Vincent van Gogh (1853–1890) | ||
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Anfänge | Brücke/Arles | Sonnenblumen | Nachtcafé | Getreidefelder |
Die Brücke bei Arles | |||
Am
20. Februar 1888 bestieg Vincent den Zug nach Arles, da ihn die leuchtenden
Farben des Südens anzogen. In Arles bezog er ein kleines Zimmer in
einem Restaurant. Hier brachte Vincent seinen Stil – beeinflusst durch
die umgebende Landschaft – zur Vollendung. Die Brücke von
Langlois bei Arles malte er mehrfach. Die Bilder weisen Merkmale des Impressionismus
auf, gehen aber auch darüber hinaus. Die als Schatten erkennbare Frau
mit Schirm auf der Brücke, die lockere Pinselführung auf der
Wasseroberfläche, das Unterdrücken von Licht und Schatten oder
die helle mit Blau und viel Weiß unterstützte Farbgebung erinnern
an den Impressionismus. Die Verwendung der Farben sind aber nicht mehr
nur Ausdruck einer „Impression“, sondern sie zwingen den Blick des Betrachters
durch ihre expressive Ausstrahlung auf die konkreten Gegenstände.
Die Komposition ist übersichtlich und die einzelnen Motive sind klar
voneinander getrennt.
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Sonnenblumen | |||
Im
April des Jahres 1888 mietete er den Flügel eines Hauses in Arles,
um dort ein Künstlergemeinschaft mit dem von ihm verehrten Paul Gauguin
(1848–1903), den er in Paris kennengelernt hatte, zu gründen. Für
das Gästezimmer von Gauguin malte er eine Reihe von Bildern mit Sonnenblumenmotiven,
die alle mit seiner Lieblingsfarbe Gelb Fröhlichkeit
und Offenheit ausdrücken sollten. Das Bild Sonnenblumen ist vorwiegend
mit leuchtendem Chromgelb gemalt, die Farbe
ist mit langen, dicken Pinselstrichen aufgetragen. Das Motiv ist ähnlich
wie die Stillleben von Paul Cézanne gut
komponiert. Der Künstler versucht nicht vorrangig, ein Abbild von
der Natur oder von den Blumen zu schaffen, sondern die Sonnenblumen sollen
einen frohen Gemütszustand beim Betrachter erzeugen. Das Gelb der
Blumen symbolisiert Heiterkeit, aber auch Freundschaft und Liebe.
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Nachtcafé | |||
Van
Gogh kann als wichtiger Wegbereiter des späteren Expressionismus
gesehen werden, bei dem nicht nur die äußere Gestalt einer Erscheinung
eine Rolle spielt, sondern vor allem der innere „Seelenzustand“ eines Motives. Die Liebe eines Paares will er durch die „Vermählung
zweier Komplementärfarben, durch ihre Durchmischung und ihre
Kontraste, durch das geheimnisumwobene Vibrieren sich annähernder
Töne“ zum Ausdruck bringen (Zitat Van Gogh).
Die Motive in seinen Bilder besitzen teilweise symbolischen Charakter:
Der Sonnenuntergang symbolisiert die Leidenschaft eines Menschen, die
Sterne stehen für die Hoffnung.
Zwischen van Gogh und
Gauguin kam es in der Folgezeit zu Spannungen. Es zeichnete sich ab, dass
Gauguin wieder abreisen wollte. In panischer Angst vor dem erneuten Alleinsein,
verlor Vincent eines abends die Nerven und schnitt sich in einem Anfall
geistiger Umnachtung das rechte Ohr ab. Während sich Vincent im Krankenhaus
aufhielt, reiste Gauguin heimlich ab. Vom Scheitern dieser Künstlergemeinschaft
war Vincent resigniert, und erste Anzeichen von Wahnvorstellungen befielen
ihn. Wiederum verbrachte er einige Wochen im Krankenhaus. Vincent begann
sich allmählich – teils freiwillig, teils unfreiwillig – von der Gesellschaft
zurückzuziehen und widmete sich immer mehr der Malerei.
