Erdfarben | ||
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Geschichte | Gewinnung | Toxikologie | Portraits |
Geschichte und Verwendung | ||||||||||||||||||
Der
industrielle Abbau von Ocker ist in Roussillon schon lange
eingestellt.
Heute steht das bei Touristen beliebte Dorf mit seinen gelben
und roten
Steinbrüchen unter Natur- und Denkmalschutz. Allerdings
kommt einer der weltbesten Ocker nach wie vor aus den Gegenden um
Roussillon, Apt und Rustrell, wo er in kleineren Steinbrüchen von
einer Firma aus Roussillon noch abgebaut wird. Wie gut ein Ockerpigment
ist, hängt vor allem von seinen Fähigkeiten ab, wie hoch das
Färbevermögen und wie gut die Deckkraft ist.
Roter Ocker
Roter Ocker enthält Eisen(III)-oxid als farbgebende Substanz. Er entsteht, wenn gelber Ocker erhitzt wird oder durch natürliche Prozesse seinen Wasseranteil verliert. In manchen Ocker-Steinbrüchen kann man beobachten, wie bestimmte gelbe Schichten in ein Rot übergehen. Burgunder Ocker wurde bis 1970 im westlichen Burgund abgebaut. Terra di Siena gebrannt ist ein roter Ocker, der durch Erhitzen der gelben Terra di Siena über einem Holzfeuer in einem Brennofen produziert wird. Rote Ockersorten haben ein besseres Färbevermögen, sie besitzen mehr Deckkraft, und sie sind lichtechter. Rote und gelbe Erdfarben wurden bereits von den Höhlenmalern vor etwa 35000 Jahren benutzt. Sie schrieben der Farbe Rot lebenserhaltende Kräfte zu. So erklären sich wohl auch die Beigaben von rotem Ocker bei steinzeitlichen Bestattungen. In manchen Gräbern finden sich bis zu 10 Kilogramm des roten Pigments, in das die Skelette eingebettet sind. Als die alte Jagdkultur der Steinzeit in die der Bauern und Viehzüchter überging, erlosch die Tradition der Höhlenmalereien. Die Höhlen und Zelte wurden von festen Behausungen abgelöst, deren Wände man verputzte und mit rotem Ocker strich. In den Häusern der bronzezeitlichen Ausgrabungsstätte Akrotiri auf der griechischen Insel Thera fand man 3500 Jahre alte Fresken, deren gelbe und rote Farben noch leuchten, als ob sie gerade gemalt worden wären. Die Frauen Afrikas bemalen die Wände ihrer Häuser noch heute mit rotem und gelbem Ocker.
Der Einsatz von rotem
Ocker und seine Verwendung zur Herstellung von Schminke lässt sich
in der Stadt Catal Hüyük, einer der ältesten Städte
der Geschichte, nachweisen. Auch die Frauen im alten Ägypten schminkten
ihre Lippen mit rotem Ocker.
Seit der Renaissance
ist der Zeichenstift aus Rötel ein beliebtes Arbeitsgerät der
Maler. Der Rötel wurde früher auf der griechischen Insel Lemnos
gewonnen. Rötel diente auch als Heilmittel gegen Geschwüre und
sogar als Gegengift bei Schlangenbissen. Noch heute werden aus roter Tonerde
Kreidestifte herausgesägt, die zum Skizzieren hervorragend geeignet
sind.
Neben mineralischen Pigmenten
wie Fra Angelico Blau oder Malachit wurde der rote Ocker zusammen mit den anderen Erdfarben ausgiebig in der Freskomalerei, in der Ölmalerei und auch in der Aquarellmalerei als
Pigment verwendet. Lagerstätten finden sich heute immer noch im Mittelmeerraum.
Das Pigment dient zur Herstellung von zahlreichen Malfarben und Rostschutzlacken.
Gelber Ocker Terra di Siena
ist ein tiefgelber Ocker, der in der Toscana, im Harz, in Bayern, in
England oder in den Appalachen in Nordamerika gefunden wird. Die
berühmten Lager um Siena mit dem qualitativ hochwertigen Material
sind seit 1940 erschöpft. Die echte Terra di Siena hatte einen
Eisenoxid-Anteil bis zu 70%, und sie enthielt etwa 10 bis 20% Wasser.
Heute wird der Ocker in Italien zum Beispiel am Monte Amiata oder auf
Sardinien, Sizilien oder Elba abgebaut.
Burgunder Ocker wurde schon in der Römerzeit im Burgund abgebaut. Französischer Ocker bezeichnet allgemein Ockersorten, die in Frankreich abgebaut werden, sie haben eine lange Tradition. Spanischer Goldocker kommt aus Kastillien, wo ganze Landstricke von den gelben Feldern geprägt sind. Dunklere, leicht bräunliche Ockersorten werden als Goldocker bezeichnet. Auch verschiedene Sorten der Terra di Siena zählen zu den Goldockern.
Grüne Erden Grüne Erden
enthalten meist ein Gemisch der Silicat-Mineralien Seladonit und
Glaukonit. Sie entstehen durch Verwitterung anderer Silicat-Mineralien.
