Die Farbe Violett | ||
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Symbolik | Violett-Lila | Purpur | Wirkung |
Symbolik | ||||||
Welche
Tiefenwirkung ein Violett entfalten kann, zeigte der impressionistische
Maler Claude Monet mit seinen Seerosenbildern.
Bei seinem Irisbeet im Garten versinkt man
träumend im Lila des Blütenmeeres und kann fast den Duft riechen.
Dieses Bild entstand in Frankreich fast zeitgleich mit der in Wien aufkommenden
Jugenstilbewegung um 1900. Auch dort war das Violett zu dieser Zeit sehr
beliebt. Der österreichische Maler Gustav Klimt (1862–1918) setzte
Violett beim Portrait der Emilie Flöge ein. Emilie war Klimts Lebensgefährtin
und eine der schillerndsten Figuren der Wiener Bohème. Klimt entwarf
für Emilies' Salon korsettfreie Kleider, die als Reformkleider für
Frauenrechtlerinnen gedacht waren.
Die Gegensätzlichkeit
der Farbsymbolik spiegelt sich auch in der Bildenden Kunst wieder: In Tizians
Bacchanal der Andrier (1518) denkt man beim Betrachten der purpurnen
Gewänder der halbnackten und tanzenden Figuren sofort an das Violettblau
der Trauben oder an den Rotwein. Der spanische Maler El Greco (1541–1614)
verwendete für Darstellungen von Gewändern häufig ein dunkelviolettes
Purpur, so auch bei der Madonna im Begräbnis des Grafen Orgaz (1586).
Auch in anderen Gemälden erscheint das Gewand der Maria gelegentlich
violett und nicht blau. Die Farbe Violett symbolisiert die Verbindung von
Mutter Erde zur Spiritualität des Himmels.
In der katholischen Kirche
ist Violett die Farbe der Bischöfe, sie tragen manchmal bei öffentlichen
Auftritten violette Soutanen, während die Kardinäle in Rot gekleidet
sind. Seit der Anordnung des Papstes Paul II. im Jahre 1464 tragen Kardinäle
mit Kermes gefärbte Gewänder. Heute spielen die Naturfarbstoffe
bei den Bischofs- und Kardinalsgewändern keine Rolle mehr, Violett
und Rot werden durch billige synthetische Ersatzfarbstoffe erzeugt. Im
Advent und in der Fastenzeit ist Violett die liturgische Farbe. Dann tragen
auch Priester violette Gewänder oder der Altar wird violett geschmückt.
Die Farbe kann bei Trauerfeiern von den Priestern als Ersatz für die
Farbe Schwarz getragen werden. Violett ist die Farbe der Buße und
der Demut. Der katholische Priester trägt bei der Beichte eine violette
Stola, die Vorhänge des Beichtstuhls sind violett. Violett ist auch
eine Farbe der reformierten Kirche. Weiße Fahnen mit einem violetten
Kreuz sind das Symbol der evangelischen Kirchentage.
Die Farbe Violett besitzt
nach dem Volksglauben zwar heilende Kräfte, aber sie ist auch die
Farbe des Todes. Bei Hinrichtungen in Ägypten trägt der Verurteilte
ein schwarzes Hemd, eine rote Hose und eine violette Kapuze. Leprakranke
erkannte man früher an ihrer violetten Gesichtsfarbe. Bei der Blausucht
(Zyanose) nehmen Lippen und Haut eine blauviolette Färbung an. Die
Ursache liegt in einer Unterversorgung des Bluts mit Sauerstoff. Bei Kleinkindern
kann eine Zyanose durch eine Überdosierung von Nitrat
oder Nitrit über die Nahrung ausgelöst werden.
Der Amethyst
ist passend zur Fastenzeit dem Monat Februar zugeordnet. Früher wurden
Amulette mit dem Stein zur Abwehr gegen die Wirkung des Alkohols getragen.
Man sagte dem Amethyst aber auch nach, dass er gegen Zauber und böse
Gedanken schütze. Violett ist die Farbe der Magie, der Hexen, der
Feen, der Zauberer. „Violett ist die innerste
Farbe des Regenbogens, es geht über ins unsichtbare Ultraviolett.
So markiert Violett die Grenze vom Sichtbaren zum Unsichtbaren.“ [Lit
Heller 2000, S. 204] Violett
stellt die Grenze zum unsichtbaren ultravioletten Licht dar. Während
der Dämmerung und beim Tagesanbruch entsteht ein violettes Zwielicht.
So entsteht eine Verbindung zum Unterbewussten und zu den Träumen.
Purple Haze (purpurner Nebel) ist ein Titel aus dem Album Are
You Experienced? von Jimi Hendrix. Der Begriff steht für eine ganze
Generation der Rockmusik, in dem die Psychodrogen zur Erweiterung des Bewusstseins
eine große Rolle spielten. Deep Purple war die bedeutendste Hardrock-Gruppe
der ersten Generation. Purple Rain ist ein Album von Prince aus dem Jahr
1984.
„The Purple Hand“ wurde
zu einem Symbol der amerikanischen Schwulenbewegung. In den 1980er Jahren
kam die rote AIDS-Schleife auf. Heute identifizieren sich homosexuelle
Männer lieber mit der Farbe Rot, der Farbe der Energie und des Männlichen.
Auch das Rosa als Farbe der Schwulen ist nicht mehr so verbreitet. Bei
der Frauenbewegung spielte Violett oder Lila eine entscheidende Rolle.
