Die Farbe Rot | ||
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Symbolik | Alchemie | Machtsymbol | Negatives Rot | Wirkung |
Symbolik | ||||||
Im
Isenheimer Altar erscheint Christus mit einem zinnoberroten Mantel. Die
Farbe Rot in Christus' Gewand verkörpert eine ganze Reihe von Symbolgehalten:
Es ist die Farbe der Märtyrer und deren Blut, es demonstriert Macht
und Herrschaft über Leben und Tod, aber auch Glaube, Erfüllung
und Liebe. Das Gewand erinnert an eine lodernde Flamme und symbolisiert
im Streben gegen den Himmel das Sinnbild des Göttlichen. Der Kopf
von Christus ist von einem gelborangen Strahlenkranz umgeben: Christus
ist der Erlöser der Finsternis und führt uns zum Licht. Noch
heute werden an Pfingsten die Altäre in katholischen Kirchen rot geschmückt,
als Farbe des Heiligen Geistes.
Rot war wahrscheinlich
die erste Farbe, die der Mensch wahrnehmen konnte. Bei Hirnverletzungen,
die eine vorübergehende Blindheit auslösen, nimmt der Patient
während der Genesung zuerst das Rot wieder wahr, bevor sich die anderen
Farben einstellen. In der Frühgeschichte war sie die bedeutendste
Farbe der Jagdvölker. Man schrieb ihr lebenserhaltende Kräfte
zu, was zur Beigabe von rotem Ocker
bei steinzeitlichen Bestattungen führte. So erklären sich Funde
von ganz in Ockerpuder eingebetteten Skeletten. In manchen Gräbern
finden sich bis zu zehn Kilogramm des roten Pigments. Die Höhlenmaler
schrieben der roten Farbe Zauberwirkung zu. Das Wort Zauber hieß
in der altnordischen Sprache taufr und ist mit dem angelsächsischen
Wort teafor für roten Ocker verwandt. Es ist zu vermuten, dass sie
die Tiere bewusst mit rotem Ocker oder mit Eisenoxidrot
zeichneten, um deren Fruchtbarkeit magisch zu beschwören.
Der Glaube, dass die Farbe Rot vor bösen Einflüssen schütze, war weit verbreitet. Gegenstände, Bäume und Tiere wurden deshalb mit roter Farbe bestrichen. Die Krieger färbten ihre Äxte und Speerschleudern mit roter Farbe, um den Waffen magische Zauberkräfte zu verleihen. Dieser Brauch ist heute bei den Aborigines in Australien teilweise noch üblich. Man nimmt an, dass die Jäger der Steinzeit und später auch die germanischen Krieger ihre Waffen oder sogar sich selbst im Blut der erlegten Tiere tauchten, wie der Held der Siegfried-Sage. Die Gladiatoren Roms tranken das Blut ihrer sterbenden Gegner, um deren Kräfte in sich aufzunehmen. Andere Völker badeten Neugeborene im Blut besonders schöner und kräftiger Tiere. Auch noch viele spätere Völker trugen rot bemalte Amulette oder rote Edelsteine wie den Granat oder den Rubin als Schutz vor dem „bösen Blick“. Man glaubte, dass das Tragen eines roten Rubins den Träger unverwundbar mache. Selbst im Mittelalter verwendete man in Deutschland noch rotes Bettzeug, da dieses vor „roten Krankheiten“ wie Fieber, Ausschlag oder bei Fehlgeburten helfen sollte. In Jan van Eycks Ölgemälde Vermählungsbild des Giovanni Arnolfini sieht man hinter dem Paar das ganz in Rot eingehüllte Bett. Die Farbe Grün im Gewand der Braut symbolisiert die Liebe.
Das Tragen roter Bänder
oder Tücher gehörte bei vielen Völkern zu den Hochzeitsbräuchen.
Im 18. Jahrhundert heirateten in Nürnberg die reichen Patrizierinnen
in einem roten Brautkleid. Diese Tradition gab es schon in der Römerzeit:
Die römischen Bräute wurden mit einem feuerroten Tuch umhüllt,
dem Flammeum, welches Fruchtbarkeit und Liebe garantieren sollte. Heute
noch tragen in Europa die neugriechischen, die albanischen und armenischen
Bräute rote Brautschleier. In China wird die Braut in einem roten
Brautkleid und einer roten Sänfte zum Ort der Hochzeitsfeier getragen.
