Definitionen und Einteilungen |
Kunststoffe
sind Werkstoffe, die künstlich oder durch Abwandlung von Naturprodukten
entstehen und aus organischen Makromolekülen aufgebaut sind. Nach
dieser Definition gehören auch die Kautschuke
und die Textilfaserstoffe zu den Kunststoffen. In einem Makromolekül
sind viele kleinere Molekülbausteine, sogenannte Monomere,
zu sehr großen Molekülen, den Polymeren
verknüpft. Die Kunststoffe machen einen großen Anteil der Polymere
aus, jedoch gehören auch zahlreiche natürliche
Stoffe zu den Polymeren. Die alten Begriffe Plastik (umgangsprachlich)
und Plaste (ehemalige DDR) sind heute nicht mehr so gebräuchlich.
Für die Darstellung von Polymeren in der chemischen Zeichensprache sind mehrere Darstellungsweisen gebräuchlich. Bei der korrekten Darstellung nach IUPAC wird das aufbauende Monomer mit einer eckigen Klammer und der Variablen n versehen. Oft findet man aber auch Darstellungen mit offenen Bindungen oder Punkten, die die Fortsetzung des Polymers andeuten: Entstehen die
Polymere aus mehr als einer Art von Monomeren erhält man Copolymere, zum Beispiel beim ABS oder beim biologisch
abbaubaren BTA-Copolyester. Copolymere
haben einen geringeren Schmelzpunkt als Polymere, sie sind beständiger
und biegefester. Ein Gemisch von mehreren Kunststoffen bezeichnet man als
Blend, in der Fachsprache werden Blends
oft auch als Polymerlegierungen bezeichnet.
In einem Verbundwerkstoff sind mindestens
zwei Kunststoffe miteinander verklebt, umschichtet oder umpackt. Sie stellen
für die Müllsortierung ein Problem dar, wenn die Komponenten
nicht getrennt werden können.
Thermoplastische, duroplastische und elastomere Polymere Die Kunststoffe lassen sich aufgrund ihres
Verhaltens und der damit verbundenen Einsatzmöglichkeiten in drei
Gruppen unterscheiden: Thermoplaste, Duroplaste und Elastomere.
Thermoplaste Beim Erwärmen eines Thermoplasts
tritt eine
Verformung auf. Derartige Kunststoffe lassen sich nach dem Erwärmen
in beliebige Formen vergießen. Die langkettigen Moleküle in
Thermoplasten werden durch Van der Waals Kräfte (Polyethylen oder
Polypropylen) oder durch Wasserstoffbrücken (Polyamide oder
Polyurethane) zusammengehalten.
Beim Erwärmen lockern sich diese Sekundär-Bindungen, so dass
die Polymere aneinander vorbeigleiten können.
Duroplaste Im Vergleich zu den Thermoplasten werden Duroplaste wie die Aminoplaste auch durch
höhere Temperaturen nicht weich oder zähflüssig. Bei Zimmertemperatur
sind sie relativ hart und spröde und daher auch oft gegen Schlag und
Stoß anfällig. Duroplastische Werkstücke müssen bereits
bei ihrer Herstellung in die gewünschte Form angepasst werden. Sie
werden danach durch Sägen, Schleifen und Bohren bearbeitet. Wenn Monomere
zu großen netzartigen Molekülen verknüpft werden, zeigt
der Stoff duroplastische Eigenschaften. Beim Erhitzen bleibt die Netzstruktur
erhalten, erst bei sehr hohen Temperaturen verkohlt der Duroplast.
Elastomere Kunststoffe, die sich gummiartig verbiegen
lassen und danach wieder die ursprüngliche Form annehmen, heißen
Elastomere (z.B. Kautschuk). Beim Erwärmen schrumpfen die Elastomere,
bei hohen Temperaturen zersetzen sie sich. Die Moleküle in den Elastomeren
sind wie bei den Duroplasten netzartig verknüpft, allerdings ist das
Netz viel grobmaschiger, so dass eine Verformbarkeit möglich ist.
In modernen Kunststoffen werden durch Mischung
von verschiedenen Werkstoffen wie bei den ABS-Harzen oder
durch Variation der Reaktionsbedingungen und -partner thermoplastische,
duroplastische und elastomere Eigenschaften kombiniert, beispielsweise bei
den Polyurethanen.
Unterscheidung der Kunststoffe nach ihrer Entstehung Die Verknüpfung von Monomeren zu
Polymeren kann auf verschiedene Art und Weise stattfinden. Eine Polymerisation
ist eine chemische Reaktion, bei der Monomere in Polymere
übergeführt werden. Es werden drei Reaktionsmechanismen
als Beispiele aufgeführt:
Ketten-Polymerisation Als Ausgangsstoffe eignen sich ungesättigte
Monomere mit einer C=C-Doppelbindung. Die Reaktion wird durch Initiatoren,
die Radikale oder Ionenketten bilden, ausgelöst. Der Stoff Dibenzolyperoxid
bildet bei Wärmezugabe Radikale, die mit einem Monomer reagieren.
Dabei bilden sich erneut Radikale und die Ketten-Polymerisation führt zu
einem Kettenwachstum. Zu den Kunststoffen mit Ketten-Polymerisaten gehören
Plexiglas, Polyacrylnitril,
Polyethen, Polystyrol,
PVC oder Teflon.
Hinweis: In der deutschen Sprache wird die Ketten-Polymerisation gelegentlich als "Polymerisation" bezeichnet. Polykondensation Bei der Polykondensation schließen
sich zwei funktionelle Gruppen eines Moleküls unter Abspalten eines
kleineren Moleküls (H2O, HCl) zu einer höheren
Einheit zusammen. Eine bekannte Kondensationsreaktion (ohne Bildung von
Polymeren) ist die Ester-Reaktion. Die Polykondensation gelingt vor allem dann, wenn man Moleküle mit zwei
oder mehreren funktionellen Gruppen einer Sorte vorliegen hat, zum Beispiel in den Polykondensaten beim Polyamid und beim Polyester).
Polyaddition Bei der Polyaddition gehen Monomere über
ihre Endgruppen eine Additionsreaktion ein.
Die Addition gelingt an den Zweifachbindungen, gleichzeitig findet eine
Umlagerung im Molekül statt. Im Gegensatz zur Polykondensation werden
keine kleineren Molekül-Einheiten abgespalten. Zu den Kunststoffe
mit Polyaddukten zählen die Polyurethane
und die Epoxid-Harze.
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