Krapp | ||
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Geschichte | Gewinnung | Toxikologie | Portraits |
Geschichte und Verwendung | ||||||
Krapp
ist neben Indigo einer der ältesten Pflanzenfarbstoffe.
Im Grab des ägyptischen Herrschers Tutanchamun um 1337 vor Christus
lassen sich Spuren des roten Farbstoffs Alizarin auf einem Gürtel
nachweisen. Schriftliche Aufzeichnungen über die Verwendung von Krapp
finden sich bei den Griechen und den Römern. Plinius der Ältere,
ein römischer Schriftsteller und Offizier, berichtet um 23 von einer
Pflanze namens Rubia, die „zum Färben der Wolle und des Leders unentbehrlich“
sei und viel Gewinn bringe. Die Römer verwendeten den roten Farbstoff
als Imitat für das wesentlich teurere, aus Purpurschnecken gewonnene
Purpur.
In Mitteleuropa finden
sich im 5. Jahrhundert nach Chr. erste Hinweise auf die Verwendung von
Krapp. Im 15. Jahrhundert lag das Zentrum des Krappanbaus in den Niederlanden.
In ganz Europa entwickelte sich ein Handel mit den rot gefärbten Textilien
und Ledern. Besonders berühmt war das Corduanleder aus Cordoba. Selbst
die Wikinger färbten ihre Stoffe mit dem Farbstoff.
Bei Gemälden aus dem 15. und 16. Jahrhundert ist die Verwendung des Pigments Krapplack nachweisbar. Diesen erhält man beim Fixieren des Farbstoffs aus der Krappwurzel auf einem weißen Trägermaterial wie Gips oder Ton. Der Krapplack in alten Gemälden ist heute ausgebleicht, so dass helle Stellen sichtbar sind. Größte Berühmtheit erlangte ein Färbeverfahren der Türken: Durch einen komplizierten Färbevorgang erreichten sie ein feuriges Rot von außergewöhnlicher Farbechtheit, das sogenannte „Türkischrot“. Türkische Einwanderer lüfteten das Geheimnis des Verfahrens im 17. Jahrhundert in Frankreich und verhalfen dem elsässischen und provencialischen Krappanbau zu einer neuen Blüte. Noch im 19. Jahrhundert (1868) wurden weltweit bis zu 70000 Tonnen Krapp pro Jahr für Färbungen verbraucht. In Deutschland wurde er in Baden, in Württemberg, in der Pfalz, in Mecklenburg, in Schlesien und in Österreich angebaut. Ab 1871 kam der Krappanbau in Bedrängnis. Den deutschen Chemikern C. Graebe und C. Liebermann war im Jahr 1869 erstmals die künstliche Herstellung von Alizarin gelungen. Das synthetische Alizarin kam 1871 zu einem wesentlich günstigeren Preis als das natürliche in den Handel. Dadurch war der Anbau der Färberröte für die Krappbauern nicht mehr rentabel. Heute gibt es nur noch kleine Anbaugebiete in Südfrankreich und in der Türkei. Pflanzenfärber färben noch mit Krapp, sonst spielt das natürliche Alizarin kaum mehr eine Rolle. |
Gewinnung und Färbungen | |||||||||||||||||
Die
Färberröte ist eine mehrjährige, 50 bis 80 Zentimeter hohe Staude aus
der Familie der Rötegewächse. Sie ist eine Schlingpflanze und
benötigt andere Pflanzen zum Halt. Ihr Farbstoff befindet sich bei
den lebenden Pflanzen nicht in den kleinen, gelben, unscheinbaren Blüten,
sondern im Zellsaft und in den Wurzeln. Diese sind 20-30cm lang und außen
hellrot gefärbt. Sie werden ab dem dritten Jahr im Frühling und
im Herbst gesammelt, getrocknet und schließlich geschnitzelt oder
gemahlen. Die rote Farbe entwickelt sich erst durch das Trocknen der Wurzelstöcke.
Krapp ist wie Blauholz
und Reseda ein Beizenfarbstoff für Wolle,
Baumwolle und Seide. Zum Färben weicht man die Wurzel einen Tag vorher
im Wasser ein. Beim Färbevorgang
kommt das Textilmaterial zusammen mit der Krappwurzel und dem Einweichwasser
in das Färbebad. Das Bad wird etwa eine Stunde bei einer Temperatur
von 70 bis 80°C konstant gehalten. Geht man mit der Temperatur darüber,
wird die Farbe nicht rot, sondern etwas bräunlicher. Damit die Färbung
gleichmäßig gelingt, sollte das Bad ständig umgerührt
werden. Bei der Verwendung von Alaun
beim Beizen entstehen rote Farbtöne auf der Stofffaser, Eisensalze
führen zu bräunlichen Nuancen.
Beim Ausfällen des
Farbstoffes zusammen mit anorganischen Salzen erhält man einen Farblack.
Dabei entstehen Komplexe, die farbstärker sind wie der ursprüngliche
Farbstoff. Wurzelkrapplack wird aus dem natürlichen Farbstoff gewonnen.
Alizarinkrapplack erhält man durch die Verlackung von synthetischem
Alizarin mit Aluminium- und Calciumsalzen. Die intensive Färbung beim
Färben von Eiern mit Krapp beruht ebenfalls auf der Bildung eines
Krapplacks auf der kalkhaltigen Eierschale. Krapplack wurde früher
häufig in Künstlerfarben verwendet.
Alizarin ist ein typischer Anthrachinon-Farbstoff. Erfolgt seine Verlackung
mit Magnesiumsalzen, erhält man Alizarinviolett. Dieser
intensiv violett gefärbte Farblack ist relativ lichtbeständig,
auch wenn die Beständigkeit moderner Pigmente nicht ganz erreicht
wird. Alizarinviolett eignet sich in besonderem Maße zur Herstellung
von Lasurfarben in Öl-Tempera-Mischtechnik. Das Violett ist von besonderer
Intensität und übertrifft die Tiefenwirkung des Pigments Cobaltviolett
bei weitem.
In Europa waren früher
Färbungen auf mit Aluminiumacetat vorgebeizter Baumwolle üblich.
Diese Alizarinfärbung ergibt ein leuchtendes Rot, allerdings wird
damit nicht die chemische Beständigkeit und Waschechtheit des Türkischrots
erreicht. Türkischrot ist ein Farblack, der auf der Bildung eines
Alizarin-Aluminium-Calcium-Komplexes auf der pflanzlichen Textilfaser beruht.
Zur Erzeugung von Türkischrot ist eine Reihe langwieriger Arbeitstechniken
notwendig. Früher nahm eine solche Färbung 26 Arbeitstage in
Anspruch. Das Geheimnis dieser Färbung besteht darin, die Baumwolle
vor dem eigentlichen Beizen mit einem ranzigen Pflanzenöl wie Olivenöl
oder Ricinusöl und Pottasche zu behandeln. Das zum Färben verwendete
Wasser enthält einen bestimmten Anteil an Calciumhydrogencarbonat.
Zusammen mit der Aluminiumbeize bildet sich der entsprechende Farblack
auf der Faser. Durch Kreidezusätze wird der Kalkgehalt des Wassers
erhöht, so dass Farbstoffe wie das Purpurin und Pseudopurpurin als
Kalklack ausfällen und den Färbeprozess nicht mehr stören.
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Weitere Infos |
Farbenprojekt
Das Färben mit Krapp
Arbeitsblatt Färben von Seide Anleitung und Arbeitsblatt Herstellung eines Krapplacks |