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Die Farbe Violett
 
Veilchen-Blüte überm Aletschgletscher Violett ist eine vermittelnde Farbe zwischen Rot und Blau. Sie stellt ein Gleichgewicht zwischen dem Blau des Himmels und dem Feuer der Erde, zwischen dem Geist und dem Körper her. Violett ist die Farbe der Macht, aber auch der Leidenschaft, des Unmoralischen. Violett ist gleichzeitig heilende Farbe und auch Farbe des Todes. Lila steht für Spiritualität, Geist und Intelligenz. Im Roman Die Farbe Lila von Alice Walker verkörpern die lila Wiesenblumen das göttliche Element der Natur. Früher galt das Veilchen als ein Sinnbild für Reinheit, Demut und Bescheidenheit. Ab dem Mittelalter wurde es als Liebesbote für die verborgene oder die aufkeimende Liebe eingesetzt. Ein Stiefmütterchen symbolisiert dagegen Lieblosigkeit, da die Blüten einem grämlichen Gesicht ähneln.
  
 
Symbolik Violett-Lila Purpur Wirkung
 
Symbolik
Welche Tiefenwirkung ein Violett entfalten kann, zeigte der impressionistische Maler Claude Monet mit seinen Seerosenbildern. Bei seinem Irisbeet im Garten versinkt man träumend im Lila des Blütenmeeres und kann fast den Duft riechen. Dieses Bild entstand in Frankreich fast zeitgleich mit der in Wien aufkommenden Jugenstilbewegung um 1900. Auch dort war das Violett zu dieser Zeit sehr beliebt. Der österreichische Maler Gustav Klimt (1862–1918) setzte Violett beim Portrait der Emilie Flöge ein. Emilie war Klimts Lebensgefährtin und eine der schillerndsten Figuren der Wiener Bohème. Klimt entwarf für Emilies' Salon korsettfreie Kleider, die als Reformkleider für Frauenrechtlerinnen gedacht waren. 
   
 
Gustav Klimt: Ausschnitt aus dem Portrait der Emilie Flöge
      
Entstehung 1902, Öl auf Leinwand, Größe des gesamten Bildes 191 × 84 cm
 
  
Die Gegensätzlichkeit der Farbsymbolik spiegelt sich auch in der Bildenden Kunst wieder: In Tizians Bacchanal der Andrier (1518) denkt man beim Betrachten der purpurnen Gewänder der halbnackten und tanzenden Figuren sofort an das Violettblau der Trauben oder an den Rotwein. Der spanische Maler El Greco (1541–1614) verwendete für Darstellungen von Gewändern häufig ein dunkelviolettes Purpur, so auch bei der Madonna im Begräbnis des Grafen Orgaz (1586). Auch in anderen Gemälden erscheint das Gewand der Maria gelegentlich violett und nicht blau. Die Farbe Violett symbolisiert die Verbindung von Mutter Erde zur Spiritualität des Himmels. 
 
In der katholischen Kirche ist Violett die Farbe der Bischöfe, sie tragen manchmal bei öffentlichen Auftritten violette Soutanen, während die Kardinäle in Rot gekleidet sind. Seit der Anordnung des Papstes Paul II. im Jahre 1464 tragen Kardinäle mit Kermes gefärbte Gewänder. Heute spielen die Naturfarbstoffe bei den Bischofs- und Kardinalsgewändern keine Rolle mehr, Violett und Rot werden durch billige synthetische Ersatzfarbstoffe erzeugt. Im Advent und in der Fastenzeit ist Violett die liturgische Farbe. Dann tragen auch Priester violette Gewänder oder der Altar wird violett geschmückt. Die Farbe kann bei Trauerfeiern von den Priestern als Ersatz für die Farbe Schwarz getragen werden. Violett ist die Farbe der Buße und der Demut. Der katholische Priester trägt bei der Beichte eine violette Stola, die Vorhänge des Beichtstuhls sind violett. Violett ist auch eine Farbe der reformierten Kirche. Weiße Fahnen mit einem violetten Kreuz sind das Symbol der evangelischen Kirchentage.  
  
Die Farbe Violett besitzt nach dem Volksglauben zwar heilende Kräfte, aber sie ist auch die Farbe des Todes. Bei Hinrichtungen in Ägypten trägt der Verurteilte ein schwarzes Hemd, eine rote Hose und eine violette Kapuze. Leprakranke erkannte man früher an ihrer violetten Gesichtsfarbe. Bei der Blausucht (Zyanose) nehmen Lippen und Haut eine blauviolette Färbung an. Die Ursache liegt in einer Unterversorgung des Bluts mit Sauerstoff. Bei Kleinkindern kann eine Zyanose durch eine Überdosierung von Nitrat oder Nitrit über die Nahrung ausgelöst werden. 
 
