Molybdän 42Mo | ||||||
engl. molybdenum; griech. mólybdaina („Bleiglanz“) | ||||||
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Physikalisch-chemische Eigenschaften | ||||||
Das grau glänzende Molybdän lässt sich in reiner Form gut mechanisch dehnen und bearbeiten. Die Schmelztemperatur ist sehr hoch, sie liegt aber deutlich unter der von Tantal. Das
relativ unedle Metall
ist infolge der sich bildenden Oxidschicht an der Luft gegen
eine weitere Oxidation und gegen Salzsäure beständig. Beim
Erhitzen an der Luft mit einem Brenner bilden sich zunächst
bläulich schimmernde Oxid-Schichten. Beim starken Erhitzen reagiert
Molybdän mit Sauerstoff zu Molybdän(VI)-oxid MoO3, einem weißen, hautreizenden Stoff. Oxidierende Säuren
wie Salpetersäure oder konzentrierte Schwefelsäure lösen
das Metall auf. Molybdän lässt sich leicht mit vielen anderen Metallen wie Eisen, Aluminium, Nickel, Chrom oder Mangan legieren.
Am beständigsten sind die Molybdän(VI)-Verbindungen mit der Oxidationsstufe +6. Dazu zählen zum Beispiel das im chemischen Labor zum Phosphatnachweis verwendete Ammoniummolybdat (NH4)6Mo7O24 und auch Molybdän(VI)-oxid MoO3. Es existieren auch Molybdänoxide mit anderen Oxidationsstufen, wie Molybdän(V)-oxid Mo2O5, Molybdän(IV)-oxid MoO2, Molybdän(III)-oxid Mo2O3 oder Molybdän(II)-oxid MoO.
Der Nachweis von Molybdän(VI)-Ionen kann über die Bildung von Molybdänblau erfolgen. Dies lässt sich zeigen, wenn man zu einer Ammoniummolybdat-Lösung ein Reduktionsmittel gibt. Mit Zinn(II)-chlorid, Zinkpulver oder Natriumdithionit erhält man eine blaue, kolloidale Lösung. Beim hierbei entstehenden Molybdänblau handelt es sich um ein hydratisiertes Mischoxid MoxOy(OH)z mit Molybdän-Ionen der Oxidationsstufen +6 und +5. Mit Ascorbinsäure entsteht eine gelbe Färbung, die bei vorsichtigem Erhitzen nach längerer Zeit zuerst grün und dann ebenfalls blau wird.
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Physiologie – Toxikologie |
Molybdän
ist für alle Organismen ein lebensnotwendiges Spurenelement.
Viele Tiere und die meisten Pflanzenarten nehmen das Element in Form von
Molybdat-Ionen auf. Die Knöllchenbakterien im Boden binden mit Hilfe
des molybdänhaltigen Enyzms Nitrogenase Luftstickstoff und stellen
so den Stickstoff als Nährstoff für
die Pflanzen zur Verfügung. Beim Menschen sind im Enzym Xanthinoxidase
Molybdänatome eingebaut. Es dient in der Leber zum Aufbau der Harnsäure
und ist notwendig für den Transport und die Vorratshaltung von Eisen.
Das ebenfalls molybdänhaltige Enzym Sulfitoxidase baut schwefelhaltige
Verbindungen wie Cystein oder Glutamin ab und kann auch giftige Sulfide
zu Sulfaten umbauen. Bei Molybdänmangel treten Symptome wie Müdigkeit,
Verwirrtheit oder Nachtblindheit auf. Bei einer dauerhaft niedrigen Molybdänzufuhr
werden Haarausfall, Karies, Nierensteine oder bestimmte Krebsformen wie
Speiseröhrenkrebs begünstigt. Lit [16] Besonders molybdänreich sind Nahrungsmittel wie Sojamehl, Rotkohl,
Bohnen, Erbsen, Kartoffeln, Reis, Spinat oder Eier.
