Die
Kermes-Laus lässt sich auf den im Mittelmeergebiet heimischen Kermeseichen
als Wirt nieder. Früher hielt man die rundlichen Läuse für
Beeren. Die Weibchen lassen sich auf den Blättern der Pflanze nieder
und saugen sich fest. Die Männchen entwickeln sich zu Insekten mit
zwei Flügeln und sterben nach der Paarung mit dem Weibchen ab. Die
Weibchen nehmen eine kugelförmige Gestalt an und legen ihre Eier in
einem weißlichen Belag auf die Blätter. Nach dem Absterben der
Weibchen verbleiben die Körperhüllen als schützendes Schild
über den Eiern. Diese Hüllen werden abgesammelt und getrocknet.
Zum Ernten der polnischen Cochenille-Laus muss die Wirtspflanze ausgegraben
werden, da sich die Läuse an den Wurzeln des Nelkengewächses
finden.
Weibliche Cochenille-Läuse auf einer Opuntie
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Die flügellosen, fetten
Weibchen speichern den Farbstoff Carminsäure.
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Zur Gewinnung des Farbstoffes
aus der amerikanischen Cochenille-Laus wurden bereits vor einigen Jahrhunderten
Kakteenplantagen angelegt. Die Ohren der Opuntien werden mit Hilfe der
Muttertiere „beimpft“. Diese legen 16 Tage lang täglich 400 Eier.
Für den Kaktus ist die Schildlaus ein Parasit, der sich festsaugt
und von seinem Saft lebt. Der Farbstoff wird von den Läusen selbst
produziert und befindet sich im Körper der Weibchen und in den Eiern.
Er dient zur Abwehr von Fraßfeinden oder Parasiten.
Zerreiben der Cochenille-Läuse auf der Hand
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Beim Zerreiben
der getrockneten Läuse tritt der rote Farbstoff hervor.
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Nach zehn bis elf Wochen haben sich
hunderte von dicken Läusen entwickelt. Diese werden kurz vor ihrer
Eiablage gesammelt, da besonders die Eier viel roten Farbstoff enthalten.
Nach der Ernte bricht der Cochenille-Gärtner die Ohren der infizierten
Kakteen ab. Ein geübter Pflücker erntet pro Tag bis zu einem Kilogramm Läuse,
was etwa 140000 Tieren entspricht. Er tötet sie in heißem Wasserdampf
oder trocknet sie an der Sonne. Drei Kilogramm der lebenden Tiere ergeben etwa ein Kilogramm getrocknete Läuse.
Das natürliche Cochenille
wird von Pflanzenfärbern zur Rotfärbung von Textilien eingesetzt.
Zur Vorbereitung des Färbebades werden die getrockneten Läuse
gemahlen und über Nacht in Wasser eingeweicht. Am nächsten Tag
filtriert man die Brühe nach fünfzehnminütigem Kochen durch
ein Tuch in einen Färbetopf. Nach dem Beizen der Textilien erfolgt
deren Färbung durch einstündiges Kochen im Färbebad.
Cochenille-Färbungen auf Wolle mit verschiedenen
Vorbeizen
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links: Alaunbeize,
Mitte: Weinsteinbeize, rechts: Zinnchloridbeize
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Mit Alaun
erhält man rotviolette Färbungen, Weinstein
ergibt eher dunkelrote Färbungen und Zinn(II)-chlorid erzeugt ein
Rot von intensiver Leuchtkraft. Je
nach Menge des eingesetzten Farbstoffes lassen sich Abstufungen erzeugen.
Durch Misch- oder Überfärbungen mit Indigo
oder Krapp entstehen Violett- oder Orangetöne.
Zur intensiven Färbung von einem Kilogramm Wolle sind etwa 100 Gramm getrocknete Läuse
notwendig.
Farbpalette der Cochenille-Färbungen auf Wolle
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2x links: Alaunbeize,
1x Mitte: Weinsteinbeize, 2x rechts: Zinn(II)-chloridbeize
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