Dort schreitet sie auf einem roten Teppich ihrem Bräutigam entgegen
und dieser begrüßt sie, in dem er ihren roten Seidenschleier
hebt. Wenn ein Kind geboren wird, überbringen die Nachbarn dem glücklichen
Paar rote Eier, als Zeichen für Glück und Wohlergehen.
Die rote Rose gilt als das Symbol der Liebe und Treue. Nach der griechischen Sage sollen rote Rosen aus dem Blut des Adonis, der auf der Jagd von einem wilden Eber getötet wurde, entstanden sein. Bei den Griechen war die Rose Sinnbild für Wachsen und Vergehen in der Natur, aber auch für Liebe und Zuneigung. Sie war der Aphrodite, der griechischen Liebesgöttin und Tochter der Zeus und der römischen Göttin Venus geweiht. Im Christentum wird die rote Rose mit dem Kreuz und dem vergossenen Blut in Verbindung gebracht. Nicht immer war die Farbe
Rot positiv besetzt: Die biblischen Israeliten bestrichen ihre Türpfosten
mit rotem Blut zur Abschreckung von Dämonen. Im alten Ägypten
galt Rot als Farbe der Wüste und des zerstörerischen Gottes Seth,
der das Böse verkörperte. „Rotmachen“ bedeutete so viel wie töten,
üble Machenschaften wurden als „rote Dinge“ bezeichnet. In einem alten,
ägyptischen Zauberspruch wird die Erlösung von dem Bösen
gefordert: „O Isis, erlöse mich, befreie mich aus der Hand
aller schlechten, bösen, roten Dinge!“ Die Papyrusschreiber
verwendeten für üble Wörter eine eigene, rote Schreibflüssigkeit.
Positive und negative Eigenschaften sind im Phönix, dem Feuervogel, vereint. Er symbolisierte in Ägypten, aber auch in China und Mittelamerika Erneuerung und Reinigung. In China hieß er „zinnoberroter Vogel“ oder „die Substanz der Flamme“ und verhieß Glück und langes Leben. Im Symbol des Phönix verbindet sich das zerstörende Feuersymbol des Hasses und des Krieges mit seiner lebensspendenden Wirkung und Wiedergeburt. Der Vogel übergibt sich dem Feuer und geht aus ihm gereinigt und mit neuer Lebenskraft daraus hervor. |
Die Farbe Rot in der Alchemie | |||
In
der Vorstellung der Alchemie war die gesamte Materie belebt. Die Alchemisten
glaubten, dass das Entstehen von roter Farbe ein lebendiger Prozess ist,
der Motor für dieses Leben waren die in der Materie wirkenden Kräfte.
Die Farbe Rot erregte ihre besondere Aufmerksamkeit. Der Herstellungsprozess
des roten Pigments Zinnoberrot aus Quecksilber
und Schwefel war den Alchemisten in allen Einzelheiten
zugänglich. Sie hielten Zinnober und Quecksilber für Vorstufen
des sogenannten „Stein der Weisen“. Darunter stellten sie sich einen magischen
Stoff vor, der die Fähigkeit besaß, aus bestimmten Metallen
durch eine Umwandlung, der Transmutation, Gold zu
erzeugen. Außerdem schrieb man dem Besitzer dieses Steines magische
Fähigkeiten zu. Der Prozess des Suchens nach dem Stein des Weisens
kann auch als Symbol für die Suche nach dem eigenen, persönlichen
Lebensweg verstanden werden. Die Herstellung des imaginären Stoffes
erfolgte in vielen, komplizierten, teilweise magischen, Arbeitsschritten.
Die Vollendung des „großen Werkes“ war an einer Rötung, der „Rubedo“,
zu erkennen. Der Stein der Weisen hieß auch in Anlehnung an die Farbe
Rot „Roter Löwe“ oder das „Große Rote Wasser“.
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Rot und Purpur, die Farben der Macht |
Bei
den Römern galt Purpur als ein Symbol der Macht. Nur der Kaiser durfte
ein mit echtem Purpur gefärbtes Gewand tragen.
Die Senatoren mussten sich mit einem purpurnen Band an der Toga begnügen.
