebildet sind. Bei pH 5,8 bis 6,2 erhält man Rhombendodekaeder,
bei pH=7,0 entstehen Würfel. Das US-Patent beschreibt auch ein Verfahren, bei
dem man oktaedrische Magnetit-Kristalle erhält. Die
Teilchengrößen sind sehr homogen, sie
liegen je nach der eingesetzten Alkalie zwischen 0,1 und 2,0 Mikrometer.
Die magnetischen Eigenschaften
des Eisenoxidschwarzes benötigt man bei den Tonern für
Fotokopiergeräte.
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Infos/Rezepte |
Der
Hochofenprozess
Farbenprojekt Höhlenmalerei mit Kreide Arbeitsblätter zur Herstellung von Farben |