Das Bild Nachtcafé dürfte seinem damaligen Seelenzustand entsprechen. Es zeigt einen
Raum, in dessen Zentrum ein Billardtisch steht. Die dargestellten Personen,
der Billardspieler, zwei Betrunkene und ein Liebespaar wirken trotz der
leuchtenden Farben nicht fröhlich, sondern eher depressiv. Das leuchtende
Rot der Wand, sowie das Gelb der Lampen und des Fußbodens bildet
einen Komplementärkontrast zum Grün an der Decke und auf dem
Billardtisch. Van Gogh versuchte, mit Rot und Grün die menschlichen Emotionen und Eigenschaften auszudrücken.
„Der Raum ist blutrot und mattgelb, zentral ein grüner Billardtisch, vier zitronengelbe Lampen mit orangen und grünen Lichtstrahlen (...) Ich versuchte die Vorstellung auszudrücken, dass das Café ein Ort ist, an dem man sich ruinieren, verrückt werden oder ein Verbrechen begehen kann.“ (Zitat Vincent) |
Getreidefelder | |||
Im
Alter von 36 Jahren ging Vincent freiwillig in die Heilanstalt für
Geisteskranke bei Saint-Rémy-de-Provence. Dort entstand eine Vielzahl
an ausdrucksstarken Bildern. Zwischendurch erlitt er immer wieder Anfälle,
bei denen er einmal sogar Farben verschluckte. Nachdem er von dem schlechten
Zustand seines geliebten Bruders Theo erfuhr, reiste er zu ihm nach Paris
und ließ sich bei Auvers-sur-Oise nieder. Diesen Ort hatte Theo für
ihn ausgesucht, weil dort Dr. Gachet wohnte, der ein großer Bewunderer
von Vincents Bilder war und der sich um seinen Gesundheitszustand kümmern
konnte. In Auvers entstand im Juli
1890 vielleicht Vincents ausdrucksstärkstes Bild, das Getreidefeld
mit Raben. Vincent wollte nach eigenen Angaben „Traurigkeit und äußerste
Einsamkeit“ ausdrücken.
Das einen Meter breite
Ölgemälde beginnt an seiner vordersten Front mit drei Feldwegen,
die in verschiedene Richtungen laufen und sich am Ende irgendwo verlieren.
Die gewohnte Perspektive ist umgedreht, die Fluchtlinien der Wege laufen
vom Horizont her zum Vordergrund. Die
Farbe des gelben Getreidefeldes und die bedrohlich wirkende, blaue Komplementärfarbe
des Himmels sind so vorherrschend, dass der Betrachter die Bedrohung unmittelbar
verspürt. Der über das Bild fliegende Krähenschwarm verstärkt
diese Gefühle noch zusätzlich und kann wohl auch als Vorahnung
auf den bevorstehenden Tod interpretiert werden. Die Farbkombination Gelb-Blau
trat auch bei anderen Landschaftsbildern van Goghs auf. Sie versinnbildlichte
für ihn die Kraft und die Totalität des Lebens.
Am 27. Juli des Jahres
1890 machte Vincent einen Spaziergang und schoss sich mit einem Revolver
eine Kugel in die Brust. Drei Tage später erlag er seinen Verletzungen.
Sein Bruder Theo starb ein halbes Jahr später, nachdem sich dessen
Zustand nach dem Selbstmord von Vincent ebenfalls verschlechtert hatte. Vincent van Gogh setzte
für damalige Verhältnisse extrem leuchtende Farben ein, um seinen
Bildern die Dramatik und die Spannung des Ausdrucks zu verleihen. Verstärkt
wurde dies noch durch einen sehr dicken Auftrag der Farbe. Doch dies ging
wohl nicht ohne Preis. In den meisten seiner Werke finden sich toxische
Pigmente wie Bleiweiß, Bleichromat
und vor allem auch das gefährliche Arsenpigment Schweinfurtergrün.
Bleiweiß war bei den Malern des Impressionismus das häufigste
eingesetzte Weiß zum Abtönen. Bleichromat findet sich bei Van
Gogh in allen Sonnenblumen und bei den Getreidefeldern, das Schweinfurtergrün
oft bei grünen Pflanzen oder in gemalten Hintergründen bei Portraits.
Welche Spuren die Arbeit mit diesen giftigen Farben beim Künstler
hinterlassen haben, kann heute wohl nicht mehr geklärt werden.
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