Wie bei den römischen Kaisern war das Tragen von purpurnen Gewändern
bei den deutschen Kaisern ein Statussymbol der Macht. Ursprünglich
entsprach die Farbe des Purpurs einem Violett. Da der echte Purpur extrem
teuer war, benutzte man zunehmend den roten Farbstoff Scharlachrot, der
aus der Kermeslaus gewonnen werden konnte. Aus diesem Grunde erlangte die
Farbe Rot allmählich ihren Status als Machtsymbol.
Bis zur Französischen
Revolution bestimmte in Europa eine Kleiderordnung, wer was und welche
Farben tragen durfte. Reine Farben waren ausschließlich den Reichen
aus dem Adelsstand vorbehalten. Die Gewinnung der reinen Farben aus den
Naturfarbstoffen war außerordentlich schwierig, da die gängigen
Farbstoffe kein feuriges Rot hervorbrachten. Erst durch komplizierte Färbeverfahren
gelang es, intensive Rottöne zu erreichen. Geheimnisumwoben war die
langwierige und aufwändige Prozedur für eine Färbung mit
Türkischrot. Im Mittelalter war es
den Adligen vorbehalten, rote Mäntel zu tragen.
Mit der Einbuße
der wirtschaftlichen Macht des Adels und mit dem Aufkommen von neuen Färbeverfahren
verlor die Farbe Rot allmählich ihr Statussymbol und war nun nicht
mehr ausschließlich den Königen, Kardinälen, Richtern und
Henkern, die mit ihren roten Roben ihre Funktion als Herrscher über
Leben und Tod signalisierten, vorbehalten. Bis ins 19. Jahrhundert blieb
Rot eine beliebte Farbe für Soldatenuniformen. Noch heute tragen die
Richter des Bundesverfassungsgerichtes einen Talar aus roter Wolle.
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Wirkung der Farbe Rot |
Aufgrund
ihrer wohltuenden und wärmenden Wirkung wird die Farbe Rot zu
Heilzwecken eingesetzt. Allgemein wirkt sie anregend und
appetitfördernd.
Schon die bloße Wahrnehmung der Farbe Rot erhöht den
menschlichen
Stoffwechsel. Sie ist die Lieblingsfarbe der Kinder. Die Psychotherapie
macht sich die Farbe Rot zunutze, um blockierte Fähigkeiten zur
konstruktiven
Aggression und zum Ausleben von Sexualität zu lösen. Die Farbe
kann aber auch destruktive Aggressionen und Gewaltbereitschaft
auslösen.
Die von dem Künstler Barnett Newman ausgestellten, riesigen
Leinwände
mit großem Rotanteil wurden von Betrachtern angegriffen und
beschädigt.
Die Stierkämpfer in Spanien reizen die Stiere mit roten
Tüchern,
doch dies ist ein Trugschluss, den Stiere sind farbenblind und
würden
auch auf andere Farben reagieren. Sie reagieren lediglich auf die
Bewegung
der Torreros. Rot ist die Farbe der Gefühlsausbrüche: Wenn man
sich schämt oder wenn man wütend wird, errötet man. Wer
die Kontrolle über sich selbst verliert, „sieht rot“.
Im Straßenverkehr
signalisiert die Farbe Rot Gefahr. Rote Ampeln verbieten das Weiterfahren
oder -gehen, rote Bremslichter und Alarmknöpfe sind ebenfalls rot.
Die Signalwirkung der Farbe Rot wird im Tierreich erfolgreich zur Arterkennung,
bei der Balz oder als Warnfarbe eingesetzt. Die Werbung setzt die Wirkung
der Farbe Rot ein, in dem sie Assoziationen zu erotischen Reizen erweckt.
Rote Lippen und rote Autos werden gerne gezeigt. Das Rot des Coca-Colas
suggeriert hohe Wirksamkeit und Power. Die Farbe Rot ist jedoch aufgrund
ihrer Aufdringlichkeit in der Werbung nicht ganz so beliebt wie die Farbe
Blau.
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Weitere Infos |
Farbcodes
und Farbbezeichnungen zur Farbe Rot
Geschichte und Gewinnung des Purpurs Färben mit Cochenille oder Krapp Die Farbe Violett
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Pigmente | |||||
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