Farbe | ||
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Farbreiz | Farbmischungen | Gegenfarben | Farbentheorie |
Farbreiz | |||||||||||||||
In
der deutschen Sprache ist der Begriff der Farbe nicht eindeutig festgelegt.
Es ist zu unterscheiden zwischen der Farbe, die man sieht und der Mal-Farbe,
mit der man Gegenstände anstreichen kann. In anderen Sprachen ist
dieses Problem eindeutiger gelöst. Im Englischen ist mit colour
der Farbenbegriff gemeint, mit paint die Farbe zum Anstreichen.
Die französische Sprache unterscheidet couleur und peinture.
Farbe existiert in der
Natur eigentlich gar nicht, sie wird erst durch unsere Sinnesorgane oder
genauer durch das Gehirn als Farbeindruck erzeugt. Das Licht
wird auf der Netzhaut des Auges als Farbreiz wahrgenommen
und im Gehirn zu einer Farbempfindung, dem Farbeindruck, verarbeitet.
Über ein Linsensystem mit Blendenregelung, der Regenbogenhaut, fällt
das Licht in das Auge und gelangt auf eine Schicht
von Sinneszellen, die sich auf der Netzhaut befinden.
Das Zentrum des schärfsten Sehens wird Gelber Fleck genannt. Es existieren
zwei verschiedene Sorten von Sinneszellen. Die Stäbchen sind für
das Hell-dunkel-Sehen zuständig, die Zapfen für das Farben-Sehen.
Bei Personen, die eine
Farbfehlsichtigkeit haben, fällt eine Zapfensorte aus. Das linke Bild
zeigt die Farbwahrnehmung einer voll farbtüchtigen Person, das rechte
die Wahrnehmung einer Person mit Rot-Grün-Sehschwäche:
In den Sehsinneszellen befindet sich ein rötlicher Farbstoff, der Sehpurpur (Rhodopsin). Dieser ist aus einem Eiweißkörper (Opsin) und dem Farbstoffmolekül 11-cis-Retinal aufgebaut, welches im Körper aus Vitamin A gebildet wird. Ein Vitamin-A-Mangel kann daher zur Nachtblindheit führen. Fällt ein Lichtimpuls auf das 11-cis-Retinal, sendet es einen elektrischen Impuls an die Nervenzellen, welche diesen an das Gehirn weiterleiten. Dabei zerfällt das 11-cis-Retinal innerhalb einer Tausendstel Sekunde in das Zwischenprodukt Opsin und in ein langgestrecktes Molekül (All-trans-Retinal). Die Rückverwandlung (Retinal-Isomerase) in das ursprüngliche Retinal erfolgt langsam in mehreren Schritten und kann bis zu einer halben Stunde dauern. Aus diesem Grunde wird man geblendet, wenn man schnell von einem dunklen Raum in einen hellen gelangt.
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Farbmischungen | ||||||||||
Werden
alle drei Zapfensorten auf der Netzhaut gleichzeitig gereizt, entsteht
im Gehirn der Farbeindruck Weiß. Dieses Phänomen kann experimentell
beobachtet werden, wenn drei farbige Lichter (rot, blau, grün) auf
einer weißen Fläche übereinander projiziert werden. Diese
sogenannte additive Farbmischung kann
als umgekehrter Vorgang der Dispersion
gesehen werden, aus drei farbigen Lichtern wird die Farbe Weiß erzeugt.
Bei einem Farbkreisel
werden farbige Flächen so schnell gedreht, dass das Auge die einzelnen
Farben nicht mehr unterscheiden kann und die Farben zum Farbeindruck Weiß
addiert. Das Prinzip der dicht beieinander liegenden Farbpunkte kann man
am Computermonitor selbst beobachten. Beim Betrachten der weißen
Fläche mit einer starken Lupe ist zu erkennen, dass der weiße
Farbeindruck des Monitors bei starker Vergrößerung aus drei
dicht nebeneinander liegenden Farbpunkten zusammengesetzt ist.
Eine subtraktive
Farbmischung tritt auf, wenn Licht
drei farbige (rot, gelb, blau) und durchscheinende, hintereinandergestellte
Glasplatten durchdringt. Jede Platte schluckt in einer Absorption
einen Wellenanteil des Lichtes: Die rote Platte lässt nur das langwellige Licht
durch, sie blockt das kurzwellige Licht, das wir als Violettblau
empfinden. Das Ergebnis ist, dass bei den drei hintereinander geschalteten
Glasplatten kein Licht mehr durchdringen kann und uns die Farbe Schwarz
erscheint. Eine subtraktive Farbmischung
entsteht auch bei der Vermischung von Pigmenten.
