Berlinerblau | ||
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Geschichte | Gewinnung | Toxikologie | Portraits |
Geschichte und Verwendung | |||
Vom
Berlinerblau sind zahlreiche Sorten im Handel, zum Beispiel Pariserblau, Preußischblau oder Miloriblau. Der Name Preußischblau geht auf die Farbe der preußischen
Uniformen zurück. Die Entdeckung zur Herstellung des Pigments Berlinerblau
wird dem Berliner Farbenmacher Diesbach zugeschrieben und ist einem Zufall
zu verdanken. Diesbach pflegte einen roten Farbstoff aus Cochenille-Läusen
herzustellen, die er zuerst in Alaun
und Eisensulfat kochte. Zur Ausfällung des Farbstoffes gab er Pottasche
als alkalisches Medium hinzu. Eines Tages ging ihm die Pottasche aus. Von
dem Chemikerkollegen J.C. Dippel borgte er sich eine Lauge, die jener aus
„Dippels Tieröl“ gewonnen hatte und die er nicht mehr benötigte. Dippel führte eine trockene Destillation von Knochen und tierischen
Abfallprodukten durch und stellte Knochenteer her. Bei der Destillation
des Knochenteers erhielt er ein sehr übelriechendes Tieröl, das
viele alkalisch reagierende und stickstoffhaltige Verbindungen enthielt.
Diesbach nahm die Lauge und stellte zu Hause überraschend fest, dass
bei der Zugabe der Lauge eine Blaufärbung erschien. Diesbach tat sich
mit seinem Schüler zusammen und begann, das Pigment in einer Fabrik
in Paris zu produzieren.
Allerdings konnte er
das Rezept nicht lange geheimhalten, schon 1724 war die Präparation
in England bekannt. Nach einem alten englischen Rezept wurden gleiche Teile
Kaliumnitrat (Salpeter) und Kaliumtartrat
in einem rotglühenden Schmelztiegel erhitzt, dann getrocknetes Tierblut
hinzugegeben und schließlich bis zur Weißglut weiter erhitzt.
Die so erhaltene Masse wurde mit Wasser gewaschen, das Waschwasser mit
einer Lösung aus Alaun und Eisensulfat versetzt. Zur Entstehung des
Berlinerblaus behandelte man die anfangs grünliche Ausfällung
mit Salzsäure.
In der Folgezeit griffen
immer mehr Maler auf das beliebte, dunkelblaue Pigment zurück. Es
wurde auch in Amerika produziert. In Japan erschien es in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts, wo es den natürlichen Indigo
allmählich als Pigment verdrängte. Zahlreiche Mischungen mit
anderen Pigmenten kamen auf den Markt. Preußischgrün war eine
Mischung aus Preußischblau und Gummigutt. Beliebt war es auch zur
Färbung von Tapeten. Berlinerblau eignete sich als Farbstoff
zur Färbung von Seide. Die Stoffe wurden mit gelbem
Blutlaugensalz imprägniert und dann in Eisen(III)-chlorid
getaucht, wobei sich der blaue Farbstoff auf die Faser aufzog. Bis
etwa 1970 war Berlinerblau eines der am meisten verwendetsten Blaupigmente.
Danach nahm Phthalocyaninblau, ein metallhaltiges, organisches Pigment
auf Phthalocyaninbasis, seinen Platz ein.
Neben seiner Verwendung
als Pigment für Kunstmaler wird Berlinerblau immer noch zur Herstellung
von Anstrichfarben, zum Papierdruck, bei Tapeten, für Farbbänder
und Kohlepapiere verwendet. Berlinerblau ist das anorganische Pigment,
das sich mit Abstand am besten mit Wasser vermischen lässt. Es bildet
kolloide Lösungen und besitzt
daher fast die Eigenschaft eines Farbstoffes.
Das Pigment färbt selbst noch in geringster Konzentration blau.
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Gewinnung | |||
Nach der direkten Methode wird Eisen(III)-chlorid oder Eisen(III)-nitrat mit Kaliumhexacyanoferrat(II)
in wässriger Lösung vermischt, wobei Berlinerblau
ausfällt. Das entstehende Pigment ist so fein zerteilt, dass es
selbst die Poren von Filterpapier durchdringt. Durch Reaktion von Kaliumhexacyanoferrat(II) mit Eisen(II)-sulfat erhält man das unlösliche Pigment Berlinerweiß Fe2Fe(CN)6, das leicht zu Berlinerblau oxidierbar ist. Als Oxidationsmittel eignen sich auch Chlor oder Chromsäure.
1. Schritt 2 FeSO4 + K4Fe(CN)6 Fe2Fe(CN)6 + 2 K2SO4 2. Schritt Fe2Fe(CN)6 + Cl2/H3CrO3 Berlinerblau In Oxalsäure
löst sich Berlinerblau und bildet eine blaue Tinte. Berlinerblau
kann je nach Reaktionsbedingungen (pH-Wert, Temperatur, Körnung)
grünliche oder rötliche Tönungen besitzen. Miloriblau
wird anders hergestellt, es besitzt eher rötliche Tönungen,
Chinablau eher grünliche.
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Toxikologie |
Pigmentstäube
sollten grundsätzlich nicht eingeatmet werden. Eine Kennzeichnung
als Gefahrstoff ist nicht erforderlich. Allerdings ist zu beachten, dass
Berlinerblau mit konzentrierten Säuren hochgiftige Blausäure
entwickeln kann. |
Infos/Rezepte |
Farbenprojekt
Herstellen von Pigmenten
Arbeitsblätter zur Herstellung von Farben |