Die Frauenrechtsbewegung in England am Ende des 19. Jahrhunderts nannten
sich Suffragetten (engl. suffrage, Stimmrecht). Während
die Frauen in England um 1870 noch nicht wählen durften, hatten die
Suffragetten ihr Recht 1918 durchgesetzt. In Deutschland wurde das Frauenstimmrecht
ein Jahr später eingeführt, in Frankreich 1944 und in der Schweiz
erst 1971. Das Symbol der Suffragetten enthielt die Farben Grün, Weiß
und Violett. An diesen Farben erkannte man ihre Kleidung. Männer,
die die Bewegung unterstützten, trugen entsprechende Krawatten und
Hüte. Das Violett symbolisierte den Anspruch auf das Stimmrecht, das
Weiß die Ehre und das Grün die Hoffnung auf den Neubeginn. Das
Frauenpower-Abzeichen der 1970iger Jahre zeigte eine violette Faust im
violetten Venussymbol.
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Violett, Lila, Magenta, Pink | ||||||
Es wird oft behauptet, dass sich Violett aus den Farben Rot und Blau mischen lässt.
Dem wird hier widersprochen, die Farbe Violett wird als eigenständige Farbe betrachtet. Geht das satte Violett stark in Richtung Rot erhält man Magenta.
Ein aufgehelltes Violett bezeichnet man als Lila,
ein aufgehelltes Magenta geht in Richtung Pink.
Rosa hat dagegen keinen Blauanteil mehr, es ist ein stark aufgehelltes
Rot. Das deutsche Wort Violett ist aus dem französischen Wort violette
(Veilchen) entstanden. Die Familie der Veilchen (Violaceae)
umfasst mehr als 500 Arten. Das Langgespornte Veilchen (Viola calcarata)
ist eines der farbenprächtigsten (siehe Foto oben), es wächst
auf Schutthalden und mageren Rasen in den Alpen auf bis zu 2600 Metern
Höhe. Das Element Iod bildet bei Zimmertemperatur
violette Kristalle, beim Erhitzen sublimieren sie und bilden violette Dämpfe.
Iod erhielt seinen Namen aus den altgriechischen Wörtern ion
(Veilchen) oder ioeides (violett). Das französische
Wort violence steht für Gewalt. Diese Verbindung ist
nicht von ungefähr, da das Purpurviolett früher die Farbe der
Herrscher war. Die Farbe Lila geht auf den Flieder zurück. Der Ursprung
liegt in dem arabischen Wort lilak (Flieder), noch heute nennt man den
Strauch in Frankreich lilas und in England lilac.
Violett oder Lila kommen in der Natur eher selten vor. Im Juni setzen die im Gebirge der Provence blühenden Lavendelfelder markante Farbakzente in der Landschaft. Der zur Leinölgewinnung geeignete Lein blüht lila oder blau. Oft lässt sich das Spannungsverhältnis zwischen der Farbe Rot und der Farbe Blau in der Natur beobachten: Der Farbstoff Cyanidin kommt im Blaukraut vor. Er gehört zur Familie der Anthocyane. Je nach pH-Wert erscheint er rot oder blau. Gießt man Essig über das Blaukraut, wird es rot. Die roten Rosenblüten oder die blauen Blüten der Kornblume besitzen den gleichen Farbstoff. Allerdings kommt die unterschiedliche Farbe nicht durch einen anderen pH-Wert des Bodens zustande. In den Kornblumen bildet der Farbstoff mit Eisen- oder Aluminium-Ionen eine chemische Verbindung. Gärtner nutzen dieses Wissen zur Erzeugung verschiedener Farben bei den Hortensien: Gießen sie die Pflanzen während der Blütenentwicklung mit Aluminium- oder Eisensalzen, dann werden die Blüten nicht rot, sondern blau. Der gleiche Effekt wird durch das Vergraben von rostigen Nägeln im Wurzelbereich der Pflanzen erzeugt.
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Purpur | |||||||||||||||||||||
Im
englischen Sprachraum wird die Farbe purple als ein Violett angesehen,
das in etwa der des Amethysts entspricht.
Im deutschen Sprachraum ordnet man die Farbe Purpurrot eher einem Karminrot
zu. Welche Farbe hat aber der echte Purpur aus
der Purpurschnecke tatsächlich? Betrachtet man ein Foto, das den echten
Purpur zeigt, erkennt man leicht, dass dieser eindeutig in Richtung purple
tendiert.
Purpur galt lange Zeit
als Symbol der Macht. Bei den Römern war das Tragen von mit echtem
Purpur gefärbten Gewändern nur dem Kaiser
erlaubt. Die Senatoren mussten sich mit einem purpurnen Band an der Toga
begnügen. Wie bei den römischen Kaisern war das Tragen von purpurnen
Gewändern bei den deutschen Kaisern ein Statussymbol der Macht. Da
der Farbstoff nur mit großen Aufwand gewonnen werden konnte – um
ein Gramm Purpur zu erhalten benötigt es 8000 Purpurschnecken – benutzten
die Kaiser den aus Kermesläusen gewonnen Farbstoff als Ersatz. Kermesläuse
leben auf Eichen, während die heute eher bekannten Cochenille-Läuse
auf Kakteen leben. Beide Laus-Arten bringen einen purpurnen Farbstoff mit
Rot-Stich hervor. Seit dem Mittelalter verschob sich die Farbe der Macht
daher immer mehr in Richtung Rot. Die heutigen Richter
des Bundesverfassungsgerichtes in Deutschland tragen einen Talar aus roter
Wolle.
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Weitere Infos |
Farbcodes
und Farbbezeichnungen zur Farbe Violett
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