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Gegenfarben und Komplementärfarben | |||||||||
Fixieren
Sie eine Minute lang die orange-rote Fläche im linken Kasten und blicken
Sie danach sofort auf die weiße Fläche des rechten Kastens.
Welche Farbe nehmen Sie wahr?
Sie werden einen
hellblauen
Farbeindruck wahrgenommen haben. Wie kommt dieses Phänomen
zustande?
Die langwellenempfindlichen Zapfen auf der Netzhaut ermüden
allmählich
beim längeren Betrachten des orange-roten Kastens. Blickt man
danach
auf die weiße Fläche, erbringen die ermüdeten Zapfen
nicht mehr ihre volle Leistung, so dass bevorzugt die
kurzwellenempfindlichen
Zapfen reagieren und kein Farbeindruck Weiß mehr im Gehirn erzeugt
wird. Es
ist eine hellere bunte Farbe, die in der Nähe der Gegenfarbe liegt.
Die vom Auge erzeugten Nachbildfarben haben eine Beziehung zu den
ursprünglich
gesehenen Farben, dies hängt mit den Vorgängen in der Netzhaut
zusammen. Sie werden nach der Gegenfarbtheorie von Karl Ewald Konstantin
Hering (1834–1918) als Gegenfarben bezeichnet. Die Farbpaare Gelb-Blau
oder Rot-Grün stellen beispielsweise Farbe und Gegenfarbe dar.
Hinweis: Das exakte Nachbild
wird normalerweise auf einem schwarzen Untergrund zum Erkennen gebracht.
Je nach Untergrund erscheinen verschiedene Nachbildfarben. Aus anschaulichen
Gründen wurde im gewählten Beispiel ein weißer Untergrund
gewählt.
Ergibt ein farbiges Licht zusammen mit einem anderen farbigen Licht (oder eine Farbe mit einer anderen Farbe) den Farbeindruck Weiß (oder Grau), spricht man von Farbe und Komplementärfarbe. Beim Farbkreis nach Goethe stehen Farbe und Komplementärfarbe gegenüber. Dem Gelbrot steht als Komplementärfarbe ein Blau gegenüber. Dabei ist festzuhalten, dass Goethe die Farbe Orange nicht als eigenständige Farbe ansah.
Bei anderen Farbsystemen
werden andere Farbpaare aus Farbe und Komplementärfarbe gebildet.
So kann je nach Farbsystem dem Gelb ein Blaurot (Goethe und Itten) oder
aber auch ein Blau (CIE) zugeordnet werden.
Viele Maler benutzten
die Gegenüberstellung von Farbe und Komplementärfarbe als Ausdrucksmittel.
Vincent van Gogh verwendete zum Beispiel in seinem Bild Getreidefeld
mit Raben überwiegend die Farben Blau und Orange. Das exzessive
und fast aufdringliche Vorherrschen von Farbe und Komplementärfarbe
verstärkt beim Betrachter die von dem Bild ausgehenden Gefühle.
In dem beschriebenen Bild von van Gogh empfindet man Gefühle wie Verlorenheit
oder Traurigkeit.
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Farbentheorie | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Veraltete
Drei-Farbentheorien gingen davon aus, dass aus drei farbigen Lichtern alle
anderen Farben durch additive Farbmischung erzeugt werden könnten.
Dies stellte sich jedoch als Trugschluss heraus. Um den Ansatz einer modernen
Farbentheorie genauer zu verstehen, sollen zuerst einmal alle dafür
notwendigen Begriffe erläutert werden.
Ein normalsichtiger Mensch kann über 5000 verschiedene Farbarten unterscheiden. Eine Farbart ergibt sich aus ihrem Farbton und ihrem Sättigungsgrad. Unter Sättigungsgrad versteht man die Buntheit eines Farbtones. Bei farbigen Lichtern nimmt der Sättigungsgrad mit einem zunehmenden Weißanteil ab, bei Pigmenten erfolgt eine Abnahme der Farbsättigung durch Mischung mit weißen, grauen oder schwarzen Pigmenten. Aber auch das Mischen von farbigen Pigmenten untereinander führt zu einer Abnahme des Sättigungsgrades (siehe unten). Die Mischfarben haben nicht mehr den Sättigungsgrad wie die ursprüngliche Farbe. Am Computer kann man
Farben beliebig mischen ohne dass es zu unerwünschten Veränderungen
kommt. Bei der Farbeinstellung von Bildschirmdarstellungen am Computer
wählt man (bei der erweiterten Farbpalette) zuerst den Farbton und
dann kann man (mit der rechten Leiste) die Sättigung variieren. So
lässt sich eine bestimmte Farbart erhalten. Diese ergibt sich immer
aus einem Farbton und dessen Sättigungsgrad:
Farbart = Farbton x Sättigung In der
CIE-Farbnormtafel
für farbige Lichter ist der Sättigungsgrad
berücksichtigt.
