Erste
Überlieferungen berichten von der Entdeckung des Farbstoffes bei den
Phöniziern. Von dem Griechen Konstantion Paleokappa ist eine Legende
überliefert, wonach ein Hund am Strand eine Purpurschnecke gefressen
habe und dessen Schnauze sich dabei purpurn verfärbte. Der Hirte glaubte,
der Hund habe sich verletzt und wischte dessen Schnauze mit einem Tuch
ab. Dabei merkte er, dass die Farbe von der Färbekraft der Schnecke
stammte. Die Phönizier fingen die Schnecken und wurden durch die vielen
Farbabstufungen der leuchtenden Purpurfärbungen berühmt. Daher
erklärt sich der griechische Name für Phönizien, er bedeutet „Purpurland“. Die heute bekannte älteste Purpurfärberei befindet
sich in Ugarit (Syrien). Noch heute kann man am Strand des Südhafens
von Sidon im Libanon meterhohe Schalenreste finden.
Purpurschnecke Hexaplex trunculus |
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Früher hieß
diese Purpurschnecke Murex trunculus.
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Bei den Römern war
der teure Purpurfarbstoff den Senatoren und Kaisern vorbehalten. Nur der
Cäsar durfte ein mit Purpur gefärbtes Gewand tragen, die Senatoren
mussten sich mit einem purpurnen Streifen an ihrer Toga begnügen.
Da sich in der Drüse der Schnecke nur ein winziger Tropfen der gelben
Flüssigkeit befindet, aus der später der Farbstoff gewonnen wird,
sind zur Herstellung von einem Gramm des reinen Farbstoffes etwa 8000 Schnecken
notwendig! Dies erklärt den außergewöhnlich hohen Preis
und die Exklusivität des Farbstoffes. In Rom stand die Purpurfärberei
unter staatlicher Aufsicht, die Kaiser waren an den Gewinnen selbst beteiligt.
Purpur als leuchtendes
Violett war in Rom und auch später bei den
deutschen Kaisern ein Symbol der Macht. Mit dem Ende des römischen
Reiches gelangte der Farbstoff zwar noch nach Konstantinopel, geriet aber
dann allmählich in Vergessenheit. Später
waren die Trachten der Kardinäle und die Mäntel der deutschen
Kaiser eher purpurrot: Sie waren nicht mehr mit Purpur aus den Schnecken
gefärbt, sondern man benutzte einen aus Kermesläusen gewonnen
Farbstoff (siehe Cochenille). Schon in der Antike
hatte man versucht, den aufwendig herzustellenden Purpur durch billigere
Farbstoffe wie Krapp zu ersetzen. Heute
besitzt der Farbstoff nur noch wenig Verwendung.
In seltenen Fällen wird er eingesetzt, wenn alte, mit Purpur gefärbte
Stoffe restauriert werden sollen.
Mit echtem Purpur gefärbte Wolle
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Diese Wolle stammt
aus einem alten Schauglas mit Wollproben.
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Die Purpurschnecke Hexaplex
trunculus liefert einen eher purpurroten Farbstoff, während das eher
keulenförmige Brandhorn Haustellum Brandaris ein intensives Purpurviolett
liefert. Der Farbstoff Purpur war früher oft ein Gemisch beider Purpursorten.
Die Ureinwohner in Mexiko stellen noch heute Purpur aus den Schnecken her.
Sie setzen die Schnecken auf die mit Meerwasser benetzte Wolle und träufeln
Zitronensaft daraus. Die Schnecken sondern Schleim ab und in der Sonne
und an der Luft verfärbt sich die Wolle purpurn. Dem deutschen Chemiker Paul Friedländer
gelang im Jahr 1908 zwar eine Analyse des Farbstoffes, aber die künstliche
Herstellung erwies sich zunächst als extrem kompliziert und sehr teuer. Erst im Jahr 2010 gelang den israelischen Chemikern Wolk und Frimer eine Synthese, die den Einsatz des Purpurs für die breite Masse in der Textilindustrie ermöglicht. Sie verwendeten für die Synthese 4-Brom-2-Nitrobenzaldehyd, das in der chemischen Industrie als Zwischenprodukt relativ kostengünstig hergestellt werden kann. |