Auch Ton-Mineralien können darin enthalten sein. Die grüne
Farbe wird durch zweiwertige Eisen-Ionen verursacht. Grüne Erden
sind nicht toxisch und lichtecht. Schwärzliche Tönungen werden
durch Beimengung von Eisen(II)-oxid FeO verursacht.
In der Geschichte der Malerei wurden
zahlreiche Sorten eingesetzt. Schon seit dem Altertum wird in den Bergen
am Monte Baldo nördlich von Verona eine leicht blaustichige Grüne Erde
abgebaut. Sie wurde unter dem Namen Veroneser Grüne Erde weltberühmt. Die Römer bemalten damit ihre Wände. Sie war später in Europa ein wichtiges
Grünpigment für die Fresko-, Tempera-, Öl-
und Aquarellmalerei. Im
Jahr 1922 verschüttete ein Erdrutsch die historische Fundstelle. Die
heutigen, eher braunstichigen Sorten haben daher nicht mehr die
ursprüngliche Qualität. Die italienischen Meister untermalten
Hautpartien mit der Grünen Erde, die sie mit Bleiweiß mischten. Mit diesem sogenannten Verdaccio erzielten sie einen kühlen Kontrast zu den warmen Farbtönen der Haut.
Bayerische Grüne Erde wurde im südlichen Bayern
abgebaut. Der gelbgrüne Sandstein kam gemahlen als „Benediktbeurer
Grün“ in den Handel. Die Böhmische Grüne Erde aus Tschechien ist farbiger als das Veroneser Grün. Die Cyprische Blaugrüne Erde liefert ein relativ leuchtendes Blaugrün. Man findet sie in kleinen Knollen auf
den landwirtschaftlichen Feldern in den Bergen Zyperns. Weitere
Fundstellen für Grüne Erden gibt es in Tirol, New Jersey,
Indien, Japan, Island oder den Färöer Inseln.
Umbra oder Braunocker Die
verschiedenen braunen Erden enthalten eisen- und manganhaltige Tone,
welche die braune Farbe
verursachen. Die Braunfärbung nimmt mit wachsendem
Mangan-Gehalt zu.
Braune Erden finden sich zum Beispiel in Italien, Zypern,
England, Holland und in Kleinasien. In Deutschland findet man sie am
Rhein und im Harz. Braune Erde von Otranto liefert ein rotbraunes
Umbra. Aus Eisenerzen bildeten sich im Laufe der Zeit bohnenartige
Knollen, daher wird der verwendete Rohstoff auch "Bohnenerz" genannt.
Die Verwendung von braunen Erden lässt sich bis zu den Höhlenmalereien zurückverfolgen. Im Mittelalter wurde die braune Farbe durch das Vermischen von gelbem Ocker mit schwarzem Ruß oder mit roter Erde hergestellt. Erst seit dem 16. Jahrhundert ist Umbra wieder in der Malerei anzutreffen. Pigmente aus Erdfarben
sind bei vielen Malern beliebt. Da sie nicht so knallig wie beispielsweise
die Cadmiumpigmente erscheinen, lassen sich mit ihnen warme und naturnahe
Töne erzeugen. Dies ist besonders für das gegenständliche
Malen von Landschaften oder Häusern von Bedeutung. Auch dezente Orangetöne
sind möglich.
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Gewinnung | |||
Zur
Herstellung eines Pigments im Labor kann man die gelben Erden so fein
wie möglich mahlen und danach mit einem feinen Sieb sieben. Der
Rückstand im Sieb wird erneut gemahlen und wieder gesiebt. Auf
diese Art und Weise erhält man nach mehrmaligem Mahlen und Sieben
ein sehr feines Pulver. Eine besonders feine Qualität erhält
man durch ein Nass-Reinigungsverfahren. Dazu werden die Erden in
Wasserbecken durch Aufschlämmen von nicht färbenden
Bestandteilen gereinigt und danach getrocknet. Durch kräftiges Erhitzen des gelben Ockers erhält man den roten, gebrannten Ocker, der auch unter Bezeichnungen wie „Terra di Siena gebrannt“ im Handel erhältlich ist. Dabei gibt das Eisenoxidhydrat des gelben Ockers seinen Wasseranteil ab. Es wandelt sich dabei zu rotem Eisen(III)-oxid um.
Die Gewinnung der Umbra erfolgt durch Mahlen und Sieben der Erden. Durch Brennen verlieren die Braunocker ihren Wasseranteil. Gebrannte Umbra erscheint leicht rötlich. Das Mineral Chromeisenerz liefert den Rohstoff zur Herstellung des braunen Pigments Chromeisenstein. Hausmannit ist ein Manganerz, das auch zur Herstellung des braunen Pigments Manganbraun verwendet wird. |
Infos/Rezepte |
Farbenprojekt Höhlenmalerei mit Kreide Farbenprojekt Die Farben Afrikas Exkursion zur Firma Kremer Pigmente Arbeitsblätter zur Herstellung von Farben |