Die Farben des Spektrums sind hufeisenförmig wie eine „Schuhsohle“
um den absoluten Weißpunkt, den sogenannten Unbuntpunkt
angeordnet.
Nach außen nimmt der Sättigungsgrad der Farbe, ihre Buntheit,
zu. Die x-Achse gibt den Rotgehalt, die y-Achse den Grüngehalt und
die z-Achse den Blaugehalt an.
Jeder Punkt innerhalb
der „Schuhsohle“ stellt eine Farbart dar. Zieht man eine Gerade von der
Farbart A zur Farbart B (siehe Grafik), dann lassen sich nur diejenigen
Farbarten durch additive Farbmischung erzeugen, die auf der Geraden liegen.
Aus einem blaugrünen und einem roten Licht kann kein gelbes Licht
gemischt werden.
Nach den vom Autor als
Kunstmaler durchgeführten Experimenten ist es nicht möglich,
einen in der Reinheit gleichwertigen Farbtonkreis zu erzeugen, wenn man
mit Pigmenten die drei „Primärfarben“ miteinander mischt. Ein gemischtes
Violett erreicht niemals die Reinheit eines reinen Violetts, ein Orange
vergraut immer beim Mischen von Gelb mit Rot. Dann kommt noch hinzu, dass
jedes anorganische Pigment eine andere Farbstärke besitzt. Manche
Pigmente dominieren beim Mischen über andere. Organische Pigmente
weisen hier zwar günstigere Eigenschaften auf, aber sie lassen sich
mit Wasser nur schlecht benetzen. Jedes Mischen mit öl- oder harzhaltigen
Bindemitteln verändert den Farbton des Pigments. Ein Cadmiumrot oder
ein Ferrari-Rot in einem Autolack ergibt niemals das gleiche Rot, wie wenn
es unter Zugabe eines notwendigen Netzmittels mit Casein und Wasser angerührt
wird. Dann kommt noch hinzu, dass beim Vermischen von Pigmenten die Lichtechtheit
abnimmt, so dass nach einigen Jahren andere Farbtöne entstehen.
Einen ähnlichen
Ansatz vertritt auch Wolfgang Pehle. Beim Mischen von Pigmenten benötigt
es nach Pehle mindestens neun Farben zum Mischen eines einigermaßen
befriedigenden „Farbtonkreises„. „Die Begriffe Primär- und
Sekundärfarben sind damit für Vollfarben nicht mehr angebracht“
(Pehle 2007, S. 236). Möglicherweise liegt es nur am Druck bei Pehles
Buch, nach meiner Ansicht müssen die Pigmente farbkräftiger sein
wie im Buch abgedruckt und man benötigt auf jeden Fall Türkis
(Grünblau, Blaugrün) oder ein blaustichiges Karminrot. Besonders
schwierig zu mischen sind die Farben im Bereich Violett, daher werden die
neun Farben nun so angeordnet:
Bei den reinen, anorganischen
Pigmenten kämen diese neun in Frage: Manganviolett, Ultramarinblau,
Cobaltcoelinblau, Cobalttürkis, „Cadmiumgrün“, Cadmiumgelb, Cadmiumorange,
Cadmiumrot und Cobaltviolett hell. Allerdings ist zu bemerken, dass nicht
alle dieser Pigmente für den Einsatz an Schulen geeignet sind. Außerdem
gelten für Cadmiumpigmente bestimmte Einschränkungen.
Als Grün in der
Mitte ist das echte Schweinfurtergrün abgebildet. Aufgrund der hohen
Gefahren beim Umgang mit dem arsenhaltigen Pigment wird auf eine Mischung
zwischen Cadmiumgelb und Cobalttürkis zurückgegriffen. Eine ähnliche
Mischung aus dem organischen Phthalocyaningrün und Cadmiumgelb ist
unter dem Namen Cadmiumgrün im Handel. Chromoxidhydratgrün ist
weniger bunt. Es eignet sich, wenn man ein etwas zurückhaltenderes
Grün möchte. Im problematischen Bereich Violett-Purpur-Karmin
ist die Auswahl der heute verfügbaren, anorganischen Pigmente nicht
befriedigend, die Farbstärke von Manganviolett und Cobaltviolett ist
nur mittelmäßig.
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