Riechversuche mit Schwefelwasserstoff werden nicht empfohlen, auch wenn die Geruchsschwelle für dieses Gas weit unter der Vergiftungsschwelle liegt. Nach der deutschen DGUV-Liste Unterricht in Schulen mit gefährlichen Stoffen dürfen Schülerinnen und Schüler mit diesem Gas nicht arbeiten. Gasflaschen mit Schwefelwasserstoff an Schulen nicht lagern!
Wirkung auf den menschlichen Körper
Schwefelwasserstoff ist ein stark toxisches Gas, das etwa so toxisch wie Blausäure wirkt. Aufgrund des üblen, nach faulen Eiern riechenden Geruchs wird das Gas schon in geringsten Konzentrationen wahrgenommen. Die Geruchsschwelle liegt bei 0,15 Milligramm pro Kubikmeter, sie liegt also weit unter dem Arbeitsplatzgrenzwert. Es kann aber allmählich eine Abstumpfung stattfinden. Luft, die nur wenige Prozent des Gases enthält, wirkt innerhalb weniger Sekunden tödlich, Vergiftungen mit kleineren Mengen führen zu Schwindel, Atemnot und Errregungszuständen. Die Giftwirkung beruht auf einer Umwandlung des Blutfarbstoffes Hämoglobin zu Sulfhämoglobin, einer Schwefelverbindung. Dadurch wird das Atemzentrum gelähmt, dem eine Schädigung des Herzens folgt. Bei Vergiftungsfällen sollte viel frische Luft geatmet und gegebenenfalls auch künstlich beatmet werden.
Chemisch-physikalische Eigenschaften
Schwefelwasserstoff ist ein farbloses, brennbares Gas, das geringfügig schwerer als Luft ist. Es ist in Wasser mäßig und in
Ethanol gut löslich. Dabei bildet sich eine leicht saure Lösung. Wässrige Lösungen sind nicht beständig, da der Schwefelwasserstoff durch den gelösten
Sauerstoff oxidiert wird:
2 H
2S + O
2 2 S + 2 H
2O
Eine gesättigte Lösung besitzt einen
pH-Wert von 4,5 und reagiert schwach sauer. Beim Erhitzen zerfällt Schwefelwasserstoff in
Wasserstoff und
Schwefel. Beim Anzünden an der Luft verbrennt er zu Wasser und Schwefeldioxid. Mit Metallen bildet er bei Anwesenheit von Feuchtigkeit Metallsulfide, mit Eisen entsteht zum Beispiel
Eisensulfid, mit
Chlor Chlorwasserstoff und mit
Schwefelsäure Schwefel und Schwefeldioxid.
Mit Schwefelwasserstoff färbt sich das Bleiacetat-Papier bräunlich.
Film
Der Nachweis des Schwefelwasserstoffs erfolgt entweder am Geruch oder mit Bleiacetat-Papier. Dabei entsteht bräunlich-schwarzes Bleisulfid:
H
2S + Pb
2+ PbS + 2 H
+
Silbermünzen reagieren mit Schwefelwasserstoff unter Bildung von schwarzem Silbersulfid. Aus diesem Grund verfärben sich Silberlöffel, wenn man sie zum Essen von Eiern benutzt:
Der Silberlöffel rechts ist durch den Kontakt
mit schwefelhaltigen Eiern schwarz angelaufen.
Schwefelwasserstoff fällt in großen Mengen bei der
Entschwefelung von Erdöl an. Im Labor kann man das Gas durch die Einwirkung von
Salzsäure auf
Eisen(II)-sulfid erzeugen:
FeS + 2 HCl
FeCl
2 + H
2S
In der chemischen Industrie erfolgt die Herstellung durch die Reaktion von
Schwefel und
Wasserstoff bei etwa 350 °C mit Hilfe von
Katalysatoren:
S + H
2 H
2S
ΔHR = −21 kJ/mol
Schwefelwasserstoff dient zur Schwefelgewinnung aus
Erdöl, zur Herstellung von Sulfiden, zum Beispiel von
Natriumsulfid oder Natriumhydrogensulfid und von organischen Schwefelverbindungen (Thiole, Thiophene). Im chemischen Labor wird er als Fällungsreagenz zum Nachweis von
Blei eingesetzt. Leitet man Schwefelwasserstoff in eine Blei(II)-salz-Lösung, fällt braunschwarzes Blei(II)-sulfid aus.
Beim Einleiten von Schwefelwasserstoff in eine Blei(II)-salz-Lösung
fällt braunschwarzes Blei(II)-sulfid aus.
Film