 
Amethyst aus Boutenhouthoek/Südafrika

 

Dieser "Kaktusamethyst" zeigt deutliches Artischockenwachstum.
 
 
Der Amethyst ist passend zur Fastenzeit dem Monat Februar zugeordnet. Früher wurden Amulette mit dem Stein zur Abwehr gegen die Wirkung des Alkohols getragen. Man sagte dem Amethyst aber auch nach, dass er gegen Zauber und böse Gedanken schütze. Violett ist die Farbe der Magie, der Hexen, der Feen, der Zauberer. „Violett ist die innerste Farbe des Regenbogens, es geht über ins unsichtbare Ultraviolett. So markiert Violett die Grenze vom Sichtbaren zum Unsichtbaren.“ [Lit Heller 2000, S. 204]  Violett stellt die Grenze zum unsichtbaren ultravioletten Licht dar. Während der Dämmerung und beim Tagesanbruch entsteht ein violettes Zwielicht. So entsteht eine Verbindung zum Unterbewussten und zu den Träumen. Purple Haze (purpurner Nebel) ist ein Titel aus dem Album Are You Experienced? von Jimi Hendrix. Der Begriff steht für eine ganze Generation der Rockmusik, in dem die Psychodrogen zur Erweiterung des Bewusstseins eine große Rolle spielten. Deep Purple war die bedeutendste Hardrock-Gruppe der ersten Generation. Purple Rain ist ein Album von Prince aus dem Jahr 1984.  
  
„The Purple Hand“ wurde zu einem Symbol der amerikanischen Schwulenbewegung. In den 1980er Jahren kam die rote AIDS-Schleife auf. Heute identifizieren sich homosexuelle Männer lieber mit der Farbe Rot, der Farbe der Energie und des Männlichen. Auch das Rosa als Farbe der Schwulen ist nicht mehr so verbreitet. Bei der Frauenbewegung spielte Violett oder Lila eine entscheidende Rolle. Die Frauenrechtsbewegung in England am Ende des 19. Jahrhunderts nannten sich Suffragetten (engl. suffrage, Stimmrecht). Während die Frauen in England um 1870 noch nicht wählen durften, hatten die Suffragetten ihr Recht 1918 durchgesetzt. In Deutschland wurde das Frauenstimmrecht ein Jahr später eingeführt, in Frankreich 1944 und in der Schweiz erst 1971. Das Symbol der Suffragetten enthielt die Farben Grün, Weiß und Violett. An diesen Farben erkannte man ihre Kleidung. Männer, die die Bewegung unterstützten, trugen entsprechende Krawatten und Hüte. Das Violett symbolisierte den Anspruch auf das Stimmrecht, das Weiß die Ehre und das Grün die Hoffnung auf den Neubeginn. Das Frauenpower-Abzeichen der 1970iger Jahre zeigte eine violette Faust im violetten Venussymbol. 
   
Violett, Lila, Magenta, Pink
Es wird oft behauptet, dass sich Violett aus den Farben Rot und Blau mischen lässt. Dem wird hier widersprochen, die Farbe Violett wird als eigenständige Farbe betrachtet. Geht das satte Violett stark in Richtung Rot erhält man Magenta. Ein aufgehelltes Violett bezeichnet man als Lila, ein aufgehelltes Magenta geht in Richtung Pink. Rosa hat dagegen keinen Blauanteil mehr, es ist ein stark aufgehelltes Rot. Das deutsche Wort Violett ist aus dem französischen Wort violette (Veilchen) entstanden. Die Familie der Veilchen (Violaceae) umfasst mehr als 500 Arten. Das Langgespornte Veilchen (Viola calcarata) ist eines der farbenprächtigsten (siehe Foto oben), es wächst auf Schutthalden und mageren Rasen in den Alpen auf bis zu 2600 Metern Höhe. Das Element Iod bildet bei Zimmertemperatur violette Kristalle, beim Erhitzen sublimieren sie und bilden violette Dämpfe. Iod erhielt seinen Namen aus den altgriechischen Wörtern ion (Veilchen) oder ioeides (violett). Das französische Wort violence steht für Gewalt. Diese Verbindung ist nicht von ungefähr, da das Purpurviolett früher die Farbe der Herrscher war. Die Farbe Lila geht auf den Flieder zurück. Der Ursprung liegt in dem arabischen Wort lilak (Flieder), noch heute nennt man den Strauch in Frankreich lilas und in England lilac 
  
 
Lavendelfeld bei Sault (Provence)



Lavendel ist eine alte Hailpflanze und man gewinnt aus ihm ein wohlriechendes Duftöl.
 