Molybdän ist in Dentallegierungen
zugelassen, beispielsweise in Legierung mit Chrom und Cobalt. Personen, die nachweislich eine
Metallallergie oder eine Autoimmunkrankheit haben, können auf diese
Legierungen empfindlich reagieren. |
Vorkommen | |||
Häufigkeit weniger häufig
Elementar kommt Molybdän auf der Erde als Hexamolybdän, einer Legierung aus Molybdän, Iridium, Eisen, Osmium und Ruthenium vor. Im Mondgestein fand man ein einzelnes Molybdänkorn in elementarer Form. Lit [63] Das bedeutendste Molybdänerz ist der Molybdänglanz. Die wichtigsten Lagerstätten liegen in Idaho/USA, in British Columbia/Kanada und in Stavanger/Norwegen. In Deutschland kommen im Erzgebirge und in Oberbayern kleinere Lagerstätten vor. Ein bei Mineraliensammlern bekanntes Mineral mit einer Molybdänverbindung ist das Bleimolybdat Wulfenit. Seltener ist dagegen der Powellit, der aus Calciummolybdat aufgebaut ist.
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Geschichte | |||
Der
Schwede Carl Wilhelm Scheele (1742–1786)
stellte im Jahre 1778 aus dem Mineral Molybdänglanz
durch das Erhitzen
mit Salpetersäure weißes Molybdänoxid her. Der
schwedische Chemiker Peter Jakob Hjelm
(1746–1813) synthetisierte im Jahre 1781 erstmals unreines,
elementares Molybdän durch eine Reduktion von
Molybdän(VI)-oxid mit Graphit. Der Name des
Elements leitet sich vom griechischen Wort mólybdaina für Bleiglanz ab, da man im Mittelalter den Molybdänglanz für einen Bleiglanz
hielt. Die Herstellung von reinem Molybdän gelang erst am Anfang
des 20. Jahrhunderts. Es verbesserte als Legierungsbestandteil die
Eigenschaften des Stahls in Geschützen erheblich.
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Herstellung |
Das
Mineral Molybdänglanz ist in der Regel stark mit Ganggestein verunreinigt
und muss zuerst durch Flotation angereichert werden. Danach oxidiert man
das Erz durch Rösten an der Luft zu Molybdän(VI)-oxid:
2 MoS2 + 7 O2 2 MoO3 + 4 SO2 Nach einer Reinigung
des Oxids mit Ammoniaklösung und der nachfolgenden
Ausfällung mit einer Säure reduziert man das Oxid mit Wasserstoff zu reinem Molybdän. Einen
Großteil des heute gewonnenen Molybdäns erhält man bei
der Kupfer-Raffination. Das für die Stahlveredelung
notwendige Ferromolybdän stellt man durch Reduktion eines Gemisches
aus Molybdänoxiden und Eisenoxiden auf aluminothermischem Weg her.
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Verwendung | |||
Reines
Molybdän dient als hitzebeständiger Werkstoff in
Drähten
von Heizwicklungen oder
in Glühlampen. In der chemischen Industrie bestehen
korrosionsanfällige
Bauteile wie Ventile aus Molybdän. Der Großteil des
Molybdäns
wird jedoch in den korrosionsbeständigen und sehr
zähen Molybdänlegierungen eingesetzt. Rostfreier
Molybdänstahl kann zum Beispiel 97 Prozent Eisen, zwei Prozent
Molybdän, sowie geringe Anteile mit Chrom, Kupfer, Mangan,
Silicium oder Vanadium enthalten. Er wird in Werkzeugen
mit starker mechanischer Beanspruchung eingesetzt. Legierungen
mit Titan, Wolfram, Zirconium oder Niob dienen zum Bau von
Raketentriebwerken.
Molybdän-Nickellegierungen sind sehr
korrosionsbeständig. Molybdän(III)-oxid Mo2O3 ist ein wichtiger Katalysator in organischen Synthesen. Ammoniumheptamolybdat dient im Labor als Reagenz zum Nachweis von Phospat-Ionen.
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Molybdänverbindungen | |||||
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Molybdänminerale | |||||
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