Auripigment
war das leuchtendste Goldgelb des Altertums. Beide Arsenpigmente wurden
von den alten Ägyptern bis hin zur Renaissance zur Herstellung von
Farben verwendet. Im alten Ägypten verarbeitete man Realgar und Auripigment
in kosmetischen Produkten zur Herstellung von Schminke. Arsensulfide konnten
in den Malereien des alten Pompeji nachgewiesen werden. Während der
Römerzeit fand der Abbau in Anatolien statt. Der griechische Geschichtsschreiber
Strabon berichtet, dass aufgrund der hohen Todesrate bei den Bergleuten
nur Strafgefangene eingesetzt wurden. Auch in indischen Malereien des 12.
Jahrhunderts lässt sich Auripigment nachweisen. Im 19. Jahrhundert
importierte man Realgar und Auripigment aus China; sie waren damals noch
in Künstlerfarben erhältlich, aber schon nicht mehr so verbreitet
wie in der Renaissance. Durch chemische Analysen kann man heute herausfinden,
welche Pigmente ein Maler in einem Gemälde einsetzte. Nachgewiesen
ist eine ausgiebige Verwendung bei Jacopo Tintoretto (1518–1594) oder vereinzelt
in den Frühwerken von J.M.W. Turner (1775–1851).
Realgar und Auripigment
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Der abgebildete Realgar
kommt aus China, das Auripigment stammt aus Getchell/USA.
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Der Name Auripigment
ist eine Kombination aus dem lateinischen aurum („Gold“) und
seiner Verwendung als Pigment. Auripigment war auch unter dem Namen „Rauschgelb“ und in England als „Orpiment“ bekannt. Künstlich hergestelltes Auripigment
kam als „Arsengelb“ oder „Königsgelb“ in den Handel. Der Name Realgar
ist aus dem arabischen radj-al-ghar abgeleitet („Höhlenpulver“).
Andere Quellen geben das arabische Wort rahg-al-far („Rattenpulver“)
an. Im Deutschen hieß der Realgar auch Rubinschwefel oder Rauschrot.
In der Natur kommt das Mineral Auripigment
meist in blättrigen, radialstrahligen oder nierigen Aggregaten, selten
in dicktafeligen Kristallen vor. Das Mineral
Realgar bildet körnige, derbe Massen oder schön ausgebildete,
rote Kristalle. Ein bekanntes, aber nicht abbauwürdiges Vorkommen
findet sich in der Schweiz in der Grube Lengenbach im Binntal. Größere Vorkommen gibt es in China. In der Natur
kommen viele verschiedene Arsensulfide als Mineralien vor. Realgar ist häufig auch mit dem Mineral Lorándit TlAsS2 vergesellschaftet.
Realgarkristalle mit Calcit
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Auf dieser Stufe aus
China sitzen neben dem Calcit mehrere große Realgarkristalle.
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Realgar wurde gelegentlich
als „indisches Weißfeuer“ in der Feuerwerkerei eingesetzt, da es
unter Schwefelzugabe zusammen mit einem Oxidationsmittel wie Kaliumnitrat
mit grellweißer Flamme verbrennt. Nach einem alten Volksglauben sollen
für Insekten giftige Stoffe auch Dämonen abwehren, daher setzte
man Auripigment und Realgar in Räucherwerk ein. In der traditionellen,
chinesischen Medizin diente Realgar innerlich eingenommen gegen Parasiten
und Würmer. Bereits die Inkas und Azteken kannten die antiseptische
Wirkung von Realgar, sie setzten ihn bei Syphilis und bei Leishmaniose
ein, eine durch Einzeller verursachte Infektionskrankheit. Arsensulfide
sind heute für die Herstellung von Infrarot-durchlässigem Glas
und von Halbleitern von Bedeutung.
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