  
Violett oder Lila kommen in der Natur eher selten vor. Im Juni setzen die im Gebirge der Provence blühenden Lavendelfelder markante Farbakzente in der Landschaft. Der zur Leinölgewinnung geeignete Lein blüht lila oder blau. Oft lässt sich das Spannungsverhältnis zwischen der Farbe Rot und der Farbe Blau in der Natur beobachten: Der Farbstoff Cyanidin kommt im Blaukraut vor. Er gehört zur Familie der Anthocyane. Je nach pH-Wert erscheint er rot oder blau. Gießt man Essig über das Blaukraut, wird es rot. Die roten Rosenblüten oder die blauen Blüten der Kornblume besitzen den gleichen Farbstoff. Allerdings kommt die unterschiedliche Farbe nicht durch einen anderen pH-Wert des Bodens zustande. In den Kornblumen bildet der Farbstoff mit Eisen- oder Aluminium-Ionen eine chemische Verbindung. Gärtner nutzen dieses Wissen zur Erzeugung verschiedener Farben bei den Hortensien: Gießen sie die Pflanzen während der Blütenentwicklung mit Aluminium- oder Eisensalzen, dann werden die Blüten nicht rot, sondern blau. Der gleiche Effekt wird durch das Vergraben von rostigen Nägeln im Wurzelbereich der Pflanzen erzeugt.  
    
 
Blaue und rote Hortensien
 

 
Die Pflanze ist ein Zuchtprodukt der Gärtner.
 
   
Purpur
Im englischen Sprachraum wird die Farbe purple als ein Violett angesehen, das in etwa der des Amethysts entspricht. Im deutschen Sprachraum ordnet man die Farbe Purpurrot eher einem Karminrot zu. Welche Farbe hat aber der echte Purpur aus der Purpurschnecke tatsächlich? Betrachtet man ein Foto, das den echten Purpur zeigt, erkennt man leicht, dass dieser eindeutig in Richtung purple tendiert. 
  
 
Vergleich der Farben purple und Purpurrot
        



     
purple Echter Purpur Purpurrot
     
Englische Sprache   Deutsche Sprache
     
Im englischen Sprachraum stellt man sich die Farbe Purpurn als ein Blauviolett vor.
 

Purpur galt lange Zeit als Symbol der Macht. Bei den Römern war das Tragen von mit echtem Purpur gefärbten Gewändern nur dem Kaiser erlaubt. Die Senatoren mussten sich mit einem purpurnen Band an der Toga begnügen. Wie bei den römischen Kaisern war das Tragen von purpurnen Gewändern bei den deutschen Kaisern ein Statussymbol der Macht. Da der Farbstoff nur mit großen Aufwand gewonnen werden konnte – um ein Gramm Purpur zu erhalten benötigt es 8000 Purpurschnecken – benutzten die Kaiser den aus Kermesläusen gewonnen Farbstoff als Ersatz. Kermesläuse leben auf Eichen, während die heute eher bekannten Cochenille-Läuse auf Kakteen leben. Beide Laus-Arten bringen einen purpurnen Farbstoff mit Rot-Stich hervor. Seit dem Mittelalter verschob sich die Farbe der Macht daher immer mehr in Richtung Rot. Die heutigen Richter des Bundesverfassungsgerichtes in Deutschland tragen einen Talar aus roter Wolle.  
   
Wirkung 
Das Tragen von Violett soll Selbstbewusstsein ausdrücken. Mit der Farbe wird Phantasie, Empfindsamkeit und Kreativität assoziiert. In der Diplomatie symbolisiert die Farbe Friedfertigkeit. Allerdings gilt sie auch als ambivalent. Assoziationen zu künstlicher Schönheit, Kurzlebigkeit und Verschwendungssucht werden ebenfalls häufig genannt.  
  
In der Werbung ist die Farbe beliebt, da sie aufdringlich wirkt und sich vom Gewohnten abhebt. Die lila Kuh für eine Schokoladenmarke ist in der Farbgestaltung so fremd und ungewöhnlich, dass es große Aufmerksamkeit erregt, wenn die Kuh in der Werbung erscheint. Wer hat schon einmal eine echte, lila Kuh auf einer Wiese gesehen? Die lila Kuh stellt sofort Assoziationen zum Rascheln des Silberpapiers her, die Kombination Lila-Silber-Braun macht Appetit auf das Zügellose, es ist eine typische Synästhesie, bei der die Farbe Lila mit dem verführerischen Duft der Schokolade verbunden wird.
   
Weitere Infos
Farbcodes und Farbbezeichnungen zur Farbe Violett 
Geschichte und Gewinnung des Purpurs 
Pinkfärben mit Cochenille 
Das Mineral Amethyst 
Die Farbe Rot 
Die Farbe Blau
   
Pigmente
 
Alizarinviolett (org.) Cobaltviolett hell Manganviolett Ultramarinrot Ultramarinviolett
    

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